Startseite  Oberaussem   Kriege  2. Weltkrieg   Halifaxbomber abgestürzt  Elisabeth Brüggen   Gedenkfeier an der Absturzstelle  Rede von Niels-Christian Schaffert, techn. Beigeordneter

Rede von Niels-Christian Schaffert, techn. Beigeordneter der Stadt Bergheim

23. Oktober 2007, 17 Uhr Stadtteilforum Oberaußem:

Enthüllung einer Gedenktafel/Flugzeugabsturz in Oberaußem am Ende des Zweiten Weltkrieges

Sehr geehrter Herr Brennecke, sehr geehrter Herr Tebbe, sehr geehrter Herr Evanson, sehr geehrte Familie Mendenhall, lieber Herr Griese, liebe Mitglieder des Stadtteilforums Oberaußem, verehrte Mitwirkende und Freunde,

wir tun uns heute immer noch schwer, den Zweiten Weltkrieg und die Zeit des Nationalsozialismus als einen Teil der eigenen Vergangenheit zu akzeptieren. Inzwischen werden immer wieder Stimmen laut, die sagen, es wäre doch endlich gut mit der Erinnerung. Außerdem hätten unsere nachwachsenden Generationen ohnehin nichts mit diesem schlimmen Teil unserer deutschen Geschichte zu tun. Wir wissen, meine Damen und Herren, dass auch Gesellschaften ein Gedächtnis haben. Es gehört gewissermaßen zur Grundsubstanz einer Gesellschaft. In ihm formen sich die Werte, die eine Gesellschaft für sich als verbindliche Orientierungsgrößen betrachtet. In dieses sogenannte kulturelle Gedächtnis prägen sich große Leistungen ebenso ein wie moralische und ethische Entgrenzungen. -2- Die Vernichtung und der Tod von Millionen von Menschen, die beispiellose Missachtung aller Menschlichkeit in der nationalsozialistischen Herrschaft ist eine solche ethische Entgrenzung und sie gehört zu unserer deutschen Geschichte, unabhängig davon, ob wir in München, Berlin oder Oberaußem leben. Entscheidend für unsere Geschichte heute und morgen wird aber ebenso sein, wie wir mit dieser Zeit umgehen. Wir dürfen nicht aufhören, diesen Teil der deutschen Vergangenheit aufzuarbeiten und uns an ihn zu erinnern. Geschichte zu haben, bedeutet eine Identität, ein Selbstverständnis zu begründen. Dies gilt für jedes Individuum ebenso wie für eine Nation. Wie dieses Selbstverständnis aussieht, ist davon abhängig, ob wir bereit sind, Geschehenes, auch wenn es noch so schrecklich ist, anzusehen und es als Mahnung und Orientierung mitzunehmen, sich für Frieden, Toleranz und Achtung der Menschenwürde einzusetzen. Es sind aber nicht nur die spektakulären großen Projekte wie das Berliner Mahnmal, die sich mit der Zeit des Zweiten Weltkrieges auseinandersetzen. Es gibt zahlreiche weitere an weniger bekannten Orten. Ein solcher Ort ist auch unser Stadtteil Oberaußem. Denn hier wird es ab heute eine Gedenktafel geben, die ein weiterer Baustein unserer Geschichts- und Erinnerungslandschaft ist. Auch sie ist ein wichtiger Eintrag in unser historisches Gedächtnis. Der Anstoß zu dieser Gedenktafel ist aus einer bürgerschaftlichen Initiative entstanden, unserem Stadtteil Oberaußem mit seinem Vorsitzenden Herrn Griese. Aber nicht er allein, sondern viele haben mitgeholfen, um Erinnerung zu ermöglichen an das Schicksal von drei gefallenen kanadischen Flugzeugpiloten, die am 21. Februar 1945 mit ihrem Halifaxbomber in Oberaußem abstürzten. Als Mitwirkende möchte ich hier namentlich nennen: die Familie Brüggen Herrn Christian Cremer Herrn Hans-Günther Ploes Frau Maria Siewert Herrn Tom Evanson Herrn John Anton Familie Mendenhall und vor allem auch unser Stadtteilforum Oberaußem mit seinem Vorsitzenden Herrn Griese. Nach 62 Jahren ist es Ihnen gelungen, das Flugzeug zu identifizieren und das Schicksal der Besatzung aufzuklären. Millionen Leben hat der Zweite Weltkrieg gekostet. Sie alle haben ein Gesicht, denn es sind einzelne Menschen mit einem eigenen Schicksal Hier bekommen die Opfer Namen und Gesichter. Hier wird ein Zeichen der Erinnerung gesetzt. Ihnen allen, meine Damen und Herren, die dieses Gedenken möglich machen, möchte ich meinen herzlichen Dank und meine Anerkennung aussprechen. Danken möchte ich für das unbeirrbare Engagement das Schicksal der kanadischen Flugbesatzung aufzuklären und einen Ort der Erinnerung zu schaffen. Wir erleben heute auch ein Stück Völkerverständigung. Denn der Kontakt zu den Angehörigen und ihre Mitarbeit war nötig, um die Besatzung des Flugzeuges zu identifizieren. In diesem Sinne ist die Aufklärung des Flugzeugabsturzes ein Beispiel dafür, wie wir mit dem Zweiten Weltkrieg als einem Trauma der Zerstörung und der Vernichtung umgehen können. Wir dürfen nicht vergessen und verdrängen, sondern aufdecken, um wachsam zu bleiben, und wir müssen uns unbeirrt um Völkerverständigung und -versöhnung bemühen.