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Stolpersteine in Oberaußem

Erinnerung an jüdisches Leben


Stolpersteine für einstige jüdische Oberaußemer Mitbürger, die in der NS-Zeit in Todeslagern zu Tode kamen


„Die Gräueltaten der NS-Diktatur gehören zu den dunkelsten Momenten der Weltgeschichte. Unsere Aufgabe ist es heute, dieses Kapitel nicht in Vergessenheit geraten zu lassen und den Opfern der NS-Zeit zu gedenken.

Auch in Bergheim sind viele jüdische Bürgerinnen und Bürger Opfer des Nationalsozialismus geworden. 47 Personen wurden deportiert und grausam ermordet.

Ein Projekt, welches sich diesem Anliegen widmet, ist das 1992 vom Künstler Gunter Demnig ins Leben gerufene Projekt „Stolpersteine“, zum Gedenken an die verfolgten und ermordeten Opfer des Nationalsozialismus, wie Juden, Sinti und Roma, politisch und religiös Verfolgte, Menschen mit geistigen und/oder körperlichen Behinderungen, Deserteure und Zwangsarbeiter.

Auch in Bergheim entschied man sich zur Beteiligung. Mit der Realisierung des Projektes „Stolpersteine“ setzte auch die Kreisstadt Bergheim ein Zeichen wider das Vergessen. Realisiert werden konnte die Aktion in Bergheim durch Spenden von Firmen, Privatpersonen und beteiligten Organisationen.

Eine Arbeitsgruppe aus engagierten Bürgerinnen und Bürgern sowie der Stadtarchivarin Sara Toschke und ihrem Vorgänger arbeitet seit 21. November 2017 an der Umsetzung und recherchierte die biographischen Hintergründe. Dank ihres Engagements konnten inzwischen die genauen Wohnadressen für viele jüdische Bürgerinnen und Bürger im Bergheimer ermittelt werden.

Die ersten 12 Bergheimer Stolpersteine konnten im August 2019 noch gemeinsam mit Initiator Gunter Demning verlegt werden, in Oberaußem  war er leider nicht dabei".

 

Am 06.10.2021, wurden vor dem Haus „Am Berg 1“ in Oberaußem, unter Beteiligung des Ortspfarrers Monsignore Achim Brenneke, der stellvertretenden Bergheimer Bürgermeisterin Elisabeth Hülsewig und zahlreichen Bürgern, fünf Stolpersteine in die Bodenplatten des Bürgersteigs integriert.


In diesem Haus lebte bis 1942 die jüdische Familie Simons, bestehend aus dem am 20. Juni 1887 in Quadrath geborenenen Max Simons, seiner  aus Oberaußem stammenden Ehefrau Emma Simons geb. Brünell und deren Kinder Albert, Josef und Rosa.

Die mit Namen und persönlichen Daten versehenen Messingtafeln der Stolpersteine erinnern an die einzelnen Personen und jeweils ihre letzten frei gewählten Wohnorte.

Vor der Verlegung der Stolpersteine erinnerten Monsignore Brenneke und Frau Hülsewig in kurzen Ansprachen mit mahnenden Worten an die unmenschlichen Ereignisse in der Nationalsozialistischen Zeit und insbesondere an die Schicksale der umgebrachten jüdischen Oberaußemer Mitbürger.

Frau Hülsewig begann dabei ihre Ansprache mit einem Zitat des Künstlers Gunter Demnig:

„Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist.“

[…]

„Jedes einzelne Opfer erhält seinen Namen zurück – wenigstens symbolisch sind die Familien nun wieder vereint und an ihren Heimatort zurückgekehrt.

Mit der Realisierung des Projektes setzen wir auch in unserer Kreisstadt Bergheim ein Zeichen“, so Elisabeth Hülsewig.

 

Das Ehepaar Simons wurde ca. 1930 geschieden. Max hatte danach seinen letzten Wohnsitz in Köln. Deportiert ab Köln am 07. Dezember 1941, Riga, Ghetto. Ihm wurde ein Stolperstein in Köln gewidmet.

In Oberaußem wurden für Emma und deren drei Kinder Albert, Josef und Rosa Stolpersteine verlegt. Alle Familienmitglieder wurden in Todeslagern umgebracht.

Eva Simons (genannt Ella) wurde ebenfalls ein Stolperstein vor dem Haus „Am Berg 1“ gewidmet. Ella war ein angenommenes Kind von Karolin Brünell. Beide lebten an der ehemaligen Kirchstraße (heute: Vinzentiusstraße). Karolin starb 1929 und wurde auf dem Judenfriedhof in Bergheim beigesetzt. Ella wurde 1941 in Lodz umgebracht.

 

Nachstehend Daten zu einstigen jüdischen Oberaußemer Mitbürgern, die im Zeitraum 1933 – 1945 in Nationalsozialistischen Vernichtungslagern zu Tode kamen

Textauszug: Gedenkbuch Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933 - 1945 Bundesarchiv

 

Bruenell Hermann Erich, geboren am 28. August 1875 in Oberaußem/Bergheim/Rheinprovinz, zuletzt wohnhaft in Porz und in Zündorf und in Köln, DEPORTATION ab Köln 30. Oktober 1941, Litzmannstadt (Lodz), Ghetto 00. Mai 1942, Kulmhof (Chelmno), Vernichtungslager, TODESORT Kulmhof (Chelmno), Vernichtungslager, für tot erklärt

 

Wolff Julie geb. Brünell, geboren am 21. Dezember 1877 in Oberaußem/Bergheim/Rheinprovinz, zuletzt wohnhaft in Köln, DEPORTATION ab Köln 20. Juli 1942, Minsk Maly Trostinec, Tötungsstätte, für tot erklärt

 

Simons Max, geboren am 20. Juni 1887 in Quadrath-Ichendorf/Bergheim/Rheinprovinz, verheiratet mit Emma geb. Bruenell in Oberaußem, geschieden um 1930, zuletzt wohnhaft in Köln, DEPORTATION ab Köln 07. Dezember 1941, Riga, Ghetto

 

Simons Emma geb. Brünell, geboren am 02. April 1880 in Oberaußem/Bergheim/Rheinprovinz, verheiratet mit Max Simons in Oberaußem, geschieden um 1930, zuletzt wohnhaft in Oberaußem, DEPORTATION 00.00.1942, Treblinka, Vernichtungslager

 

Simons Josef, geboren am 21. März 1913 in Oberaußem/Bergheim/Rheinprovinz, zuletzt wohnhaft in Köln, DEPORTATION ab Köln 20. Juli 1942, Minsk 00.00.1942, Maly Trostinec, Tötungsstätte, TODESORT Treblinka, Vernichtungslager

 

Simons Albert, geboren am 26. Februar 1902 in Oberaußem/Bergheim/Rheinprovinz, zuletzt wohnhaft in Oberaußem und in Köln, DEPORTATION ab Köln 30. Oktober 1941, Litzmannstadt (Lodz), Ghetto 00. Mai 1942, Kulmhof (Chelmno), Vernichtungslager, TODESORT Kulmhof (Chelmno), Vernichtungslager für tot erklärt

 

Simons Rosa, geboren am 02. Februar 1915 in Oberaußem/Bergheim/Rheinprovinz zuletzt wohnhaft in Köln, DEPORTATION 00.00.1941, Stutthof, Konzentrationslager 00.00.1942, Treblinka, Vernichtungslager

 

Simons Eva, geboren am 10. Juli 1889 in Fliesteden/Bergheim/Rheinprovinz, zuletzt wohnhaft in Bergheim a. d. Erft und in Oberaussem und in Köln, DEPORTATION ab Köln 22. Oktober 1941, Litzmannstadt (Lodz), Ghetto 00. Mai 1942, Kulmhof (Chelmno), Vernichtungslager, TODESORT Kulmhof (Chelmno), Vernichtungslager

 

 

 

 

Quellen:

Textpassagen und das Foto der Stolpersteine: Webside Stadt Bergheim-Stolpersteine

Neue Texte, Fotos, Layout: U. Reimann

Foto einer Hochzeitsgesellschaft mit Angabe der Namen: Gerd Friedt