Oberaussem und der 1. Weltkrieg
Verhältnisse in Oberaussem während des 1. WK.
Der Bergheimer Historiker Helmut Schrön beschreibt in seiner Ausarbeitung über die Ereignisse während des 1. Weltkrieges, auch die Verhältnisse im damaligen Oberaussem.
So beginnen die Aufzeichnungen:
"Helmut Schrön (Hrsg.)
In der Chronik der Schule Fortuna 2 befand sich ein maschinengeschriebenes Manuskript, das sich mit den Geschehnissen während und nach dem 1. Weltkrieg in der Gemeinde Oberaußem befaßt. Autor und Zeitpunkt sind nicht bekannt."
Soldat in der kaiserlichen Armee
Familie Theo Esser mit ihren 6 Söhnen
Die nachfolgende Fotodokumentation der Oberaußemer Familie Theodor Esser, Hauptstraße, spiegelt sehr eindrucksvoll den damaligen Patriotismus des Deutschen Volkes wieder. Wie man sieht, waren der Vater und alle seine sechs Söhne stolz darauf Kaiserliche Soldaten zu sein.
Mit dem Soldatentode von vier ihrer Söhne, erbrachte die Familie Esser ein unermeßliches Kriegsopfer.
Die Fotoreihe wurde von Paul Heinz Lipp zur Verfügung gestellt. Es zeigt gemäß der nummerischen Markierungen:
1 Peter Esser, gefallen am 27.10.1917,
2 Jakob Esser, gefallen am 13.10.1915,
3 Theo Esser, später Besitzer der Gaststätte "Zur Linde"
4 Gerhard Esser, gefallen am 17.5.1918,
5 Wilhelm Esser, gefallen am 27.10.1916,
6 u. 7 Familienoberhaupt Theo Esser und seine Ehefrau Odilia Esser,
8 Christian Esser,
Vizefeldwebel Heinrich Jülich
Am 20.2.1915 wurden die Gebeine des am 3.1.1915 bei Ripon gefallenen Oberaußemer Vizefeldwebels, des R.I.R. 28, Heinrich J., die von der Front heimgeholt wurden, unter ungeheurer Teilnahme der Einwohner von Oberaußem, auf dem Ehrenfriedhofsteil unsers alten Friedhofes beigesetzt.“
Bei diesem Vizefeldwebel dürfte es sich um Heinrich Jülich, vom Reserve Infanterie Regiment 28 gehandelt haben.
Auf der Gedenkstele des Kriegerdenkmales (helle Markierung) in Oberaussem wird dieser Name als 1. Name für das Jahr 1915 genannt.
Heinrich Jülich ist demnach wohl am 3.1.1915, in der Winterschlacht in der Campagne gefallen.
Die gefallenen Soldaten des 1. Weltkrieges aus Oberaussem-Fortuna
Auf den Schlachtfedern des 1. Weltkrieges verloren insgesamt 52 Soldaten aus Oberaussem und Fortuna ihr Leben. Die Namen der meisten dieser gefallenen Soldaten sind auf den Gedenksteinen des neuen Kriegerdenkmals, neben der kath. Kirche von Oberaussem eingemeißelt. Hubert Odenthal und Theodor Füser waren die ersten Opfer aus Oberaussem. Beide fielen bereits in den ersten Kriegstagen, am 22. August 1914.
Kriegsgefangene in Oberaussem-Fortuna
Währen der Kriegszeit lebten und arbeiteten mehrere hundert Kriegsgefangene in Oberaußem und Fortuna. Es handelte sich um Russen, Polen, Franzosen u.a.
Sie wurden überwiegend in den Braunkolenbetrieben der Fortunagrube und in der Landwirtschaftals Arbeitkräfte eingesetzt.
Details dazu
Kriegsanleihe
Eine Kriegsanleihe ist ein verzinsliches oder unverzinsliches Wertpapier, das der Finanzierung eines Krieges dient. Emittent ist in der Regel eine Regierung. Der Verkauf der Anleihe kommt einer Gewährung von Krediten an die Regierung gleich. Um möglichst viele Anleger zu finden, wird meist an deren Patriotismus appelliert. Hierzu versucht man sie davon zu überzeugen, dass der Absatz der Anleihe eine Kriegsentscheidende Bedeutung habe. I Falle eines verlorenen Krieges besteht die Gefahr, dass die Anleihe nicht zurückgezahlt wird. Das angelegte Kapital geht dadurch verloren. Die Geschichte kennt viele Beispiele für solche Verluste... Übersicht aller Kriegsanleihen!
Auch in Oberaußem wurden solche Kriegsanleihen getätigt.
Die Fotos zeigen Beispiele einer solchen Anleihe, wie sie über die damalige Reifeisenkasse von Oberaußem, mit dem Oberaußemer Gerhard Friedt abgeschlossen wurde.
Die Textübersetzung des Dokumentes lautet:
Hinterlegungsschein
(Sorgfältig aufzubewahren)
Herr Gerhard Friedt – Oberaussem -
Hinterlegte bei der hiesigen Kasse folgende Wertstücke zur 4. Kriegsanleihe zwecks Verwertung; 5 % deutsche Reichsanleihe 1916, Lit. D. Nr. 5256549-
Zum Nennwerte von 500 Mark nebst Zinsscheinen ab. 2.1.1917.
Die fälligen Zinsen werden halbjährig Ihrem Sparguthaben gutgeschrieben.
Oberaussem, dem 18. Januar 1917
Der Rendant
Dürbaum
Quellen:
- Helmut Schrön, 1. WK in Oberaussem
- Zentralarchiv Stadt Bergheim
- Zentralarchiv RWE-Power
- Ehrentafel Volksschule Oberaußem
- Archiv Willi Weiss
- Kriegerdenkmal Oberaußem
- Kriegsanleihen, Gert Friedt
- Peter Brüggen
- Fotos: P. Lipp, E. Bock, W. Klein, W. Weiss, Christine Dittrich, Hans Griese, W. Schneider, U. Reimann
- Layout u. Texte H. Griese, U. Reimann