Das einstige Kloster Bethlehem.
Da sich das Kloster im Braunkohlen-Abbaugebiet des Tagebaus Bergheim befand und aufgrund des Beschlusses bei der Fa. Rheinbraun, die unter ihm lagernde Braunkohle auch abzubauen, wurde es vom Orden 1964 geschlossen und 1966 an den Bergbaubetreiber Rheinbraun verkauft.
1967 wurden die Klostergebäude endgültig abgerissen. Neben dem Kloster fielen auch der an das Kloster angrenzende schöne, alte Bethlehemer Wald und der Ort „Fortuna“, in den 80-ziger Jahren, zum Leidwesen vieler Menschen, komplett dem Tagebau Bergheim zum Opfer.
Es währe wünschens- und erstrebenswert, wenn nach der erfolgten Rekultivierung des mittlerweile ausgekohlten Tagebaues an dem ursprünglichen Standort des Klosters eine Gedenk- und Erinnerungsstätte –vielleicht wieder eine kleine Kapelle- entstehen würde, um den hier lebenden Menschen einen Ort der Ruhe und der Besinnlichkeit zurückzugeben.
Nachfolgend nun zusammengefasst einige bereits veröffentlichte Texte, Berichte und Daten die dem interessierten Leser detailliertere Informationen zum Kloster Bethlehem und dessen Geschichte aufzeigen.
Belegte geschichtliche Daten zum Kloster Bethlehem:
1509 – 20
Bau einer Holzkapelle mit Gnadenbild der Schmerzhaften Mutter Gottes, im späteren Bethlehemer Wald bei Bergheim, aufgrund einer Vision des Oberaussemer Försters Jacob Crämer. Die Kapelle war der Mutter Gottes geweiht. Schnell wurde die Kapelle zu einem Wallfahrtsort, zu der Gläubige aus der ganzen Umgebung pilgerten. Den Gottesdienst in der Kapelle übernahmen die Franziskaner.
ab 1608
Errichtung eines nachweislich durch die Kirchenbehörden genehmigten Ziegelsteinbaus, als Ersatz für die hölzerne Kapelle.
1637
am 22. April 1637 gestattete Pfalzgraf Wolfgang Wilhelm und am 14. Mai desselben Jahres Erzbischof Ferdinand v Köln, auf Bitten des Ministers der Kölnischen Provinz der Minderbrüder von der strengen Observanz, den Franziskanern die Errichtung eines Klosters an der Stelle der Kapelle (H. J. Domsta, Inventar des Archivs der Kölnischen Provinz der Franziskaner im Stadtarchiv Düren. In: Dürener Geschichtsblätter 69, 1980, S. 115—157, Nr. 179; 75, 1986, S. 37-46, Nr. 257). Die Franziskaner bewohnten zunächst ein Haus in Bergheim, nahe der Georgskapelle. Darüber hinaus besaßen sie bei der Kapelle im Wald eine Unterkunft.
1639
erhielten sie vom Herzog von Jülich die Erlaubnis, eine Niederlassung im Wald zu gründen (Sta Düren A 25 Nr. 4, 5. 4; soweit nicht anders angegeben vgl. insgesamt J. Alcket, Bethlehemer Stern, Köln 1747, 5. 8-47; K. Unkelbach, Geschichte d. Klosters Bethlehem, 1885; Zander, S. 43-63; zur Lage vgl. Tafel 2, Tranchot/v. Müffling).
1648 – 63
Bau und Fertigstellung des Klosters, das 1637 zwei, 1643 zwölf und 1664 sechzehn Mönche hatte. Am 25. März 1648 legte Hermann von Häupter, Amtmann von Bergheim, im Namen des Herzogs Wilhelm von Jülich den ersten Stein.
Dieser Feier wohnte die französische Herzogin Maria von Rohan Chevreuse bei, die damals auf dem Schlosse zu Kerpen residierte, und welche Grafschaft ihr seit dem 7. Juni 1640 von Philipp IV. von Spanien verpfändet war. Im Jahre 1655 war der Bau des Klosters vollendet, und die Franziskaner zogen ein. Sie gaben dem Kloster den Namen Bethlehem. Der Grund dieser Namensgebung liegt wohl nahe. Die Hirten und Weisen fanden den Heiland zu Bethlehem; so wurde auch dieser Ort des Wiedergefundenen gewissermaßen ein neues Bethlehem.
Die Kapelle baute man 1650 um
1660
Anstatt der Kapelle wurde um 1660 eine Kirche erbaut, die ab 1963 benutzt wurde.
1662
mittels Dokument belegter Bau eines Brunnens im Kloster, durch die Reifferscheidsche Herrschaft aus Bedburg.
1665
Konsekration der Klosterkirche (Patrozinium: Maria, Franz, Antonius, Sebastian und Rochus). Ab dieser Zeit starke Zunahme der Pilger. Jährlich kamen zwischen 30 – 40, manchmal sogar bis zu 60 Prozessionen zur neuen Kapelle.
1720
Bau eines neuen Klostertraktes. Der schöne Backsteinbau mit sieben Achsen, war eine Besonderheit in jener Zeit.
1746
das gesamte Kloster wurde mit einer Mauer umgeben.
1791
Renovierungsmaßnahmen
Im 18. Jh. kamen jährlich zwischen 10 000 und 40 000 Pilger.
1802
Aufhebung des Klosters durch die Franzosen. Das Gnadenbild wurde in die Pfarrkirche nach Bergheimerdorf überführt, das seitdem Wallfahrtsort ist. Das Weihwasserbecken und ein Altarbild der Geburt Christi gingen an die St. Georgskapelle neben dem Bergheimer Krankenhaus. Der Besitz des Klosters sollte 1803 durch die französischen Behörden versteigert werden, er blieb allerdings zunächst unverkauft (Schieder, Säkularisation V 1, 5. 140).
1806
Verkauf des Klosters auf Abbruch, Niederlegung der Kirche und eines Teils der Klostergebäude mit Ausnahme des Traktes von 1720, der dann auch im Wesentlichen bis zum endgültigen Abbruch 1967 erhalten blieb.
1899
Die Genossenschaft der Barmherzigen Schwestern von der hl. Elisabeth zu Essen, kaufte 1899 die Reste des Klosters und richtete dort ein Haushaltspensionat und Erholungsheim ein.
20.3.1900
Kirchliche Weihe des neuen Klosters Bethlehem durch den Kölner Weihbischof Antonius Fischer.
27.5.1900
Nach über 100 Jahren wird wieder eine Hl. Messe gefeiert.
2.7.1900
Einweihung einer neuen, dem heiligen Herzen Jesu geweihten Klosterkapelle.
16.7.1900
Grundsteinlegung zu einem großen Haus mit 25 Logierzimmern, Fertigstellung im Juni 1901.
September 1900
Erster öffentlich zugänlicher Gottesdienst im neuen Kloster Bethlehem.
1907
Errichtung des Rektoratsgebäudes an der Kastanienallee.
1925
Ab diesem Zeitpunkt diente das Kloster überwiegend der Durchführung von Exerzitien.
1923
Eingemeindung des Klosters in die neu eingerichtete Pfarrei Fortuna. Erster Pfarrer wurde dort der aus dem Kloster Bethlehem kommende Rektor Heinrich Meurers.
1940 - 45
Das Kloster war von Einheiten der Deutschen Wehrmacht besetzt, ab 1942 war eine Flakeinheit im Kloster stationiert.
2.3.1945
Besetzung des Klosters durch Angehörige des amerikanischen "395th Regimental Combat Team".
7. - 10.8.1950
Der damalige Kölner Erzbischof Josef Kardinal Frings feierte im Kloster Bethlehem sein 40jähriges Priesterjubiläum.
1953
Beschluß zur Aufgabe des Klosters wegen dem geplanten Abbau, der unter dem Klostergelände lagernden Braunkohle.
1966
Verkauf des Klosters an Rheinbraun (Zander, S. 55, 58; IV 5).
31.3.1966
Umsiedlung der letzten Bewohner des klösterlichen Altersheimes zum Stahlschen Stift nach Fliesteten.
18.4.1966
In der Herz Jesu Kapelle liest der Pater Smeets die letzte Hl. Messe im Kloster Bethlehem. Anschließend begann die endgültige Räumung des Klosters.
1967
Endgültiger Abbruch aller Klostergebäude und der dazu gehörenden Einrichtungen für den Braunkohleabbau im Tagebau Bergheim.
Weitere, umfangreiche Detailinformationen zum Kloster Bethlehem bietet das 2008 erschienene Buch "FORTUNA", von Volker H. W. Schüler und Helmut Schrön.
Nachfolgend ein Text-Abschnitt über das Kloster Bethlehem, aus dem Buch „Heimatkunde von Oberaußem“ von Hauptlehrer Josef Dürbaum, aus dem Jahre 1912
1. Das heutige Kloster
Etwa 1 ½ km südwestlich von Oberaußem liegt auf der Höhe des Hügelkammes, der das Erfttal von unserem Orte scheidet, am Waldrande das Kloster Bethlehem.
Auszug aus Intelligenzblatt
Intelligenzblatt für den Kreis Bergheim und den Landkreis Cöln. |
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Bergheim, den 6. Oktober 1860
Zum Kloster Bethlehem
Das Bild stammt aus der ehemaligen, Franziskanerkirche des nahe liegenden Bethlehem und wurde nach deren Zerstörung durch Abbruch nach Bergheimerdorf übersiedelt. Das Conterfei jener Kirche als Ölgemälde wird daselbst an der Turmwand aufbewahrt. Die Sage über die Entstehung des Klosters Bethlehem hat zu viel Lokalinteresse, als daß wir uns enthalten können, dieselbe mitzutheilen, wie sie in einem alten Manuscripte aufgezeichnet ist.
"Zu Anfang des 17. Jahrhunderts war es Dieben gelungen, sich in die Pfarrkirche zum h. Remigius in Bergheimerdorf einzubrechen und dieselbe zu berauben. Sie hatten selbst des Allerheiligsten nicht geschont und die Monstranz sammt der h. Hostie aus dem Tabernakel mitgenommen. Obgleich man sofort Nachforschungen anstellte, um die Spur der Diebe zu entdecken, so blieb doch jede Bemühung fruchtlos. - Damals wohnte in Bergheim ein Förster, Namens Jakob Kremer, ein frommer, gottesfürchtiger Mann, dem die Hut der nahe gelegenen Waldungen anvertraut war. Einige Tage nach dem Diebstahle durchstreift er den Busch auf der östlich von Bergheim gelegnen Höhe und will, da es dunkel geworden, den Heimweg antreten, als er im Dickicht ein wunderbar strahlendes Licht dicht an der Erde erblickt. Er tritt hinzu und entdeckt, daß dieses Licht von einer im Moose liegenden Hostie ausgeht und ist sogleich überzeugt, daß es die h. Hostie der geraubten Monstranz ist. Er sinkt in Andacht nieder und betet den allmächtigen Gott im h. Sakramente an; dann eilt er raschen Laufes zum Pfarrer Wilhelm Arnolts in Bergheimerdorf und zeigt an, was er gesehen und entdeckt habe. In wenigen Minuten verbreitet sich die Kunde im ganzen Dorfe; ein feierliches Geläute vom Kirchthurme dröhnt durch die Stille der Nacht, und eine Prozession von mehreren Hundert Menschen zieht unter Anführung des Försters Kremer nach der Waldeshöhe, um das geraubte Allerheiligste zurück zu holen. Es war ein großartiger Augenblick, als die Menge andachtsvoll und die h. Hostie niederkniete, von der noch immer das hellstrahlende Licht ausging und erst verschwand, als der Pfarrer sie von der Erde nahm und in das geweihte Gefäß brachte. Kein Laut war hörbar, kein Blättchen regte sich; und das ferne Geläut von Bergheimerdorf unterbrach die Stille der Nacht. Unter feierlichen Gesängen zog die Prozession in die Pfarrkirche und schloß den nächtlichen Gottesdienst mit dem ambrosianischen Lobgesange, Te Deum.
Von dieser Zeit an war dem Jakob Kremer jene Stelle heilig; er besuchte sie oft und betete dort lange. Zuerst baute er einen Hügel von Rasen auf, gab demselben die Form eines Altars und pflanzte ein Kreuz darauf; später brachte er ein Dach darüber an. Vor und nach entstand eine hölzerne Kapelle, die nun nicht mehr allein von ihm, sondern von vielen Andächtigen der Nachbarschaft besucht wurde, die ihr Scherflein dazu beitrugen, daß statt der hölzernen Kapelle bald eine von Stein aufgeführt wurde. Die schöne und gesunde Lage, so wie auch die Berühmtheit, die der Ort in kurzer Zeit erlangte, veranlaßte die Franziskaner=Väter des Ordens von der strengen Observanz, an dieser Stelle ein Kloster zu erbauen und erhielten am 22. April 1637 von dem Pfalzgrafen Wolfgang Wilhelm und am 14. Mai desselben Jahres vom Erzbischofe Ferdinand zu Köln dazu die Erlaubnis. Der Bau konnte aber erst 1648 begonnen werden. Am 25. März desselben Jahres legte Hermann von Häupter, Amtmann von Bergheim, Namens des Herzogs Wilhelm von Jülich den ersten Stein dazu.
Dieser Feier wohnte die französische Herzogin Maria von Rohan Chevreuse bei, die damals auf dem Schlosse zu Kerpen residierte, und welche Grafschaft ihr seit dem 7. Juni 1640 von Philipp IV. von Spanien verpfändet war. Im Jahre 1655 war der Bau des Klosters vollendet, und die Franziskaner zogen ein. Sie gaben dem Kloster den Namen Bethlehem. *) Anstatt der dort vorgefundenen Kapelle wurde um das Jahr 1660 eine neue Kirche erbaut und das ganze Kloster 1746 mit einer Mauer umgeben.“
[*) Der Grund dieser Namensgebung liegt wohl nahe. Die Hirten und Weisen fanden den Heiland zu Bethlehem; so wurde auch dieser Ort des Wiedergefundenen gewissermaßen ein neues Bethlehem.
Als in der Mitte der 90er Jahre, am 1. Oktober 1794, die Soldaten der siegreichen, französischen Revolutionsarmee auch unsern Kreis mit Freiheit, Gleichheit, Verbrüderung überschwemmten, da brach die alte Ordnung der Dinge, geistliche und weltliche Einrichtungen wurden niedergehalten und zerstört; neue Beamten mußten die alten ersetzen. Bergheim war ein Herd dieser Neuerungen. An der Spitze stand der Commmissaire, Advokat Rick daselbst, unter ihm der Präsident Worringen. Für die einzelnen Ortschaften waren Agenten, quasi Bürgermeister ernannt. Es war im Plane, aus den geistlichen Churfüstenthümmern Köln und Trier, beim Herzogthume Jülich u.s.w. eine cisrhenanische Republik zu bilden. Die stillen Zellen des Klosters Bethlehem wurden wachgerufen durch große Versammlungen in dessen Sälen. Daselbst sollen sich Freiheitsmänner aus Köln, Aachen, sogar Brüssel eingefunden haben. Auf die erste Rede des Präsidenten Worringen, so erzählte ein glaubhafter Augen- und Ohrenzeuge, lief die Masse Neugieriger Thür und Thor hinaus. Die Rede hatte bei ihrem Dunst von Luftschlössern den Zweck, jeden, der ein echter, französischer Bürger sei, das durch Namensunterschrift bekunden zu lassen. Worringen verdrängte auch später die Augustiner Mönche im Bedburger Kloster aus ihren Klausen und nahm mit seiner Familie selbst Wohnung darin. Sogar das Arrangement von wilden Bällen im Speisesale wurde nicht gescheut. Ein zweiter Mitbrauch, den die Räume des Klosters Bethlehem in jener Zeit zu erdulden hatte, war eine so genannte Teufelsbannerei, der grellste Gegensatz zur französischen Gottesleugnung. Sie wurde mit Helfershelfern von einem Landkrämer aus Köln, mit Namen Engelsberg, wenn ich Recht behalten habe, geleitet. Viele, die den süßen Gedanken hegten, reich werden zu wollen, wurden oft stundenweit von Agenten gelockt, an einem gewissen Tage mit ordentlicher Börse im Versammlungs=Lokale zu erscheinen. Der arme Teufel, der selbst nichts hat, als seine Hölle, sollte Geld bringen; aber wer den Teufel bannen will, muß rein sein. Nachdem die Versammelten im Gebete saßen, hörte man fürchterliches Brüllen; hinter einer Gardine befand sich der Teufel, in eine Kuhhaut gehüllt. Er zeigte seinen Kopf mit den darauf stehenden Hörnern, und ein Mitwisser sprengte dann mit Weihwasser gegen ihn, sein Brüllen zu beschwichtigen. Darauf wurde Jedem verkündigt, wie er noch nicht rein genug sei, und daß darüber der Teufel noch immer in Wuth gerathe. Anberaumung neuer Versammlungstermine, Aufbringung neuer Gelder für gute Werke; - aber die Geldsüchtigen sind immer nicht rein und werden nicht rein, um den Teufel zu bannen. So ging es fort, bis die französische Polizei die Rädelsführer endlich auffischte und in Gewahrsam brachte. Sie hatten eine bedeutende Summe erschwindelt. Die Geschichte ist auf einem Zettel in Druck erschienen mit einer Vignette, der Teufel mit seinen Kuhhörnern hinter der Gardine herauslauernd. Das Kloster Bethlehem wurde 1802 aufgehoben und als Domaine verkauft. Die schöne Kirche und einen Theil des Klosters riß man nieder. Erst später, nach dieser Demolierung, kamen die Gebäulichkeiten in die Hände des jetzigen Eigenthümers, des Freiherrn von Bongart.
Bedburg, den 4. Oktober 1860
Aus der Dorfchronik des Joan Peter Delhoven
Anmerkungen zum Kloster Bethlehem von Joan Peter Delhoven,
Vor der Franzosenzeit gingen viele der Pfarreingesessenen von Oberaußem in das einstige, zwischen Bergheim und Oberaußem gelegene Franziskanerkloster Bethlehem zur Frühmesse. Die Klöster wurden dann durch Napoleon I. aufgehoben und deren Güter eingezogen. Hierzu schreibt Delhoven in seiner Dorfchronik:
Sonntag, 4. Julius 1802. Gestern Abend kame ein Commissair extraordinair von Kölln hier an, der den Auftrag hatte, alle Effecten der Klöster und Kirchen zu versiegeln. Er ritte mit dem Mair Neesen und 3 Gensdarmen auf Knechstein; der Friedensrichter gienge desfals auf Zons und der hiesige Secretair Adolf Verhagen ward für Hakenbroich und unsere Kirche beauftragt. Gemäß dem Arette müssen alle Klostergeistliche in Zeit von zehn Tagen die Klöster räumen und weltgeistliche Kleidung anziehen. Was sie eigenthümlich auf ihren Zellen haben, das dörfen sie mitnehmen. Auch ward in den Pfarrkirchen nur das nöthige Messgewand, so alle Tage gebraucht wird, nicht versiegelt. Alle Canonici und Geistliche, wes Ordens sie sind, müssen ihre von einer Fundation herrührende Wohnungen räumen. Sie, die Bischöfe, Nonnen und Bettelmönche sollen von der Nation ohne Unterschied salarisirt werden, das ist: alle, so 60 Jahre alt sind, bekommen 600 Franc jährlich, alle anderen 500 Franc. In 10 Tagen Zeit nach der nun bald nachfolgenden Publication müssen sie alle weltgeistliche Kleider anziehen und ihre Klöster verlassen.
Dieses Los traf auch das Kloster Bethlehem. Das Kloster war anfangs nur eine kleine Niederlassung der Franziskaner. Im Jahre 1637 waren sie von Brühl aus nach Bergheim gekommen. Von Bergheim aus übernahmen sie in der zur Ehre der Gottesmutter Maria errichteten, seit etwa seit 1500 bestehenden Kapelle Bethlehem den Gottesdienst. Der eigentliche Klosterbau erfolgte in der Zeit von 1648 bis 1655. Die kleine Kapelle wurde durch eine neue Klosterkirche ersetzt, die 1665 konsekriert wurde. Laut „Provinzial-Annalen“ war das Kloster Bethlehem eine Zeit lang ein bedeutender Wallfahrtsort. Dies findet auch in der oben erwähnten Chronik von Joan Peter Delhoven eine besondere Erwähnung. So schreibt er hierzu wie folgt:
„Sonntag 4. Julius 1784. Diesen Morgen umb 2 Uhr ward das erstemal, und ¼ auf drei zusammen geläutet. Um halb 4 gieng der Hr. Pastor und Vicar an den Altar die Messe lesen. Nach gegebenem Segen um 4 Uhr ward eine zahlreiche Prozession nach Bethlehem ausgeführt. Weil die sonst von hier mit den Worringer auf Kevelar geführte Procession jetz von geist- und weltlicher Obrigkeit verbothen ist, so ist dieses Jahr das 3te Jahr, dass wir auf Bethlehem gehen. Ohne zu rasten waren wir um 9 Uhr am Gnadenorte. Zu Oberaussem ward Mittag gehalten, zu Stommel einst getrunken – und um 7 Uhr zu abend waren wir theils gesund und wohlbehalten alle wieder hier. Es war ein ganz schöner Sommertag. „
Anderthalb Jahrhunderte lang blieb das Kloster von den kriegerischen Wirren und Drangsalen in unserem Gebiet verschont. Die Säkularisation verschonte Bethlehem nicht. Am 2. Juli 1802, dem Feste Maria Heimsuchung, wurde in der Klosterkirche zum letzten Male ein feierliches Hochamt gehalten. Nach Beendigung des feierlichen Gottesdienstes wurde die Kirche von französischen Beamten geschlossen, die Mönche mußten das stille und friedliche Kloster verlassen. Der letzte Kloster-Guardian (Vorsteher) Joh. Baptist Elfen wurde Pfarrer in Paffendorf. Kirche und Kloster wurden 1806 mit Ausnahme eines um 1720 errichteten Bauteiles, des sog. Neubaues, auf Abbruch verkauft. Die beim Abbruch wiedergewonnenen Steine fanden beim Häuserbau eine neue Verwendung. Grund und Boden mit dem Restbau gingen in französischen Staatsbesitz. Nach dem Abzug der Franzosen ging 1815 alles in preußischen Staatsbesitz über. In den 1820-er Jahren verkaufte die preußische Regierung das gesamte Anwesen.
Nach Auflösung des Klosters stellte man in Oberaußem eigene Primissare oder Frühmesspriester an, und mancher ausgewiesene Ordensmann war froh, auf diese Weise ein Unterkommen zu finden. Zu ihrem Unterhalt diente der Ertrag von 8 Morgen Land, die „Frühmeßlöscher“ genannt, welche später verkauft wurden. Als Oberaußemer Primissare während der Franzosenzeit werden genannt:
Philipp Kappes, früher Franziskanerpater, war von 1802 bis zum 6. Oktober 1805 in Oberaußem, wo er auch starb.
Gereon Lehmann, im hiesigen Sterberegister mit „professor doctissimus“ benannt, war in der Pfarre zu St. Martinus in Cöln geboren und unterhielt in Oberaußem eine lateinische Schule. Eine Zeit lang war er Vikar an St. Aposteln in Cöln. Er starb am 19. Dezember 1815 in Oberaußem.