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Oberaußem - Fortuna und die Braunkohle

2. Das Rheinische Braunkohlenrevier

 

2.1 Allgemeines:

 

Um einen Einstieg in die spezifischen Verknüpfungen von Oberaußem mit der Braunkohle zu bekommen, soll als erstes etwas über die Braunkohle selbst und die Entstehung der hiesigen Lagerstätten aufgezeigt werden.

Die nachfolgenden Texte zu diesem Basisthema wurden u.a. verschiedenen Veröffentlichungen von RWE-Power (einst Rheinbraun) entnommen.

 

Für die Energie- und Rohstoffversorgung unseres Landes ist die Braunkohle ein wichtiger Grundstoff. Er ist ständig verfügbar, kann kostengünstig gewonnen werden und trägt so zu einer preisgünstigen Energieversorgung bei.

Die Energiepolitik von Bund und Land geht deshalb davon aus, daß eine Förderleistung von rund 100 Mio. t jährlich auch in Zukunft energiepolitisch notwendig ist. An diesem Ziel orientiert sich die Planung von RWE-Power, dem Unternehmen, das im Rheinland die Braunkohle fördert.

Von der jährlichen Förderung werden heute über 85% für die Stromerzeugung und etwa 15% für die Veredlung zu Briketts, Braunkohlenstaub, Koks sowie Synthesegas verwendet.

Die Vorräte im Rheinischen Revier zwischen Köln, Aachen und Düsseldorf betragen mehr als 60 Mrd. t. Davon sind große Mengen wirtschaftlich gewinnbar, so daß die Braunkohle noch für viele Jahrzehnte ihren Beitrag zur Energieversorgung unseres Landes leisten kann.

 

Die geschriebene Geschichte der Braunkohle beginnt mit den Römern. Schon Tacitus berichtete von einem großen „Erdbrand“ vor den Toren Kölns. Man geht davon aus, daß er damit einen Braunkohlenflözbrand beschrieben hat.

Die Tongräber des Mittelalters sind ebenfalls auf Braunkohle gestoßen.

 

Der Beginn der planmäßigen Braunkohlengewinnung liegt im frühen 18. Jahrhundert.

Man holte die Braunkohle zur Verwendung als Dünger und als Ersatzheizstoff für das knapper werdende Brennholz aus der Erde. Es gab schon Förderbetriebe, die die Braunkohle unterirdisch im Tummelbauverfahren gewannen. Hierbei hatte man senkrechte Schächte bis zum Grundwasserspiegel gegraben, die horizontal auf der Sohle miteinander verbunden wurden. Von diesen ausgehend grub man Seitengänge (Förderstrecken). An deren Ende wurde dann von unten nach oben die Braunkohle abgebaut. Hierdurch entstanden runde Hohlräume mit kuppelartiger Decke, Tummel genannt. War das Deckgebirge erreicht, so ließ man dieses in den Hohlraum einfallen. Zwischen den Abbau-Tummeln blieb die restliche Kohle stehen. Die gewonnene Kohle wurde durch die Schächte mittels einer Winde und Körben (Mängchen) nach oben transportiert.

Da die Abbaumethode durch Tummel zu vielen schweren Unfällen geführt hatte, erließ das Königliche Oberbergamt am 9. April 1836 eine Polizeiverordnung über die Beendigung des Tummelns.

Zunächst war der hiesige „Bergbau“ nicht mehr als ein Nebenerwerb. Das Hauptprodukt dieser vorindustriellen Epoche des Rheinischen Reviers waren die sogenannten Klütten; das waren zusammengebackene, luftgetrocknete Klumpen Braunkohle.

Erst ab 1877, mit dem Einsatz der mechanischen Brikettpresse, gelang es ein im Vergleich zu den Klütten qualitativ verbessertes Produkt, das Brikett, zu erzeugen.

Die Industrialisierung des Braunkohlenbergbaus im großen Stil entwickelte sich jedoch erst durch die Verstromung der Braunkohle. Bereits 1910/11 wurde das Kraftwerk Fortuna I als erstes großes Braunkohlenkraftwerk im Rheinland errichtet.

Die Tagebautechnik entwickelte sich mit dem wachsenden Bedarf und den vorgegebenen Verhältnissen der Lagerstätte, was zu immer größeren Betrieben und ausgeklügelteren Maschinen führte.

Stromintensive Wirtschaftszweige wie die chemische Industrie und die Aluminiumverhüttung nutzten zunehmend die sicher verfügbare und preisgünstige Rohstoffgrundlage Braunkohle; das gab auch dem Arbeitsmarkt kräftige Impulse. Die Braunkohle gewann auf diese Art über die eigenen Aktivitäten hinaus eine erhebliche Bedeutung für die industrielle Struktur der Region. Das hat sich bis heute nicht wesentlich geändert.

 

2.2 Die Entstehung der Braunkohle – wie es anfing.

 

Braunkohle ist vor 15 bis 20 Millionen Jahren im Erdzeitalter des Tertiärs aus versunkenen Wäldern entstanden. Was riesige Bagger heute im linksrheinischen Braunkohlenrevier als Braunkohle aus mittlerweile großen Tiefen fördern, waren früher Bäume, Sträucher, Farne und Gräser.

Die Saurier waren längst ausgestorben und den Menschen gab es noch nicht. Das Klima war subtropisch, also deutlich wärmer und feuchter als heute.

Vor rund 25 Millionen Jahren begann sich ein ehemaliger Teil des Rheinischen Schiefergebirges, die Rheinische Bucht, verstärkt abzusenken. Begünstigt durch subtropisches Klima und einer damit verbundenen üppigen Vegetation entstanden in dieser tektonischen Senkungszone ausgedehnte Tiefmoore. Für den in diesen Mooren stattfindenden Umwandlungs-(lnkohlungs-) Prozess lieferte anstehendes Grundwasser den notwendigen Luftabschluß. Wasserzubringer waren auch flache, mäanderförmige Flußläufe sowie das gelegentliche Vordringen der flachgründigen tertiären Nordsee. Diese Torfbildung hat vor rund 20 Millionen Jahren angefangen und endete vor etwa sechs Millionen Jahren. Aus den Mooren entwickelte sich im Verlauf von Millionen Jahren eine umfangreiche Braunkohlenlagerstätte.

Allgemein gesehen ist die Braunkohle das Mittelglied der Entwicklungsreihe Torf –Braunkohle - Steinkohle.

Die Auswertung mehrerer tausend Bohrungen gibt dem Bergmann Einblicke in die erdgeschichtlichen Vorgänge der Entstehungszeit der Braunkohle. Der geologische Aufbau und die räumliche Ausdehnung der linksrheinischen Lagerstätten sind heute im Wesentlichen bekannt.

Im Rheinland ist die Braunkohle in einer Mächtigkeit bis zu 100 Meter abgelagert.

Durch mehrere Vorstöße des Nordmeeres wurde das Hauptflöz der Ville im Raum nördlich von Bergheim durch die Einlagerung sandiger und toniger Zwischenschichten in Teilflöze aufgespalten. Durch tektonische Kräfte entstanden Brüche (Verwerfungen), entlang deren Bewegungsflächen das Hauptflöz vertikal zum Teil um mehrere hundert Meter verschoben wurde.

Die rheinischen Braunkohlenlagerstätten können in drei Hauptgruppen eingeteilt werden:

  • Auf dem Villerücken hat der Urrhein die das Hauptflöz überlagernden Erdschichten weitgehend abgetragen, so daß die Abraumüberdeckung nur gering (bis zu 20 m) war. Das Verhältnis Abraum zu Kohle betrug etwa 0,3:1 (m3:t). Mit der Gewinnung dieser Flözteile wurde Mitte des 19. Jahrhunderts begonnen; sie sind heute nahezu abgebaut.
  • Die hochgelagerten Flöze des Südreviers tauchen nach Norden in größere Tiefen ab. Ähnliche Ablagerungsverhältnisse treten im Westen zwischen Eschweiler und Jülich und im Süden bei Zülpich auf. Die Abraumdecke ist hier bis zu 300 m mächtig. Das Verhältnis Abraum zu Kohle wächst auf etwa 3:1 an, wobei die Braunkohle teilweise in mehreren Flözen mit Zwischenschichten aus Sand und Ton abgelagert ist. In diesen Flözgruppen werden zurzeit die Tagebaue betrieben.
  • Zwischen Erft und Rur ist das rheinische Braunkohlenvorkommen am tiefsten abgesunken; es wird hier größtenteils von mehreren hundert Metern Abraum überdeckt. Mit dem Tagebau Hambach wurden diese Flöze der Erftscholle erstmals erschlossen.

Das Verhältnis Abraum zu Kohle beträgt hier rund 6:1