Postkarten von Oberaussem
Im Laufe der Zeit gab es immer wieder Ansichtspostkarten von Oberaußem. Einige alte, um 1900 im Gebrauch befindliche Postkarten aus Oberaussem, sind freundlicherweise von Herrn Andemahr, dem Stadtarchivar der Stadt Bergheim, zur Verfügung gestellt worden.
Zur obenstehenden Motivkarte gab es am 7.1.1988 nachfolgenden Zeitungs-Bericht.
Abschrift Zeitungsartikel zur Postkarte „Ansicht Oberaussem 1905“
"Karte zeigt ungewöhnliche Ansicht Oberaußems aus der Vogelperspektive
Kühne Flucht vom Kirchturm"
"AUSSERGEWÖHNLICH: Die lithographische Darstellung des Oberaußemer Ortsbildes um die Jahrhundertwende aus der Vogelperspektive. Am Verlauf der früheren Bahnstraße (links) und der Niederaußemer Straße dahinter hat sich nichts verändert.
Als außergewöhnlich gilt die Lithographie, die Oberaußem aus der Vogelperspektive wieder gibt. Der unbekannte Künstler hat die Details im Vordergrund recht deutlich nachgezeichnet. Gut zu erkennen sind der Abtshof unten rechts, der Behrenshof, wo heute das Bürgerhaus steht, sowie die Bahnhofsgaststätte unten links im Bild. Hergestellt wurde die Grußkarte 1905 von Bruno Bürger und Ottilie, Lithographenanstalt in Leipzig.
Dem Empfänger der Grußkarte wurde neben der zweimal dargestellten Kirche ein Bild vom Kloster Bethlehem und der Brikettfabrik Fortuna um die Jahrhundertwende vermittelt. Auch die Windmühle auf dem Tonnenberg ist am oberen rechten Bildrand zu sehen. „Von meinem Ferienaufenthalt sendet beste Grüße P. Weitz“, schreibt der Absender in vollendeter Sütterlinschrift.
Oberaußem zählte im Jahr 1871, 940 Einwohner. Durch die aufstrebende Braunkohlenindustrie stieg ihre Zahl bis 1925 auf 3142 an. Der Grundstein für die abgebildete St. Vinzentiuskirche ist am 1. September 1878 gelegt worden. 1981 feierte die Pfarrgemeinde das 100jährige Bestehen ihres Gotteshauses. Ein guter Schutzengel begleitete 1934 zwei zwölfjährige Messdiener die aus der Turmluke oberhalb der Glockenstube stiegen. Entlang des Blitzableiters hangelten sie sich am Haupt- und Seitenschiff bis zur Erde hinunter. Der Küster hatte die beiden im Turm eingesperrt, nach dem sein Sohn im verraten hatte, dass die beiden sich dort aufhielten.
„Gott behüt in allen Gefahren die auf ihn vertrauen. J.W: Baumann ließ diese Mühle erbauen. Anno 1813 Gabr. Stark.“ Dieser Spruch stand auf der stark verwitterten Tafel über dem einstigen Mühlentor. An einer anderen Stelle in der Dorfchronik wird allerdings berichtet, dass sie 1846 gebaut wurde und bis 1906 in Betrieb war. In ihrer Nähe wurde später der Leuchtturm errichtet. Bis zum Ausbruch des zweiten Weltkrieges gab er Lichtsignale für den zivilen Luftverkehr zum Kölner Flugplatz. Nach einem Beschluß des Gemeinderates ist er 1961 abgebrochen worden.
Das in der Kartenansicht dargestellte Kloster Bethlehem und die Brikettfabrik Fortuna sind in den letzten Jahren aus dem Landschaftsbild verschwunden. An ihre Existenz erinnert sich auch die jüngere Generation.
H. Merkelbach"
Quellen:
Stadtarchiv Stadt Bergheim
Privatbilder-Postkarten