Philip May besuchte am 21. Juli 2019 die Absturzstelle seines Vaters
Die Besatzung des Halifax-Bombers V II RG 455
Rachel und Philip May aus Kanada zu Besuch
Report von Gaby Brüggen
21. Juli 2019
Nun sind mittlerweile schon 12 Jahre vergangen, dass wir in Oberaußem Besuch aus „Übersee" begrüßen durften. Hier und da erinnert man sich noch gerne an diese Zeit, war es doch für alle ergreifend und manchmal sogar unfassbar.
Am Sonntag, 21. Juli 2019, es war ein heißer Sommernachmittag, klingelte es bei uns an der Tür. Unsere Tochter Laura öffnete und nach einem kurzen Gespräch mit den Besuchern war ihr klar, dass es sich hierbei um weitere Angehörige von einem Besatzungsmitglied des Halifax-Bombers, der in unserem Garten abgestürzt war, handelte und bat sie rein.
Etwas schüchtern und sehr freundlich teilten Philip May und seine Ehefrau Rachel uns mit, dass sie zur Zeit auf Europareise sind und sich als Ziel vorgenommen haben, den Absturzort der Halifax, bei der sein Vater- Alexander May - überlebendes Besatzungsmitglied war, einmal zu besuchen. Sie wohnten für drei Tage in Bergheim in einem kleinen Hotel und haben sich über eine Mitarbeiterin vom Museum „Bergheimat" erkundigt, wie sie zu uns kommen könnten. Als Information hatten sie Foto aus dem Internet mit der Erinnerungs-Tafel , die an unserer Scheune angebracht ist.
Wir gingen alle zusammen hoch in den Garten und zeigten beiden die Absturzstelle sowie einige Wrackteile, die als Erinnerung an einem Mauerstück angebracht worden sind. Es war die gleiche Sympathie wie auch bei den anderen Angehörigen, die schon bei uns waren. Es wurde noch viel erzählt und Unterlagen vom damaligen Besuch und Gedenkfeier im Garten gezeigt. Am Abend verabredeten wir uns für den nächsten Tag zum Kaffee bei uns.
Am Montagnachmittag kamen beide um 15.00 Uhr zu uns nach Hause, wo wir gemeinsam Kaffee tranken und weiter ins Gespräch kamen. Wir merkten bei der Unterhaltung schon, dass es Philip bedrückt hatte, mitzuerleben, wie stark sein Vater, der den Absturz überlebt hatte, doch traumatisiert war. In den vorangegangenen Berichten steht u.a. von den überlebenden Besatzungsmitgliedern: von Philip May haben wir nie wieder was gehört.*
Nun schließt sich hier der Kreis und wir haben doch noch etwas erfahren: dass das Besatzungsmitglied Alexander May geheiratet hat, dass er einen Sohn - Philip May - hat und dass er 1973 verstorben ist. Philip May lebt mit seiner Ehefrau Rachel und Familie in Sunbey in der Nähe von Toronto. Und weiter noch: Philipp May ist Lehrer, aber auch ein bekannter Jazz-Drummer. Zu unserer CD-Sammlung reihen sich jetzt noch vier weitere Jazz-CD's dazu.
Nach dem Kaffeetrinken zeigte uns Philip einen großen Blumenstrauß, den er mitgebracht hat und nach seinen Vorgaben hat binden lassen. Es waren sieben Callas-Blumen, die für die sieben Besatzungsmitglieder stehen, um diese waren Sonnenblumen gesteckt, die stehen für die deutschen Soldaten und das grün, was darum herum war, das ist unser Universum. Dann zeigte er uns ein Beutel mit Sand von dem Strand in Kanada, an dem sein Vater gerne war und ein Beutel mit Steinen von seinem zu Hause. Philip bat darum, mit uns hoch in den Garten zu gehen und den Blumenstrauß an der Absturzstelle hinstellen zu dürfen sowie Sand und Steine dort verstreuen. Das war auch für uns ein sehr ergreifender Moment und wir gingen gemeinsam in den Garten. Als wir oben standen, sprach Philip rührende Worte, welche uns das Gefühl gab, dass er und natürlich auch seine Frau etwas abschließen möchten. Als Erinnerung schnitt Hans Peter für Philip noch ein Stück vom Flugzeugwrack als Erinnerung für zu Hause ab. Es war ein beglückender Moment und wir drückten uns anschließend sehr herzlich. Als weitere Erinnerung füllte Philip noch etwas Erde aus unserem Garten in eine Dose, die er auch mit nach Hause nehmen wird.
Als wir wieder unten im Hof waren, telefonierte Philip mit der Nichte des abgestürzten Piloten Patzer. Mit ihr hatte er einen Kontakt aufgebaut und sie mit seinen Erkundigungen auf dem Laufenden gehalten. Wir hatten die Möglichkeit, aufgrund der Handy-Lautsprecherfunktion zwar unbekannter Weise, aber doch von Herzen ihr Grüße und gute Wünsche aus Deutschland zukommen zu lassen. Auch sie freute sich sehr für Philip, Rachel und uns für die gemeinsame Zeit und das Erlebte. Abends fuhren wir nach Glessen zu „Ronny" und haben dort lecker gegessen und auch noch bis Mitternacht erzählt. Ronny saß nachher noch bei uns mit am Tisch und lud uns zum Abschluss noch zu einem lecker Kölsch ein.
Dann war es Zeit nach Hause zu fahren und wir verbredeten uns auch noch für den nächsten Tag in Köln. Es war der 59. Geburtstag von Philip May und es war wohl mit einer der heißesten Tage in diesem Jahr. Wir besuchten zuerst - wie es sich gehört - den Kölner Dom. Von dort ging es weiter durch die City bis zur Aachener Straße. Hier schauten wir uns noch ein paar interessante Bauten sowie zwei romanische Kirchen an und erzählten noch was zu Kölschen Vierteln und Anekdötchen. Natürlich wurde auch etwas geschoppt.
Es war ein langer Fußmarsch und als Belohnung gab es für alle das beste Eis von Köln beim „Schmitz" auf der Aachener Straße. Dort haben wir eine ganze Weile noch pausiert und von dort aus ging es mit der Straßenbahn weiter in die Altstadt und zum Rhein.
Nach einem gemeinsamen Abendessen in einem schönen Lokal mit Blick zum Rhein hieß es dann für alle „Goodbye" zu sagen und wir zogen gemeinsam zurück in Richtung Hotel und Bahnhof. Es folgte ein sehr herzliches und emotionales Verabschieden mit einem inneren Dankgefühl für diese schönen Tage.
Für Philip und Rachel geht die Reise nun weiter nach Frankreich und Belgien und dann zurück nach Hause. Wir hoffen auf ein Wiedersehen.
An dieser Stelle möchten wir: Gaby, Hans-Peter und Laura Brüggen dem damaligen Team vom Stadtteilforum herzlich danken, die die Weichen für diese Besuche überhaupt ermöglicht und unser Leben bereichert haben.
SUDBURY STAR - Kanada
2. August 2023, Laura Stradiotto
Deutsche Version
Die Kriegsgeschichte von Sudbury hallt durch die Zeit und Familien wider
Alexander May wurde während des Zweiten Weltkriegs über Deutschland abgeschossen. Jahrzehnte später trifft sein Sohn die deutsche Familie, auf deren Grundstück sein Vater abgestürzt ist.
SUDBERY STAR
Ehrung durch die Kanadische Regierung für Peter und Gaby Brüggen
Urkunde des Verteidigungsministeriums von Kanada
Deutsche Übersetzung
Veterans-Affairs-Poppy-Pin-by-Trimtag
Dankschreiben v. Gaby und Peter Brüggen
An die
ehrenwerte Ginette Petitpas Taylor, PC, MP
Minister of Veterans Affairs and Associate Minister of National Defence
Ottawa, Canada
Sehr verehrte, ehrenwerte Ginette Petitpas Taylor, PC, MP,
in dieser Woche erhielten wir von Ihnen einen Brief, der uns sehr berührt hat und darüber hinaus auch ein wenig stolz macht.
Vielen Dank für die schönen Worte und lobesvolle Anerkennung unseres damaligen Projektes: „Gedenkfeier anlässlich des Halifax-Absturzes 1945", unter der Teilnahme von kanadischen Angehörigen eines verunglückten Besatzungsmitgliedes, dem städtischen Beigeordneten und weiteren Interessierten sowie die ökumenische Segnung der Gedenktafel durch den katholischen und evangelischen Pfarrer in unserem Garten. Dieses besondere Projekt konnten wir mit Mitgliedern unseres Vereins „Stadtteilforum Oberaußem" ermöglichen. Von dieser Feier im Oktober 2007, von der Gedenktafel und von der Gedenkstätte im Garten möchten wir Ihnen ein paar Fotos mitschicken sowie den Link unserer Internet-Plattform, wo alles dokumentiert ist.
http://oaussem.my-hosted-cloud.de/index.php?id=369
Ihren Brief werden wir allen zeigen, die damals am Projekt mitgewirkt haben und einige Anstecknadeln und Mohnblütensamen entsprechend weiterreichen. Einen Teil des Mohnblütensamens werden wir an der Absturzstelle aussähen.
Danken möchten wir unserem lieben Freund Philip, der uns für die Ehrung durch Sie vorgeschlagen hat. Ja, wir sind sehr glücklich über unsere deutsch-kanadische Freundschaft. Wir hatten in diesem Sommer eine wunderschöne Zeit mit Philip May und Rachel Trudeau. Wir wurden von beiden sehr liebevoll und herzlich in ihrem Haus aufgenommen und durften einen Teil ihres schönen Landes mit vielen Sehenswürdigkeiten erleben. Ein besonderer Höhepunkt unserer Reise war die Einladung und der Besuch des Museums der Royal Canadian Air Force. Wir erhielten dort eine persönliche und sehr interessante Führung und hatten das besondere Erlebnis, eine Halifax, ähnlich wie sie bei uns im Garten abgestürzt war, komplett restauriert, von außen und sogar von innen besichtigen zu können.
Wir besuchten in der Zeit unserer Reise in Kanada viele Freunde und Verwandte von Philip May und Rachel Trudeau. Es hat unser Leben sehr bereichert. Mögen wir mit dieser Freundschaft ein kleines Zeichen für den Frieden und die Menschlichkeit auf unserer lieben Erde kundtun.
Sehr verehrte, ehrenwerte Frau Ginette Petitpas Taylor, PC, MP, wir sagen nochmals vielen Dank und sollten wir noch einmal in Kanada sein, möchten wir Sie gerne besuchen und unseren Dank persönlich aussprechen.
Mit den besten Wünschen aus Oberaußem in der Nähe von Köln
Gabriele und Hans Peter Brüggen
Englische Version des Dankesschreibens
Dear Honorable Ginette Petitpas Taylor, PC, MP
This week we received a letter from you that touched us very much and also makes us a little proud.
Thank you very much for the beautiful words and laudatory recognition of our project at the time: "Commemoration on the occasion of the Halifax crash in 1945", with the participation of Canadian relatives of an injured crew member, the municipal councilor and other interested parties, as well as the ecumenical blessing of the memorial plaque by the Catholic and Protestant Pastor in our garden. We were able to make this special project possible with members of our association "Oberaußem District Forum". We would like to send you a few photos of this celebration in October 2007, of the memorial plaque and of the memorial in the garden, as well as the link to our Internet platform, where everything is documented.
http://oaussem.my-hosted-cloud.de/index.php?id=369
We will show your letter to everyone who was involved in the project and pass on some pins and poppy seeds accordingly. We will sow some of the poppy seeds at the crash site.
We would like to thank our dear friend Philip, who recommended us for the honor. Yes, we are very happy about our German-Canadian friendship. We had a wonderful time with Philip May and Rachel Trudeau this summer. We were both welcomed very lovingly and warmly into their house and were able to experience part of their beautiful country with many sights. A special highlight of our trip was the invitation and visit to the Royal Canadian Air Force Museum. We received a personal and very interesting tour and had the special experience of being able to view a Halifax, similar to the one that crashed in our garden, completely restored, from the outside and even from the inside.
During our trip to Canada we visited many of Philip May and Rachel Trudeau's friends and relatives. It has enriched our lives a lot. With this friendship, may we show a small sign of peace and humanity on our dear earth.
Dear Honorable Ms. Ginette Petitpas Taylor, PC, MP, we would like to thank you again and should we be in Canada again, we would like to visit you and express our thanks in person.
With best wishes from Oberaussem near Cologne
Gabriele and Hans Peter Brüggen
Übergabe der Sticker und Ausbringung des Samens an der Absturzstelle
Am 1. November 2023, 10:00 Uhr, trafen sich Peter und Gaby Brüggen mit Hans und Sven Griese auf Peters Grundstück an der Stelle, wo 1945 der Halifax Bomber auf das Grundstück seiner Großeltern stürzte. Peter und Gaby überreichten den beiden die erhaltenen Anstecker „Veterans-Affairs-Poppy-Pin“ der Ministerin für Vetterans-Affairs.
Den beigefügten Mohnblumen Samen verstreute Peter auf der Wiese.