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Bergheimer Gulden 2017

 

Bergheimer Gulden Auszeichnung für Friedt und Hildenbrandt

  • 26.09.17, 10:29 Uhr

 

Bürgermeister Volker Mießeler überreichte gemeinsam mit Elisabeth Hülsewig an Frank Rainer Hildenbrand (2.v.li.) und Heinz Gerd Friedt (2.v.r.) den Bergheimer Gulden samt Urkunde.

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Marek

Die besondere Ehrung der Stadt Bergheim, der „Bergheimer Gulden", wurde 1996 eingeführt und ist seitdem erst einmal verliehen worden. Jetzt war es wieder soweit: Diesmal empfingen Heinz Gerd Friedt und Frank Rainer Hildenbrand die Auszeichnung für herausragende Verdienste im Kulturbereich.Bergheim (mm). In einem fast voll besetzten Ratssaal nahm als erster der extra aus München angereiste Heinz Gerd Friedt sichtlich gerührt seine Auszeichnung entgegen. Auf Vorschlag des Geschichtsvereins wurde Friedt für seine herausragende Forschungsarbeit zur Geschichte der jüdischen Bevölkerung Bergheims ausgezeichnet. In seiner Laudatio skizzierte Bürgermeister Volker Mießeler, wie Friedt zu einer Zeit, als andere sich nicht mit den schrecklichen Ereignissen rund um den Holocaust beschäftigten wollten, nach Israel gegangen ist und dort fünf Jahre lang mit jüdischen Familien in einem Kibbuz gelebt hat. Nachdem sein Forscherinteresse geweckt war, habe sich Friedt „mit großer Leidenschaft und unendlicher Geduld" auf Spurensuchen der Bergheimer Juden begeben. Die mühevoll zusammengetragenen Ergebnisse mündeten in der 1983 zusammen mit Norbert Esser veröffentlichter „Geschichte der Jüdischen Gemeinde in Bergheim", die nur der Auftakt zu jahrzehntelanger Forschungsarbeit und zahlreicher Veröffentlichungen war. „Für diese Lebensleistung möchte ich Ihnen meinen tiefen Respekt und auch meine Bewunderung aussprechen", sagte der Bürgermeister.

„Ich bin wie ein Kind in der Familie dort aufgenommen worden", beschrieb der Geehrte die Zeit in Israel. Dort sei auch seine Prämisse entstanden, nach der er immer gelebt habe, die lautet: Was kann ich für die Gesellschaft tun! Seine Forschungsarbeit sei zuweilen auch enttäuschend gewesen. Mit einiger Verbitterung wohl erinnerte sich Friedt daran, dass man auch in Bergheim nicht gern an die Vergangenheit erinnert wurde, denn die Hinweisschilder auf die Synagoge habe er seinerzeit beim Bürgermeister „fast erzwingen müssen". Seine Dankesrede schloss er mit einem Appell: Die Politik müsse den Bürgern und vor allem auch den jungen Menschen Bürger- und Gemeinsinn vermitteln. Er selbst sei nach wie vor „stolzer Oberaußemer".

Als eine „Mammutaufgabe" bezeichnete Mießeler in seiner Laudation auf Frank Rainer Hildebrand dessen Gründung des Museumsvereins, dessen Ziel es war, in der Kreisstadt ein historisches Museum zu realisieren. Und viel Glück habe es zudem gebraucht, um in der ehemaligen Druckerei in der Bergheimer Innenstadt einen geeigneten Standort sowie die notwendige Finanzierung nebst Fördermitteln zu finden. Hildebrand sei der Motor und die entscheidende Kraft bei der Entstehung der „Bergheimat" gewesen.

Ebenfalls dankte der Bürgermeister dem Geehrten für seinen Einsatz zur Innenstadtentwicklung und der jüngsten Veranstaltung „Bergheim kulinarisch". Auch für die Zukunft wünsche er sich Menschen wie den Geehrten, „deren Herz für Bergheim schlägt, die aufgeschlossen und engagiert sind, neue Wege zu gehen".

„Ehrenamtliches Engagement lohnt sich", warb Hildebrand in seiner Dankesrede und empfahl nicht zu reden, sondern zu machen.

v. l. Elisabeth Hülsewig, 'Ortsbürgermeisterin, Franz Rainer Hildebrand, Gerdt Friedt und Bürgermeister Volker Mießeler

Bergheimer Gulden

Danksagung

Gerd Friedt,                                                        München, im September 2017

 

Danksagung

 

Verstehen kann man das Leben nur rückwärts,
leben aber muss man es vorwärts.

Sören Kierkegaard

 

 

Sehr verehrte Damen und Herren,

Herr Bürgermeister, die Ratsherren und Frauen der Stadt, die Vereinsvertreter, die sonstigen Honoratoren, liebe Familie, Bekannte und Freunde. Der langen Rede kurzer Sinn, es dauert nicht lange und geht in einen Pinte. Es ist mir eine ganz besondere Ehre hier und jetzt vor Ihnen zu stehen und von Ihnen geehrt zu werden. Es war eine Überraschung für mich als ich in München aus der Zeitung und nicht von der Stadt erfuhr, das der Bergheimer Geschichtsverein mich für den Bergheimer Gulden vorgeschlagen hat und auch aus der Zeitung erfuhr ich des weiteren, dass der Kulturausschuss dieser Nominierung zugestimmt hat. Hier muss bei der Stadt noch geübt werden. Trotzdem Dank an Herr Stotzem und seine Mitstreiterin, Frau Oberhauser. Die heutige Verleihung ist für mich ein emotional bewegender Moment und ich möchte von Herzen allen Beteiligten vergelt's Gott sagen. Zugleich freut es mich das Frank Hildenbrand ebenfalls für seine außerordentliche und erfolgreiche Leistung geehrt wird. Er wie ich haben unsere Freizeit in den Dienst der Allgemeinheit gestellt. Meine Lebensprämisse war immer der Dienst am Ganzen, was kann ich für die Gesellschaft tun in der ich lebe und nicht, was kann ich aus der Gesellschaft an Profit für mich heraus holen. In einer Reihe mit Dr. Braschoß und meinem leider verstorbenen Freund Klaus Schüller zu stehen ist fast schon der Ehre genug. Ich will kurz erzählen wie es zu der ganzen Entwicklung kam und der Grön (mein Spitzname) vom Dorf aus Oberaussem, aufs Dorf nach Israel kam und jüdische Geschichtsschreibung im Kreise Bergheim betrieb. Wobei der Wirkungskreis mit an die 30zig Publikationen, heute bis nach Niederzissen im Brohltal, Dierdorf und Eltville in Hessen geht.

Die Anfänge
Ohne eine zufällige Reise von Ex Bürgermeister und Landrat Richard Kaspar aus Quadrath, genannt König Richard, keine Verbindung nach Kfar Jedidiya in Israel und keine jüdische Geschichtsschreibung im Kreis Bergheim durch meine Person. Um 1965 herum trafen sich zufällig auf einem Fährschiff im Mittelmeer der Landrat des Kreises Bergheim, Richard Kaspers und der Vorsteher des Ortsrates, Herr Ernst Oron (ehemals Pikarski), ein deutschstämmiger Jude aus Kfar Jedidiya, einem Dorf, bei Natania in Israel gelegen.
So kam es, das Richard Kaspers und Ernst Oron beschlossen einen Jugendaustausch zwischen dem Kreis Bergheim und Kfar Jedidiya zu initiieren, der dann von Bernhard Michalski geplant und um 1966 aktiviert wurde. Hier folgten noch weitere Austauschreisen.
Als ich im Okt. / Nov. 1969 Israel längere Zeit anschauen wollte, mich interessierte als politisch Linksstehender die Idee des Kibbuzes, der Kooperativen und der Pioniergeist der Juden nach der Judenvernichtung, der Shoah in Europa. Ich konnte nicht ahnen, dass ich fast 5 Jahre meines Lebens in Israel verbringen sollte. Juden kannte ich aus meiner frühesten Kindheit in Köln, wo ich neben dem Jüdischen Altenheim in der Blankenheimerstrasse zeitweise aufwuchs. Hier waren die Reste der Theresienstadt Überlebenden gesammelt worden. Nach dem Sechs Tage Krieg 1967, wurde Israel von einer weltweiten Welle der Sympathie getragen und hatte die Jugend der Welt zu Gast. Kontakt in Israel hatte ich über Hans Überschaer, dem ich sehr viel verdanke, zu einem Kibbutz in der Mitte Israels. Ich kontaktierte Bernhard Michalski um mich mit ihm zu beraten. Er riet mir nach Kfar Jedidiya zu den deutschen Juden zu gehen und nicht in einen Kibbutz, was ich auch machte. Auf alle Fälle wurde ich dort wie ein Kind in der Familie Weiskopf aufgenommen und ich verbrachte dort zu verschiedenen Zeitpunkten und Jahren, fast 5 Jahre meines Lebens. Eine innige und tiefe Freundschaft entstand welche bis heute in die übernächste Generation anhält. Hier wurde ich Teil einer jüdischen Familie. Dieser Teil meines Lebens liegt in Form von Memoiren 100 Din 4 Seiten, dem Geschichtsverein Bergheim vor.
So kam es, das ich mich zwangsläufig mit jüdischer Geschichte befasste, was wiederum die jüdische Lokalhistorie in und um Bergheim nicht ausschließen konnte. Die Wege und Mühe einer solchen 4 jährigen weltweiten Recherche sind mühsam, zeitaufwendig, kostenintensiv, befruchtend und teilweise auch enttäuschend. Der alte Bergheimer Geschichtsverein lag in der Agonie und hier war nichts zu erwarten. Eine einstmals braun gesprenkelte Stadtgesellschaft traute dem Frieden nicht und war sich nicht sicher was jetzt alles ans Licht der Öffentlichkeit kommt. Die Hinweistafel an der Synagoge habe ich mit fast erpresserischen Mitteln geradezu erzwingen müssen. Dies war damals nur mit der Erlebnisgeneration machbar. Erst mit dem Aufblühen des heutigen Bergheimer Geschichtsverein und anderer Heimatvereine wurde eine lebendige Plattform geschaffen in der ich und andere geschichtsbewusste Menschen publizieren konnten und können. Hier mein Dank an Norbert Esser, Helmut Schrön und Heinz Andermahr. Die große Sorge die mich und auch Frank Hildenbrand umtreibt, wir hatten da mal ein sehr langes Telefonat, ist die, werden wir die Geschichtsvereine und auch das Heimatmuseum über die Generationen am Leben erhalten können. Oder passiert was in Oberaussem geschah, als man das Stadtteilforum, für das ich aus der Ferne viel gearbeitet habe, ins Fahrwasser der politischen Parteien und Rankünen hineinzog, den Protagonisten den Erfolg neidete und mit einer gehörigen Portion Neid, Profilierungssucht, Dummheit und Zerstörungswillen einer guten Sache ein Ende bereitete. Dieses Forum in Oberaussem, welches abertausende Fotografien und historisch relevante Papiere sammelte, weltweit im IT präsent war, was völkerverständigend wirkte, knüpfte international Kontakte und war ein Meilenstein der seines gleichen im Kreise suchte. Alles für die Katz. Muss der Außenseiter aus München kommen und darauf hinweisen das hier, und dies ist auch noch immer meine Heimat, vieles im Argen liegt und das einstmals blühende Vereinsleben und die Kneipenkultur sich auf einem absterbenden Ast befinden oder schon begraben sind. Die Vereine und Kneipen waren und sind, dies ist heute wissenschaftlicher Konsens, der identitätsstiftende Kitt gerade von ländlichen Gesellschaften. Ohne die Überschaersche Kneipe, den VFL Oberaussem, dem Jugendrotkreuz, ohne den Finkenhof Blankenheim, die Skiferien auf Bettmeralp, stände ich heute nicht hier vor ihnen. Hans Überschaer, Bernhard Michalski, Willi Weiss vom DRK, Gerhard Wintz und Gerhard Lessenich vom VFL, alle post mortum und Heinrich Lenzen der letzte der alten Kämpen vom VFL, nochmals ein Dankeschön für alles.
Diesen Kitt der Zeit anzupassen und zu beleben ist eine wenn nicht die wesentliche Herausforderung. Edmund Stoiber, hatte aber nicht so unrecht mit seinem geflügelten Wort vom: „Laptop und der Lederhose". Schafft es die Politik nicht über die politischen Grenzen hinweg den Bürgern und vor allem der Jugend, ein „Wir Gefühl", einen Antrieb und Stolz auf das was Heimat ist, Bürger und Gemeinsinn zu vermitteln, gleichzeitig Europäer und Weltbürger zu sein (den hat man uns im Stadtteil Forum Oberaussem ausgetrieben), so sehe ich mit großer Sorge in die gesellschaftliche Zukunft meiner Heimat. Und glauben sie mir eines, ich bin noch heute, mit Leib und Seele ein stolzes Kind der Erft und des Gilbaches, ein Oberaussemer und habe immer versuche ein Stück Ehre für diesen Flecken Erde einzulegen. In diesem Sinne mit einem vergelt‘s Gott und habe die Ehre
Euer Gerd Friedt, genannt der Grön, aus München

Presse

 Bergheimer Gulden Auszeichnung für Friedt und Hildenbrandt

Bergheim -
(mar). Die besondere Ehrung der Stadt Bergheim, der „Bergheimer Gulden", wurde 1996 eingeführt und ist seitdem erst einmal verliehen worden. Jetzt war es wieder soweit: Diesmal empfingen Heinz Gerd Friedt und Frank Rainer Hildenbrand die Auszeichnung für herausragende Verdienste im Kulturbereich.
In einem fast voll besetzten Ratssaal nahm als erster der extra aus München angereiste Heinz Gerd Friedt sichtlich gerührt seine Auszeichnung entgegen. Auf Vorschlag des Geschichtsvereins wurde Friedt für seine herausragende Forschungsarbeit zur Geschichte der jüdischen Bevölkerung Bergheims ausgezeichnet.
In seiner Laudatio skizzierte Bürgermeister Volker Mießeler, wie Friedt zu einer Zeit, als andere sich nicht mit den schrecklichen Ereignissen rund um den Holocaust beschäftigten wollten, nach Israel gegangen ist und dort fünf Jahre lang mit jüdischen Familien in einem Kibbuz gelebt hat. Nachdem sein Forscherinteresse geweckt war, habe sich Friedt „mit großer Leidenschaft und unendlicher Geduld" auf Spurensuchen der Bergheimer Juden begeben. Die mühevoll zusammengetragenen Ergebnisse mündeten in der 1983 zusammen mit Norbert Esser veröffentlichter „Geschichte der Jüdischen Gemeinde in Bergheim", die nur der Auftakt zu jahrzehntelanger Forschungsarbeit und zahlreicher Veröffentlichungen war. „Für diese Lebensleistung möchte ich Ihnen meinen tiefen Respekt und auch meine Bewunderung aussprechen", sagte der Bürgermeister.
„Ich bin wie ein Kind in der Familie dort aufgenommen worden", beschrieb der Geehrte die Zeit in Israel. Dort sei auch seine Prämisse entstanden, nach der er immer gelebt habe, die lautet: Was kann ich für die Gesellschaft tun! Seine Forschungsarbeit sei zuweilen auch enttäuschend gewesen. Mit einiger Verbitterung wohl erinnerte sich Friedt daran, dass man auch in Bergheim nicht gern an die Vergangenheit erinnert wurde, denn die Hinweisschilder auf die Synagoge habe er seinerzeit beim Bürgermeister „fast erzwingen müssen". Seine Dankesrede schloss er mit einem Appell: Die Politik müsse den Bürgern und vor allem auch den jungen Menschen Bürger- und Gemeinsinn vermitteln. Er selbst sei nach wie vor „stolzer Oberaußemer".
Als eine „Mammutaufgabe" bezeichnete Mießeler in seiner Laudation auf Frank Rainer Hildebrand dessen Gründung des Museumsvereins, dessen Ziel es war, in der Kreisstadt ein historisches Museum zu realisieren. Und viel Glück habe es zudem gebraucht, um in der ehemaligen Druckerei in der Bergheimer Innenstadt einen geeigneten Standort sowie die notwendige Finanzierung nebst Fördermitteln zu finden. Hildebrand sei der Motor und die entscheidende Kraft bei der Entstehung der „Bergheimat" gewesen.
Ebenfalls dankte der Bürgermeister dem Geehrten für seinen Einsatz zur Innenstadtentwicklung und der jüngsten Veranstaltung „Bergheim kulinarisch". Auch für die Zukunft wünsche er sich Menschen wie den Geehrten, „deren Herz für Bergheim schlägt, die aufgeschlossen und engagiert sind, neue Wege zu gehen".
„Ehrenamtliches Engagement lohnt sich", warb Hildebrand in seiner Dankesrede und empfahl nicht zu reden, sondern zu machen.
- Quelle: https://www.rheinische-anzeigenblaetter.de/28489070 ©2018

 

Layout, Hans Griese, 2018