Startseite  Oberaussem   Familien/Personen  Polizeimeister Barthel Schmitz

Polizeiobermeister Barthel Schmitz aus Oberaussem


Polizeiobermeister Barthel Schmitz
Bartel Schmitz als Polizeiobermeister etwa 1955

Ausarbeitung von U. Reimann, Jan. 2009

 

Ein tiefgreifendes, traumatisches Ereignis im Leben des gebürtigen Oberaußemers Barthel Schmitz, bei einer spektakulären Polizeiaktion zur Festnahme der damals allerorten gefürchteten Heidgerbande, im Oktober 1928 in Köln, hatte ihm bei der Bevölkerung der Stadt, in deren Umland und in Oberaußem, nicht nur zu einem großen Bekanntheitsgrad verholfen, sondern auch erheblichen Respekt und eine hohe Wertschätzung eingebracht.

 

Barthel Schmitz war 1893 in Oberaußem, als Sohn der Eheleute Peter und Katharina Schmitz (im Volksmund auch „Dränke Treng“ genannt), im kleinen Gässchen, heute Clarenweg, geboren. Das kleine Geburtshaus stand etwa dort, wo heute das Wohnhaus von Willi Nicolin steht. Es wurde bis zum Abriß in den 1960-ger Jahren, noch von der Familie Droof bewohnt. Barthel hatte vier Geschwister:

- Josef Schmitz, geb. am 09.12.1889, in Oberaußem. Der war im 1. Weltkrieg als Soldat beim Inf. Regt. 98 und ist am 18.06.1917 infolge einer schweren Verwundung im Lazarett Charleville, Frankreich gestorben. Er ruht auf der Kriegsgräberstätte in Noyers-Pont-Maugis (Frankreich), Endgrablage, Block A Grab 3561. 

- Ein weiterer Bruder von Barthel war Wilhelm Schmitz, der Vater von Peter Schmitz, den ältere Oberaußemer auch als „Dränke Pitsch“ in Erinnerung haben dürften, und Katharina Erkelenz geb. Schmitz.

 

Barthels zwei Schwestern waren:

- Gertrud Winkel geb. Schmitz, sie wohnte in Fortuna und war die Mutter von Peter Winkel, der bis zu seinem Tode in Oberaußem gewohnt hat.

- Katharina Braun geb. Schmitz, sie war die Schwiegermutter von „Eßers Fibbes“..

Ab etwa 1904 wohnte Peter Schmitz mit seiner Familie, also auch Barthel Schmitz, in einem kleinen Haus, direkt neben dem alten Bauernhof Hilgers (heute Pusch - Bütz), am Anfang der Niederaußemer Straße. Das Haus wurde in den 1970-ger Jahren abgerissen. Hier befindet sich heute das neue Haus von Fritz Eßer –Eßers Fibbes-). Das damals recht kleine, alte Wohnhaus mit Stall, Scheune und Garten, hatten die Eltern von Barthel dann 1907, bei einer Immobilienversteigerung als Eigentum erworben. Die vorherige Besitzer waren Franz Wilhelm Braun und Margarethe Braun geb. Brücken. Nach deren Tod, hatte eine Erbengemeinschaft das Anwesen, vom Bergheimer Notar Mausbach, öffentlich in der ehemaligen Gastwirtschaft von Michael Esser (Brennerei Esser), versteigern lassen. Später erbaute der Sohn Wilhelm Schmitz ein neues Wohnhaus an der Ecke Bergheimer- mit Niederaußemerstraße. Dort wohnt heute noch seine Tochter, Katharina Erkelenz geb. Schmitz mit ihrem Mann Alfons Erkelenz. Sie ist die Mutter von Josef Vermeer und eine Nichte von Barthel Schmitz.

Barthel Schmitz hatte nach dem Besuch der Oberaußemer Volksschule, wohl beim damaligen Hauptlehrer Dürbaum, eine Berufsausbildung bei der Polizei absolviert. Seine erste Dienststelle hatte er in Horrem bekommen. Nach kurzer Zeit wurde er von Horrem aus zur Landpolizeistelle nach Marienlinden in der Gemeinde Overath versetzt. Dort war er dann als Oberlandjäger im Polizeidienst tätig. Im Herbst 1928 wurde er gemeinsam mit einem Kollegen, der auch Oberlandjäger war, zu einem Lehrgang bei der Kölner Kriminalpolizei abkommandiert. Am 20. Oktober hatten die beiden dann dort einen Einsatz, dessen Verlauf ihr weiteres Leben entscheidend geprägt hat. An diesem Tag wurden beide einem kurzfristig zusammengestellten Verhaftungskommando, für die Festnahme der zur damaligen Zeit in Deutschland gefürchtetsten Mörderbande, dem Brüderpaar Hans- und Heinz Heidger und dessen Komplicen Karl Lindemann zugeteilt. Es wurde ein Einsatz, bei dem einer der Beamten den Tod fand. Barthel Schmitz und ein weiterer Kollege erlitten dabei schwerste Schussverletzungen. Im Nachhinein kann man dazu festhalten: „Durch seinen mutigen, selbstlosen Einsatz bei dieser höchst gefährlichen Verbrecherjagd, bei der er selbst durch mehrere Schüsse lebensgefährlich verletzt wurde, hatte Barthel Schmitz maßgeblich zum letztendlichen Gelingen und zum Erfolg der gesamten Polizeiaktion beigetragen“. Was ihn sein weiteres Leben lang aber besonders schmerzte, war das damals sonderbare Verhalten einiger Kölner Bürger während der aufsehenerregenden Polizeiaktion. Einige hatten den schwer verletzten Polizisten Barthel Schmitz, nachdem er einen der Mordbrüder gestellt hatte, tätlich angegriffen und dadurch der Mörderbande mit zur Flucht verholfen und ihn um den Erfolg der Festnahme der Verbrecher gebracht. Es ist zu vermuten, daß diese unverständliche Handlung, auf die damals allgemein herrschende Wut auf die gesamte Obrigkeit, den Staat und dessen beamtete Vertreter zurückführbar ist. Dies war aber für Barthel Schmitz kein Trost, er betrachtete das Entkommen der Mordbande durch die Beihilfe der Bevölkerung stets als eine bittere, persönliche Niederlage, was er auch seiner späteren Hauswirtin, der Frau Josefine Griess, noch kurz vor seinem Tode gesagt hat. Er sagte auch: “Ich würde den Kampf, wenn nötig, heute noch einmal aufnehmen!“

Nach der eigentlich raschen Genesung von den schweren Schußverletzungen, war Barthel Schmitz noch jahrzehntelang, als Polizeibeamter in Marialinden tätig. Dort wohnte er auch er viele Jahre mit seiner Frau Maria geb. Schuster, sie kam aus Meran in Sachsen. Maria Eßer geb. Braun aus Oberaußem, die Frau von Fritz "Fibbes" Eßer, hatte als junge Frau eine Zeit lang im Haushalt von Barthel Schmitz gelebt und gearbeitet. Frau Schmitz war bereits 1946 gestorben. Sie wurde auf dem alten Friedhof von Oberaußem beerdigt. Im Alter von 62 Jahren war Barthel Schmitz 1955, als Polizeiobermeister in den verdienten Ruhestand getreten. Seine letzten Lebensjahre hatte er dann in Köln verbracht. Dort hat er im Martinsfeld, Haus Nr. 49 bis zu seinem Tode am 10.08.1960 gewohnt. Er wurde in Oberaußem, neben seiner Frau begraben. Die sterblichen Überreste des Ehepaares wurden 1977, durch „Fibbes Eßer“, in das Grab von Katharina Bornschein geb. Braun, auf den neueren Friedhofsteil umgebettet.

Da das Ehepaar Schmitz keine Nachkommen hat, endet hier die persönliche Geschichte des Polizeiobermeisters Barthel Schmitz.

 

Das Elternhaus von Barthel Schmitz in Oberaußem, Niederaußemerstraße, hier steht heute das Wohnhaus von "Fibbes Eßer"
Ein Originaltürbalken mit Jahreszahl, aus dem Haus Schmitz wurde nach dem Abbruch erhalten

 

 

Der ältere Bruder Josef Schmitz ist im 1. Weltkrieg gefallen

 

 

Details zur Mörderjagd

Nachfolgend nun einige Details zu der in Köln noch heute bekannten legendären Polizeiaktion des Oktobers 1928, die den Barthel Schmitz betreffen.

1962 und 1965, also nach 34 Jahren, widmeten die Kölnische Rundschau und der Kölner Stadtanzeiger-EXPRESS- diesem damaligen überregionalen Großereignis noch mal ein großes Interesse und trugen mit umfangreichen Fortsetzungsartikeln in ihren Blättern dazu bei, daß die Geschichte der spektakulären Polizeijagd auf die Mörderbrüder Heidger und ihrem Komplizen Lindemann unvergessen bleiben soll.

In Rundschausonntagsausgaben erschien im Nov. – Dez. 1962 ein Artikelserie unter dem Sammelbegriff „Mein großer Fall“, von Josef Auweiler.

Er verwendete dabei große Schlagzeilen wie:

Chikago in Köln. Blutige Verbrecherjagd hält eine Stadt In Atem. Gespensterbahn rollt durch Oktobernacht. Kampf im Auto – Zuschauer halfen Mördern gegen Polizei. Feuergefecht in der Villa.

Die rechts und nachfolgend stehen Artikel vom 25.11. u. 2.12.1962 sowie vom 22. u. 23.12.1965, geben im Stile von Kriminalromanen, den Ablauf des Teils der Verbrecherjagd wieder, an dem Barthel Schmitz direkt beteiligt war.