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Die Kriegstoten der benachbarten Braunkohlenbetriebe

Die einstigen, in der Gemeinde Oberaußem Fortuna liegenden und mit unseren Orten stark verbundenen, ab 1912 errichteten Kraftwerke Fortuna und alle benachbarten Braunkohlenbetriebe, waren im II. Weltkrieg häufig Ziel von Luftangriffen, bei denen mehrere Menschen starben. Daneben hatten diese Betriebe und die Kraftwerke Fortuna auch Belegschaftsmitglieder zu beklagen, die als Soldaten im Kriegseinsatz ihr Leben verloren haben.

 

 

Tagesangriff der RAF am 12.08.1940, 12.20 Uhr auf die Betriebe Fortuna. Blick aus dem abfliegenden Blenheimbomber auf das Kraftwerk Fortuna II

Tagesangriff auf die Kraftwerke Fortuna.

Detlef Witt schreibt dazu in seinem Buch „Die Kraftwerke Fortuna“ auf den Seiten 89-90 folgendes:


Am Dienstag, dem 12. August 1941, wird für den Be­reich Fortuna um 11.58 Uhr „Luftgefahr“ gegeben. Von Rotterdam und Antwerpen wird gemeldet, daß zahlrei­che Maschinen der RAF eingeflogen seien. Um 12.18 Uhr wird dann „Fliegeralarm“ ausgelöst. Zur selben Zeit wird über Niederaußem eine größere Anzahl von Flugzeugen in geschlossener Formation beobachtet, die sich dort in zwei Gruppen aufteilt. Die eine Gruppe biegt nach Norden ab, die andere kommt auf‘ das Kraft­werk zu. Noch ist man der Meinung, es könnte sich nur um deutsche Flugzeuge handeln. Dann erreichen die Maschinen - zwischen 15 und 18 werden gezählt - um 12.20 Uhr das Werksgelände und klinken die Bomben aus. Die Menschen in den Kraftwerken, den Fabriken und der Grube haben keine Chance mehr, sich in die Bunker oder Splittergräben zu begeben. Im Bereich des Pförtnergebäudes des Werkes II halten sich in diesen Minuten der Pförtner, zwei Mitarbeiter von Fremdfir­men und ein Mädchen, das seinem Bruder (einem der genannten Fremdfirmenarbeiter) das Essen bringen will, auf. Das Mädchen. sein Bruder und der Pförtner sind nach der Explosion zweier Bomben in unmittelbarer Nähe der Pförtnerloge auf der Stelle tot. Der zweite Fremdfirmenmann, ein Maurer, überlebt schwer verletzt.

Die Royal Air Force hat diesen Angriff auf die Kraft­werke „bei Köln“ — gemeint waren Goldenbergwerk und Fortuna — sorgfältig vorbereitet. Man tauscht einen Großangriff auf Köln vor, der von in großer Höhe flie­genden „Fliegenden Festungen“ geführt wird.

Währenddessen fliegt eine große Zahl von Blenheim­ Bombern ein, die den Hauptauftrag haben: Die Born­bardierung der Kraftwerke. Diese Maschinen werden von einem großen Aufgebot an Jagdflugzeugen bis zur Küste begleitet.

Der Angriff ist u. a. in Zusammenarbeit mit Londoner Kraftwerksingenieuren vorbereitet worden, und in einer der Maschinen fliegt sogar ein Kraftwerksingenieur mit. Die .‚Electrical Times“ schreibt begeistert über den An­griff und ist der Meinung, die Kraftwerke wären so zer­stört, dass sie bis Kriegsende wohl keinen Strom mehr liefern würden.

 

 

Gedenktafel Kraftwerke Fortuna

Bronzetafel aus dem einstigen Kraftwerk Fortuna

Zum Gedenken für die im Zweiten Weltkrieg ums Leben gekommenen Mitar­beiter der alten Kraftwerke Fortuna und auch zur Mahnung für die Lebenden, war 1948 in der Eingangshalle des Kraftwerkes eine gegossene Bronzetafel mit allen Namen der Opfer angebracht worden. Der Bildhauer Ernst T. Reimbold aus Köln-Rodenkirchen hatte sie entworfen und bearbeitet. Gegossen wurde sie in der Kölner Werkkunstschule am Ubierring, von einem Gießer namens Leidel.  Diese schön gestaltete Erinnerungstafel konnte vor der Verschrottung beim Kraftwerksabriss gerettet werden.

Heute ist sie auf einer separaten Steinstele montiert und auch aufgrund der Verbundenheit unseres Ortes mit den hiesigen Braunkohlenbetrieben, neben den übrigen Namensstelen, in die Kriegsgedenkstätte vor der Oberaußemer Pfarrkirche integriert worden.

Mit den Worten: „Herr, segne diese Gedenktafel, damit sie allen zur Mahnung wird und wir nie wieder Menschen be­weinen müssen, die in bitte­ren Kriegen gefallen sind!“ enthüllte Allerheiligen 1988, der damalige Oberaußemer Pfarrer Johan­nes Bursy die Gedenktafel an ihrem neuen Platz.

Zahlreiche Ehrengäste und Bewohner unserer Gemeinde, viele ehemalige Fortunakraftwerker und auch aktive RWE-Kraftwerksmitarbeiter, nahmen an der vom Rheinbraun-Bergmanns­orchester und dem Männer­gesangverein Oberaußem mitge­stalteten Feierstunde teil.


Auf der Bronzetafel findet man folgende Namen:


Broich Heinrich, Clutinius Johann, Effertz Josef, Esser Heinrich, Fabry Jakob, Fischer Josef, Illig Theo, Iven Wilhelm, Komanns Ferdinand, Kornmann Johann, Kuhlmann Paul, Lemacher Wilhelm, Lurtz Johann, Mirgel Kaspar, Müller Hermann, Riebe Wilhelm, Ruland Christian, Schumacher Hermann, Schumacher Peter, van der Zwet Heinrich


Einige der vorgenannten zu Tode gekommenen und gefallenen Kraftwerksmitarbeiter, waren Männer aus Oberaußem und Fortuna, deren Namen auch auf den Gedenksteinen unserer Gemeinde zu finden sind.


Aus unserer Gemeinde kamen im Krieg aber auch Männer ums Leben, die Mitarbeiter der übrigen Braunkohlenbetriebe wie Grube Fortuna, Tgb. Fortuna-Nord, Brikettfabriken Fortuna und Fortuna-Nord waren. Auch sie sollen hier nicht vergessen werden.

Da ihre Namen auch auf den Erinnerungsstelen des Kriegerdenkmals eingraviert sind, werden sie hier nicht nochmals gesondert erwähnt.



Quellenangaben:

siehe Hauptseite Kriegstote II WK.