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Die Schmiede von Jakob Oßdorf in Oberaußem

Ausarbeitung von Ulrich Reimann

 

Die guten Bedingungen in Oberaußem und seine Handwerkerausbildung beim Militär, mögen wohl mit den Ausschlag für die Entscheidung des Hufschmiedes Jakob Oßdorf gegeben haben, um das Jahr 1902 nach Oberaußem zu ziehen und hier einen eigenen Schmiedebetrieb zu gründen.

In der damaligen Mittelstraße (im Volksmund auch Kromm Jass), erwarb er ein Anwesen mit einem kleinen Wohnhaus. Direkt neben dem Wohnhaus erbaute er einige Werkstattgebäude, in denen er nach deren Fertigstellung eine Hufschmiede einrichtete.

Jakob Oßdorf war am 10. Oktober 1874 in Schmellweide, Kreis Mühlheim am Rhein, heute Köln-Holweide, geboren.


 

Die Abschluß-Urkunde

 

 

Am 30. Dezember 1896 hatte Jakob Oßdorf als Soldat, er war Dragoner bei der 1. Eskadron, des 3. Schlesisches Dragoner Regiments Nr. 15, vor der Prüfungs Commission „Der Königlichen Militärlehrschmiede Gottesaue“, erfolgreich eine Prüfung als Hufschmied abgelegt. Dadurch erlangte er die Befähigung zum selbständigen Betriebe des Hufbeschlaggewerbes.

 

Nach Fertigstellung der Oberaußemer Betriebsgebäude, bestellte Jakob Oßdorf  am 1. September 1903, bei Wilhelm Krings, in Kirchtroisdorf, für die Schmiedeeinrichtung, u.a. eine Bohrmaschine, einen Amboss mit Stoß, einen Blasebalg mit Rohr, eine Winde, einen Beschlagstall, zwei Feilkloben, einen Lötkolben mit Lötzinn, sowie Arbeitsmaterial wie verschiedene Eisenteile, Hufnägel, Schrauben usw. Geliefert und bezahlt wurde das Material am 18. Januar 1904. Damit startete die Hufschmiede Oßdorf ihren Betrieb.

 

Die Rechnung der Erstausrüstung für die Schmiede Oßdorf von Wilhelm Krings in Kirchtroisdorf
Jakob und Maria Helene Oßdorf mit ihren Kindern

Am 11. Juni 1904 heiratete Jakob Oßdorf dann die Maria Helene Weyrauch, (* 2.11.1866 Vanikum bei Rommerskirchen, + 31.12.1924 Oberaußem). Sie war eine Nichte von Elisabeth Weitz geb. Weyrauch, (* 1898 Vanikum, + 1985 Oberaußem), die später mit Edmund Weitz vom Oberaußemer Abtshof verheiratet war. Der hatte sie wohl bei Jakob Oßdorf kennengelernt, sie hatte als junge Frau die Verwandten in Oberaußem öfters besucht.

Das Ehepaar Jakob und Maria Helene Oßdorf hatte zwei Kinder.

Katharina Oßdorf (* 5.10.1905 Oberaußem, + 25.2.1980 Oberaußem)

Peter Oßdorf (* 18.9.1907 Oberaußem, + 30.7.1973 Oberaußem)


 

Der kleine Betrieb Oßdorf lief anfangs wohl recht gut. Ein noch erhaltenes Auftragsbuch aus den ersten Geschäftsjahren zeigt, daß Jakob Oßdorf in Oberaußem gut etabliert war. Laut seiner akribischen Aufzeichnungen in dem Buch, gehörten viele Bauern von Oberaußem zu seinen Kunden, so liest man die Namen Michael Esser von der Brennerei, Witwe Berens, Schönen, Franz Mück, Weitz, Wintz Mühle u.a.

 

Auszüge aus dem Geschäftsbuch von 1904
Schmiede Jakob Oßdorf

 

Im 1. Weltkrieg mußte Jakob Oßdorf dann wieder den Soldatenrock anziehen. Das war für seinen kleinen Betrieb nicht gerade förderlich. Erst am 29. November 1918 wurde der Gefreite Jakob Oßdorf, vom Bezirkskommando Neuß, aus dem Heeresdienst entlassen. Die folgende schwierige Zeit, mit Weltwirtschaftskrise und Inflation, zermürbten auch den Familienbetrieb Oßdorf. Der frühe Tod seiner Ehefrau am 31.12.1924, wurde für Jakob Oßdorf eine zusätzliche schwere Belastung. Die Tochter Katharina Oßdorf hatte nach der Volksschule die Haushaltsschule in Oberaußem besucht. Nach dem Tode ihrer Mutter führte sie dann den Haushalt ihres Vaters. Sie blieb bis zu ihrem Tode unverheiratet. Der Sohn Peter Oßdorf, hatte beim Vater in der Schmiede gelernt und auch eine Zeit lang bei ihm mitgearbeitet. Aber zum Leidwesen von Jakob Oßdorf hatte Peter kein Interesse an einer Übernahme des väterlichen Betriebes. Gegen 1930 hat dann Jakob Oßdorf die Selbständigkeit aufgegeben und den Schmiedebetrieb endgültig geschlossen. Danach hatte er, schon im fortgeschrittenen Alter, bei der Braunkohle angefangen, wo er bis zu seiner Verrentung 1939 noch einige Jahre gearbeitet hat. Da die Tochter Katharina Oßdorf seit dem Tode seiner Ehefrau den Haushalt führte, wurde sie 1933, auf Antrag von Jakob Oßdorf, anstelle der Ehefrau, auch in die Familienhilfskasse der Brühler Knappschaft aufgenommen.

 

Entlassung aus dem 1. WK.
Mütterverein Oberaußem
Gedenkzettel Helene Oßdorf
Haushaltsschule, Katharina unten Mitte
Zeugnis Katharina
Knappschaft
Knappschaft
Peter (links) und Magdalene (2. v. li) Oßdorf in geselliger Runde seines Kegelclubs

Der Sohn Peter Oßdorf wählte die sichere Berufsvariante und fing als Schweißer bei den Kraftwerken Fortuna an, wo er bis zu seiner Pensionierung gearbeitet hat.

Peter Oßdorf heiratete am 15. November 1929 die Magdalena Bedbur (* 25.3.1909 Paffendorf, + 15.3.1982 Bergheim). Das Ehepaar hatte einen Sohn, Johann Jakob Oßdorf (* 16.2.1931 Oberaußem, + 5.4.2003 Oberaußem).

 

Jakob Oßdorf mit seiner langen Pfeife 1930

Zeitzeuge Andreas Esser (* 1927), der direkte Nachbar der Familie Oßdorf, erinnert sich noch gut an die alte Schmiede und ihren Gründer Jakob Oßdorf.

Als kleiner Junge war er oft in der Schmiede gewesen. Die Schmiede war zwar schon außer Betrieb aber noch voll funktionsfähig eingerichtet, was für ihn, den späteren Fahrzeugschlosser schon damals höchst interessant war.

Er berichtet über Jakob Oßdorf, daß dieser des öffteren in seiner Schmiede saß, seine gebogene lange Pfeife rauchte und durch die geöffnete, zum Garten führende Tür, mit einem Luftgewehr auf Spatzen geschossen hat.

 

Etwa gegen 1936 ließ Jakob Oßdorf das Schmiedegebäude niederlegen. An deren Stelle errichtete sein Sohn Peter ein neues Wohnhaus, das er mit seiner Familie gegen 1938 bezogen hat. Am Ende des 2. WK. War das neu gebaute Haus durch Fliegerangriffe und Ari-Beschuss stark beschädigt worden. Das komplette Dachgeschoß war zerstört. Bei den erst nach dem Kriegsende durchgeführten Instandsetzungsarbeiten, wurde der Dach-Giebel um 90 Grad gedreht. Später zog die Mutter von Magdalena Oßdorf, Anna Maria Gehricke, geschiedene Bedbur, mit ihrem Mann, auch in das neue Haus von Peter Oßdorf.


 

Der Enkel Johann Jakob Oßdorf heiratete am 9. Juni 1956 Christine Heinen (* 1934 Frechen). Sie ist eine Tochter des aus Oberaußem kommenden Schreinermeisters Johann Heinen. Seine Eltern waren Hermann und Christina Walburga Heinen geb. Stemmler. Sie waren die Inhaber des alten Oberaußemer Kaufhauses Heinen an der damaligen Hauptstraße. Hermann Heinen war der 1. Brandmeister der Freiwilligen Feuerwehr Oberaußem.

Johann Jakob Oßdorf arbeitete während seines ganzes Berufslebens als Schlosser im Kraftwerk Fortuna. Das Ehepaar Johann Jakob und Christina Oßdorf hat zwei Kinder.

Monika Oßdorf (* 1956 Bergheim)

Hans Peter Oßdorf (* 1964 Bergheim), wie seine Vorfahren hat auch er einen metallverarbeitenden Beruf erlernt. Er arbeitet als Schlosser bei RWE-Power.

Gewohnt haben die Eheleute Oßdorf-Heinen bis 1963 zusammen mit seinen Eltern und Frau Gehricke im neuen Haus. Jakob Oßdorf und seine Tochter blieben in dem kleinen alten Wohnhaus.

Nach dem Tode von Jakob Oßdorf wohnte seine Tochter alleine im Elternhaus. Eine zeitlang, etwa bis Anfang der 1960ger Jahre, hatte sie die Familie Freitag als Untermieter im Haus.

Ab dem 30.6.1961 wurde das kleine Haus, von Katharina Oßdorf, auf Rentenbasis an ihren Neffen Johann Jakob Oßdorf abgegeben. Dieser hat es dann im Jahr 1962 umgebaut, aufgestockt und modernisiert. Interessant ist hier, daß Katharina Oßdorf auch während der Umbauarbeiten in dem Hause weitergewohnt hat. 1963, nach dem Abschluß der Umbauarbeiten zogen Johann Jakob und Christine Oßdorf mit ihrer Tochter Monika zu der Tante ins aufgestockte alte Haus Oßdorf. In dem anstelle der Schmiede gebauten Wohnhaus, wohnten nach dem Umzug dann nur noch Magdalena Oßdorf und ihre Mutter Anna Maria Gehricke. Nach dem Tode der beiden Frauen, wurde dieses Haus einige Zeit von Monika Oßdorf bewohnt. Inzwischen wurde das Haus an die syrische Familie Haiar verkauft, die heute darin wohnt. Besitzer des ursprünglichen Wohnhauses seiner Urgroßeltern, ist heute Hans Peter Oßdorf. Bewohnt wird das Haus derzeit allerdings alleine von seiner Mutter Christine Oßdorf.


Das alte Wohnhaus von Jakob Oßdorf, vor dem Umbau 1962
Altes Haus Oßdorf Straßenansicht
Altes Haus Oßdorf Seitenschnitt
Altes Haus Oßdorf Raumaufteilung
Altes Haus Oßdorf Keller
Das Anwesen Oßdorf 2012, anstelle des linken Hauses stand die alte Schmiede

 

Am 03.05.2015 ist auch Christine Oßdorf verstorben.

Das restliche Anwesen Oßdorf, wurde danach von ihren Erben, ebenfalls an eine Syrische Familie verkauft.

Damit ist die Geschichte der Familie Oßdorf in Oberaußem abgeschlossen.

 

Quellen:


Alte Dokumente der Familie Oßdorf

Privatfotos Familie Oßdorf

Recherchen, Texte, Fotos, Layout: Ulrich Reimann 2012-19