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Grußworte von Maira Pfordt, Bürgermeisterin der Stadt Bergheim

 

 

 

Sehr geehrte Frau stellvertretende Landrätin Schütz.

Sehr geehrte Frau stellvertretende Vorsitzende Beck,

sehr geehrter Herr Friedt,

meine sehr geehrten Damen und Herren,

 

wir wissen aus gesicherten wissenschaftlichen Untersuchungen (Ägyptologe Jan Assman), dass auch Gesellschaften ein Gedächtnis haben.

Dieses kulturelle Gedächtnis bildet gewissermaßen die Grundsubstanz einer Gesellschaft. Denn in ihm formen sich aus Tradition und Gegenwart die Werte, die für alle Gesellschaftsmitglieder verbindlich sind, die sie als ihre grundlegenden Orientierungen betrachten.

In dieses kulturelle Gedächtnis prägen sich als Erfahrungen die großen kulturellen Leistungen ein, aber auch die moralischen und ethischen Entgrenzungen.

Sie, lieber Herr Friedt,

haben sich mit ihren Arbeiten einem Kapitel unserer Gesellschaft gewidmet, das zu den schlimmsten Entgrenzungen unserer deutschen Geschichte zählt und dessen Erinnerung deshalb besonders schmerzlich ist: Die Vernichtung der jüdischen Bevölkerung während der Zeit des Nationalsozialismus. Jeder Versuch, dieses dunkle Kapitel unserer Geschichte zu verdrängen, führt zu einem Verlust an Identität und Orientierung. Es macht unfähig, die Zukunft verantwortlich zu gestalten.

Und deshalb ist es für uns in Bergheim so wichtig, dass Sie mit ihrem Buch, die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Bergheim von 1239-1945, uns diese Erinnerung und Orientierung ermöglichen.

 

 

 

 

 

Auch in verschiedenen weiteren Aufsätzen widmen Sie sich dem Schicksal der jüdischen Bevölkerung, sei es in der Aufarbeitung einzelner Lebensbiografien oder jüdischer Bevölkerungsgruppen in unseren Bergheimer Stadtteilen. Diese Aufarbeitung der Geschichte unserer jüdischen Bevölkerung bedeutete nicht nur viele mühevolle Recherchen in zahlreichen Archiven, sondern auch den Kontakt mit den Überlebenden des Holocausts zu suchen.

 

Diese Begegnungen bildeten für Sie, sehr geehrter Herr Friedt, sicherlich eine besondere Herausforderung und werden Ihnen unvergessen bleiben.

Denn wie sollten Sie als Deutscher Zugang zu diesen Menschen finden?

War es den Überlebenden überhaupt zuzumuten, in der Erinnerung noch einmal die Zeit schrecklichster Entwürdigung, Todesangst und unermesslichen Schmerzes aufzusuchen? Ihnen, Herr Friedt, ist es gelungen, mit großer Sensibilität, die Überlebenden zu bewegen, über ihr Schicksal zu sprechen und uns damit einen Blick auf dieses dunkelste Kapitel unserer Geschichte zu werfen.

Im Namen der Stadt Bergheim möchte ich Ihnen, Herr Friedt, dafür ein herzliches Danke sagen und Ihnen meine ausdrückliche Anerkennung aussprechen.

Ich wünsche Ihnen und uns, dass dieser Teil unserer Geschichte uns immer wachsam bleiben lässt gegenüber jeder Form von Intoleranz und Fremdenhass.

Denn Demokratie, Toleranz und Humanität sind keine selbstverständlichen Gewissheiten, sondern setzen das fortdauernde Engagement jedes Einzelnen voraus.