Startseite  Oberaussem   Familien/Personen  Historiker Gerd Friedt  Kerpener Juden

Juden in Kerpen

Herr Gerd Friedt
Frau Susanne Harke Schmidt

Der 9. November 2009 in Kerpen 

 

 

 
 
 
Rede von Gerd Friedt im Rahmen der Gedenkfeier 70 Jahre Kristallnacht am 9. Nov. 2008 und Buchpräsentation der "Carpena Judaica" in Kerpen

 

Seite 1

Sehr geehrte Frau Bürgermeisterin Schnüttgen Weber, Ratsmitglieder, Pfarrherren, liebe Frau Harke Schmidt, Vertreter der politischen Parteien, liebe Nachkommen der Kerpener Juden, meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Freunde!

 

Für die Einladung zu diesem Ereignis möchte ich mich ganz besonders bei dem „Verein der Heimatfreunde Stadt Kerpen“, hier vertreten, durch Frau Harke Schmidt und Herr Axer bedanken. Anmerken darf ich, der ich in Oberaussem aufgewachsen bin, dass in den Familien Berkele und Balkhausen, meine Vorfahren hier in Kerpen schon vor über 200 Jahren beheimatet waren. Das Thema des heutigen Vortrages ist die Geschichte der Juden in Kerpen, als Buch unter dem Sammelbegriff „Carpena Judaica“ seit heute erhältlich. Ich denke, dass Ihnen mit dieser Veröffentlichung ein interessantes Fenster in die Vergangenheit geöffnet wird. Oft werde ich

 

Gerd Friedt während seiner Rede

gefragt, warum schreiben sie über die Juden. Ich antworte mit einem Zitat von Friedrich Dürenmatt, das da lautet: "Schreiben ist der Versuch, sich über etwas klar zu werden." Klar werden wollte ich mir, der ich 1945 geboren wurde, wie es kam, dass ein Volk sich seiner geistigen und wirtschaftlichen Eliten entledigte und sich selber in einem unvorstellbaren Maße Schaden zufügte. Klar werden wollte ich mir über die Menschen, jüdische Menschen, derer man sich entledigt hat. Dieses Klarwerden dauerte lange und ist letztendlich schmerzhaft. Schmerzhaft für einen Deutschen, wobei ich hier keinerlei persönliche Schuld empfinde, sondern durchaus auf Deutschlands Kulturerbe stolz bin. Die negative Seite diese Erbes erfüllt mich jedoch mit einer tiefen Scham und ich trauere um den unvorstellbaren Verlust, den dieses Volk beklagen müsste. Verlust über etwas ist nur zu empfinden wenn man es kennt. Nicht Kennen erzeugt Misstrauen, Misstrauen erzeugt Hass, Hass erzeugt letztendlich Gewalt und Gewalt erzeugt Tote.

 

Die Ausstellung und die Veröffentlichung..
..des Buches lockten viele Besucher

Von der Idee bis zur Fertigstellung war diese Arbeit von vielen Wehen begleitet auf die ich hier nicht im Detail eingehen kann. In Erinnerung ist mir noch, ein Telefonat mit Frau Harke Schmidt vor 20 Jahren, welches ich nach der Ausstellung zum Thema im Jahre 1988 mit ihr führte. Ich fragte Sie: „Kann dann niemand eine umfassende Monografie zu diesem Themenschwerpunkt erstellen. Die Zeitzeugen sterben Euch langsam weg und alles gerät in Vergessenheit.“ Ihre Antwort war: „Herr Friedt, wer soll das machen.

Meiner Unterstützung können sie gewiss sein. Eile war damals das Gebot der Stunde. Die Zeitzeugen starben, Erinnerungen vermischten sich mit Erzählungen. Nachdem ich jahrelang gesammelt und geforscht hatte, suchte ich um 2001 Verbindung zum Kerpener Verein der Heimatfreunde und zu Fritz Hemmersbach, dem damaligen Vorsitzenden des Vereins, der mein Unternehmen dankenswerterweise bis zu seiner Erkrankung und auch später noch aktiv begleitetet. Danach war Frau Harke Schmidt die treibende Kraft im Hintergrund, welche diese Drucklegung erst ermöglichte. Ich bin Ihr und vielen Menschen mehr, von denen heute einige unter uns sind, in Dank verbunden. Von denen, die nicht hier sein können, möchte ich besonders Fritz Roer dem ältesten mit 88 Jahren noch lebenden Kerpener Juden aus N.Y. und Günter Steinberg aus der Nähe von San Franzisko erwähnen. Dies beinhaltet auch ein Dankeschön gegenüber meinen alten jüdischen Freunden, deren

 

<< --< oooooooooooooooooo> -->>