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Familie Klein

Familienzweig Jakob Klein im Volksmund Lurems

Ausarbeitung von Ulrich Reimann, November 2019

 

Der Stammvater dieser Oberaußemer Familie ist Jakob Klein (* 27.03.1842 Oberaußem – † um 1900 Oberaußem), Sohn der Eheleute Theodor Klein und Odilia geb. Cremer.

Am 21.10.1881 heiratete Jakob Klein, in der neuen, an Christi Himmelfahrt 1881 eingeweihten Oberaußemer Pfarrkirche, Sophia Fuhs (* 08.07.1844 Oberaußem – † 28.04.1914 Oberaußem). Sie kam vom Gehöft Wolff-Fuhs (später Schallenberg) in Oberaußem an der Niederaußemerstraße. Ihre Eltern waren der aus Conradsheim kommende Schäfer, Johann Wilhelm Fuhs und Magdalena geb. Wolff (* 14.10.1807 Oberaußem – † 19.06.1877 Oberaußem), die Erbin des Hofes Wolff.

Das Ehepaar Klein – Fuhs bekam 2 Kinder:

Odilia Klein (* 05.01.1885 Oberaußem – † 06.07.1885 Oberaußem)

Johannes Wilhelm Klein (* 18.08.1886 Oberaußem – † 05.02.1963 Oberaußem)

 

Familie Klein bewirtschaftete ein Kleinstgehöft an der Inselstraße. Nach dem frühen Tod von Jakob Klein, musste sein Sohn Johann Wilhelm Klein, bereits in jungen Jahren die Verantwortung für den kleinen Betrieb übernehmen.

Neben der Arbeit in der elterlichen Landwirtschaft, hat er dann auch beim Bau der ersten Fortunakraftwerke, mit dem eigenen Pferdefuhrwerk Materialtransporte für die Baufirmen durchgeführt.


Der durch Funkenflug der Eisenbahn, am 19.03.1907 in Oberaußem verursachte Großbrand, hatte zum Leidwesen der Witwe Klein und ihres Sohnes, u.a. ihr kleines Anwesen an der Inselstraße völlig vernichtet. Nur eine alte, aus Holz geschnitzte Marienfigur hatte die Katastrophe überstanden. Diese Marienfigur befindet sich heute im Besitz des Urenkels von Jakob und Sophia Klein, Willi Klein.

Man hatte aber auch etwas Glück im Unglück. Entfernte Verwandte, das kinderlose Ehepaar Theodor und Margarethe Füser, suchte gerade einen Käufer für ihr landwirtschaftliches Anwesen in Oberaußem an der einstigen Bergstraße. Bereits kurz nach der Brandkatastrophe, kaufte die Witwe Sophia Klein geb. Fuhs den kleinen Hof.

Der Besitzübergang des Kleingehöfts an der Bergstraße, von Familie Füser auf die Witwe Klein erfolgte am 16.4.1907. Der Kaufvertrag dazu war beim Königlich Preußischen Notar Bernhard Mausbach in Bergheim unter der Vertrags-Nr. 248/1907 geschlossen worden.

Im Vertrag wurde u, a. vereinbart, daß der mitverkaufte Garten noch bis nach der Ernte von den Verkäufern benutzt werden durfte.

Mit ihrem Sohn Johann Wilhelm Klein zog die Witwe Klein in den Hof an der Bergstrasse, den sie dann gemeinsam bewirtschafteten.

 

Am 1.7.1908 wurde Johann Wilhelm Klein in Neuss für den Dienst in der Kaiserlichen Armee gemustert. Dabei bekam er die Zuweisung als Musketier – Landsturmmann zur Infanterie Ersatzreserve.

 

Am 23.10.1909, also noch vor dem 1. Weltkrieg, hatte er in Oberaußem, die von dem gegenüberliegenden Hensenhof an der Bergstraße-Ecke Clarenweg, stammende Margarete Hensen (* 06.05.1885 – † 27.06.1957), geheiratet.

 

Nach dem Tode seiner Mutter am 28.04.1914, übernahm Johann Wilhelm Klein den kleinen Hof an der Bergstraße als Besitzer.

 

Wegen des Kriegsausbruchs, musste er am 15.12.1914  zur Grundausbildung ins Rekrutendepot I, Ersatzbataillon Reserve-Infanterieregiment 69, einrücken. Ab dem 10.3.1915 war er dann als Ersatzreservist in die 4. Kompanie des Landsturm-Infanterie-Ersatz-Bataillon Saarburg, Bezirk Trier XVI.12 einberufen worden. Bis zu seiner Entlassung aus dem Heeresdienst, am 26.11.1918, hatte er als Infanterist u.a. an den Kämpfen zwischen Njemen-Beresina, Krewo – Smorgon – Narotsch See Tweretsch, im heutigen Weißrussland teilgenommen.

 

In der Kriegszeit von März 1916 bis August 1918, hatte Wilhelm Klein mehrfach Landwirtschafts-Urlaub zur Unterstützung seiner Frau bei der Bewirtschaftung des Hofes und zur Bestellung der Felder erhalten.


 

Die Dokumente zur Militärzeit von Wilhelm Klein sind noch vollzählig erhalten. Sie befinden sich im Familienbesitz seines Enkels.


Details zu seinen Militärpässen und zu seinem Soldbuch durch Anklicken der nebenstehenden Grafik


Nach dem Tode ihrer Eltern, erhielt Margarete Klein geb. Hensen, laut dem Notarvertrag Nr. 385/1920 des Bergheimer Justitzrates Bernhard Mausbach, als Mitglied der Erbengemeinschaft mit ihren Geschwistern, aus dem Erbe der verstorbenen Eltern, am 30. März 1920 folgend aufgeführte Grundstücke zugesprochen:

Gemeinde Oberaußem:

Flur N Nr. 130 und 131, im Oberfeld, Acker, 22 ar 62 m²

Flur O Nr. 61 und 62, am Villgraben, Holzung, 10 ar 32 m²

Flur N Nr. 431/201, am Funkenkamp, Acker, 35 ar 90 m²

Der damalige Gesamtwert betrug 4.685,-- Mark

 

Der Zugewinn an eigenem Grundbesitz war für die Familie Klein sicherlich eine spürbare Verbesserung ihres Einkommens und trug auch zur Wirtschaftlichkeit des kleinen Hofes bei, zumal auf die Familie, durch weitere Kinder, höhere Belastungen zugekommen waren.

 

Peter Hensen, ein unverheiratet gebliebener Bruder von Frau Klein, lebte nach der Rückkehr aus dem 1. Weltkrieg, bis zu seinem Tod mit auf dem kleinen Hof der Familie Klein.

Auch er gehörte zur Erbengemeinschaft der Geschwister Hensen. Sein Erbanteil bestand aus dem Grundstück: Gemeinde Oberaußem, Flur M Nr. 312/190, Acker, 81 ar 41 m², mit einem damaligen Wert von 4.841,-- Mark. Das Grundstück wurde dann vom Schwager Wihelm Klein mitbearbeitet.

Peter Hensen hatte bis zur Pensionierung bei den Braunkohlenbetrieben Fortuna gearbeitet und war somit auch gesetzlich sozialversichert. Man munkelt noch heute unter älteren Oberaußemern, das so manch ein Krankenbesuch des alten Bergheimer Landarztes Dr. Hillebrand, bei den Geschwistern von Peter Hensen auf dem elterlichen Hof und bei der Familie seines Schwagers Wilhelm Klein, die alle nicht sozialversichert waren, über die Versicherung von Peter Hensen abgerechnet wurde, was aber nicht erwiesen ist.

Die nachfolgende Postkarte schickte Peter Hensen aus seinem Kriegseinsatz in Frankreich, als Soldat im 1. WK an seine Schwester und deren Kinder.


 

 

Das Ehepaar Johann Wilhelm Klein – Margaretha Hensen bekam vier Kinder:


Sofie Klein (* 28.11.1910 – † 22.3.2001), sie blieb unverheiratet

 

Peter Klein (* 1914 – † 2005), seit 1939 mit Anneliese Timm (* 1917 -  + 1993) verheiratet. Das Ehepaar bekam 2 Kinder. Peter Klein (* 1940 Oberaußem - + 1958 Klinik in Köln) und Erika Klein (* 1947 Oberaußem)

 

Klara Klein (* 28.3.1921 Oberaußem – † 8.9.2009 Ostfriesland), verheiratet mit Richard Leeske (* 1920 - + 1988). Das Ehepaar bekam 2 Kinder. Helga Leeske (* 1947 Oberaußem) und Heinrich Leeske (* 1949 Oberaußem). Klara Klein hatte noch einen unehelichen Sohn, Wilhelm Klein (* 1945 Oberaußem). Er lebte bis zu seiner Hochzeit bei den Großeltern und seiner Tante Sofie auf dem Hof.

 

Maria Klein (* 1926 Oberaußem – † 1941 Oberaußem), die bereits in jungen Jahren infolge einer erhaltenen Impfung verstarb.

 

In der nationalsozialistischen Zeit war am Wohnhaus der Familie Wilhelm Klein eine Informationstafeln der NSDAP angebracht. Auf dieser, mit Kreide beschreibbaren Info-Tafel, fanden die Ortsbewohner stets aktuelle Informationen zur Partei, deren Organisationen und zu den Vorgängen im Ort.


Fotos zu Sofie Klein

Sofie in ihrem Wohnzimmer 1940ger
auf ihrem Hof 1930ger
mit Oberaußemer Freunden
Oberaußemer Freundinnen
vor ihrer Haustür 1935
ihr Grab alter Friedhof


Sohn Peter Klein wollte als junger Mann den Hof seiner Eltern nicht übernehmen. Statt dessen war er Mitte der 1930ger Jahre, freiwillig der deutschen Wehrmacht beigetreten und hatte sich für 12 Jahre verpflichtet, die es dann durch den folgenden II. Weltkrieg fast auch geworden sind. Er war einer der ersten Oberaußemer Soldaten der Wehrmacht in der NS-Zeit.

Nach dem Kriegsende hatte Peter Klein bei der Rheinischen Braunkohle, in den Fortunabetrieben angefangen, wo er bis zu seiner Pensionierung im Tagebau Fortuna-Garsdorf gearbeitet hat. Anfang der 1950ger Jahre baute er ein Wohnhaus an der Oberaußemer Friedensstraße, wo er mit seiner Familie bis zum Tode seiner Frau lebte. Danach verkaufte er das selbst errichtete Haus und kaufte sich einen kleinen Bauernhof nahe Esens in Ostfriesland. Dort verbrachte er auch seinen Lebensabend. Beerdigt ist er zusammen mit seiner Frau auf dem alten Oberaußemer Friedhof.

An der Übernahme des Hofes seiner Eltern hatte Peter Klein auch nach dem Krieg kein Interesse gehabt.


Fotos zu Peter Klein

Peter etwa 1930
Mitte der 1930ger
Peter links Ende 1930ger
mit Oberaußemer Freunden Ende 1930ger
mit Oberaußemer Freunden 1938
mit Heinrich Conrads auf Brücke im Bethlehemer Wald
mit Freunden im Wohnzimmer Klein Ende 1930ger
Fußmarsch
Hochzeit Kirche Oberaußem
frisch vermählt
die Hochzeitsgesellschaft auf dem Hof
mit Frau und Sohn 1941
Sohn Peter 1942
Tochter Erika 1948
Grabstelle alter Friedhof Oberaußem

Fotos zu Klara Klein

links 1931
Ende 1930ger
Ende 1930ger
links Koleginnen Anfang 1940ger
und Freundinnen Anfang 1940ger
anfang 1940ger
mit Sohn Willi 1945

 

Somit bewirtschaftete Johann Wilhelm Klein bis ins hohe Alter, zusammen mit seiner Frau und der unverheiratet gebliebenen Tochter Sofie, den kleinen Betrieb. Als einer der ersten Bauern unseres Ortes, hatte Johann Wilhelm Klein Anfang der 1950ger Jahre seine Ackerpferde abgeschafft und sich einen kleinen Lanzbulldock zugelegt. Mit diesem hat er dann seine relativ weit um Oberaußem und Fortuna verstreut liegenden Felder bearbeitet.

1958 hatte er, beim Rübenverladen auf dem Bahnhof Fortuna, einen Unfall erlitten und sich dabei einen Oberschenkelhalsbruch zugezogen.

Aufgrund einer danach bei ihm vorhandenen körperlichen Behinderung, hatte sein Enkel Willi Klein, „Lurems Wellem“, bereits mit vierzehn Jahren eine behördliche Fahrgenehmigung für den Traktor erhalten.

Willi half seinem Großvater und seiner Tante Sofie, dann einige Jahre, bis zur Einstellung des Betriebes, bei der Bewirtschaftung des Anwesens.


 

Familie Klein hatte auch immer einen kleinen Nutzviehbestand wie Kühe, Schweine und Geflügel auf dem Hof gehalten.

 

Nach dem Tod von Johann Wilhelm Klein 1967, führten seine Tochter Sofie und der Enkel Willi Klein den kleinen Betrieb noch eine Zeit lang alleine weiter.

Durch eine Sondergesetzregelung zur Landreform, wurde 1970 den Kleinbauern der Eintritt in die gesetzliche Kranken– und Rentenversicherung ermöglicht. Man nannte diesen Vorgang „Landabgaberente“. Kleinbauern konnten durch Landabgabe an größere Betriebe, zwecks deren Aufstockung und einer damit verbundenen erhöhten Wirtschaftlichkeit, das Eintrittsrecht zu den Sozialversicherungen erwerben.

Diese einmalige Chance nutzte Sofie Klein dann auch. So gab sie eigenes Land an den Landwirt Peter Schreier vom Abtshof ab, wodurch sie in die Sozialversicherungen aufgenommen wurde.

Ihr Neffe Willi Klein, nahm beim RWE-Kraftwerk Fortuna, später Kraftwerk Niederaußem, einen Arbeitsplatz an.

 

Die Landwirtschaft auf dem Hof Klein – Lurem wurde danach eingestellt.

 

2001, nach dem Tod von Sofie Klein, wurde das gesamte Anwesen an der damaligen Bergstraße, von ihren Erben an einen Oberaußemer Privatmann verkauft. Der neue Besitzer renovierte die Gebäude des alten Hofes und zog selbst dort ein.

 

Am 30.11.2013 geriet der einstige kleine Bauernhof wieder ins öffentliche Interesse, die Scheune war in Brand geraten.

Die Kölnische Rundschau schrieb in ihrer Ausgabe vom 02.12.2013 dazu wie folgt: >> Bei Löscharbeiten Drogen gefunden. <<

Artikel siehe rechts.

 

 

Das Anwesen wird heute ausschließlich zu Wohnzwecken genutzt.

 

Noch heute leben direkte Nachkommen von Jakob Klein und Sophia Fuhs in Oberaußem

 

 

 

 

Quellen:

Kirchenbücher St. Vinzentius Oberaußem

Dokumente, Informationen, Fotos: Wilhelm Klein, Helga Boor, Heinz Leeske

Recherchen, Texte, Grafiken, Fotos, Seitenlayout: Ulrich Reimann