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Kölner Lokal-Anzeiger 31.12.1935 Grüße zum neuen Jahr 1936 von Heinrich Hilgers

Heinrich Hilgers, Brauereibesitzer in Köln

ein Spross der bereits seit Jahrhunderten in Oberaußemer ansässigen Familie Hilgers.

Eine gemeinsame Ausarbeitung von Peter Geuer und Ulrich Reiman – Okt. 2024 –

 


Heinrich Hilgers wurde am 06.06.1873 als Sohn der Eheleute Heinrich Hilgers und Catharina geb. Engels, in Oberaußem geboren.

Am 19.12.1898 heiratete er in Köln die aus Altendorf kommende Gertud Schwab.

Das Ehepaar hatte sechs Kinder.

Er starb am 27.05.1943 in Refrath, seine Frau Gertrud starb bereits am 08.03.1920 in Köln. Seine 2. Fau wurde Therese Stien verw. Meyer.

 

Wie seinen direkten Verwandten „Wilhelm Hilgers, der Ingenieur, Erfinder, Visionär, Unternehmer und Poet“, muß man wohl auch Heinrich Hilgers zu den beeindruckenden Persönlichkeiten der Oberaußemer Geschichte zählen. Auch ihn zog es in die Ferne, wahrscheinlich fand er in dem damals noch kleinen, von der Landwirtschaft geprägten und bestimmten Heimatdorf Oberaußem nicht den Raum und die Möglichkeiten, seine Vorstellungen vom Leben und Beruf zu verwirklichen. Er setzte alles auf die damals vielerorts stark aufblühende Gastronomie und zog dazu bereits in jungen Jahren in die Großstadt Köln. Dort fand er Arbeit und gründete eine Familie. Letzendlich hat er sich dann innerhalb von wenigen Jahren zum Besitzer der Kölner Traditionsbrauerei „Gürzenich – Bräu“ hoch gearbeitet.


Umfangreiche Deteilinformationen zum Leben und Schaffen von Heinrich Hilgers findet man auf der Webseite von Michael Berger – mit detailierten Quellenangaben -

www.koelner-brauereien.de


Einige der nachfolgenden Texte wurden diesem Werk teilweise wörtlich entnommen.



1.  Persönliche Daten und Informationen zur Familie von Heinrich Hilgers

Dokumentarisch belegt, entstammt Heinrich „Heinz“ Hilgers dem Familienzweig des bereits im Anfang des 1800 Jahrhunderts in Oberaußem ortsansässigen Ehepaares Gerhard und Agnes Hilgers geb. Sieger.

Deren Sohn Constantin Hilgers, (* ca.1730 -  + 04.03.1797), hatte am 21.07.1765 in der einstigen, kleinen Oberaußemer Pfarrkirche St. Vinzenzius auf dem Tonnenberg, in erster Ehe Maria Catharina Brücken, (* 21.12.1742 - + 02.06.1785), die Tochter des ebenfalls in Oberaußem lebenden Ehepaares Peter Brücken und Sophia Findendegen geheiratet.

Das Ehepaar Constantin und Maria Catharina Hilgers bekam 7 Kinder:

  • Baptist Hilgers (* 1765 - + 22.10.1765)
  • N.N. Hilgers (* ? - + 16.10.1766)
  • Peter Hilgers (* 26.10.1767 - + 03.07.1824)
  • Johannes Hilgers (* 24.05.1774 - + 29.07.177?)
  • Hermann Hilgers (* 12.04.1777 - + 26.08.1781)
  • Anna Sophia Hilgers (* 18.07.1780 - + ?)
  • Elisabeth Hilgers (* 04.03.1783 - + 03.04.1838)

 

Nach dem frühen Tod seiner Frau Maria Catharina, heiratete Constantin Hilgers um 1786/87 in 2. Ehe in Büsdorf, die von dort stammende Elisabeth Schnabel (* ? - + 05.01.1816), mit der er noch 6 Kinder hatte:

  • Theodor Hilgers (* 25.11.1787 - + 29.12.1787)
  • Magdalena Hilgers (* 28.03.1789 - + 11.10.1816)
  • Arnold Hilgers (* 26.01.1791 - + 26.01.1791)
  • Johannes Hilgers (* 04.04.1792 - + 09.09.1859)
  • Hermann Hilgers (* 05.02.1794 - + 28.09.1795)
  • Johannes Hilgers (* 28.02.1797 - + 17.03.1816)

 

Peter, der Sohn aus der 1. Ehe von Constantin Hilgers mit Maria Catharina Brücken, heiratete am 23.03.1800 in Oberaußem, Anna Maria Brücken (* 15.08.1767 - + 29.09.1851) aus Oberaußem, Tochter des Ehepaares Hermann Brücken und Magarethe geb. Rüntz.

 

Das Ehepaar Peter und Anna Maria Hilgers bekam 4 Kinder:

  • Sophia Hilgers (* 31.01.1801 - + ?)
  • Ferdinand Hilgers (* 03.08.1804 - + 16.10.1808)
  • Elisabeth Hilgers (* 03.06.1807 - + ?)
  • Johannes Peter Hilgers (* 17.02.1810 - + 23.05.1872)

 

Johannes Peter Hilgers heiratete am 03.09.1837 in Oberaußem  Agnes Durst, (* 1816 -  +15.06.1897), die Tochter des Ehepaares Adam und Anna Sophia Durst geb. Nobis aus Oberaußem.

Die Nachkommen von Johannes Peter und Agnes Hilgers waren:

  • Anna Sophia Hilgers, * 1838;
  • Adam Hilgers * 1840 + 1850;
  • Johann Hilgers * 1843 - + 1872;
  • Heinrich Hilgers * 24.08.1846; (Wildhüter, Vater des Brauereibesitzers)
  • Hermann Hilgers * 1849 + 1855;
  • Peter Hilgers * 1852 + 1855;
  • Anton Joannis Hilgers * 185
  • Agnes Hilgers * 1863;

 

Ihr Sohn, der Wildhüter Heinrich Hilgers, heiratete im Sterbejahr seines Vaters Johann Peter Hilgers +1872, die aus Habbelrath kommende Catharina Engels (* 1844 -  +1914).

Die beiden bekamen 3 Söhne und 1 Tochter:

  • Heinrich Hilges (*06.06.1873 - + 27.05.1943, (der spätere Brauereibesitzer)
  • Johann Hilgers * 1875 - + 1877
  • Joseph Hilgers * 1885 - + 1887
  • Margarethe Hilger * 1885 - + 1898.

 

Die drei vorgenannten jüngeren Geschwister von Heinrich Hilgers, verstarben schon im Kindesalter.

Heinrich Hilgers, verließ sein Elternhaus in Oberaußem, damals eine eigenständige Gemeinde, heute ein Ortsteil von Bergheim und versuchte sein Glück in Köln. Mit dem Brauen von Bier hatte Heinrichs Familie bis zu diesem Zeitpunkt allerdings nichts zu tun gehabt.

Aus erhaltenen Dokumenten der Stadt Köln kann man ableiten, daß Heinrich Hilgers wahrscheinlich im Jahr 1898 nach Köln kam. Wo er Unterkunft und Arbeit fand ist z.Zt. nicht bekannt.

Michael Berger schreibt dazu: "Sein Name findet sich in diesem Jahr unter der Rubrik Zivilstand der Stadt Köln vom 16.12.1898, erschien unter Heiraten: „ Heinrich Hilgers, Bierbrauer von Oberaußem und Gertrud Schwab von Altendorf.“

Die Hochzeit mit Gertrud Schwab (* ? - +08.03.1920) fand am 19. Dezember 1898 in Köln statt.

 

Das Ehepaar Heinrich und Gertrud Hilgers geb. Schwab hatte insgesamt 6 Kinder:

  • Gertrud Hilgers
  • Heinrich Hilgers (*1901 - +1949 Wiesbaden)
  • Reini Hilgers
  • Ferdinand (Ferdi) Hilgers
  • Hans Hilgers
  • Johann Hilgers


2.  Zusammenfassung des Berufslebens von Heinrich Hilgers

Die erste eigenständige Arbeit von Heinrich Hilgers im Bereich der Kölner Gastronomie, war wohl die 1899 erfolgte Übernahme als Schenkwirt eines 1898 von Peter Flotz gegründeten Bierausschankes in der Elsaßstr. Nr. 20. Dies brachte im dann auch den erhofften Zugang und die Kontakte zum Gaststättengeschäft von Köln.

Aber bereits kurze Zeit später (1900-1901) eröffnete er eine eigene Flaschenbierhandlung mit der Adresse „am Trutzenberg 22“.

Dieses Geschäft hatte er wahrscheinlich aber 1903 wieder aufgegeben.

Laut einer erhaltenen Zeitungsanzeige vom 25.06.1904 war Heinrich Hilgers erneut als Flaschenbierhändler, diesmal in der Luxemburgerstraße 83 tätig. Er vertrieb nun Bier aus der Brauerei Heinrich Reissdorf und zusätzlich Wein aus dem Weingroßhandel Brandenburg.

Text der Anzeige vom 25.06.1904 „[…] Rein obergäriges Flaschenbier in stets frischer Füllung aus der obergärigen Brauerei Heinr. Reisdorf, Severinstraße 51, empfiehlt Heinr. Hilgers, Luxemburgerstraße 83.[…]“

Warum auch immer, nach wenigen Jahren hatte er aber auch seinen 2. eigenständigen  Getränkevertrieb wieder aufgegeben. Die Nähe und der Kontakt zur Reissdorfbrauerei blieb aber.

 

Heinrich Hilgers übernahm darauf Ende 1908 die Führung der obergärigen Bier-Restauration „En der ihsere Döör“ (in der eisernen Tür) in der Kämmergasse 36, die im Jahr 1898 von der Brauerei Heinrich Reissdorf erworben und als „Spezial-Ausschank“ betrieben wurde.

Hierzu der Text einer von Heinrich Hilgers veröffentlichten Zeitungsanzeige vom 31.12.1908. „[…]Obergärige Bier-Restauration „En der Ihsere Döör“ Kämmergasse 36, Inh. Heinrich Hilgers, Spezial-Ausschank der Brauerei H. Reißdorf. Vorzügliche gute Küche, warme Platten zu jeder Tageszeit. Billard, drei Kegelbahnen, drei Vereinszimmer, 40, 100 und 200 Personen fassend, mit Klavier. Allen meinen Freunden, Bekannten und Gästen, sowie der K.-G. Fidele Geister, dem Billiardklub Bülow ein fröhliches Prosit Neujahr…“

 

Bereits im Jahre 1909 übernahm Heinrich Hilgers, zuerst als Pächter, dann die altbekannte Brauerei Peter Josef Baum, Sandkaul 3 in Köln, und setzte das Geschäft fort.

Das dies Geschäft nicht von langer Dauer sein konnte, war ihm von Anfang an klar, da die Stadt Köln bereits festgelegt hatte, daß die bestehenden, fortgeschrittenen Pläne für die Neugestaltung des Bereichs um den Gürzenich umgesetzt würden. Dies bedeutete gleichzeitig auch den Abriß der Brauerei Peter Josef Baum.  

Heinrich Hilgers hatte aber eigene Pläne. Er dachte an eine eigene neue Brauerei, die er in der Nähe des Gürzenichs errichten wollte. Kurz entschlossen kaufte er zu diesem Zweck, unweit der alten Brauerei Baum, bereits im Jahr 1910, in der kleinen Sandkaul die beiden Häuser Nr. 4 und 6.

Zu diesem Thema erschien am 08.10.1910 ein Zeitungsartikel: „[…]Dem Straßendurchbruch Heumarkt—Schildergasse fällt auch die allbekannte Kölner Bierbrauerei Jos. Baum, Große Sandkaul, zum Opfer. Der jetzige Inhaber, Bierbrauer Heinr. Hilgers, hat die Häuser Kleine Sandkaul 4 und 6 käuflich erworben und wird auf dem Grundstück eine Obergärige Hausbrauerei mit Kölner Wirtschaft errichten […]“

Seine neue Brauerei nannte Heinrich Hilgers „Gürzenich-Bräu“. Unter diesem Namen ließ er im Juni 1911 die Firma „Heinrich Hilgers Gürzenich-Bräu“ ins Handelsregister eintragen.

24.06.1911 „[…]Cöln. Rhein. In das Handelsregister ist am 20. Juni 1911 eingetragen: Abteilung A. Nr. 5243 die Firma: „Heinrich Hilgers Gürzenich⸗Bräu“, Cöln, und als Inhaber Heinrich Hilgers, Bierbrauer, Cöln […]“

 

Bereits Ende 1911 waren die Neubauten in der kleinen Sandkaul 4-6 fertiggestellt. Neben Brauerei und Restauration gab es in den Häusern auch Wohnungen, die Heinrich Hilgers zur Miete anbot.

Am 3. April 1912 schloss Heinrich Hilgers die alte Brauerei Baum in der großen Sandkaul 3 und eröffnete das „Gürzenich-Bräu“ in der kleinen Sandkaul 4-6.

Die Neueröffnung kündigte er u. a. am 01.04.1912 mit großen Anzeigen in verschiedenen Kölner Zeitungen an.

„[…]Gürzenich-Bräu. Meinen verehrten Gästen, Freunden und Bekannten, sowie einem verehrten Publikum von Köln und Umgegend zur gefälligen Kenntnis, dass ich am Mittwoch, den 3. April meine Brauerei und Wirtschaft von Grosse Sandkaul 3 nach meinem neuerbauten Hause Kleine Sandkaul 4-6 verlege. Hochachtend Heinrich Hilgers.

Zur Eröffnung der neuen Gürzenich Brauerei erschien auch ein ausführlicher Artikel in der Kölner Presse.

04.04.1912 „[…]Gürzenich-Bräu. Die altbekannte kölnische Brauerei Baum, Große Sandkaul, fällt dem Straßendurchbruch Heumarkt-Schildergasse zum Opfer. Der Inhaber, Hr. Heinrich Hilgers, hat als Ersatz einen prächtigen Neubau auf der Kleinen Sandkaul-6 erstehen lassen. Das neue Brauhaus ist nach den Plänen des Architekten Stadtverordneten Perthel ausgeführt und ist würdig, an der Seite des großen Verwaltungsgebäudes seinen Platz einzunehmen. Die hübschen Straßenfronten sind in Formen der deutschen Renaissance, etwas modernisiert, gehalten. Der Sockel und die Pilaster des Toreinganges sind in Niedermendiger Basaltlava hergestellt. Die übrigen Flächen des Erdgeschosses bis einschließlich der Fensterbank, erstes Obergeschoß, sowie die Erker, Gesimse und Pilaster der oberen Geschosse sind in geflammtem rotem Mainsandstein ausgeführt. Die glatten Flächen sind in Trierischem Kalk verputzt. Die Fenster haben Blendläden erhalten. Die Fassade ist noch mit Bildhauerarbeiten, die in humorvoller Weise auf den Wirtschaftsbetrieb hinweisen, versehen. So ist unter anderem im Toreingang in den Schlußstein das Brauerwappen, in den Erkerbrüstungen des ersten Obergeschosses sind Motive — darstellend die Arbeit und die Ruhe — enthalten. Ueber dem Privateingang befindet sich der Hausdrache mit dem Hausschlüssel. […] In dem Hinterbau befindet sich die mit allem Komfort der Neuzeit eingerichtete obergärige Brauerei, worin nur der Bedarf für das eigene Haus hergestellt wird. Das Innere der Wirtschaft weist recht anheimelnde Räume auf. Die Möbel und die Vertäfelung der Wände sind von deutschem Eichenholz. Die Wände sind in Kaseinfarbenanstrich mit leichter Malerei gehalten. Die Decken weisen Kreuzgewölbe auf und sind mit Friesmalerei versehen; reizvoll macht sich eine Fenstergruppe mit Blumenkasten aus. In der Schenke und im Restaurant sind die Beleuchtungskörper künstlerisch und passend zum ganzen Charakter in Schmiedeeisen ausgeführt. Ein ruhiges Plätzchen bietet die Braustube. Alle Räume, einschließlich die Kegelbahn, sind mit einer Ventilation versehen, die bei stärkstem Betrieb keine schlechte Luft aufkommen lassen. Am gestrigen Eröffnungsabend war der Andrang so gewaltig, daß die Einlaßbegehrenden auf der Straße warten mußten, bis ein Platz frei wurde. […“]

Das neue Gürzenich-Bräu kam bei der Bevölkerung gut an und entwickelte sich rasch zu einem der beliebtesten Kölner Brauhäuser in der Innenstadt. Mit jährlichen, zahlreichen Werbeanzeigen in der Kölner Presse trug Heinrich Hilgers auch zur guten Entwicklung seiner Betriebe bei.

In einem Zeitungsbericht aus dem Jahre 1921 wird das Gürzenich-Bräu wie folgt dargestellt:  „[…] Hilgers, als tüchtiger Braufachmann bekannt, erzielte in seinem neuen Unternehmen sehr großen Zuspruch der Kölner Biertrinker, wodurch er die alte schöne Tradition der dort vom Em Hembsmäusche (Hemdsärmel) her bekannten Bierinsel hochhielt. (Dieses Kölner Brauhaus befand sich im Gürzenich-Quartier in der Straße Kleine Sandkaul, die zu diesem Zeitpunkt noch Pfauengässchen hieß. Auch heute, wo das alte gute Glas Kölsch wieder gebraut werden darf, erfreut sich das Gürzenich-Bräu wieder sehr lebhaften Besuches aller Kreise der Bevölkerung. Das 12%ige Bier für 1,20 Mark das Glas ist von hervorragender Güte und lässt an Qualität, Bekömmlichkeit und Nährkraft dem echten Pilsener in nichts nach.

In der Kölner Jahres Chronik Jan.-Dez. 1933 erschien unter dem 06.06.1933 der Hinweis: Heinrich Hilgers, Besitzer des Gürzenich-Bräus, 60 Jahre

 

Völlig überraschend verstarb im März 1920 Heinrich Hilgers 1. Frau Gertrud in einem Alter von etwas über vierzig Jahren. Genaue persönliche Daten von ihr sind außer ihrem Hochzeits- und Sterbetag z.Zt. nicht bekannt. Heinrich Hilgers hatte nach ihrem Tod wieder geheiratet. Genauere Informationen zu seiner zweiten Frau, Therese Stiene verwitwete Meyer, sind ebenfal nicht bekannt.

Drei der fünf Söhne des Ehepaares Heinrich und Gertrud Hilgers haben später in den Geschäften des Vaters mitgearbeitet.

Der gleichnamige Sohn Heinrich jun. war wie sein Vater Brauer. Vermutlich hatte er in der Brauerei seines Vaters an der kleinen Sandkaul 4-6 sein Handwerk gelernt, um dann aber in anderen Brauereien tätig zu sein. Im Jahr 1934 wird er im Kölner Adressbuch als Braumeister, wohnhaft in der Neußer Straße in Merheim aufgeführt.

Heinrich Hilgers jun. war mit Anna Maria Katharina Weier verheiratet. Ihre Tochter Anna Maria zog es in die USA, wo sie verheiratet war und im März 1991 auch verstorben ist. Von ihr leben noch heute Nachkommen in den USA. Heinrich Hilgers jun. starb am 14. November 1949 in Wiesbaden. Auch in seiner Sterbeurkunde wird er als Braumeister benannt, in welcher Brauerei er in Wiesbaden tätig war und wann er von Köln nach Wiesbaden verzogen war, ist aber unklar.

Der Sohn Ferdinand Hilgers tritt zum ersten Mal im Jahr 1933 in Erscheinung, im April verlobte er sich mit Gerda Hartmann aus Wiesbaden die er auch geheiratet hat. Vielleicht entstand daher die Verbindung seines Bruders Heinrich zu Wiesbaden. 1934 findet man Ferdinand Hilgers zum ersten Mal in den Kölner Adressbüchern. Dort wird er als Dipl.-Ing. (also nicht als Brauer), wohnhaft in der kleinen Sandkaul 4-6 aufgeführt. Er blieb auch dort und übernahm später auch die Führung der Gürzenich-Brauerei.

Sohn Hans Hilgers wird zum ersten Mal im Adressbuch des Jahres 1935, als Geschäftsführer des Filialausschanks auf dem Hohenzollernring 44 aufgeführt.

Über das Schiksal der Söhne Johannes und Reini sowie der Tochter Gertrud Käthe liegen z.Zeit keine weiterführenden Informationen vor.

 

Anfangs hatte Heinrich Hilgers sein obergäriges Bier als "Lagerbier" bezeichnet. Andere Brauereien nutzten schon seit Jahren die populär gewordene Bezeichnung "Kölsch" für ihr obergäriges Bier. In einer Anzeige von Februar 1920 war noch von "Märzenbier" die Rede. In der folgenden Anzeige aus Juni 1920 wird sein Bier erstmals  als "Kölsch" bezeichnet. Bisher hatte das Gürzenich-Bräu ausschließlich für den Eigenbedarf der Brauerei-Restauration gebraut und in den Anzeigen auch explizit darauf hingewiesen („Obergäriges Brauhaus für eig. Hausbedarf“). Dies änderte sich Mitte der 1920ger Jahre, Heinrich Hilgers wollte nun auch über den Hausgebrauch hinaus expandieren. Er erschloss nicht nur neue Absatzquellen in Köln, sondern auch im Umland. In den Folgejahren wurden immer weitere Absatzstätten erschlossen.

Im Oktober 1929 wurde sein Bier auf der Westdeutschen Gastwirtsmesse mit einer goldenen Medaille ausgezeichnet, was in der Kölner Presse mit folgendem Artikel am 22.10.1929 bekanntgemacht wurde:

„[…] Auszeichnung für „Kölsch“. Auf der 4. Westdeutschen Gastwirtsmesse und Hotelfach Ausstellung wurde das rein obergärige „Echt Kölsch“ des Brauhauses Heinrich Hilgers (Gürzenichbräu) mit der Goldenen Medaille ausgezeichnet…“

Aber Heinrich Hilges wollte nicht nur fremde Absatzstätten erschließen, er wollte auch selbst expandieren. Im Jahr 1930 erwarb er eine schon seit langem existierende Restauration am Hohenzollernring 44. Diese gehörte bis dato der Brauerei Gebrüder Sünner, zu der er vermutlich aus früheren Zeiten noch gute Verbindungen hatte.

Nach erfolgtem Umbau wurde der neue Filialausschank des Gürzenich-Bräu am 4. Oktober 1930 eröffnet. Heinrich Hilgers kündigte dies durch Anzeigen in der Kölner Presse wie folgt an:

03.10.1930 „[…]Hilgers „Gürzenich-Bräu“ am Ring. Hohenzollernring 44 – Telefon 214114. Reine Obergärung „Echt Kölsch“ direkt vom Faß. Dem verehrten Publikum von Köln und Umgebung die ergebene Mitteilung, daß ich morgen, Samstag den 4. Oktober, abends 6 Uhr, nach erfolgtem Umbau und Renovierung meines Hauses Hohenzollernring 44 eine echt „altkölnische Bierkneipe“ eröffne. Zum Ausschank gelangt nur mein selbstgebrautes, an Qualität, Geschmack und Bekömmlichkeit altbekanntes „Stöffche“. Die Küche ist mit den neuesten Maschinen, elektrischer Kühlanlage, Spülmaschinen und Gasherdanlagen hygienisch aufs beste eingerichtet, wodurch ich in der Lage bin, meinen Gästen sowohl in warmen wie kalten Speisen auf das beste zu dienen. Guter bürgerlicher Mittagstisch von 12 bis 2 ½ Uhr. Täglich abends wechselnde Spezialitäten-Gerichte. Alle zum Stöffche schmeckenden kalten Spezialitäten. Um geneigtes Wohlwollen bitten Heinrich Hilgers und Frau […]“ 

Der Erfolg des Gürzenich-Bräu setzt sich fort. Zu dieser Zeit wurde das Maximum von jährlich ca. 8 - 10.000 Hektoliter Bierausstoß erreicht. Das Gürzenich-Bräu war damit eine der größten Kölner Hausbrauereien in den 1930er Jahren. […]“.

 

3. Natürlich gibt es über das Berufsleben nicht nur Positives zu berichten.

Michael Berger schreibt dazu: „[…] Aber wo Licht ist, da ist oft auch Schatten. So auch bei Heinrich Hilgers. Zwischen 1926 und 1936 beging Heinrich Hilgers organisierten Steuerbetrug. In Gemeinschaft mit seinem Sohn (vermutlich Ferdinand), seinem Geschäftsführer und seinem Braumeister wurden die Braumengen manipuliert, d.h. systematisch mehr gebraut als bei der Steuer angegeben wurde und die nicht angegebenen Mengen wurden in eigenen Lokalitäten ausgeschenkt. In einem Zeitungsartikel wurde besonders herausgestellt, dass Heinrich Hilgers in der Öffentlichkeit immer angeberisch und überheblich aufgetreten war („...um wieviel ruchloser aber handelt ein Mann, der selber buchstäblich im Geld schwimmt, wenn er lediglich aus Habgier und Gewinnsucht jahrelang Staat und Gemeinde um die ihnen zustehenden Steuergelder betrügt… ...und er trotzdem den Staat betrog, war er seinerzeit der erste Rufer im Streite als ein kleiner Kölner Hausbrauer das Glas Kölsch auf einen volkstümlichen Preis herabsetzte. Hilgers war es auch, der seinerzeit bei einer Festlichkeit im Gürzenich in aller Öffentlichkeit mit einem größeren Geldschein seine Zigarre in Brand setzte…").

Hilgers bekam seine Quittung, er musste eine hohe Geldstraße zahlen und zusätzlich für 10 Monate ins Gefängnis. Merkwürdigerweise (oder auch nicht) wird diese Geschichte in Büchern über die Kölner Braugeschichte nicht erwähnt, dort wird Hilgers immer als tüchtiger und bodenständiger Kölner Brauer mit Vorbildcharakter dargestellt. […]“.

Im Firmenjahrbuch des Deutschen Brauerbundes aus dem Jahr 1934 sind folgende Informationen zum Gürzenich-Bräu aufgeführt:

„[…]Heinrich Hilgers Gürzenich-Bräu, Köln, KI. Sandkaul 4—6. Gegründet: 1909. Fernruf: 221 080. Drahtanschrift: Gürzenich-Bräu Köln. Bankverbindung: Deutsche Bank u. Disconto-Gesellschaft, Köln. Inhaber: Heinrich Hilgers. Braumeister: Fritz Weigel. Filialen: Hilgers Gürzenich-Bräu am Ring, Köln, Hohenzollernring 44; Alt-Kölner Bierhaus St. Andreas, Köln, Komödienstr. 12; Restaurant „Zur Zweipann" Franz Brackhane, Köln, Breitestr. 17. Betrieb: Sudhausanlage mit 15 Ztr. Schüttung, Kühlmaschinen (80 000) Kal.), Neubecker Faßwaschmaschine, Enzinger-Union Pichapparat; 1 Schnelliefer-Lastwagen. Produktion: Obergäriges Vollbier (echt Kölsch). Grundbesitz: 400 qm. Angestellte u. Arbeiter: 10[…]“

Interessant sind auch die Angaben über die Brauereiausstattung. Auf nur 400 m² waren neben der Restauration noch die komplette Brauerei mit Sudhaus, Eismaschine, Faßwaschmaschine usw. untergebracht. Von Flaschen ist nicht die Rede, dass Bier wurde ausschließlich in Fässern ausgeliefert.

Fünf Jahre später, im Jahr 1939, gibt es im Hoppenstedt wieder einen Bericht über die Brauerei.

 „[…] Heinrich Hilgers, Gürzenich—Bräu, Köln, KI. Sandkaul 4-6. Bahnstation für Güter: Köln-Gereon. Fernruf: 22 94,40. Drahtanschrift: Gürzenich-Bräu. Gründung: 1909. Produktion: Obergäriges Vollbier (Echt Kölsch). Geschäftsjahr: Kalenderjahr. Inhaber: Heinrich Hilgers sen., Braumeister : Ferdinand Hilgers. Bankverbindung: Kreissparkasse, Köln. Grundbesitz: 500 qm. Anlagen: Sudhaus mit Feuerkochung, 30 Ztr. Schüttung (System Ziemam); Lagerung in -52 Aluminiumtanks (1800 h); Eismaschinen mit 80000 Kalorien, Faßreinigungsmaschinen, Pichapparat (Enzinger Union); Massewaschapparat (Enzinger Union). 1 Lastkraftwagen (3 to). Filialausschänke: Hilgers Gürzenich-Bräu am Ring; Köln, Hohenzollernring 44; „Zur Zweispann“ Franz Brackhane, Köln, Breitestr. 17; Rheinpark- Gaststätten G. m. b. H., Köln, Messegelände; Hotel zur Post Emil Hoffmann, Opladen. Das Unternehmen gehört an: Brauwirtschaftsverband Westdeutschland, Köln; Wirtschaftsgruppe Brauerei und Mälzerei, Berlin - Bezirksgruppe Rheinland. Gefolgschaft (Arbeiter und Angestellte) 1935, 1936, 1937, 1938: 9, 8, 8, 7. Bierausstoß 1938 (hl): 6000…“

 

Im Jahr 1934 gab es bemerkenswerte Veränderungen beim Gürzenich-Bräu. Der Braumeister kam mit Sohn Ferdinand Hilgers mittlerweile aus der Familie. Sowohl die Belegschaft als auch der Bierausstoß verzeichneten seit 1934 einen ständigen Rückgang 

Für Heinrich Hilgers war es an der Zeit, sich langsam seiner Nachfolge zu widmen. Drei seiner Söhne waren inzwischen in die eigenen Geschäfte involviert, die Wahl seines direkten Nachfolges fiel auf Ferdinand. Ihm wurde im Januar 1939 Prokura erteilt und im November 1941 wurde die Firma auf ihn übertragen.

13.01.1939 „[…]Köln. Amtsgericht, Abt. 24. In das Handelsregister wurde am 6. Januar 1939 eingetragen: Veränderungen. H.R. A 14258 „Heinrich Hilgers Gürzenich⸗Bräu“, Köln. Dem Ferdinand Hilgers, Diplom⸗Ingenieur, Köln, ist Einzelprokura erteilt[…]“

Heinrich Hilgers setzte sich zur Ruhe und verzog nach Refrath. Lange war ihm sein Ruhestand aber nicht vergönnt, im Alter von 70 Jahren verstarb er am 27. Mai 1943. Heinrich Hilgers hinterließ 4 Söhne, 1 Tochter, seine 2. Ehefrau Therese Hilgers, geb. Stiene, 1 Schwiegersohn, 3 Schwiegertöchter, 8 Enkelkinder und 1 Urenkel.


 

4. Das Ende der Gürzenich-Brauerei von Heinrich Hilgers

Im zweiten Weltkrieg wurde die Brauerei in der kleinen Sandkaul 4-6 größtenteils zerstört. Nach dem Krieg wurden außer der Brauerei und der Restauration die Gebäude wiederaufgebaut. Von den Familienmitgliedern, die das Gürzenich-Bräu betrieben hatten, war in Köln nur noch die Witwe von Sohn Hans Hilgers übriggeblieben, die weiterhin an der kleinen Sandkaul 4-6 wohnte.

Im Jahr 1951 wurde dann die „Gürzenich-Bräu GmbH" gegründet, welche in der kleinen Sandkaul 4-6 ein Hotel betrieb. Im Jahr 1965 kam eine Gaststätte hinzu, die wurde aber nicht von der Familie Hilgers betrieben, sondern von einem gewissen Georg Bresgen. 1971 wurde die Gürzenich Bräu GmbH ein letztes Mal öffentlich genannt, ab dem Jahr 1973 wird Karl Schweitzer als Besitzer des Gebäudebestands aufgeführt.

Heute befindet sich in der kleinen Sandkaul 4-6 anstelle des Gürzenich-Bräu ein modernes Geschäftshaus. Stand 2024 gibt es dort in einer Filiale der Kette „Supasalat“) Salat statt Bier!

Ob die Filiale am Hohenzollernring im Krieg zerstört wurde ist wahrscheinlich, aber nicht gesichert. Nach dem Krieg gehörte das Gebäude am Hohenzollernring 44 der Erbengemeinschaft Hilgers, welche es an Wilhelm Gosekuhl vermieteten. Dieser war aber kein Restaurateur, er betrieb eine Pelzwaren-Handlung.


Soweit die Geschichte des in Oberaußem geborenen Bierbrauers Heinrich Hilgers, seiner Familie und von seinem Brauhaus in Köln



Quellen

  • PR2 - Personenstand Reader 2 von Heinz Leo Aretz, Heinsberg
  • Stadtarchiv Köln
  • Textauszüge und Fotos: Webseite von Michael Berger - www.koelner-brauereien.de
  • Die Todesanzeige von Gertrud Hilgers stammt aus der Ausgabe vom 08.03.1920 des Kölner Lokal-Anzeigers.
  • Die Todesanzeige von Heinrich Hilgers stammt aus der Ausgabe vom 30.05.1943 des Kölner Lokal-Anzeigers.
  • Die Sterbeurkunde von Heinrich Hilgers jun. „MyHeritage“.
  • Die Civilstandsmeldung über die Heirat von Heinrich Hilgers und Gertrud Schwab stammt aus dem Rheinischen Merkur vom 19.12.1898.
  • Weitere Werbeanzeigen u. div. Zeitungsartikel , versch. Kölner Zeitungen
  • Kirchenbücher Pfarrei St. Vinzentius Oberaußem
  • Recherchen, Textergänzungen,: U. Reimann und Peter Geuer
  • Grafik Stammbaum, Seitenlayout U. Reimann