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Kölner Stadt-Anzeiger

Bei Big BEN läuten die Alarmglocken Kraftwerksgegner glauben, dass die Neubauverfahren bald eingeleitet werden könnten

Kölner Stadt-Anzeiger, gedruckte Ausgabe Sa./So. 10./11. Nov. 2007

Die Bürgerinitiative spricht von einem gestiegenen CO2-Ausstoß, RWE Power verneint dies. BERGHEIM-NIEDERAUSSEM - Als RWE in einer Stadtratssitzung im Mai Pläne zur Erweiterung des Niederaußemer Kraftwerks vorstellte, waren nur wenige Zuschauer dabei. "Daraufhin haben wir im Agenda-Beirat beschlossen, eine weitere Informationsveranstaltung durchzuführen" betonte Hans-Joachim Gille, Vorstandsmitglied der "Bürgerinitiative gegen BoA-Erweiterung Niederaußem", kurz "Big BEN". Gut 250 Interessierte wollten sich in der Niederaußemer Tennishalle über das Thema Kraftwerkserweiterung informieren. "Big BEN" kritisierte in diesem Zusammenhang, dass eine gewünschte öffentliche Sondersitzung des städtischen Bürgerausschusses nicht zustande gekommen war. Doch Ansgar Mirgeler aus dem Ratsbüro verweist auf einen Ratsbeschluß, nach dem eine Bürgerversammlung einberufen werden soll. "Dort werden Stadt, Gutachter und Vertreter von RWE Power alle offenen Fragen beantworten". Obwohl der aktuelle Sachstand immer noch der gleiche wie vor Monaten ist, wollten "Big BEN" und die Lokalen Agenden aus Bergheim und Pulheim gerade zum jetzigen Zeitpunkt informieren. Denn es könne sein, dass die Kraftwerkserweiterung auf der Tagesordnung des Kölner Regionalrates am 14. Dezember stehen werde. "Dann könnte dort das Verfahren eingeleitet werden", sagte Gille. Erbost sind die Veranstalter darüber, dass heute mehr Kohle verbrannt und mehr Kohlendioxid ausgestoßen werde als in Zeiten, in denen der Niederaußemer BoA-Block noch nicht existiert habe."Die Menge der verbrannten Kohle im Niederaußemer Kraftwerk ist um 36 Prozent gestiegen, der CO2-Ausstoß von 20 auf 27 Millionen Tonnen angewachsen". Dabei habe das Unternehmen genau das Gegenteil versprochen. Während der Informationsveranstaltung waren keine RWE-Power-Vertreter anwesend. "Es gibt nichts Neues zu berichten", begründete Unternehmenssprecher Manfred Lang das Fernbleiben. Sein Unternehmen habe vielmehr "ausführlich und transparent" über das Projekt informiert. Die von "Big BEN" genannten Zahlen wollte Lang nicht bestätigen. "Ich weiß nicht, wo diese Zahlen herstammen." Jeder BoA-Block produziere vielmehr drei Millionen Tonnen CO2 jährlich weniger als ein vergleichbarer Alt-Block. "Und mehr Kohle als zuvor wird ebenfalls nicht gefördert". Die Fördermenge liege nach wie vor bei 100 Millionen Tonnen jährlich, wie bisher werden rund 90 Prozent davon verstromt. Wegen Revision oder nach den Bränden in Niederaußem und Frimmersdorf waren ältere Blöcke zeitweise nicht am Netz. Auch bei der CDU Niederaußem-Auenheim herrschte Unverständnis über die Veranstaltung. "Wir stellen dazu fest, dass diese Veranstaltung der unbegründeten Verängstigung und Beunruhigung der Bürger dient"; betonte Vorsitzender Rainer Hübl. "Es gibt keine neuen Faktenlage und somit auch keine Notwendigkeit einer Information." "Big BEN" unterdessen war nicht zufrieden mit der Resonanz auf seinen Info-Abend. "Wenn man bedenkt, dass gut 20.000 Menschen im Umfeld von BoA wohnen, kann man schon ein wenig enttäuscht sein". Trotzdem würde die Bürgerinitiative noch einmal einladen. Gille: "Es war gut, die Leute zu informieren, kurz bevor der Regionalrat möglicherweise das Verfahren einleitet und Fakten schafft".