Bundesverdienstkreuz für Fritz Haag
Fritz Haag "Ein Oberaussemer Fortunese"
Der am 16. September 1929 in Fortuna geborene Fritz Haag, gehört sicherlich zu den herausragenden Persönlichkeiten, die für die Entwicklung des Oberaußemer Kultur- und Vereinslebens nach dem 2. Weltkrieg einen erheblichen Beitrag geleistet haben.
Seine Eltern waren von Ober-Krälingen (Kreis Ahrweiler, nahe Altenahr) stammend, der Arbeit wegen nach Fortuna gezogen. Bei den hiesigen Braunkohlenbetrieben in der Brikettfabrik Fortuna, hatte sein Vater einen Arbeitsplatz gefunden.
Nach dem Besuch der Volksschule, erlernte Fritz Haag nach dem Krieg bei der Firma Kreiterling in Horrem den Beruf des Gas- und Wasserinstallateurs. Danach fand auch er Arbeit bei den Braunkohlenbetrieben, zuerst in der Brikettfabrik, dann im Kraftwerk Fortuna. Unter anderem arbeitete er dort in dem Betriebsteil „Fortunit-Anlage“, wo von 1952 bis 1956, der als Maurer- und Putzmörtel verwendbare „Braunkohlenmischbinder Fortunit“ hergestellt und vertrieben wurde.
Es folgte eine erfolgreiche fotografische Ausbildung die er z.T. gemeinsam mit seiner Frau Helene in Abendschulseminaren durchführte. Beim RWE wechselte er aus der Fortunit-Anlage nach deren Aufgabe 1956 in die Abteilung Werksfotografie. Fritz Haag arbeitete danach 45 Jahre als Werksfotograf beim RWE in den Kraftwerken Fortuna und Niederaußem.
Im Vereinsleben seines Heimatortes Fortuna, war Fritz als junger Mann in der dortigen Maigesellschaft aktiv gewesen.
1951 heiratete er die gebürtige Oberaußemerin Helene (Leni) Esser. Leni war als Enkelin eines der Vereinsgründer des Oberaußemer Kameradschaftlichen Theatervereins von 1897, bereits als Jugendliche auf den Brettern die die Welt bedeuten aktiv. Natürlich war Fritz Haag auch in den Theaterverein eingetreten. Leni berichtete einmal schmunzelnd darüber, Fritz sei es damals gar nicht so recht gewesen, daß seine junge Frau in ihren Theaterrollen auch Liebesszenen spielte.
Um ihn zu besänftigen, wurde er kurzerhand zum Vorsitzenden des Vereins gewählt.
Fritz Haag war nach seinem Umzug vom geliebten Fortuna nach Oberaußem zwar rasch ein echter Oberaußemer geworden, mit seinem Herzen war er, wie von ihm offen zugegeben und betont, aber stets „Fortunese“ geblieben.
Bei aller Liebe zum Vereinsleben im Theaterverein, sah er aber im hiesigen Ortskarneval, das für sich am passenste Betätigungsfeld.
1950 hatten die Vorstände der drei großen Ortsvereine, Spiel- und Sportclub (SUS, später Spielvereinigung Oberaußem-Fortuna), MGV Erholung (ER) und der Kameradschaftliche Theaterverein (KAM), beschlossen, den Oberaußemer Karneval gemeinsam zu gestalten. Sie gründeten die Vereinigung „SUSERKAM“, deren erster Vorsitzender Willi Mollier vom Theaterverein wurde. Man veranstaltete kleinere Karnevals-Sitzungen mit eigenen Kräften und hielt Tanzveranstaltungen ab.
Als Vorsitzender des Theatervereines konnte Fritz Haag dann auch bei „SUSERKAM“ maßgeblich aktiv werden.
Zur Session 1957/58 proklamierte man in Oberaußem, nach Karnevalsprinzen, erstmalig ein Prinzenpaar. Es wurden Fritz Haag und seine Frau Helene. Zum ersten Mal trat dabei ein Oberaußemer Karnevalsprinz in einem Prinzenkostüm auf.
1958 beschlossen die drei Vereinsvorsitzenden, den Status und den Namen der Karnevals-Vereinigung zu ändern.
Aus „SUSERKAM“ wurde 1960 der Verein „Vereinigte Karnevalsfreunde Oberaußem e.V.“ (VKF). Vorsitzender und später auch Präsident und Literat wurde Fritz Haag.
Als Zugleiter auf dem Mofa wird Fritz vielen Oberaußemern noch lebhaft in Erinnerung sein. Vor der Auflösung des Ortes Fortuna sorgte er dafür, dass der Oberaußemer Umzug ein letztes mal durch die dortigen Straßen zog. In den 1980er Jahren rief er die Reha-Sitzung für behinderte Menschen ins Leben, die er 20 Jahre lang leitete.
In der Session 1981/82 erfüllte Fritz Haag sich den Herzenswunsch Mitglied eines Oberaußemer Dreigestirns zu sein. Gemeinsam mit Willy Ressing als Bauer, Georg Zander als Jungfrau „Schorschi“ und Prinzenführer Heinz Wieczarkowiecz (sein Schwiegersohn), führte er als Prinz Fritz das Oberaußemer Narrenvolk unter dem Motto „Wat wör et janze Levve wät, wenn sich der Minsch kein Freud dren mät“, für den Theaterverein durch die närrische Zeit.
Gemeinsam mit Josef Geurts und Matthias Erkelenz, wurde Fritz Haag in dieser Zeit mit dem goldenen Verdienstorden des Kreiskarnevalverbandes ausgezeichnet.
Dem unermüdlichen Wirken von Fritz Haag ist es hauptsächlich zu verdanken, dass sich Oberaußem unter seiner Führung zu einer, über die Grenzen der Stadt Bergheim hinaus, anerkannten Karnevalshochburg entwickelt hat.
Lange Zeit stand Fritz auch der Oberaußemer Dorfgemeinschaft vor. In dieser Zeit begleitete er unter anderem intensiv die Planungen für das neue Bürgerhaus.
Auf seine sowie der Oberaußemer Ortsvereine gegebene Anregung, erfolgte Ende der 1970ger Jahre dessen Bau. Am Freitag, dem 12. Dezember 1980, wurde das neue „Wohnzimmer der Oberaußemer“ eingeweiht.
Seit diesem Zeitpunkt fanden alle Karnevalsveranstaltungen im Bürgerhaus statt. Durch das moderne Haus mit seinen vielfältigen technischen Einrichtungen bekam der Karneval in Oberaußem zusätzlich einen großen Aufschwung.
Im Jahr 2000 gab Fritz Haag, nach 40 Jahren, das Amt des 1.Vorsitzenden der Vereinigten Karnevalsfreunde ab. Drei Jahre später, nach 30 Jahren, gab er auch das des Sitzungspräsidenten auf.
Zum Nachfolger in den Ämtern des 1. Vorsitzenden und des Sitzungspräsidenten wurde sein Schwiegersohn, Heinz Wieczarkowiecz gewählt.
Neben seinem Engagement im Karneval führte Fritz Haag über etliche Jahre hinweg als deren Vorsitzender, auch die Oberaußemer Werbegemeinschaft.
Gewohnt hatte das junge Ehepaar Haag anfangs im Hause ihrer Eltern, in der Oberaußemer Mittelstraße („Kromm Jass“). Die Eheleute bekamen eine Tochter, Sibille Wieczarkowiecz geb. Haag. Sie wurden auch zweifache Groß- und zweifache Urgroßeltern.
Kurz nach ihrer Heirat richteten Fritz und Helene Haag in ihrer Wohnung in der Mittelstraße ein kleines Fotostudio ein, wo sie ihre fotografische Ausbildung zum Aufbau eines Nebenerwerbs nutzten.
Zusammen arbeiteten die beiden seit dieser Zeit auch über Jahre hinweg, freiberuflich als Fotoberichterstatter für die Kölnische Rundschau und haben in dieser Zeit das Leben in der Region in Bild und Text eingefangen.
Ende der 1950ger Jahre errichtete das Ehepaar Haag in Oberaußem auf der neuen Friedensstraße ein Wohnhaus.
Natürlich gab es im neuen Heim auch ein Fotostudio, welches im Laufe der Jahre durch die Zunahme der Kundschaft aber rasch zu klein wurde.
Als sich in den 1970ger Jahren die Gelegenheit ergabt, richtete man sich im Oberaußemer Ortszentrum, an der Hauptstraße, im Geschäftsgebäude von Anton Voigt, ein modernes Fotostudio mit Ladenlokal ein, das über viele Jahre von Leni Haag und später von ihrer Tochter Sibille, nach deren Ausbildung zur Fotografenmeisterin, geführt wurde.
Dem gemeinsam mit seiner Frau gerne ausgeführten Hobby des Tanzens, entsprang dann auch die Initialzündung zur Gründung des Vereins „Tanzfreunde Oberaußem“, dessen Vorsitz Fritz Haag über 15 Jahre innehatte.
Bei seinem Arbeitgeber RWE hatte er über viele Jahre hinweg den so genannten Pensionärsverein betreut und geführt.
Einer der Höhepunkte im Leben von Fritz Haag war aber sicherlich die Ehre, die ihm mit der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes zu kam.
Im Dezember 2009, verstarb Fritz Haag im Alter von 80 Jahren in Bergheim. Unter großer Anteilnahme wurde der charismatische „Oberaußemer Fortunese“, am Montag den 21. Dezember, nach einem Trauer-Gottesdienst in der Vinzentius-Kirche, auf dem alten Oberaußemer Friedhof beigesetzt.
Quellen:
Sibille Wieczarkowiecz
Webside der Vereinigten Karnevalsfreunde Oberaussem e.V.
Buch Bergheimer Bürgerprofile
Kölnische Rundschau
Texte und Recherchen Ulrich Reimann
Fotos aus Privatbesitz