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Oberaussem und der 1. Weltkrieg

Mit diesem Dokument erklärte Kaiser Wilhelm II. am 31. Juli 1914 das deutsche Reichsgebiet zum Kriegsgebiet.

Am 28. Juni 1914 fiel mit dem Attentat zweier serbischer Verschwörer auf den österreichisch/ungarischen Thronfolger, Franz Ferdinand und seine Frau, in Sarajewo der Zündfunke für den 1. Weltkrieg. Der durch dieses Ereignis ausgelöste Konflikt zwischen Serbien und Österreich blieb nicht auf den Balkan beschränkt. Der Russische Zar mobilisierte seine Truppen. Alle Versuche der Engländer und auch des Deutschen Kaisers, den drohenden Krieg noch zu verhindern blieben leider erfolglos. Am 01. August 1914 erklärte dann der Deutsche Kaiser Wilhelm II. Rußland den Krieg. Als eine deutsche Anfrage an Frankreich, ob es sich neutral verhalten werde unbeantwortet blieb, erfolgte am 03. August 1914 auch die Kriegserklärung an Frankreich, was die Engländer überraschenderweise als Anlaß nahmen, ebenfalls in den Krieg gegen Deutschland und Österreich einzutreten. Etwas später folgten die Kriegsbeteiligungen von Italien, der Türkei, Bulgarien, Rumänien, Portugal, den USA, China Japan und weiteren außereuropäischen Staaten.

 

Fast die gesamte Welt betrachtete im Spätsommer 1914, Deutschland als den Friedensbrecher.

Die Deutschen selbst glaubten jedoch fest daran, dass sie in einen ehrlichen, heiligen Verteidigungskrieg zögen. Im Volk war schnell eine große Begeisterung zu verzeichnen. Die gesamte, patriotisch erzogene deutsche Jugend meldete sich spontan, freiwillig zu den Waffen. Die Euphorie erfaßte natürlich auch unsere Heimatorte Oberaußem und Fortuna. Auch hier erfaßte die Woge der Kriegsbereitschaft die wehrtüchtigen Männer um freiwillig für Kaiser, Volk und Vaterland in den Krieg zu ziehen. Die anfängliche große Kriegseuphorie hatte sich aber recht schnell verzogen, denn bereits nach wenigen Tagen hatte die grausame Realität eines solchen Krieges auch in Oberaußem und Fortuna Einzug gehalten. Bereits im 1. Kriegsmonat hatte Oberaußem 2 gefallene Soldaten zu beklagen. So fielen am 22. August 1914 die beiden jungen Oberaußemer Hubert Odenthal und Theodor Füser. Bis zum Kriegsende, mit dem am 11. November 1918 im Wald von Compiegne unterzeichneten, bedingungslosen Waffenstillstand, sollten noch 51 Soldaten aus unserer Gemeinde, ihr Leben im Felde verlieren.

 

Nachfolgend sollen hier Ereignisse des 1. Weltkrieges, die im Zusammenhang mit Oberaußem und Fortuna stehen aufgeführt und etwas  detaillierter dargestellt werden.

 

 

Verhältnisse in Oberaussem während des 1. WK.

Der Bergheimer Historiker Helmut Schrön beschreibt in seiner Ausarbeitung über die Ereignisse während des 1. Weltkrieges, auch die Verhältnisse im damaligen Oberaussem.

So beginnen die Aufzeichnungen:

"Helmut Schrön (Hrsg.)

In der Chronik der Schule Fortuna 2 befand sich ein maschinengeschriebenes Manuskript, das sich mit den Geschehnissen während und nach dem 1. Weltkrieg in der Gemeinde Oberaußem befaßt. Autor und Zeitpunkt sind nicht bekannt."

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Soldat in der kaiserlichen Armee

Es gibt sie doch noch, Fotos von Oberaussemer Soldaten aus der Zeit des 1. Weltkrieges. Hier sind sie!

 

Peter Wintz (Schusters Pitter)
v. l. Wilhelm Schmitz, außen Peter Wintz
Theodor Klein
Liegend re. Johann Winand, wurde 1917 mit 18 Jahren Soldat
Matthias Brüggen, Oberaußem Kirchstraße 47
Matthias Brüggen, ganz rechts, als Musikant in Alsenborn 1912-14
Matthias Brüggen in Ausgehuniform vor seiner Kaserne
Matthias Brüggen, sitzend, mit zwei Kameraden
Matthias Brüggen als Verwundeter mit Armschlinge
Johann Hintzen, Bruder des gefallenen Hubert Hintzen, Schwager von Mathias Brüggen. Er überlebte den Krieg.
Johann Hintzen, Vater von Maria Tillmann (Bußunternehmen in Großkönigsdorf)
Johann Hintzen, rechts, mit drei Kameraden

Nachfolgende Fotos zeigen Konrad Schneider, geb. am 01.04.1893 als Sohn des Bäckers Wilhelm Schneider, in Oberaußem in der Büsdorferstraße 6. Er war mit Anna Böhm aus Köln verheiratet. Als Soldat war er bei der 3. G.I.R (3. Garde-Infanterie-Division). Gefallen ist er 1918.

Im Juli 1915 schrieb Konrad eine Bildpostkarte aus der Kaserne in Koblenz an seinen Bruder Martin Schneider, der zu dieser Zeit zur militärischen Ausbildung in Osterode (Ostpreußen) stationiert war.

Der Text lautet in etwa so:

Lieber Bruder.

Hiermit schicke ich dir meine Fotografie. Hoffentlich bist du gut dort angekommen. Ich bin noch in Coblenz glaube aber, daß wir bald ausrücken. Wenn du mir schreibst, kannst du an meine alte Adresse schreiben. Landser Schneider, Ers. Bat. Landwehr 25/ 3. Kompanie Coblenz. Sonst noch alles beim alten -------- von

Deinem Bruder Conrad. Schreibe mir bald Antwort.

 

Dieses Foto schickte Konrad Schneider 1915 als Ansichtskarte an seinen Bruder Martin
Die Textseite der Fotokarte
Konrad Schneider vorn rechts sitzend mit seinen Kameraden in Stasziowa-Wola (Galizien)
Konrad Schneider in der Kaserne in Koblenz 1915
Man hatte auch Spass im Krieg, Konrad Schneider mit Papierhut vordere Reihe in der Mitte

Nachfolgende Fotos stammen von Martin Scheider, dem Bruder von Konrad Schneider. Er überlebte den schrecklichen Krieg.

 

Martin Schneider 1915
Englischer Flieger, abgeschossen durch Flak, im Mai 1917, bei Sauchy-Lestree
Englisches Flugzeug, abgeschossen im Luftkampf am 29.03.1918, bei Bincourt hinter Bapaume
Durch Rohrkrepierer zersprungene, lange 10-cm-Kanone

Ein Schwager von Martin Schneider war Hubert Hintzen. Er ist am 22.05.1915 in Frankreich gefallen. Vor seinem Aufbruch ins Feld, schickte er am 13.04.1915 aus der Kaserne in Eschweiler, die nachfolgende Bildpostkarte an seinen Vater Hermann Hintzen, Oberaußem Bahnstraße. Per Hand hatte er noch "Auf Wiedersehen" auf die Karte geschrieben. Danach lebte er nur noch 5 Wochen.

 

Hubert Hintzen beim Heimaturlaub

Die Brüder Hubert und Martin Hintzen. Martin hatte den Krieg überlebt
Bildpostkarte vom 13.04.1915
Textseite der Karte

 

 

Diese vier Oberaußemer waren bereits im 1. WK. Soldaten in des Kaisers Armee. Sie hatten Glück und überlebten. Am 1. September 1939 mußten sie jedoch erneut in den Krieg ziehen. v. li. Johann Winand, Martin Braun, Sebastian Esser (Robense Baß) und Heinrich Tappert.

 

 

Familie Theo Esser mit ihren 6 Söhnen

Die nachfolgende Fotodokumentation der Oberaußemer Familie Theodor Esser, Hauptstraße, spiegelt sehr eindrucksvoll den damaligen Patriotismus des Deutschen Volkes wieder. Wie man sieht, waren der Vater und alle seine sechs Söhne stolz darauf Kaiserliche Soldaten zu sein.

Mit dem Soldatentode von vier ihrer Söhne, erbrachte die Familie Esser ein unermeßliches Kriegsopfer.

Die Fotoreihe wurde von Paul Heinz Lipp zur Verfügung gestellt. Es zeigt gemäß der nummerischen Markierungen:

1 Peter Esser, gefallen am 27.10.1917,

2 Jakob Esser, gefallen am 13.10.1915,

3 Theo Esser, später Besitzer der Gaststätte "Zur Linde"

4 Gerhard Esser, gefallen am 17.5.1918,

5 Wilhelm Esser, gefallen am 27.10.1916,

6 u. 7 Familienoberhaupt Theo Esser und seine Ehefrau Odilia Esser,

8 Christian Esser,

 

 

 

Vizefeldwebel Heinrich Jülich

Am 20.2.1915 wurden die Gebeine des am 3.1.1915 bei Ripon gefallenen Oberaußemer Vizefeldwebels, des R.I.R. 28, Heinrich J., die von der Front heimgeholt wurden, unter ungeheurer Teilnahme der Einwohner von Oberaußem, auf dem Ehrenfriedhofsteil unsers alten Friedhofes beigesetzt.“

Bei diesem Vizefeldwebel dürfte es sich um Heinrich Jülich, vom Reserve Infanterie Regiment 28 gehandelt haben.

Auf der Gedenkstele des Kriegerdenkmales (helle Markierung) in Oberaussem wird dieser Name als 1. Name für das Jahr 1915 genannt.

Heinrich Jülich ist demnach wohl am 3.1.1915, in der Winterschlacht in der Campagne gefallen.

 

 

 

 

Die gefallenen Soldaten des 1. Weltkrieges aus Oberaussem-Fortuna

Auf den Schlachtfedern des 1. Weltkrieges verloren insgesamt 52 Soldaten aus Oberaussem und Fortuna ihr Leben. Die Namen der meisten dieser gefallenen Soldaten sind auf den Gedenksteinen des neuen Kriegerdenkmals, neben der kath. Kirche von Oberaussem eingemeißelt. Hubert Odenthal und Theodor Füser waren die ersten Opfer aus Oberaussem. Beide fielen bereits in den ersten Kriegstagen, am 22. August 1914.

Details mit Fotos


 

 

Kriegsgefangene in Oberaussem-Fortuna

Währen der Kriegszeit lebten und arbeiteten mehrere hundert Kriegsgefangene in Oberaußem und Fortuna. Es handelte sich um Russen, Polen, Franzosen u.a.

Sie wurden überwiegend in den Braunkolenbetrieben der Fortunagrube und in der Landwirtschaftals Arbeitkräfte eingesetzt.

Details dazu


 

 

 

Kriegsanleihe

Eine Kriegsanleihe ist  ein verzinsliches oder unverzinsliches Wertpapier, das der Finanzierung eines Krieges dient. Emittent  ist in der Regel eine Regierung. Der Verkauf der Anleihe kommt einer Gewährung  von Krediten an die Regierung gleich. Um möglichst viele Anleger zu finden, wird meist an deren Patriotismus appelliert. Hierzu versucht man sie davon zu überzeugen, dass der Absatz der Anleihe eine Kriegsentscheidende Bedeutung habe. I Falle eines verlorenen Krieges besteht die Gefahr, dass die Anleihe nicht zurückgezahlt wird. Das  angelegte Kapital geht dadurch verloren. Die Geschichte kennt viele Beispiele für solche Verluste... Übersicht aller Kriegsanleihen!

 

Auch in Oberaußem wurden solche Kriegsanleihen getätigt.

Die Fotos zeigen Beispiele einer solchen Anleihe, wie sie über die damalige Reifeisenkasse von Oberaußem, mit dem Oberaußemer Gerhard Friedt abgeschlossen wurde.

 

Die Textübersetzung des Dokumentes lautet:

Hinterlegungsschein

(Sorgfältig aufzubewahren)

Herr Gerhard Friedt – Oberaussem -

Hinterlegte bei der hiesigen Kasse folgende Wertstücke zur 4. Kriegsanleihe zwecks Verwertung; 5 % deutsche Reichsanleihe 1916, Lit. D. Nr. 5256549-

Zum Nennwerte von 500 Mark nebst Zinsscheinen ab. 2.1.1917.

Die fälligen Zinsen werden halbjährig  Ihrem Sparguthaben gutgeschrieben.

Oberaussem, dem 18. Januar 1917

Der Rendant

Dürbaum

 

 

 

 

 

 

 

 

Quellen:

  • Helmut Schrön, 1. WK in Oberaussem
  • Zentralarchiv Stadt Bergheim
  • Zentralarchiv RWE-Power
  • Ehrentafel Volksschule Oberaußem
  • Archiv Willi Weiss
  • Kriegerdenkmal Oberaußem
  • Kriegsanleihen, Gert Friedt
  • Peter Brüggen
  • Fotos: P. Lipp, E. Bock, W. Klein, W. Weiss, Christine Dittrich, Hans Griese, W. Schneider, U. Reimann
  • Layout u. Texte H. Griese, U. Reimann