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Josef Hubert Dürbaum, seine Zeit, sein Leben, sein Wirken.

Eine Biografie von Josef Dürbaum

Ausarbeitung von Ulrich Reimann, Dezember 2005, überarbeiter Mai 2007

Vorwort

Wenn man sich mit der Heimatgeschichte von Oberaußem näher befasst, stößt man sehr schnell und immer wieder auf den Namen „Josef Dürbaum“. Dieser lebte in der Zeit von 1897 bis 1928 in Oberaußem und arbeitete hier als Lehrer und Hauptlehrer an der katholischen Volksschule.

Josef Dürbaum hat den Ort selbst, die Bevölkerung und vor allem aber die Jugend, in der Zeit seiner hiesigen Tätigkeit sehr stark beeinflusst und somit auch geprägt.

Seine berufliche und familiäre Entwicklung führte zu einer engen Verknüpfung und einer daraus resultierenden starken Verbundenheit mit unserem Ort. Durch sein großes persönliches Arrangement und Mitwirken in vielen Ortsinstutitionen, Vereinen sowie dem Gesellschafts- und Kulturleben, hat er wohl unbestritten einen großen Anteil an der Entwicklung von Oberaußem.

Mit diesem Artikel möchte der Verfasser diese für unseren Ort bedeutsame Persönlichkeit, sein Wirken, sein Umfeld und allgemein die Zeit, mit ihren Ereignissen, in der Josef Dürbaum lebte, einmal etwas näher beleuchten und hervorheben.

Ein besonderer Dank und eine damit verbundene Anerkennung seines Schaffens wurde ihm zu Lebzeiten in Oberaußem wohl kaum gewährt. So erinnert erst seit Ende der 60-ziger Jahre, mehr als 20 Jahre nach seinem Tod, ein Straßenname in Oberaußem an Josef Dürbaum. Man hat heute das Gefühl, dass Josef Dürbaum in großen Teilen der Bevölkerung unseres Ortes entweder nicht bekannt ist oder einfach vergessen wurde.

Vielleicht kann diese Niederschrift dazu beitragen, sein Leben und sein Wirken, den an der Oberaußemer Geschichte interessierten Bürgern, ein wenig näher bzw. wieder in Erinnerung zubringen.

Dieser Artikel soll nicht als historisches Dokument gesehen werden. Es ist vielmehr der Versuch einer Zusammenfassung von bereits bekannten und z.T. schon veröffentlichten Informationen und Texten zu Josef Dürbaum und seinem Umfeld. Ergänzend wurden vom Verfasser selbst recherchierte und bearbeitete neue Informationen eingefügt. Die benutzten Informationsquellen sind am Ende der Ausarbeitung einzeln aufgeführt und dokumentiert.


Josef Hubert Dürbaum

 

Geboren:

25. Mai 1875 in Derkum, Kreis Euskirchen

 

Ausbildung:

1881 – 1885 Volksschule, Derkum

1885 – 1893 Gymnasium, Präparandie Euskirchen, Abitur

1893 – 1896 Lehrerseminar, Siegburg, Lehrer

1901 – 1902 Landwirtschafts-Schule Weilburg, Fortbildungsschullehrer

1929 Lehrgang an der Landwirtschaftlichen Akademie in Bonn

 

Familie:

1908 Heirat mit Elisabeth Rauwald aus Oberaußem

1909 Geburt Tochter Katharina

1910 Geburt Tochter Elisabeth

1924Geburt Tochter Anna

 

Berufsleben:

1896 – 1897 Lehrer, kath. Volksschule, Angelsdorf

1897 – 1907 Lehrer, kath. Volksschule, Oberaußem

Ab 1902 Leiter der landwirtschaftlichen Fortbildungsschule, Oberaußem

1907 – 1927 Hauptlehrer und Schulleiter, kath. Volksschule, Oberaußem

1928 – 1935 Hauptlehrer und Schulleiter, Volksschule, Großkönigsdorf

1927 Standesbeamter im Standesamtbezirk Königsdorf

 

Besondere Interessen:

Musik; spielte selbst mehrere Instrumente und gab Stunden

Heimatgeschichte, Natur, Landwirtschaft, Jagd und Hege

 

Ehrenamtliche Tätigkeiten:

1897 – 1903 Dirigent des Männergesangvereins Erholung, Oberaußem

1900 – 1927 Schrift- u. Kassenführer Freiwillige Feuerwehr, Oberaußem

Ab 1929 Leiter eines kleinen Orchesters in Großkönigdorf

Ab 1929 Rendant bei der Spar- und Darlehenskasse in Groß-Königsdorf

 

Wehrdienst:

Nie Soldat gewesen

 

Verstorben:

1939 in Groß-Königsdorf und ist auch dort beerdigt

 

Nachkommen:

Nach den verstorbenen Töchtern keine direkten Nachkommen mehr

 

Bekannter Nachlaß:

Buch: Heimatkunde von Oberaußem

Ehrengalerie der im 1. Weltkrieg Gefallenen Oberaußemer in der alten Schule an der Bergheimerstraße

 

Josef Dürbaum wurde am Dienstag den 25. Mai 1875, bei abnehmendem Mond im Sternzeichen der Zwillinge, in Derkum, Kreis Euskirchen geboren. Es war eine Zeit, in der viele Dinge die uns heute als selbstverständlich erscheinen noch gar nicht bekannt waren bzw. erst von unseren Vorfahren hart erkämpft werden mussten.

Die Arbeitsbedingungen für große Teile der Bevölkerung waren unvorstellbar hart. Oft mussten alle Familienangehörigen, ob jung oder alt, ob groß oder klein, praktisch von frühmorgens bis meist spät am Abend fürs Überleben arbeiten.

Viele Arbeiterfamilien hatten damals neben ihrer Arbeit, wenn es gut lief eine Kuh oder ein Schaf, dazu vielleicht 1 bis 2 Ziegen. Dieses war wegen der allgemein geringen Verdienste zur Versorgung der Familie und zur Aufbesserung des Lebensstandards erforderlich. Da es zur damaligen Zeit in unserer Gegend noch viel Brachland gab, konnte das erforderliche Grünfutter dort gesammelt werden. Außerdem zog fast jede Familie 1 bis 2 Schweine zur Hausschlachtung. Für den damals noch beliebten Kirmesbraten wurde manchmal ein Ziegenbock geschlachtet. Die Lebensweise war sehr karg und bei weitem nicht so üppig wie heute.

Bis Mitte des 19. Jahrhunderts gab es noch die Kinderarbeit ohne Beschränkung.

In London wurde 1865 die Heilsarmee gegründete.

Am 18. Januar 1871 war gerade das Deutsche Reich gegründet worden und der preußische König Wilhelm I. im Spiegelsaal des Schlosses Versailles zum deutschen Kaiser proklamiert worden. Erster Reichskanzler des Deutschen Kaiserreiches war damals Otto von Bismarck.

1875, im Geburtsjahr von Josef Dürbaum, gab es mit der sog. Krieg-in-Sicht-Krise, eine große diplomatische Krise in Europa. Ein weiterer deutscher Präventivkrieg gegen den französischen Nachbarn schien bevorzustehen, wurde jedoch durch Russland und Großbritannien verhindert.

Bismarck führte ab 1871 den sog. Kulturkampf gegen den politischen Katholizismus, der eine massive Einmischung des Staates in die inneren Angelegenheiten der katholischen Kirche bedeutete.

1872, wurde der Jesuitenorden im Deutschen Reich verboten.

Ebenfalls 1872 wurde in Preußen die staatliche Schulaufsicht eingeführt, d. h. die Geistlichkeit aus der Schulinspektion entfernt.

Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), wurde 1875 als Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands (SAP) gegründet.

1875 wurde auf der Grotenburg im Teutoburger Wald das Heermannsdenkmal vollendet.

1880 erarbeitete Konrad Duden sein vollständiges orthographisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Seit 1901 bildet der „Duden“ die amtliche Regelung der deutschen Rechtschreibung.

Die 1. Durchquerung Australiens, von Südost nach West gelang 1875 Ernest Giles.

Der Kulturkampf flaute nach 1878 ab, dafür verschärfte sich infolge des Sozialistengesetzes von 1878, der innenpolitische Konflikt im Land. Durch die vorbildliche Sozialgesetzgebung versuchte Bismarck, die Arbeiterschaft den sozialistischen und sozialdemokratischen Parteien zu entfremden – ohne Erfolg.

Aus den Reichstagswahlen 1890 gingen die Sozialdemokraten als wählerstärkste Partei hervor. Kanzler Bismarck musste aber 1890 seinen Abschied nehmen, nachdem er u. a. wegen der Sozialpolitik in Konflikt mit dem neuen Kaiser Wilhelm II., der 1888 den Thron bestiegen hatte, geraten war.

Aus den vorgenannten Geschichtsdaten erkennt man, daß es sich um eine unruhige Zeit des Umbruchs, des Aufbruchs aber auch des Fortschritts gehandelt hat, in die Josef Dürbaum geboren wurde und in der er sein Leben verbrachte.

Mit der damaligen raschen allgemeinen Entwicklung und einer schnell fortschreitenden Industrialisierung im Lande, kam es auch in Oberaußem zu einer stetigen Zunahme der Bevölkerung. Dementsprechend schnell verlief auch die Entwicklung der hiesigen Volksschule. Beim Beginn des Wintersemesters 1876/77 wurde aus einer zweiklassigen Schule mit zwei Lehrkräften, eine dreiklassige mit drei Lehrkräften gebildet, die jedoch am 3. Dezember 1880 von der Königlichen Regierung wieder in eine zweiklassige umgewandelt wurde. Ab Ostern 1884 gab es aber wieder eine dreiklassige Schule mit drei Lehrkräften in Oberaußem, so wie sie Josef Dürbaum bei seinem Amtsantritt am 1.1.1897 noch angetroffen hatte.

Durch die wirtschaftlichen und politischen Ereignisse in der damaligen Kaiserzeit, wurde auch Josef Dürbaum selbst stark geprägt. Nach seiner Kindheit, im zeitgemäß strengen Elternhaus, schuf er sich von 1885 – 1893 durch den Besuch der Präparandie, einer höheren Schule in Euskirchen, mit dem Abiturabschluss, die Vorraussetzungen für das Lehrerstudium. Die Ausbildung zum Lehrer erhielt Josef Dürbaum dann von 1893 – 1895 im Lehrer-Seminar zu Siegburg.

Nach erfolgreichem Examen trat er einundzwanzigjährig, 1896 seine erste Lehrerstelle in Angelsdorf an. Am 1. Januar 1897 kam er dann an die kleine katholische Volksschule in Oberaußem. Eine Wohnung fand er anfangs in einer Lehrerwohnung im Schulgebäude. Das damalige Schulhaus der Gemeinde Oberaußem – Fortuna lag an der Kirchstraße, neben der am 26. Mai 1881 eingeweihten neuen Pfarrkirche St. Vinzentius. Es umfasste drei Klassenräume und zwei Wohnungen, darunter auch die Wohnung des Hauptlehrers, welche etwas abgesondert lag. Das Gebäude selbst war im Jahre 1869 errichtet worden. Hauptlehrer an der Volksschule des Ortes war bei Dürbaums Antritt Anton Horst, geboren in Bliesheim, ausgebildet im Lehrerseminar zu Brühl. Dieser verwaltete die kleine Volksschule in Oberaußem als erster Lehrer und später als Hauptlehrer, von April 1876 bis zum 1. April 1907. Anton Horst ist hier im Ort heute noch bekannt, war er doch der erste Dirigent des 1878 gegründeten, hiesigen Männergesangvereines „MGV-Erholung“.

 

Während seiner Oberaußemer Zeit lebte und wirkte Josef Dürbaum in unserer Gemeinde mit folgenden Pfarrherren zusammen:

Theodor Richartz, der Erbauer der neuen Pfarrkirche, der 1893 sein 50-zigjähriges Priesterjubiläum feierte.

Nachfolger von Theodor Richartz wurde nach dessen Tod 1900 Heinrich Paffenholz.

Dem folgte 1907 der Pfarrer Werner Leuchter.

1924 übernahm dann Dr. Viktor Landen die Pfarrei Oberaußem.

 

Zu all diesen Pfarrherren hatte Josef Dürbaum, aufgrund seines Lehreramtes und wegen seiner persönlichen Einstellung, stets eine gute Verbindung. Er war als ein tiefgläubiger, stets hilfsbereiter Christ bekannt und geachtet.

 

Der Unterricht in der hiesigen Volksschule wurde damals gemäß der „allgemeinen Bestimmungen“ betreffend das Volksschul- Präparanden- und Seminarwesen, vom 15. Oktober 1872, welche der Minister Dr. Falk ausarbeiten ließ, erteilt. Er erstreckte sich auf Religion, Deutsch, Rechnen, Raumlehre, Geschichte, Geographie, Naturgeschichte, Naturlehre, Schreiben, Zeichnen, Turnen und Handarbeit.

Die damalige, oben bereits erwähnte Wohnung des Hauptlehrers, neben der Schule, war im Jahre1847 vom früheren Lehrer Burbach erbaut und später an die Gemeinde verkauft worden. An diesem Wohnhause war seinerzeit das denkbar schlechteste Baumaterial verwendet worden, so daß stets umfangreiche Arbeiten nötig waren, um das Haus bewohnbar zu erhalten. Der neben dieser Wohnung angebrachte Teil der Schule, die „Aal Schull“ genannt, welche oben den Schulsaal der 3. Klasse und unten die Lehrerinnenwohnung umfasste, hatte früher zwei Schulsäle, den einen im Erdgeschoss, den anderen im ersten Stockwerk.

Nach zehnjähriger Tätigkeit als Lehrer, übernahm Josef Dürbaum am 1. April 1907 die Hauptlehrerstelle von Anton Horst und wurde damit Schulleiter der kath. Volksschule von Oberaußem.

Bis zum Jahre 1904 besuchten auch die Kinder aus Fortuna die alte Schule in Oberaußem auf der Kirchstraße. Im Jahre 1904 waren die Klassen in Oberaußem aber derart überfüllt, dass Fortuna eine eigene Volksschule erhielt. Diese wurde am 5. Dezember 1904 bezogen.

Als Josef Dürbaum Hauptlehrer wurde, sah es an der Schule in Oberaußem wie folgt aus:

Es waren drei Klassen eingerichtet. In der Unterklasse waren 70 Kinder eingeschult, in der Mittelklasse 82 und in der Oberklasse 72 Kinder. (Zahlen von 1906)

1910 waren sowohl die Schule in Fortuna, als auch die Klassen in Oberaußem wiederum so überfüllt, das in beiden Orten Schulneubauten erforderlich und unumgänglich wurden. Auf der Gemeinderatssitzung am 4.3.1910 wurde deshalb für Oberaußem der Neubau eines Schulgebäudes mit nebenstehenden Gebäuden beschlossen. Das Projekt sollte sechs Klassen und eine Anzahl separater Dienstwohnungen für die Lehrpersonen umfassen. Standort der neuen Schule war an der Bergheimerstraße, im Volksmund auch Tispertack genannt, nahe dem damaligen Eisenbahnübergang der ehemaligen Bahnlinie Bergheim – Rommerskirchen. Das notwendige Baugrundstück wurde vom Grafen zu Beissel für 4200 MK. pro 25 ar käuflich erworben.

Durch ständige bürokratische Hindernisse der Königlichen Regierung und durch den von 1914 bis 1918 dauernden 1. Weltkrieg mit seinen bösen wirtschaftlichen und politischen Folgen, verzögerte sich, wohl auch zum großen Leidwesen von Josef Dürbaum, der so notwendige Schulneubau aber immer wieder. Die Kriegsfolgen, sowie eine ständige Geldentwertung (Inflation) führten allgemein zu großen Finanzierungsproblemen und somit zu weiteren Verzögerung des Schulneubauprojektes. Erst 1921 konnte mit dem Bau begonnen werden. 1922, zählte die unter der Leitung von Josef Dürbaum stehende kath. Volksschule in Oberaußem bereits ca. 300 Schulkinder, was die Erfordernis des Neubaus noch unterstrich. Fertiggestellt und bezogen wurde die neue Schule mit den Nebengebäuden dann 1924, ein Jahr nach der Währungsreform.

Nach dem Umzug der Schule in das neue Gebäude an der Bergheimerstraße, wurden im alten Schulgebäude an der Kirche ein überwiegend von Schwestern des Kloster Bethlehem geführter katholischen Kindergarten sowie einige Privatwohnungen eingerichtet. Erst 1964 wurden alle Gebäude der alten Schule von Oberaußem abgerissen. Das Grundstück viel an die Kirche. Heute befinden sich an dieser Stelle die Wohnhäuser des Pfarrers, des Küsters (Kaplanei) und das Pfarrbüro.

Oberaußem besaß seit dem Jahre 1902 auch eine ländliche Fortbildungsschule, deren Einrichtung vom Lehrer Dürbaum veranlasst wurde und die von ihm auch geleitet wurde. Seine Ausbildung als Fortbildungsschullehrer erlangte Josef Dürbaum auf der Landwirtschaftsschule in Weilburg. Der Unterricht an dieser Schule fand vom 15. Oktober bis 15. März statt und erstreckte sich gemäß der ministeriellen Anordnungen vom 10. Oktober 1910 auf angewandte Naturkunde, Bürgerkunde, sowie Übungen im Deutschen, Rechnen und Buchführung. Die Höhe des Schulgeldes wurde durch das Ortskuratorium festgesetzt und betrug gewöhnlich 5 Mk. pro Schüler. Minder Bemittelten konnte auf Antrag das Schulgeld ganz erlassen werden. Der Besuch war anfangs freiwillig und entsprach zuerst nicht der Größe der Einwohnerzahl und der Wichtigkeit der Schuleinrichtung. Die Unterhaltung der Schule erfolgte durch die Gemeinde. Im Jahre 1911 veranlasste der damalige auch für Oberaußem zuständige Bürgermeister Kirch die Einrichtung einer Haushaltungsschule für Mädchen, für die Bürgermeisterei Paffendorf in Oberaußem,. Die Haushaltungslehrerin Frl. Roll aus Elsdorf wurde als Lehrerin für diese Schule gewonnen und hier angestellt. Noch in demselben Jahre fanden in Oberaußem zwei Kurse für heranwachsende Mädchen statt, die beide gut besucht wurden.

Im Jahre 1912 wurde auch in Oberaußem erstmals eine allgemeine Schulzahnpflege eingeführt. Alle Behandlungskosten der Schulkinder hat die Bürgermeisterkasse übernommen. Die Zahl der zahnkranken Schulkinder betrug in unserer Gemeinde im Jahre 1912, ca. 90 bis 92%.

 

Neben seiner beruflichen Erfüllung, mit stets großem und unermüdlichem Einsatz als Lehrer und Hauptlehrer an der Schule, fand Josef Dürbaum in Oberaußem auch sein privates Familienglück. So vermählte er sich am 26. Februar 1908 mit Elisabeth Rauwald. Sie war am 1. November 1886 in Oberaußem, als Tochter des damaligen Oberaußemer Försters Heinrich Rauwald, geboren. Ab 1904 führte sie die Poststelle von Oberaußem. Josef Dürbaum hatte seine spätere Frau bereits 1900 als Schülerin in der Oberklasse kennengelernt. Am 26. März 1909 wurde der jungen Familie Dürbaum als 1. Kind die Tochter Katharina geboren. Ihr folgte am 11. September 1911, die Tochter Elisabeth. Wesentlich später, 1924 kam sein drittes Kind, die Tochter Anna zur Welt. Laut einer Aussage seines späteren Schwiegersohnes, Heinz Konkol, war Josef Dürbaum nach der Geburt der dritten Tochter sehr enttäuscht, er hätte dem damaligen Zeitgeist entsprechend, gerne einen eigenen Sohn gehabt. Dieser Herzenswunsch blieb ihm aber unerfüllt.

Die Zeit seines Lebens bestandene, große Verbundenheit von Josef Dürbaum zur Natur, mit ihrer Tier- und Pflanzenwelt, wurde sicherlich durch seine Einheirat in die alte Oberaußemer Försterfamilie Rauwald noch intensiviert.

So schreibt Josef Dürbaum in seiner Heimatkunde von 1912 doch auffällig ausführlich über die Familie seiner Frau folgendes:

Der Forstschutz im Oberaußemer Wald wurde bereits seit mehreren Generationen von Förstern der Familie Rauwald ausgeübt. Der erste in ihrer Reihe war Heinrich Rauwald, eine originelle Persönlichkeit, dem seinerzeit die Glessener Besenbinder viel zu schaffen machten, indem diese trotz häufiger, harter Strafen nicht davon abzubringen waren, im Oberaußemer Walde die zu der Herstellung der Besen erforderlichen Birkenreiser zu stehlen. Förster Rauwald, der, wie es seine Pflicht erforderte, eifrig hinter den Besenbindern her war, scheute nicht, im Notfalle von seiner Waffe Gebrauch zu machen, was um so notwendiger war, als sich unter dem Gesindel recht frevelhafte Leute befanden, die den Forstbeamten nicht selten zu Leibe rückten und ihnen gefährlich wurden. Eines Tages nun war wiederum ein solcher Holzfrevler damit beschäftigt, Reiser abzuschneiden, als er den Förster herannahen sah. Er hätte wohl nach Hause fliehen wollen; dann aber war ihm der ganze Tag wieder verdorben; denn der Weg bis Glessen war immerhin ein gutes Stück, und es ging ihm durch das Hin- und Herwandern viel Zeit verloren. Flugs heckte er darum einen anderen Plan aus. Er kletterte auf einen in der Nähe stehenden Baum, verbarg sich in der Krone desselben und wollte den Förster vorbeigehen lassen, um dann wieder herunterzusteigen und seine Arbeit fortzusetzen. Leider aber hatte er nicht bemerkt, dass der Förster ihn in der Baumkrone hatte verschwinden sehen. Der stellte sich, als habe er nichts Außergewöhnliches wahrgenommen und schritt ruhig seinen Gang weiter, der allerdings gerade auf den Baum zu zielte, auf dem der Besenbinder saß. An dem Baume angekommen, nahm der Hüter des Waldes seine Doppelflinte von der Schulter, zog die Hähne auf und richtete langsam die verderbenbringenden Rohre auf den Glessener Besenbinder dort oben in der Baumkrone. Den überkam nun gewaltig die Angst, zitterte und bebte und flehte in herzerweichenden Tönen: „ach, lever Rauwald, scheßt doch net!“ Natürlich hatte sich Förster Rauwald nur einen Spaß machen wollen, der ihm nun auch geglückt war. Er entließ den geängstigten Besenbinder, indem er ihn auf andere Weise die gerechte Strafe für den Holzfrevel zuteil werden ließ. - Vor Heinrich Rauwald beaufsichtigte der Förster Schauff die Oberaußemer Waldungen, der seinerzeit das Gehöft des jetzigen Einwohners und Wirtes Michael Esser bewohnte. Von seinen Vorgängern ist nur noch der Förster Jakob Crämer bekannt, der mit der Entstehung der Kapelle zu Bethlehem in Beziehung steht und um das Jahr 1600 gestorben ist. Auf Heinrich Rauwald folgte als Förster Johann Rauwald und nach dessen Tode im Jahre 1905 dessen Sohn Heinrich Rauwald.

Die durch seine Vermählung entstandene innige Verbindung zur Familie Rauwald ermöglichte Josef Dürbaum dann auch die praktische Ausübung einer seiner Leidenschaften. So ist überliefert, dass er gerne mit seinem Schwiegervater und mit Gemeindevorsteher Johann Nikolin (den sogen. Jagdherren von Oberaußem), durch das hiesige Jagdrevier zog und dabei wahrscheinlich auch so manches Stück Wild erlegt hat.

Mit dem Förster Rauwald zusammen, war er auch aktives Mitglied der damals noch bestehenden Schützengilde von Oberaußem, die auf dem Driesch einen eigenen Schießstand besaß. An der Stelle befindet sich heute das Seniorenheim.

Neben seiner strengen disziplinierten, äußerlich auch praktizierten Wesensart, hatte Josef Dürbaum aber auch eine sehr musische Seite. Als Freund der schönen Künste war er Zeit seines Lebens darum bemüht, auch bei der allgemeinen Bevölkerung Verständnis für die Meisterwerke der Musik zu wecken. Als hoch musikalischer Mensch spielte er selbst mehrere Musikinstrumente wie Klavier, Harmonium, Orgel und Geige. Demzufolge war er auch zwangsläufig mit dem Männergesangverein des Ortes, dem „MGV Erholung“ stark verknüpft. In der Zeit von 1899 – 1905 war er sogar dessen Dirigent.

Einigen, teilweise heute noch lebenden Oberaußemern, erteilte er damals Unterricht zur Erlernung eines Musikinstrumentes.

So erzählt die 1909 in Oberaußem geborene, Maria Tillmann geb. Hinzen, aus Großkönigsdorf gerne über ihre hiesige Kinderzeit. Sie war damals die Freundin der beiden ältesten Dürbaumtöchter. Von 1915 bis 1921 besuchte sie die von Josef Dürbaum bereits geleitete alte Volksschule in Oberaußem an der Kirchstrasse und war auch zeitweise von ihm selbst unterrichtet worden. Gemäß ihrer persönlichen Erinnerungen war er ein sehr strenger, stets auf Ordnung und Disziplin bedachter Lehrer. Laut Frau Tillmann folgte der Missetat eines Schülers stets eine sofortige Bestrafung, die wohl oft in Form einer körperlichen Züchtigung geschah. Hauptlehrer Dürbaum wurde von allen Schülern respektvoll gefürchtet und galt nicht gerade als zimperlich. Manchmal muß er sogar den schnellen direkten Weg, mittels eines Sprunges über die Schulbänke gewählt haben, um den zu züchtigenden Schüler zu erreichen. Der in der damaligen Zeit noch von vielen Lehrern verwendete Rohrstock, tanzte wohl rasch und auch oft in den Klassen des Josef Dürbaum. Selbst bei der Erziehung seiner eigenen Kinder war er überaus streng. So erinnert sich sein Schwiegersohn, der heute 83-jährige Heinz Konkol, noch gut an diesbezügliche Schilderungen seiner Frau und ihrer Schwestern. Ein Spruch des Hauptlehrers war von allen Schülern und auch von seinen Töchtern sehr gefürchtet. Wenn er anordnete: „Hohl mir das Lineal“, wußte jeder von ihnen was ihn erwartete. Seine Strenge gegenüber den Töchtern hielt er auch zu Hause bei. Familie Dürbaum wohnte anfangs in der Hauptlehrewohnung neben der alten Schule auf der Kirchstraße. Frau Tillmann lebte als Kind ganz in der Nähe, in einem Haus auch auf der Kirchstraße, gegenüber vom Friedhof. In diesem Haus wohnt heute Peter Brüggen mit seiner Familie. So erzählt sie mit einem Schmunzeln, dass die beiden Dürbaumtöchter bei ihnen wie zu Hause gewesen wären und auch oft mitgegessen haben. Sie hatten ihre Mutter sogar meistens mit der Frage: „Tante Trina, was gibt es zu essen“? an ihren Hunger erinnert und saßen meistens als erste auf der Bank hinter dem Tisch der Familie Hinzen. Natürlich war Maria Tillmann als Freundin auch oft im Hause von Josef Dürbaum gewesen. An die Frau Dürbaum erinnert sie sich noch sehr gerne, hatte sie diese doch als liebe gütige Frau und Mutter gekannt. Der Hauptlehrer war, wenn er zu Hause war, fast ständig mit Schreibarbeiten oder Musikunterricht beschäftigt. Auch Frau Tillmann hatte von ihm Klavierunterricht erhalten und ist stolz darauf, dass sie noch heute das von Josef Dürbaum erlernte Spiel beherrscht und mit 96 Lebensjahren auch noch aktiv am Klavier anwenden kann.

Der Feder von Josef Dürbaum entstammt so manches heute noch bekannte und auch bewundernswerte Werk. Neben Gedichten und so mancher Festschrift, veröffentlichte er damals ständig Artikel in Zeitungen und Zeitschriften. Die Themen galten meist Wald und Flur, überwiegend aber dem Gartenbau sowie der Landwirtschaft. Er reiste auch durch die Nachbarorte, hielt Vorträge über Gartenbau und zeigte dazu entsprechende Fotos. Ein später in der Chronik der Volksschule Fortuna gefundenes Manuskript zu dem Geschehen in der Gemeinde Oberaußem während der Zeit des 1. Weltkriegs und danach, kann zur Zt. noch keinem Verfasser zugeordnet werden. Die Art und Weise wie es geschrieben wurde, läßt hier aber eine nicht ganz von der Hand zu weisende Vermutung zu, daß dieses Zeitdokument von Josef Dürbaum verfasst bzw. zumindest mitgestaltet wurde.

Trotz seiner Liebe zum Vaterland und der damit verbundenen inneren, patriotischen und unerschrockenen Einstellung und Überzeugung, war Josef Dürbaum wohl aufgrund von gesundheitlichen Einschränkungen nie Soldat gewesen. Er hat diesen von ihm persönlich schwerlich akzeptierten Umstand, dann an der sogen. Heimatfront, durch sein großes Arrangement und Handeln während der harten Kriegszeit wohl mehr als ausgeglichen.

In einem 1915 im Saal Neukirchen (Ecke Büsdorferstraße – Kirchstraße)in Oberaußem eingerichteten Gefangenenlager, waren seinerzeit etwa 40 russische Gefangene untergebracht, die in der Landwirtschaft eingesetzt wurden. Einige von ihnen hatten versucht zu fliehen. Es ist überliefert, daß Josef Dürbaum, als er sich im Oberaußemer Wald auf der Jagd befunden hat, einmal zwei solcher Flüchtigen in einem Tannen-Dickicht entdeckte und diese dann mittels vorgehaltenen Jagdgewehrs wieder ins Lager zurückgebracht hat.

Während des 1. Weltkrieges, waren die in dieser notvollen Zeit von Josef Dürbaum vielerorts gehaltenen Vorträge zu Ernährungsfragen, für die leidende Bevölkerung von großem Wert. Die Themen Kleintierzucht, Obstbaumzucht und Düngungsfragen wurden von ihm ausführlich erörtert und mit Unterstützung von Lichtbildern, allgemeinverständlich der Bevölkerung nahegebracht.

Aus einem in Privatbesitz von Gert Friedt befindlichem Dokument zur 4. Kriegsanleihe während des I. Weltkrieges geht hervor, dass der Hauptlehrer Dürbaum auch als Rendant in dieser Zeit für die Oberaußemer Spar- und Darlehnskasse tätig war. So hatte er am 18. Januar 1917 den Hinterlegungsschein über einen Betrag von 500 Mark, für Herrn Gerhard Friedt, als Rendant der Sparkasse unterschrieben.

In der Kriegszeit wurden grundsätzlich auch Lehrer zum Kriegsdienst einberufen. Dies traf dann auch den seit kurzem in Oberaußem tätigen Lehrer Franz Pieck und einige Lehrerkollegen aus Fortuna und Niederaußem. Da neben Lehrer Pieck derzeit nur der Hauptlehrer Dürbaum, die Lehrerinnen, Frl. Wilhelmine Lorre` und Frl. Klara Britz an der hiesigen Schule tätig waren, konnte der Unterrichtsbetrieb danach auch hier nur lückenhaft durchgeführt werden. Aus dieser Not heraus, wurde damals der Hauptlehrer Josef Dürbaum mit der gleichzeitigen Verwaltung der Oberklassen in Oberaußem, Fortuna und Niederaußem betraut. Nur Dank der, wie es damals hieß, opferfreudigen Gesinnung, der in den Orten zurückgebliebenen Lehrenden, konnte der Lehrbetrieb hier einigermaßen zufriedenstellend aufrechterhalten werden.

 

Gleich nach dem Ende des 1. Weltkriegs faßte Hauptlehrer Dürbaum den Plan, den Gefallenen der Gemeinde zum Gedächtnis und den Hinter­bliebenen zur steten Erinnerung und Mahnung eine würdige Ehrengalerie zu errichten. Der von ihm gefertigte Entwurf wurde dann 1920 vom fotografischen Institut, Willi Niedenhoff in Köln, entsprechend umgesetzt. Am 31. Oktober 1920 gab es im damaligen Saale Wintz (heute Blumenhaus Wintz) eine große Enthüllung- und Einweihungsfeier, bei der Hauptlehrer Dürbaum eine von ihm verfasste, patriotische Kriegergedächtnisrede hielt. Diese Ehrengalerie, mit Einzelbildern aller Oberaußemer Gefallenen, hatte danach über vierzig Jahre lang im Flur der alten Oberaußemer Volksschule an der Bergheimerstraße einen Ehrenplatz. Sie wurde erst abgenommen nachdem der Schulbetrieb Ende der 90-ziger Jahre dort eingestellt wurde. Die Beschaffung der zur Verwirklichung der Galerie nötigen Gelder, erwirkte Josef Dürbaum durch Konzertveranstaltungen in der Gemeinde im Zusammenwirken mit dem Männergesangverein M.G.V. Erholung.

Dem ehemaligen Hausmeister der einstigen Volksschule an der Bergheimerstraße, Wilhelm Kremer, ist es zu verdanken, das die Fotografien der Ehrengalerie, vor der Vernichtung bewahrt werden konnten. Anlässlich von Renovierungsarbeiten in der Schule, hatten verantwortliche Herren des Gemeinderates leider einer Vernichtung dieses bedeutenden Zeitzeugnisses unverständlicherweise zugestimmt. Man wußte zu dieser Zeit nichts rechtes damit anzufangen und hatte keinen neuen Platz gefunden. Wilhelm Kremer holte die alten Fotos im letzten Augenblick von einer Müllhalde, reinigte sie, kennzeichnete sie und übergab sie später dem Bergheimer Stadtarchivar als Zeitzeugnis zur Aufbewahrung.

Bei dem 25 jährigen Ortsjubiläum von Josef Dürbaum im Jahre 1922, ließ es sich die Sängerschar des M.G.V. Erholung natürlich nicht nehmen, durch Gesangsbeiträge zu der Verschönerung des Jubelfestes ihres ehemaligen Dirigenten aktiv beizutragen.

Mit der freiwilligen Feuerwehr Oberaußem hatte Josef Dürbaum ebenfalls eine intensive persönliche Verbindung. So war er einer der Gründer dieser für unseren Ort unentbehrlichen Institution. Bei der vom damaligen Gemeindevorsteher Johann Nicolin am 4. September 1900 einberufenen Gründerversammlung übernahm er das wichtige Amt des 1. Schrift- und Kassenführers, daß er dann 27 Jahre lang, bis zu seinem Wechsel nach Groß- Königsdorf ausübte. Von ihm stammt u.a. die handschriftliche Urfassung der Statuten unserer Feuerwehr. Ein Artikel zum großen Brand vom 21. März 1907, als in Oberaußem etliche Gebäude, aufgrund von Funkenflug der Eisenbahn niedergebrannt waren, wurde auch von Josef Dürbaum verfasst. So schrieb er hierzu folgendes:

 

Oberaußem, 21. März

Eine lange schreckliche Nacht liegt hinter uns. In der Nacht vom Dienstag auf Mittwoch brannten hier im ganzen 25 Gebäude nieder: 5 Wohnhäuser und 20 andere Gebäulichkeiten, Scheunen und Stauungen. Kurz nach Mitternacht loderte das Feuer in der Scheune des Ackerers Joh. Büchel auf, das bei dem orkanartigen Sturme mit riesiger Schnelligkeit um sich griff. Bald stand auch das nebenanliegende Anwesen der Witwe Hoven in Flammen. Inzwischen war die freiwillige Feuerwehr eingetroffen, die sofort zwei Schläuche anlegte und mit einem Schlauch den Brandherd und mit dem anderen die stark bedrohte 70 m entfernt liegende Scheune des Abtshofes unter Wasser nahm. Ein dichter Funkenregen sauste auf die Scheune nieder. Ein Gefühl der Erleichterung empfanden wir, als wir das Wasser mit Macht aus den Strahlrohren getrieben in weitem Bogen auf die bedrohten Stellen niederrieseln sahen. Doch, ein kurzes Rauschen und Rascheln der Dachziegel auf der Scheune, als wie von einem ungeheuren Windstoß herrührend, vernahm man, und die ganze Scheune stand in lichten Flammen. Ein stummes Entsetzen bemächtigte sich aller; man war sich der großen Gefahr für das ganze Dorf bewußt. Der Brandmeister kommandierte: “Den Schlauch von der Scheune zurück, sie ist verloren, fort nach dem Abtsende! Nur kurze Zeit dauerte es und die ganze Stallung des Abtshofes stand ebenfalls in Flammen. Bald ging auch lichter Feuerschein auf der sogenannten Insel auf: das Feuer war wiederum über die Straße und zwei Häuser übergesprungen und bildete einen dritten Feuerherd. Am Abtsende hatte die Feuerwehr mit einem zweiten Standrohr angelegt und suchte hier das Gros des Dorfes zu schützen, was auch unter dem energischen Beistande der inzwischen eingetroffenen freiw. Feuerwehr von Bergheim gelang. Ein Bravo der wackeren Wehr von Bergheim und ihrer schneidigen Führung. --- Unsere Nachbargemeinde Niederaußem und die freiw. Feuerwehr von Quadrath, die beide telephonisch um Hülfe gebeten wurden, ließen uns im Stich. Es werden hier wohl wichtige Gründe die Hülfeleistung unmöglich gemacht haben. In der Windrichtung des Feuers war es anfangs nicht möglich, zu arbeiten, es wurde aber hervorragendes geleistet. Menschenleben sind glücklicher Weise nicht zu beklagen, nur einiges Kleinvieh ist verbrannt. Es ist nicht möglich alle Einzelheiten wiederzugeben. Man hörte kein Wort, Entsetzen hatte alle ergriffen und jeder suchte, soviel es in seinen Kräften stand, seinem Nächsten zu helfen und dem verheerenden Elemente Einhalt zu tun. Wie wir hören, sind alle Beschädigten versichert, doch sollen einige zu gering versichert haben. Der Schaden dürfte 50 – 100.000 Mk. betragen.

 

Beim 10. Kreisfeuerwehrtag in Oberaußem, der mit dem 25-jährigen Jubelfest der hiesigen Feuerwehr zusammen stattfand, erhielt Josef Dürbaum neben anderen Feuerwehrkameraden das preußische Feuerwehr – Ehrenzeichen und die Provinzial Feuerwehr-Verbands-Ehrenurkunde. Als er am 28. Dezember 1927 Oberaußem verließ, wurde er zum Ehrenmitglied der Oberaußemer Feuerwehr ernannt.

 

Mitte der zwanziger Jahre hatte die große Weltwirtschaftskrise die deutsche Wirtschaft besonders schwer getroffen; vor diesem Hintergrund konnte sich die NSDAP bald zur stärksten politischen Kraft in unserem Land entwickeln. Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung 1933 wurde die Opposition brutal ausgeschaltet, Parteien und Gewerkschaften wurden verboten, die demokratischen Grundrechte wurden massiv eingeschränkt bzw. suspendiert, die ersten Konzentrationslager wurden errichtet.

 

Mitten in dieser wirren Zeit erhielt Josef Dürbaum 1927 das Angebot, an der Volksschule in Groß-Königsdorf die Stelle des Schulleiters zu übernehmen. Er sagte zu, zumal ihm die damit erreichte Nähe zu Köln neben der möglichen dienstlichen Verbesserung auch wichtig für die eigene Familie erschien. Für seine älteste Tochter Katharina, die an der Kölner Universität mit einem Studium begonnen hatte, bedeutete der Wohnortwechsel nach Großkönigsdorf, eine große Erleichterung bei der täglichen Fahrt zur Universität.

An der Aachener Straße in Groß-Königsdorf, in Schulnähe, ließ er für sich und seine Familie ein Wohnhaus errichten. Nach der Fertigstellung Ende 1927, verließ er Oberaußem mit wohl doch etwas wehmütigem Herzen und begann einen neuen Lebensabschnitt in Groß-Königsdorf.

Sein Nachfolger als kommissarischer Leiter der hiesigen Volksschule wurde Ende 1927 der aus dem Krieg zurückgekehrte, in Kerpen gebürtige Lehrer Franz Pieck. Am 1. Mai 1929 übernahm dann der in Krefeld geborene Hauptlehrer, spätere Rektor, Heinrich Steinhauer die Schulleitung in Oberaußem.

Die Schule in Groß-Königsdorf, an der Josef Dürbaum 1928 bis 1935 als Hauptlehrer und Schulleiter wirkte, gibt es noch heute.

Laut einer Anzeige im Frechener Tageblatt vom 29.12.1927, wurde der Hauptlehrer Josef Dürbaum zum Standesbeamten für den Standesamtsbezirk Königsdorf ernannt.

Sein Elan und die stete Bereitschaft etwas zu verändern, zu formen und zu bewegen hatten unter dem Schulwechsel und dem hiermit verbundenen Umzug aber nicht gelitten. Er hatte sich rasch in die Gesellschaft seines neuen Wohnortes integriert und wurde dort auch respektvoll anerkannt.

So war er 1929 einer der Mitbegründer, Geschäftsführer und Rendant der Volksbank Groß-Königsdorf, wobei er die bereits in Oberaußem, mit der dortigen Reifeisenkasse, gemachten großen Erfahrungen, in diese Tätigkeit mit einbringen konnte. Laut einem Artikel im Frechener Tagesblatt vom 29. Oktober 1929, hielt Geschäftsführer Dürbaum anlässlich einer Hauptversammlung der Kasse im Kölner Hof, einen vielbeachteten Vortrag über das Genossenschaftswesen. Das Fachwissen zu diesem Thema hatte er sich an der Landwirtschaftlichen Akademie zu Bonn erworben.

Des Weiteren gründete er in seinem neuen Wohnort rasch ein kleines Orchester mit dem er auch öffentlich auftrat. Er organisierte Opern- und Theaterbesuche in Köln, die er stets selbst sach- und fachkundig begleitete.

Das Schicksal meinte es nach seinem Umzug aber nicht mehr allzu gut mit ihm. So erkrankte er schwer an Krebs, was dann 1935 zu einem frühzeitigen Abschied aus dem von ihm so geliebten Schuldienst führte. Kurz nach der Hochzeit seiner 2. Tochter Elisabeth, mit dem aus Wuppertal stammenden Erich Kirsebauer, verstarb Josef Hubert Dürbaum am 13. November 1939, um 9 Uhr 45, im Alter von nur 64 Jahren, in Groß-Königsdorf, infolge der heimtückischen Krebserkrankung. Laut Aussage seiner Frau waren seine letzten Worte direkt an Gott gerichtet: „Auf dich Herr habe ich gehofft“.

Vielleicht haben auch die damaligen politischen Ereignisse etwas zu seinem doch frühen Tode beigetragen.

Auf Befehl Adolf Hitlers, hatte die deutsche Wehrmacht am 1. September 1939, ohne Kriegserklärung Polen überfallen. Daraufhin erklärten Frankreich und Großbritannien Deutschland am 3. September 1939 den Krieg.

Josef Dürbaum wurde auf dem Friedhof von Groß-Königsdorf unter Anteilnahme der Bevölkerung beerdigt, wobei auch viele Oberaußemer ihm die letzte Ehre nicht versagten und ihn auf seinem letzten Wege begleitet haben.

Seine Frau und die drei Töchter lebten dann bis 1944 in dem eigenen Haus auf der Aachener Straße. Die Tochter Katharina hatte das Studium in Köln als Diplom-Handelsschullehrerin erfolgreich abgeschlossen und war während des Krieges bis 1945 als solche in Kalisch (Kalitsche) dienstverpflichtet tätig. Wegen der großen Gefahr, die durch die schweren Bombenangriffe auf das nahe Köln auch in Groß-Königsdorf bestand, ist dann Frau Dürbaum mit ihren beiden anderen Töchtern, 1944 in das vermeintlich sichere Kalisch umgezogen. Dort, lernte dann die jüngste Tochter Anna ihren späteren Mann, Heinz Konkol aus Euskirchen kennen, er lag da im Lazarett. Ihn hat sie dann noch 1944 dort geheiratet.

Nach dem Kriegsende zog Frau Dürbaum mit ihren drei Töchtern wieder zurück in ihr Haus in Groß-Königsdorf. Hier waren zwischenzeitlich aber Leute eingezogen, die nach einer Aussage von Heinz Konkol reichlich kriminelle Energie besaßen und der Familie Dürbaum auch des Öfteren übel gedroht hatten. Als auch Heinz Konkol 1950 endlich aus der russischen Kriegsgefangenschaft entlassen worden war, wohnte er, nachdem zwischenzeitlich auch der Mann von Elisabeth Kirsebauer geb. Dürbaum verstorben war, noch eine Zeit lang mit seiner Frau, der Schwiegermutter und den beiden Schwägerinnen zusammen, in dem Haus von Josef Dürbaum, in Groß-Königsdorf. Man fühlte sich hier aber nicht mehr richtig wohl. 1958 verkaufte man das Haus in Groß-Königsdorf an die ehemalige Oberaußemer Schulfreundin der Dürbaumtöchter, Maria Tillmann und deren Ehemann Fritz Tillmann, dem Begründer des dortigen Reiseunternehmens. Für den Verkaufserlöß erwarb die Familie ein Haus in Schlehbusch bei Leverkusen. 1959 zogen Frau Dürbaum, ihre Töchter Katharina und Elisabeth sowie die Tochter Anna mit ihrem Ehemann Heinz Konkol in das neue Heim nach Schlehbusch.

Schon zwei Monate nach dem Umzug, am 8. August 1959 verstarb Elisabeth Dürbaum geb. Rauwald in Schlehbusch. Beerdigt wurde sie an der Seite ihres Mannes in Groß-Königsdorf. Katharina Dürbaum, die nicht verheiratet war starb am 12. Januar 1982 in Schlehbusch. Im Grab der Eltern fand sie die letzte Ruhe. Die zweite Dürbaumtochter, Elisabeth Kirsebauer, starb am 8. Juli 1989. Auch sie wurde im Elterngrab beigesetzt.

Nachdem nun in 2005 auch die letzte Tochter Anna Konkol geb. Dürbaum verstorben ist, konnte sie zum Leidwesen ihres Mannes, nicht in der Familiengrabstelle ihrer Eltern und Schwestern beerdigt werden. Sie fand in Breitscheid ihre letzte Ruhestätte.

Da alle Töchter von Josef und Elisabeth Dürbaum geb. Rauwald kinderlos geblieben sind, endet mit deren Tod auch die Familiengeschichte von Josef Dürbaum.

 

Betrachtet man nun einmal besonders das schriftliche Vermächtnis von Josef Dürbaum, so ist als sein Hauptwerk wohl unbestritten das 1912 im Selbstverlag erschienene Buch „Heimatkunde der Gemeinde Oberaußem“ zu nennen. Gedruckt wurde es in der Druckerei des Erftboten in Bedburg. In diesem Buch beschreibt er sehr umfassend und teilweise detailliert die Geschichte, die Menschen mit ihrer Lebensart, die Kultur, die Natur und vieles mehr von Oberaußem, für den Zeitrahmen der ersten nachweisbaren geschichtlichen Erwähnung des Ortes bis zum Erscheinen des Buches 1912.

Dem aufmerksamen Leser dieses Buches, das im Jahre 2000 von Josef Weck, Hans-Joachim Mörs und Carsten Meyer neu aufgelegt wurde, wird schnell klar, wie stark Josef Dürbaum mit Oberaußem verbunden war und das die hiesige Natur mit ihren vielen Facetten einen seiner persönlichen Hauptlebensinhaltspunkte darstellte. Aus heutiger Sicht muß man dieses Heimatbuch als Juwel für die interessierte Oberaußemer Bevölkerung betrachten. Wir Oberaußemer können schon ein wenig stolz darauf sein, über eine so lebendig wirkende Beschreibung eines Teils unserer Vergangenheit zu verfügen.

Das Buch bietet uns heute die große Chance, umfassendes Wissen über die Entwicklung unseres Ort und seiner Bewohner zu erwerben, dieses zu pflegen und zu bewahren, es mit Ergänzungen zum Geschehen aus der Zeit nach Josef Dürbaum zu versehen und an spätere Generationen in Oberaußem weiterzugeben.

 

 

Verwendete Informations-Quellen zum Artikel:

  • Josef Dürbaum, Heimatkunde von Oberaußem, sowie die Neuauflage Oktober 2000
  • Christian Kämmerling, 100 Jahre Pfarrkirche St. Vinzentius in Oberaußem
  • Persönliche Unterlagen von Heinz Konkol, Schwiegersohn von Josef Dürbaum
  • Persönliche Erinnerungen von Maria Tillmann geb. Hinzen, Großkönigsdorf
  • Recherchen von Hans Griese und Ulrich Reimann
  • Lexikon Encarta
  • Aufzeichnungen über den 1. Weltkrieg in der Gemeinde Oberaußem, Hrsg. Helmut Schrön
  • Chronik MGV- Oberaußem
  • Privatdokumente von Gert Friedt, München
  • Festschrift zum 100-jährigen Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr Oberaußem
  • Anzeigen im Frechener Tageblatt
  • Einwohnerverzeichnis Oberaußem von 1911
  • Textergänzungen und neue Texte: Ulrich Reimann, Oberaußem

 

 

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