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Rede von Hans Griese

Sehr geehrte Damen und Herren,  

ich darf sie zu dieser Feierstunde am heutigen Tage herzlich begrüßen und Willkommen heißen. Besonders begrüßen möchte ich Herrn Pastor A. Brennecke, Herrn Pfarrer Ch. Tebbe, Frau Bürgermeisterin Maria Pfordt sowie Herrn Niels-Christian Schaffert, techn. Beigeordneter der Stadt Bergheim in Vertretung für die Bürgermeisterin Maria Pfordt  sowie unsere Freunde Tom und Carol Evanson aus Kanada. Herzlich Willkommen! Der Grund für den heutigen Anlass ist schon ein besonderer, nämlich die Enthüllung einer Gedenktafel, mit der wir an die Ereignisse vor gut 62 Jahren erinnern. Ereignisse, die Teile der Kriegsgeschichte des 2. Weltkrieges sind und Teile der Geschichte von Oberaussem. In den frühen Morgenstunden des 21. Februars 1945 stürzte ein alliierter Bomber brennend in den Garten der Familie Brüggen. Der Bomber kam von einem Angriff gegen die Ölindustrie in Monheim. Nicht nur die Industrie sondern auch Monheim selbst wurden stark beschädigt. 73 Menschen verloren ihr Leben. „15000 Bomber in 48 Stunden“ schrieb damals eine in Kanada erscheinende Tageszeitung, „flogen einen Angriff nach dem anderen auf Deutschland“. Hierzulande heulten die Luftsirenen ständig. Die Menschen suchten Schutz in winzigen Bunkern oder in den Kellern ihrer Häuser. Elisabeth Brüggen war in dieser Nacht alleine. Sie versteckte sich in einem Erdgraben hier oben im Garten. „Hier bist du sicher“, hatte ihr Mann ihr gesagt. Und das war sie auch. Sie hat überlebt, obwohl der Bomber nur wenige Meter von ihr brennend aufschlug. Die Tanks waren noch halb voll und so kam es, dass das Flugzeug drei Tage brannte. Am 2.3.1945 marschierten amerikanische Truppen in Oberaussem ein und der Krieg war für die Bewohner vorbei. Tom Evanson hat schon vor 15 Jahren begonnen,die Geschichte seines Onkels Gibb aufzuarbeiten, damit sie nicht in Vergessenheit gerät. Er hat viele Bilder, Dokumente und Informationen zusammengetragen und niedergeschrieben. Sein Werk trägt den Namen Dokumentation. Ihm ist zu verdanken, dass wir heute alles wissen, was man über dieses Flugzeug und seiner Besatzung sowie den vielen Einsätzen eigentlich in Erfahrung bringen kann. Und deswegen gebührt ihm höchstes Lob und Anerkennung. Das ist der eine Teil der Geschichte. Der andere Teil der Geschichte sind wir. Wir hier in Oberaussem haben vor 2 Jahren das Thema aufgegriffen und begonnen, Fakten zusammenzutragen ohne zu wissen, was am Ende herauskommen wird. Den Auftrag hierzu hat uns Elisabeth Brüggen vor 62 Jahren erteilt, als sie das Erlebte und die Eindrücke dieser Nacht drei Wochen später auf einem Zettel niederschrieb. Ein großer Auftrag, eine große Aufgabe. Heute weiß ich, dass nur im Zusammenwirken von Menschen an unterschiedlichen Stellen das Ziel zu erreichen ist. Viele Informationen müssen zusammengetragen werden. Wie bei einem Mosaik. Wenn ein Stein fehlt, kann das Bild nicht komplett werden. Als Beispiel hierfür möchte ich den Namen Manfred Müller nennen. Ich denke, dass kaum einer weiß, welchen Beitrag er geleistet hat. Er war es, der die Erinnerungen der Elisabeth, die ja in Sütterlin geschrieben sind, lesen konnte und damit Gaby Brüggen erstmalig bewusst machte, was sie da in einem Haufen von Altpapier gefunden hatte. Erwähnen möchte ich Hans-Günther Ploes, Franz Güth und Jürgen Bock von der AG Luftkriegsgeschichte Rhein/Mosel. Sie haben mit ihrem Wissen die eigentliche Grundlage gelegt und die Identifizierung ermöglicht. Diese Gruppe hat in den letzten Jahren 300 Flugzeugen identifiziert, , die während des 2. Weltkrieges abgestürzt sind. Ein Ergebnis, das einfach einmal genannt werden muss und von dem wir ja auch wieder profitieren haben. Weitere Personen möchte erwähnen: Uli Reimann und Daniel Wagner, die die in engl. verfassten Dokumente übersetzt haben. Sven Griese, der den Kontakt nach Kanada hervorragend pflegt. Ohne Gaby und Peter Brüggen säßen wir heute nicht hier. John Anton aus Saskatchewan/Kanada. Er hat den Kontakt zwischen Tom und uns hergestellt. Ohne Gedenktafel gäbe es keine Enthüllung. Hier ist das Glück auf unserer Seite. Der Grafiker und Künstler Ulrich Brinkmann, war sofort bereit, diese anspruchsvolle Aufgabe zu übernehmen und sie künstlerisch umzusetzen. Ihm ist es gelungen, ein Kunstwerk zu schaffen, was einmalig ist. Ich möchte den genannten und den vielen ungenannten Helfern danken für ihre erbrachte Leistung. Nur mit ihrer Hilfe ist diese Aufgabe überhaupt zu stemmen. Herzlichen Dank!! Die Aufarbeitung der Geschichte ist nicht nur mit Ehrenamtlichkeit zu bewältigen. Sie kostet auch viel Geld. Unsere Geldmittel sind begrenzt. Wir würden uns freuen, wenn sie uns mit einer Geldspende unterstützen würden. Dafür haben wir ein Sparschwein mit einem dicken Bauch aufgestellt. Für ihre Spende sagen wir jetzt schon ein herzliches Dankeschön. Sehr geehrte Damen und Herren, mit der Gedenktafel wollen wir ein Zeichen setzten gegen Krieg und Gewalt. Krieg bedeutet immer Grausamkeit und Folter, Tod und Leben, siegen und besiegt sein. Krieg ist das eine, die geschichtliche Aufarbeitung das andere. Und es zeichnet eine Gesellschaft aus, wie sie mit diesen Dingen umgeht. Wir setzen ein Zeichen für Frieden und Freiheit, Freundschaft und Völkerverständigung. Hierzu hat uns Elisabeth Brüggen gebeten und aufgefordert verbunden mit dem Wunsch, das aus Feinden von damals, Freunde von heute werden. Und das wir auf einem richtigen Weg sind, beweist die Tatsache, dass wir mit Tom und Carol Evanson Freunde aus Kanada unter uns wissen. Ich denke, dass die Signale, die wir heute aussenden, weltweit gehört werden. Dafür werden schon Tom und seine Familie sorgen. Ich denke, dass wir der Elisabeth melden können, dass ihr Auftrag von damals nach nunmehr 62 Jahren weitestgehend umgesetzt worden ist.