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Kriegsgefangene im 1. WK. in Oberaussem-Fortuna

Während der Kriegszeit des 1. Weltkrieges lebten und arbeiteten mehrere hundert Kriegsgefangene in Oberaußem und Fortuna. Es handelte sich um Russen, Polen, Franzosen, Italiener, Engländer u.a.

Sie wurden überwiegend in den Braunkolenbetrieben der Fortunagrube als Arbeitkräfte eingesetzt.

In Fortuna  wurde im Februar 1915  ein Lager für gefangengenommene Russen eingerichtet. Es war ab dem 28. April 1915 mit 150 Mann belegt worden. Am Jahresende waren es bereits 275 Russen. Davon wurden 80 Männer in der Grube Fortuna, 55 in den Fabriken, 92 im Abraumbetrieb und 48 Mann in sonstigen Betrieben beschäftigt. Die Anzahl erhöhte sich später bis zu 325 russische Gefangene, die im Abraumbetrieb Fortuna und Besselsgrube eingesetzt waren.

Im Jahre 1917 waren insgesamt 394 Kriegsgefangene in den Fortunabetrieben im Arbeitseinsatz. Darunter befanden sich auch 70 Italiener.

Nach dem Waffenstillstand hatten die Gefangenen die Arbeit eingestellt und flüchteten massenweise aus den Lagern. Die Russen wurden am 20. November 1918 ab Liblar, mit einem Sonderzug abtransportiert.

Der noch verblibene Rest der Gefangenen, überwiegend Engländer und Franzosen, war danach ebenfalls aus dem Lager entlaufen.

Ein weiteres Gefangenenlager gab es in Oberaußem, im Saale der Gaststätte Neukirchen. Die dort lebenden Kriegsgefangenen, zumeist Franzosen, waren aber überwiegen in den umligenden Landwirtschaftsbetrieben eingesetzt worden.

In der Gefangenschaft waren einige Kriegsgefangene tödtlich verunglückt bzw. im Lager verstorben. Es handelte sich dabei um 6 Russen, 2 Italiener und 1 Franzose. Sie wurden auf dem alten Friedhof von Oberaußem beigesetzt.

Die Grabstellen der Russen, mit den alten Grabsteinen, die von deren Kameraden gestifftet worden waren, gibt es noch heute auf dem einst als Ehrenfriedhof bezeichneten Friedhofsteil. Nur Alteingesessene und Kenner der Oberaußemer Friedhöfe wissen noch, wo diese 6 Grabsteine, die noch aus der Zeit des 1. Weltkrieges stammen, stehen. Es sind eigentlich die einzigen Denkmäler in Oberaußem, die an diese Zeit erinnern. Nur auf zwei dieser Steine ist die Inschrift noch sehr gut lesbar. Die russischen Texte wurden inzwischen auf Initiative von Hans Griese ins Deutsche übersetzt.

 

Gräber russischer Gefangener aus der Zeit des 1. Weltkrieges
Grab eines russischen Gefangenen von 1918

 

Die in der Zeit von 1915 bis November 1918 in Fortuna verstorbenen 10 Gefangenen wurden ehrenvoll auf einem damals von der Gemeinde errichteten Ehrenfriedhof beerdigt. Die Gemeinde war bei all diesen Begräbnissen offiziel vertreten.

Die sterblichen Überreste der drei Italiener wurden nach dem Kriege auf dem Ehrenfriedhof in Köln beigesetzt, die des Franzosen wurden in die Heimat überführt.

 

Übersetzung der russichen Grabsteininschriften

"Hier ruht die zweifache Asche

von unseren lieben Kameraden

den russischen Kriegsgefangenen

Hatchadur Pogosov

gest. Juli 1918

Timotei Karpuhin

gest. Juli 1918

in der Grube Fortuna

während des Weltkrieges 1914- 1918

von ihren Kameraden"

Die Inschrift wurde übersetzt von Dr. Ljudmila Borrisenko, LM Universität München, durch Vermittlung von Gerd Friedt.

 

Die Inschrift des rechts außen, in der Fünfergruppe, stehenden Grabsteins wurde übersetzt von Ashot Manutscharjan und lautet:

Hier ruht der Leichnam unseres lieben Genossen, dem russischem Kriegsgefangenen

Feodor Maschkowskij

gestorben im Mai 1918

in Grube Fortuna

im Weltkrieg 1914 -1918.

Von seinen Freunden"

 

 

 

Quellen:

 

- Zentralarchiv RWE Power

- Ashot Manutscharjan

- Dr. Ljudmila Borrisenko

- Text und Layout, u. Reimann

- Fotos, U. Reimann