U. Reimann, 2008
In der Nacht zum 2. August 1940 kam es zum ersten alliierten Luftangriff des 2. Weltkrieges auf Oberaußem. Dabei zerstörten zwei britische Fliegerbomben mehrere Häuser in der Fortunastraße.
Die deutsche Wehrmacht hatte zum Schutz der hiesigen Braunkohlenbetriebe und der Kraftwerke Fortuna vor alliierten Luftangriffen, auch im Umfeld von Oberaußem mehrere Flakstellungen eingerichtet. Eine Flakleitstelle befand sich im Keller des Haus in der Fortunastraße 17. Von hieraus erhielten die Soldaten in den Flakstellungen über Funk und Fernsprecheinrichtungen ihre Einsatzbefehle. Die Vermutung liegt nahe, dass die Alliierten den Funkverkehr abgehört haben und dadurch Kenntnis von dieser Flakleitstelle bekommen haben. Wohl infolge dessen kam es dann in der Nacht zum 2. August 1940 dazu, dass dieses Haus bzw. das Areal gezielt aus der Luft angegriffen wurde.
Zwei Bewohnerinnen der Fortunastraße kamen dabei zu Tode:
- Katharina Friedt geb. Hopen aus Rheidt, Ehefrau von Johann Friedt, auch "Sand Friedt" genannt.
- Barbara Friedt geb. Aussem aus Ichendorf, Ehefrau von Andreas Friedt, genannt Duve Andres.
Ein an einer Hauswand montierter Stromleitungsmast wurde durch die Bombenwirkung zerstört. Wegfliegende Splitter dieses Stahlgittermastes trafen die sich im Haus gegenüber befindliche Katharina Friedt tödlich.
Der 1. Luftangriff auf Oberaußem und der Todt der zwei Frauen wurde damals von den NS-Machthabern noch propagandistisch genutzt. Die Gemeinde veranstaltete eine große öffentliche Trauerfeier. Die Verstorbenen wurden dafür auf der Treppe vor dem Oberaußemer Jugendheim in der Büsdorferstraße aufgebahrt.
Nach der Trauerfeier erfolgte die Beisetzung der zwei Opfer in einem sogenannten Ehrengrab der Gemeinde, auf dem alten Teil des Oberaußemer Friedhofes.
Die Trauerferlichkeiten und die Beisetzung hatten unter großer Beteiligung von Funktionsträgern der Gemeinde, der Partei und auch der Ortsbevölkerung stattgefunden.
Das Ehrengrab der beiden Bombenopfer besteht noch heute, in unmittelbarer Nähe der alten Priestergruf und des steinernen Hochkreuzes, auf dem alten, vorderen Teil des Oberaußemer Friedhofes. Die Grabpflege erfolg nach wie vor durch Bedienstete der Stadt Bergheim.
Der inzwischen etwas überwachsene Grabstein zeigt aber gut lesbar, daß an dieser Stelle die beiden Bombenopfer vom 2. August 1940 ruhen.
Erwähnenswert scheint hier noch, daß sich der damalige Landrat des Kreises Bergheim persönlich mit einem Schreiben bei der Oberaußemer freiwilligen Feuerwehr für ihren vorbildlichen Einsatz an der Schadensstelle bedankt hat. Die Trümmer wurden rasch beseitigt und die Häuser unter Beihilfe der Gemeinde schnell repariert. Die Ortsbauern wurden dabei zwangsverfplichtet, mit ihren Fuhrwerken den Schutt abzutransportieren.
Im Verlauf des Krieges, vor allem in den letzten Monaten, kamen noch mehrere Oberaußemer Bürger durch alliierte Luft- und Artillerieangriffe ums Leben. Für sie gab es keine pompösen Trauerfeiern und Ehrengräber mehr.