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Der Flugzeugführer, Unteroffizier Anton Muntz aus Oberaussem

Ausarbeitung von Ulrich Reimann, 2008

 

Anton Muntz war am 16.02.1921 in Oberaussem bei Bergheim Erft geboren. Er war der Sohn der unverheirateten Margarete Muntz, Bahnstraße 20. Sein Vater kam aus Büsdorf. Seine Mutter ist bereits 1939 verstorben. Er lebte darauf bei seinem Großvater. Von Kind an war das Fotografieren seine große Liebe. Wenn er seinen Großvater fotografieren wollte, war dies eine größere Prozedur. So mußte er immer warten, bis dieser sich für ein Foto zurechtgemacht hatte. Der Großvater war Kriegsteilnehmer 1871 gewesen und war sehr stolz darauf. Ohne seine Orden und Ehrenzeichen, ließ er sich grundsätzlich nicht fotografieren. Gearbeitet hatte Toni nach der Schulentlassung, bis zum Eintritt in die Luftwaffe, zu der er sich Anfang 1941 freiwillig gemeldet hatte, in der Ichendorfer Glashütte.

Am 01.02.1941 begann seine Ausbildung zum Flugzeugführer im Fliegerausbildungs-Regiment 21. Zuerst erhielt er eine Schulung auf dem Flugzeugtyp Arado, Ar – 99. Ab dem 01.09.1941 wurde er nach Reims/Nordfrankreich Luftgau Nord versetzt. Dort folgte die Ausbildung auf dem Jagdflugzeug Focke Wulf FW 190. Ab Dez. 1942 war er bei der Aufstellung der Luftwaffen-Felddivision 6 dabei. Von Februar bis Oktober 1943 war er bei der Heeresgruppe Mitte, im Raum Weliki Luki in Rußland eingesetzt. Ab 28.02.1944 gehörte Anton Muntz zur 2. Jagdgruppe Süd/Erding.

Danach wurde er zur 3. Staffel des Flugzeugüberführungsgeschwaders 1 in Deutschland versetzt. Es fiel ihm die Aufgabe zu, fabrikneue Kampfflugzeuge zu deren vorgesehenen Einsatzflughäfen zu überführen.

Sein letzter Einsatz erfolgte am Donnerstag den 07.12.1944. Er sollte ein neues Focke Wulf Jagdflugzeug, eine FW 190 G3, vom Flugplatz Köln-Ostheim zum vorgesehenen Kriegs-Einsatzflughafen fliegen. Von diesem Flugzeugtyp wurden insgesamt nur 150 Stück gebaut. Die Maschine war bereits mit einem Autopilotsystem und mehreren Zusatztanks für einen größeren Aktionsradius ausgestattet.

Während des Fluges ist es wohl zu Problemen an der Maschine gekommen. Unteroffizier Anton Muntz ist am Nachmittag des 07.12.1944 mit der einmotorigen Jagdmaschine in ein Waldstück namens Fuchskoppel, zwischen Reinhardshain und Saasen, in der Nähe von Gießen abgestürzt. Bei diesem, offiziell als Unglück eingestuften Absturz, hat er den Tod gefunden.

Augenzeugin war die damals 17-jährige Elisabeth Schneider. Sie hatte den Absturz beobachtet und war mit ihrem Vater sofort über die Felder zur Absturzstelle gelaufen um zu helfen. Nachdem ihr Vater erkannt hatte, dass für den Piloten jede Hilfe zu spät kam, hatte er die Bergung des toten Piloten bei den Verantwortlichen des nahe gelegenen Einsatzflughafens Ettinghausen veranlaßt. Anfänglich hatte man die Leiche von Anton Muntz, in einem Haus in Saasen aufgebahrt und dann, auf dem dortigen Friedhof beigesetzt.

Über die Absturzursache und das Flugziel können heute nur noch spekuliert werden. Hinweise über einen ev. Luftkampf gibt es nicht. Da die Maschine nach dem Aufprall auf dem Boden nicht gebrannt hat, kommen sowohl ein technisches Problem als auch Kraftstoffmangel als Ursache in Betracht. Ende 1944 kam es zum Leidwesen der kämpfenden Truppe aber auch schon gehäuft zu Sabotageakten in den Rüstungsbetrieben, also auch bei der Herstellung der Maschienen, so daß diese Ursachen-Variante nicht auszuschließen ist.

 

Im Jahre 1959 erfolgte durch den Volskbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, eine Umbettung der sterblichen Überreste von Anton Muntz, zur damals neu errichteten Kriegsgräberstätte "Kloster Arnsburg" (bei Lich, BRD), ca. 20 km entfernt von der Absturzstelle. Endgrablage, Grab Nr. 447.

Sein Name steht noch nicht auf einer Stele des Denkmals in Oberaußem.

In Saasen war die Geschichte des Absturzes inzwischen in Vergessenheit geraten. Erst nachdem die damalige Augenzeugin, Elisabeth Denhard geb. Schneider, eine Geschichte über einen anderen Absturz gelesen hatte, erinnerte sie sich, nach über 60 Jahren, an den Absturz von Anton Muntz.

Horst Jeckel aus Rabenau, der sich persönlich sehr für die Aufarbeitung von Flugzeugabstürzen des II. Weltkrieges im Raum Gießen engagiert, brachte im Februar 2006 die Augenzeugin und weitere Zeitzeugen an der Absturzstelle zusammen. Er nahm auch Kontakt zu Heinz Muntz, dem noch in Oberaußem lebenden Vetter von Anton Muntz auf. Nachdem er zu seinen Recherchen auch Informationen und ein Foto von Heinz Muntz erhalten hatte, sorgte er dafür, dass die Geschehnisse vom 7. Dezember 1944 nochmals beleuchtet und in der örtlichen Presse der heutigen Bevölkerung nahe gebracht wurden.

Dank der erfolgreichen Arbeit von Horst Jeckel ist die Geschichte von Anton Muntz nun fast vollständig aufgeklärt und zu einem würdevollen Abschluß gebracht worden.

 

 

Kopie des Totenscheins vom 10. Dezember 1944, mit Ergänzungen vom 2. April 1954, Standesamt Saasen.

 

 

 

Die offizielle Verlustmeldung von 1944

Die nachfolgenden drei Seiten des offiziellen Dokumentes zum Absturtz geben an, daß es sich um einen Unfall gehandelt haben soll.

Dies ist aber noch zweifelhaft und auch nicht endgültig geklärt.

 

Seite 1
Seite 2
Seite 3

 

 

Der Totengedenkzettel von Anton Muntz

 

 


 

 

Quellen:

  • Privatdokumente und Foto von Heinz Muntz
  • Recherchen und Unterlagen von Horst Jeckel
  • Gießener Anzeiger
  • Fotos Kloster: Webseite Kloster-Arnsburg.de Stefan Dornbusch
  • Layout, Recherche, neue Texte U. Reimann 2008