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Predigt von Pfarrer Tebbe

 

Ökumenische Gedenkfeier

am 23.10.2007 in Oberaußem

anlässlich der Enthüllung der Gedenktafel

zur Erinnerung an den Absturz eines alliierten Bomberflugzeugs

 

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

liebe Brüder und Schwestern, liebe Menschen guten Willens,

wir erinnern uns heute mit dieser Gedenkfeier an das konkrete Erleben von Menschen, das der Zweite Weltkrieg mit sich brachte. Wir erinnern uns an ein konretes Ereignis, an den Absturz des alliierten Bombers am 21. Februar 1945. Und die Gedenktafel wird diese Erinnerung über den heutigen Tag hinaus festhalten.

So wird dieses Erleben von Menschen im Zweiten Weltkrieg dem Vergessenwerden entzogen.

In diesem Sinne ist es gut, dass diese Arbeit des Erinnerns geleistet wurde und geleistet wird, und wir werden ja im Rahmen dieser Feierstunde auch noch von Herrn Griese über dieses Ereignis hören.

 

Jeder, der von diesem konkreten Ereignis hört, wird wiederum erinnert an Kriegsereignisse, die die eigenen Vorfahren und Familienangehörigen betroffen haben. Ich erinnere mich an meinen Onkel, der in Russland vermisst geblieben ist; über sein Verbleiben wüsste ich gerne ebenso Bescheid, wie in diesem Fall hier in Oberaußem das Ergehen der Bomberbesatzung ans Licht geholt wurde.

Kaum einer wird unter uns sein, der nicht an Kriegsereignisse in der eigenen Familiengeschichte erinnert wird. Und vielleicht werden wir ja auch ermuntert, in ähnlicher Weise Erinneurngsarbeit zu leisten.

 

Diese Erinnerungsarbeit an konkrete Ereignisse, konkrete Schicksale und konkretes Ergehen im Zweiten Weltkrieg muss sein.

Diese Erinnerungsarbeit hält uns nämlich vor Augen - am einzelnen Schicksal vor Augen - was Krieg bedeutet. Und sie mahnt uns, Krieg in jedem Fall zu vermeiden und unmöglich zu machen. Diese Erinnerungsarbeit ist ein Stück Friedensarbeit.

Zu der Notwendigkeit des Erinnerns hat der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker in seiner Rede zum 40. Jahrestag der Beendigung des Zweiten Weltkrieges gesagt: "Erinnern heißt, eines Geschehens so ehrlich und rein zu gedenken, dass es zu einem Teil des eigenen Innern wird. Das stellt große Anforderungen an unsere Wahrhaftigkeit." Und weiter: "Wir suchen als Menschen Versöhnung. Gerade deshalb müssen wir verstehen, dass es Versöhnung ohne Erinnerung gar nicht gegen kann."

So ist auch diese Erinnerungsarbeit an dieses konkrete Ereignis hier in Oberaußem ein Stück Voraussetzung für Versöhnung, also eine Stück Versöhnungsarbeit.

Auf der Erinnerung liegt der Segen der Versöhnung.

 

Dessen werden wir heute Zeuge, dass auf der Erinnerungsarbeit wirklich dieser Segen der Versöhnung liegt: Menschen aus den damals verfeindeten Nationen haben so zusammengefunden. Wirklich: Aus den Feinden von damals wurden Freunde. Und ich bin sicher - bei aller ideologischer Verirrung der damaligen Zeit: Die betroffenen Menschen damals haben auch diese Sehnsucht nach Frieden und Versöhnung in sich getragen. Und so ist dieser Tag ein Stück Erfüllung dieser Sehnsucht.

 

Wir haben ja eine Schilderung dieser Sehnsucht aus dem Alten Testament unserer Bibel gehört. Und in der kopierten Zeichnung auf unseren Zetteln ist dieser Text ins Bild gesetzt: Ein Kopf, der gefüllt ist mit den Bildern vom Frieden, mit Löwe und Lamm und Rind, Schlange und Kind.

Unsere Glaubenstradition beherbergt diese Sehnsucht nach Frieden und Versöhnung. Und sie trägt in sich die Hoffnung, dass sich diese Sehnsucht erfüllen wird.

Die Friedensvision des Propheten Jesaja ist die bildhafte Verheißung des Friedens, der einmal die ganze Menschheit, ja die ganze Schöpfung umspannen wird.

So undenkbar wie es uns erscheint, dass der Wolf mit dem Lamm friedlich zusammen wohnt, dass der Löwe nur Stroh frisst, dass das Kind ohne Angst seine Hand in die Höhle der Schlange strecken kann - so undenkbar mag es damals der Besatzung des Bombers und der Bevölkerung von Oberaußem erschienen sein, dass man einmal freundschaftlich zusammenkommt.

Aber es ist geschehen.

Und so wird mit diesem Tag die alte Vision des Friedens ein Stück wahr. Etwas davon hat sich erfüllt. Der Frieden und die Versöhnung ist ein Stück mehr Wirklichkeit geworden.

Und ich finde, das stärkt unsere Hoffnung, dass der Frieden weiter wachsen wird. Auf dass auch in unseren Köpfen diese Vision von Frieden und Versöhnung sich festsetzt und von keiner Ideologie mehr überdeckt werden kann.

 

Unsere heutige Feier und die Gedenktafel stärke uns, wo auch immer wir uns für Frieden und Versöhnung einsetzen können.

Dazu segne uns Gott.

Amen.