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Wilhelm Hubert Weiss jun.

Ausarbeitung von Ulrich Reimann, 2022

 

Willi Weiss mit Frau Frieda, Tochter Luise Katharina u. Sohn Wilhelm um 1962

Wilhelm Hubert Weiss jun. wurde am 28.07.1926, als zweiter Sohn der Eheleute Wilhelm Hubert Weiss und Katharina geb. Forth,  in Oberaußem geboren. Seine Eltern führten einen eigenen, kleinen Friseurladen in der Büsdorferstraße.

Nach dem Besuch der Oberaußemer Voklksschule an der Bergheimerstraße, begann Wilhelm Hubert Weiss im April 1940 eine Lehre als Friseur, beim Friseurmeister Christian Schmitz in Bergheim.

1943 beendet Wilhelm Huber Weiss jun. vorzeitig seine Lehre als Friseur und meldete sich freiwillig zum Reichsarbeitsdienst. Die vormilitärische Ausbildung beim RAD erfolgte in Aachen-Bardenberg. Nach Abschluß der Ausbildung wurde er, wie zu dieser Kriegszeit üblich, von der Luftwaffe als Flaksoldat übernommen und an einem Flak-Geschütz in Aachen-Burtscheid stationiert. Sein Vater hatte dafür gesorgt, daß er während der RAD-Zeit auch die Gesellenprüfung im Friseurhandwerk ablegen konnte.

 

 

Beim Millitär ließ Willi Weiss sich, schon wie sein Vater im 1. Weltkrieg, zum Sanitäter ausbilden.

Nach verschiedenen Kriegseinsätzen kam er am 16. Dezember 1944 bei der Ardennen-Offensive zum Einsatz. Dort geriet er am 24.12.1944 / 20:00 Uhr zwischen Neuville und Foy in amerikanische Gefangenschaft.

 

Im August 1946 wurde Wilhelm Hubert Weiss jun., in der Normandie aus der amerikanischen Gefangenschaft nach Hause entlassen.

Er arbeite dann gemeinsam mit seinem Vater Wilhelm Hubert Weiss sen., in dessen Friseurgeschäft, das dieser während- und nach dem Krieg weiter geführt hatte.

Am 23.12.1948 heiratete Wilhelm Hubert Weiss jun. die aus Pustamin in Pommern stammende Frieda Zessin. Sie war im März 1945, zusammen mit ihren Eltern, aus Pommern in den Westen geflüchtet. Ihr Vater wurde dabei von russischen Soldaten verschleppt und gilt seither als vermisst. In Oberaußem "gelandet", fand Frieda Zessin zusammen mit ihrer Mutter, im Postgebäude beim Förster Rauwald eine Unterkunft.

Das Ehepaar Wilhelm und Frieda Weiss bekam zwei Kinder.

Am 24.09.1950 wurde ihre Tochter Luise Katharina geboren.

1954 zog sich Wilhelm Hubert Weiss sen. aus dem Friseurgeschäft zurück. Sein Sohn Wilhelm Hubert Weiss jun. führte das Geschäft danach noch einige Jahre weiter.

Am 07.10.1956 wurde Wilhelm Weiss, als 2. Kind von Wilhelm Hubert jun. und Frieda Weiss geboren.

1957 bot sich Wilhelm Hubert Weiss jun. die Gelegenheit, bei den damaligen Rheinischen Braunkohlenwerken (RAG) anzufangen. Anfangs arbeitete er im Tagebau Fortuna als Absetzerführer. Da der damalige Werksarzt der RAG, Dr. Hugo Dill, Willi Weiss durch dessen Engagement in der Oberaußemer Ortsgruppe des Deutschen Roten Kreuzes sehr gut kannte, ermöglichte er ihm 1961 den Arbeitsplatzwechsel als Sanitäter in die Sanitätsstation auf der +60m Sohle des Tagebaues Fortuna-Garsdorf.

 

Das selbstlose Engagement von Wilhelm Hubert Weiss jun. für das Deutsche Rote Kreuz, ist noch vielen Menschen in bester Erinnerung.

Den Spruch des Rotkreuzgründers Henry Dunant: „Edel sei der Mensch hilfreich und gut“, hatte Willi Weiss sich zur eigenen Maxime gemacht.

Ihm war es auch zu verdanken, dass es einmal eine sehr erfolgreiche Jugendrotkreuzgruppe in Oberaußem gab, die er aufgebaut und jahrelang selbst geleitet hat.

Der ehemalige Oberaußemer, heutiger Münchner Gerd Friedt (Der Grön) schreibt dazu:

>> [...] Mit Willi Weiss, bekam die DRK - Jugend Oberaußem einen Leiter, den man als Glücksfall bezeichnen kann. Menschlich und fachlich als Berufsanitäter, musisch, künstlerisch und organisatorisch begabt, sollte sich Willi Weiss als der Jugendleiter mit Charisma herausstellen den wir achteten und verehrten.

Er sorgte erstmals für eine Ausrüstung und eine Kluft die jungen Menschen angemessen war. Die Gruppenabende mit ihm waren lehrreiche Veranstaltungen und hier gingen wir begeistert hin. Erste Hilfe, Krankentransport, Katastrophen Szenarien, Zusammenarbeit mit der Feuerwehr, Zurechtfinden bei Nacht und Nebel in fremder Umgebung, Geschichte des Roten Kreuzes, deutsche Geschichte, Politik und auch der musikalische Teil kam nicht zu kurz. [...] <<

 

Zwecks kleinem Nebenverdienst, arbeitete Wilhelm Hubert Weiss jun. gelegentlich als Friseur in seinem noch über einige Jahre vorhandenen Ladenlokal. Einstigen Kunden, Freunden und Bekannten schnitt er weiterhin zu günstigen Konditionen die Haare. Gegen 1962 stellte er aber sämtliche Friseurarbeiten endgültig ein.

Nun arbeitete er ausschließlich als Masseur und Medizinischer Bademeister, im damaligen Gesundheitshaus der RBW, in der einstigen Brikettfabrik Fortuna, zusammen mit Werksarzt Dr. Hugo Dill.

 

 

Neben seinem Berufskönnen war Willi Weiss musisch und künstlerisch sehr begabt, was bei ihm wohl auch lebenslang bei seiner Freizeitgestaltung eine Hauptrolle spielte. So liebte er das gemeinsame Tanzen mit seiner Ehefrau, sie waren jahrelang Mitglieder im Oberaußemer Tanzclub.

 

Auch die Anfertigung von Federstrichzeichnungen nach Motiven aus dem alten Oberaußem war für ihn bereits als junger Mann eine sinnvolle Beschäftigung. Einige seiner  Zeichnungen blieben erhalten, wie die Darstelungen der alten Oberaußemer Windmühle mit dem einstigen Leuchtfeuerturm und dem kleinen Mühlenhof auf dem Driesch, sowie eine Darstellung der ehemaligen kleinen Gaststätte Poulheim in der Büsdorferstraße.

 

Wilhelm Hubert Weiss jun. verstarb am 28.11.2004, seine Frau Frieda Weiss geb. Zessin am 09.08.2008. Ihre letzte Ruhestätte erhielt das in Oberaußem sehr beliebte und geachtete Ehepaar Weiss in einer Urnen-Stele auf dem alten Oberaußemer Friedhof.

 

 

 

 

Quellen:

- Aufzeichnungen von Wilhelm Weiss, Wienerneustadt

- Kirchenbücher Pfarrei St. Vinzentius Oberaußem

- Fotos u. pers. Aufzeichnungen aus Familienbesitz

- Texte, Fotos, Seitenlayout. Ulrich Reimann