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Der Finkenhof in Blankenheim

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konnten sich festigen. Heftige Diskussionen, Austausch über gesellschaftliche, politische und kirchliche Probleme fanden fast jeden Abend bis spät nach Mitternacht statt. Eine grosse Rolle spielte auch das gemeinschaftliche Singen und Musizieren im Finkenhof. Dies begann mit dem Frühkonzert auf den Fluren. Viele unvergesslichen Stunden mit Volksliedern aus allen Ländern, sakralem Gesang, Klassik, Jazz und moderner Musik sind mir in Erinnerung. Viele der heutigen Bergheimer Honoratoren erlebte ich des morgens noch halb schlafend im Schlafanzug, Geige spielend, auf den Fluren des Finkenhofes beim musikalischen Wecken. Die Treppen das Hauses waren voll von grossen und kleinen, andächtig lauschenden, Zuhörern, wenn der Tag mit "Mozarts keiner Nachmusik" verabschiedet wurde. Dazu die ganzen Streiche und Dummheiten "der großen und nicht nur kleinen Gäste" die dort ausgeheckt und angestellt wurden. Ob in der Frühe ein Auto im Speisesaal stand oder der ganze Fussboden des Saales mit dem kompletten Geschirr der Küche ausgelegt war, es war oftmals zum verzweifeln und Bernhard wäre am liebsten im Boden versunken. Ohne den Großmut von Frau Langer, der Heimmutter, dies war sie im positivsten Sinne des Wortes, mit ihrer Kollegin, dem Küchenpersonal, oder von Johann Hilgers dem Hausmeister wäre dies unvorstellbar gewesen. Was hat Herr Hilgers nicht alles über sich ergehen lassen müssen. Mit der ihm angeborenen dicken Haut der Eifeler und einer Portion Gutmütigkeit wurden alle Unbilden und Probleme gewöhnlich überwunden. Diesem beliebten und guten Personal müsste man eigentlich ein Denkmal setzen.

So war es für Frau Langer selbstverständlich, daß sie für die langen Nächte und hungrigen Mäuler noch immer eine Brotzeit im Küchenkühlschrank bereit stellte. So kann ich mich andererseits noch an die Zeiten erinnern als Kartoffelschälen und Küchendienst noch selbstverständlich waren. Hier fand ein gegenseitiges Geben und Nehmen statt. Ich dürfte wohl einer der wenigen gewesen sein, die einmal eine ganze Woche mutterseelen alleine auf dem Finkenhof verbracht haben. Das Personal war in Urlaub. Es galt im Herbst die Ski für den Winter zu präparieren und hierzu opferte ich alten Urlaub der mir natürlich zusätzlich vergütet wurde. Frau Langer hatte mir vorsorglich einen riesigen Kübel Eintopf vorgekocht, denn ich natürlich nicht alleine schaffte. Um sie nicht zu enttäuschen und damit der Kübel geleert wurde, lud ich vorbeikommende Wanderer, u.a. Oberaussemer, zu deren Überraschung auf einen Gratisteller Suppe ein. Die Oberaussemer fragten mich später: "beste jetz och schon de Koch vom Finkenhov en der Efel", ob ich der neue Koch vom Finkenhof in der Eifel sei. Auch wer Gutes tut hat Spot zu ertragen. Die Nächte alleine in diesem grossen Hause, daß dem Sturm ausgesetzt war und an allen Ecken und Kanten knarrte waren unheimlich. Wer nicht an Geister glaubte lernte sie dort trotzdem fürchten. Obwohl nicht ängstlich, bin ich Abends und Nachts mit dem grössten Messer was die Küche zu bieten hatte durch Haus gegangen. Dies sind in der Kürze meine subjektiven Erinnerungen an den Finkenhof. Die Bestätigung der Arbeit von Bernhards Michalskis und seinen vielen Helfern erhalte ich noch heute, wenn ich ab und an in Bergheim verweile: “Guten Tag Herr Friedt erinnern sie sich noch an mich?

 

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