Nachfolgend nun Daten zur Geschichte, zur Entstehung und zu den Bewohnern des Rittergutes Asperschlag sowie zweier, einstiger in direkter Nachbarschaft befindlichen kleineren Gütern. Gemeinsam bildeten die drei Güter einst eine kleine Ansiedlung in einer Rodung eines Waldstückes mit dem Namen „Asp“, den Weiler Asperschlag. Laut alten Aufzeichnungen trugen die drei Gehöfte die Namen:
- Velthausgut (später Haus Asperschlag, besteht noch heute)
- Mohrenhof
- Hellengut
Die mittels alten Dokumenten belegten Geschichtsaufzeichnungen zur Ansiedlung Asperschlag, zu den Höfen und deren Bewohner, beginnen mit einem einstigen Waldbezirk namens Asp.
In einer Urkunde vom 17. Juli 1051 (Lacomblet, Urk. B. I, n. 184), in der die vom damaligen Pfalzgraf Ezzo, seiner Klostergründung in Brauweiler zugedachten Stiftungen, namentlich aufgezählt und auch von Kaiser Heinrich III. bestätigt werden, steht u. a. geschrieben: „In eodem quoque predio quattuor silvas quarum nomina sunt Widehove, Hanepuze, Asp et Bram; eodem monasterio cum omni integritate contulerunt“ – zu deutsch: „Zu den (der Stiftung Brauweiler überlassenen) Gütern gehören auch vier Wälder mit Namen Widehove, Hanepuze, Asp und Bram, die ganz uneingeschränkt in den Besitz des Klosters übergehen.
Der dritte in dieser Urkunde aufgeführte Walddistrikte war es, dem Asperschlag, heute nur noch ein Einzelgut, zu Beginn des 19. Jahrhunderts aber ein aus drei Anwesen bestehender Weiler (siehe nachfolgende Skizze aus dem Jahre 1773), seinen Namen verdankt. Mit der „silva Asp“, die 1051 bzw. 1024 von den rheinischen Pfalzgrafen der Benediktinerabtei Brauweiler übereignet wurde, muß also ein Chronist beginnen, der über die Anfänge der kleinen Rode-Siedlung Asperschlag mit den dortigen Gehöften berichten will, die auf dem Gebiet des einstigen Waldes Asp entstanden ist.
Der einstige Wald "Asp"
Genaue Angaben über die Lage und den Umfang des Waldes Asp sind heute nicht mehr vorhanden. Das gilt ebenso für drei andere Waldbezirke, die in einer Urkunde von 1051 erwähnt sind. Alle wurden bereits im Mittelalter durch den Menschen zwecks der Gewinnung von gutem Ackerland gerodet. Man kann aber fast sicher davon ausgehen, dass sich der Wald Asp, bei Oberaußem unmittelbar an die Ville anschloss und sich von hier in nordöstlicher Richtung bis etwa an die „Caster Straß“ erstreckte. Das war ein Teilstück der von den Römern erbauten Fernstraße, die Köln über das an der Erft gelegene Kaster mit Roermond verband. Sie verlief nur wenige Meter hinter dem heutigen Gut Asperschlag.
Der noch 1773 in einer Flurkarte von Büsdorf südöstlich des Ortes angegebene, mit „Der großen Aar“ bezeichnete kleine Busch, war vielleicht der letzte Rest dieses einstigen großen Waldes.
Man kann die Aufzeichnungen, die vom Schicksal des Asp nach seiner Überlassung an die Benediktinerabtei Brauweiler berichten, nicht gerade als umfangreich bezeichnen. Nirgendwo wird von den Männern, die mit Axt und Brand den Bäumen und Sträuchern des Waldes zuleibe rückten und in mühseliger Arbeit neuen Siedlungs- und Ackerboden schufen berichtet. Dieses, aus heutiger Sicht bewundernswerte Werk, das letztendlich mit der vollkommenen Beseitigung des Waldes endete, wird uns aber durch noch vorhandenen Akten und Urkunden, mehr oder weniger deutlich sichtbar, nahe gebracht.
Als erstes erfährt man aus diesen Papieren, dass sich die Benediktiner von Brauweiler nicht lange ungestört an ihrem Waldbesitzes erfreuen konnten. Bereits Bertholpus, der dritte Abt nach Gründung des Klosters, sah sich, wie das „Chronicon Brunwylrense“ (Ann. d. Hist. Ver. F. d. Ndrrhn. 17, S. 140) berichtet, im Jahre 1131 dazu genötigt, den Ansprüchen etlicher erzbischöflicher Ministerialen entgegenzutreten. Sie versuchten, den Wald „que Asp dicitur“ (= der Asp heißt), an sich zu reißen. Ohne Unterstützung ihres Dienstherrn, des Kölner Erzbischofs, hätte das Kloster damals den Wald Asp wohl nicht behalten können. Der Erzbischof Bruno III. verwies auf Bitten des Abtes, seine eigenen Leute, deren Namen leider nicht genannt werden – vielleicht befand sich darunter schon einer, der sich von Aspersloh oder von Asperslaig nannte -, in die Schranken. Zugleich bestätigte er der Abtei Brauweiler erneut ihre Rechte an dem Walde Asp. Es besteht die Möglichkeit, dass sich die Ansprüche der erzbischöflichen Ministerialen bereits auf die Tatsache eigener durchgeführter Rodungen stützten. Darüber sagt die Brauweiler Chronik aber nicht aus. Mit Sicherheit lassen sich Rodungen im Asp erst gegen Ende des 12. Jahrhunderts nachweisen. Fast gleichzeitig (1176, s. u.), datiert die erste offizielle Beurkundung eines Ritters auf dem heutigen Gut Asperschlag. Der hieß Cunradus de Asmundeslo. Der von 1196 bis 1226 amtierende 13. Abt des Klosters Brauweiler, mit Namen Godesmann, erwirkte vom Kölner Erzbischof Engelbert I. ein Privileg, dass dem Brauweiler Kloster „decimas novalis silve que Asp vocitatur“ (= den Zehnten vom Neuland im Wald, genannt Asp) zusicherte. Das bedeutet, dass die Rodearbeiten zur Schaffung von Siedlungs- und Ackerboden, dort zu dieser Zeit in vollem Gange waren. Wenn sich wenige Jahre später statt der Kölner Erzbischöfe, die Grafen von Jülich das Verfügungsrecht über den Neuland- oder Rottzehnten im Wald Asp anmaßten, so erkennt man daraus die territoriale Machtverschiebung, die inzwischen in unserem Gebiet vollzogen worden war. Die Jülicher Grafen waren damals weit in den Hoheitsbereich ihrer einstigen Lehnsherren vorgestoßen. Der Graf Wilhelm bestätigte dann 1236 recht großmütig den Brauweiler Benediktinern ihre Rechte am Asp wie folgt: „decimam novalium tam presentium quam futurorum totius nemoris, quod vulgari vocabulo Asp dicitur“ (= den Zehnten des gegenwärtigen und des zukünftigen Neulandes im gesamten Hain, den man gemeinhin Asp nennt). Hierbei ist die Bezeichnung „Hain“ recht interessant. Die Wahl des Wortes nemus = Hain statt des bisher immer verwendeten silva = Wald, dürfte nicht zufällig sein. Offensichtlich hatte man im Asp bereits so stark abgeholzt, dass an Stelle des früher geschlossenen Baumbestandes nur noch ein parkartiger, von Wiesen und Triften durchsetzter Hain vorhanden war. Da die Urkunde aber noch von weiterem, zukünftigem Neuland spricht, ist davon auszugehen, daß es noch weitere Rodungen im Asp gab.
Auch in den zusammen mit dem Asp genannten Waldgebieten, Bram und Hanepütz, hatten die Rodungsarbeiten begonnen. Hier verfügten laut einer Urkunde aus dem Jahre 1246 (Lac. Urk. B II, n. 299), die Benediktiner aus Brauweiler ebenfalls über den Rottzehnten. Als einer der Zeugen, die die von Walram v. Jülich der Brauweiler Abtei eingeräumten Zehntrechte in den beiden Wäldern verbürgten, ist ein Wernerus von Asmunzlo in der Urkunde aufgeführt. Ein halbes Jahrhundert später, d. h. um 1300, waren dann Bram, Hanepütz und der Asp abgeholzt. Wo sich über lange Zeit weite Waldungen erstreckt hatten, weidete nun das Vieh und der Pflug zog seine Furchen durch jungfräuliches Land.
Im Bereich des einstigen Asp entstand nun die Rodesiedlung – der Weiler – Asperschlag.
Der Name Asperschlag – die Urkunden zeigen verschiedene damalige Schreibweisen wie: Asperslaig, Asperslag, Asperslach, auch Asmunzlo oder Asmundeslo – spricht für sich!
Der Name ist offenbar aus einem Personennamen und dem ahd, loh, loo = Wald gebildet und bedeutet, dass hier eine Ansiedlung im Walde gegründet worden ist. Als später der umgebende Wald gerodet wurde, fiel das Wort „loh“ und man setzte Schlag an seine Stelle. Das war vermutlich am Ausgang der zweiten Rodeperiode, wo statt „rott“ oder „rath“ für gerodete Buschstelle der Name Schlag aufkam.
Es ist heute nachgewiesen, dass der Ort, nach dem sich die Herren von Asperschlag nannten, eine typische Rodesiedlung ist. Etwa 200 m nordöstlich des vom einstigen Weiler Asperschlag allein übrig gebliebenen Rittergutes, verläuft die Flurgrenze von Oberaußem. Die abseitige Lage des Gutes von der Häusergemeinschaft des Dorfes Oberaußem (heute ca.1 km), am äußersten Rand der Gemarkung, sowie die Geschlossenheit des zugehörigen Grund und Bodens, sind in unserem Gebiet die charakteristischen Kennzeichen einer jungen Ausbausiedlung. Die Suche nach denen, die sie angelegt haben, bleibt z. Zt. noch ergebnislos, sie verliert sich noch im Dunkel der Geschichte. Die 1176 genannten Konrad und Winrich v. Asmundeslo (Ennen, Quellen I, n. 88) waren wahrscheinlich nicht die ersten, die dort ihren Wohnsitz hatten. Es besteht kaum ein Zweifel darüber, dass der spätere Rittersitz Asperschlag in seiner Gründungszeit keine Burg war, sondern ein schlichter Rodehof. Seine Umwandlung in ein „Castrum“, - eine Wasserburg - ist wie bei den meisten Adelssitzen am Niederrhein, wohl nicht vor der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts erfolgt. Exakte Daten bezw. eine Urkunde zum genauen Zeitpunkt der Burgwerdung liegt nicht vor. Das heutige Haus Asperschlag ist niemals ein zweiteiliger, aus getrennter Haupt- und Vorburg bestehender „adlicher seeß“ (= Adelssitz) gewesen; das Gut war vielmehr immer eine einteilige, aus einem mitteldeutschen Bauerngehöft entwickelte, sogenannte „Hofesfeste“ (vgl. dazu Abb.). Was auch für die Entstehung aus einem ehemaligen Rodehofes spricht.
Weil frühere Urkunden nichts über die Siedlung selbst aussagen, bleibt es noch ungewiss, ob Asperschlag bereits im 12. Jahrhundert aus mehreren Höfen bestand. Das zweite Gut der Siedlung, trug seit dem 17. Jahrhundert den Namen Mohrenhof. Früher war es nach seinen Besitzern, der adligen Familie v. Stommel benannt und hieß Stommelsgut. Das Gut taucht in den Urkunden erst im 14. Jahrhundert auf. Der dritte Hof des Weilers Asperschlag war das sogenannte Hellengut, das in einer späteren Deskription als ein „Spliß“ (= abgetrennter Teil) des Mohrenhofes bezeichnet wird und darum auch jünger sein muß.
Dieser Zeichnungsausschnitt aus einer Karte des Jahres 1773, zeigt die drei Anwesen des Weilers Asperschlag. Am linken Rand des Bildes noch eben erkennbar, das Hellengut, in der Mitte das Mohrengut und rechts daneben das heutige Haus Asperschlag. (Zeichnung Welters)
In den 1950ger Jahren, war der Gutsbesitzer Franz Zillikens, ein Enkel von Conrad Zillikens, der Herr auf Gut Asperschlag. Dieser Hausherr, der mit Leib und Seele Bauer war – ebenso wie seine Vorfahren, die bereits seit über 100 Jahren auf Asperschlag wirtschafteten – hat 1954 einmal über seine damaligen Sorgen mit dem Gut, dem Herrn Dr. Welters von der Kölnischen Rundschau folgendes gesagt: „Die Braunkohle engt den Wirtschaftsraum des Gutes mehr und mehr ein. Der hohe Damm der 1954 gebauten Nord-Süd-Bahn, über deren Gleise die braune Erde aus den Gruben des nördlichen Vorgebirges, zu den Brikettfabriken weiter im Süden transportiert werden soll, hat das zu Asperschlag gehörige Feld- und Wiesenareal zerschnitten. Das er darüber hinaus die Bewohner des Gutes ihrer früher weit nach Westen zu den Höhen der Ville hinübergehenden Aussicht beraubt hat, ist auch nicht gerade erfreulich. Heute winkt nur noch die Turmspitze der Oberaußemer Kirche über den hohen Bahnkörper herüber. Mehr noch bedrückte den damaligen Herrn auf Asperschlag eine andere, mit dem Abbau der Braunkohle allgemein in Zusammenhang gebrachte Sache. Das war das Absinken des Grundwasserspiegels. Der nach seiner Meinung daraus resultierenden übergroßen Trockenheit auf seinen Ländereien, wollte Franz Zillikens mit dem Bau einer Mannesmann-Regneranlage begegnen. Von einer Lechenicher Firma in Angriff genommene Bohrversuche sollten ergeben, ob die vom Wünschelrutengänger hinter dem Kuhstall des Hofes aufgespürte Wasserader den gestellten Anforderungen genügen würde. Währe das der Fall, so sollte das kostbare Nass in die das Haus ringsumschließenden Wassergräben gepumpt, hier vorgewärmt und dann über den Äckern des Gutes abgeregnet werden. Das Projekt wurde aber in dieser Form nicht ausgeführt. Auch die damals neu errichtete Haupt-Schaltanlage, des RWE, im nahen Rheidt, deren Hochspannungsleitungen den Asperschlager Grund und Boden überqueren, war Franz Zillikens ein Dorn im Auge.
Seit 1968 bewohnte und bewirtschaftete dann die Familie Baumann-Rath aus Oberaußem das Gut Asperschlag. Engelbert Baumann-Rath und seine Ehefrau, Dr. Antonia Baumann–Rath geb. Hartmann, kamen hierher, nachdem der von ihnen zuvor geführte Oberaußemer Baumannshof (früher Krüllshof), an der Niederaußemerstraße, 1968 dem dort entstandenen neuen Sportgelände mit Sportplätzen, Sportlerheim und Parkplätzen weichen mußte. Auch die Familie Baumann-Rath war stets und das bis heute, eng mit Oberaußem verbunden. So befindet sich z.B. noch heute die schon lange im Familienbesitz befindliche Familiengrabstätte der Familie Baumann auf dem alten Oberaußemer Friedhof, in unmittelbarer Nähe der Priestergruft, also im direkten Bereich der alten Kirche auf dem Tonnenberg. Nach vielen hier beerdigten Vorfahren, u. a. der Erbauer der alten Oberaußemer Windmühle, der Gutsbesitzer Wilhelm Baumann, fand auch Engelbert Baumann-Rath hier 1997 seine letzte Ruhestätte. Als bisher letztes Familienmitglied folgte ihm dann im Juli 2003 seine Ehefrau, Dr. Antonia Baumann–Rath geb. Hartmann.
Seit dieser Zeit war das alte Rittergut „Asperschlag“ unbewohnt und unbewirtschaftet. Die zum Gut gehörende landwirtschaftliche Nutzfläche wird z. Zt. von Verwandten der Eigentümerfamilie Zillikens, der Familie Linzbach aus Büsdorf, verwaltet und bearbeitet.
Eine Zeit lang hatte man sich von Seiten der Engelbert Rath nachgefolgten Besitzer, um eine wirtschaftlich rentable Weiternutzung des alten Gutes mit seinen Gebäuden bemüht. So hatte man an eine Umwandlung des meistens landwirtschaftlich betriebenen, noch immer in ruhiger Lage befindlichen Anwesens, in eine dem heutigen Zeitgeist entsprechende Einrichtung gedacht. Zahlungskräftigen, anspruchsvollen Kunden, sollte hier die Möglichkeit geboten werden, in modernen Wellness- und gesundheitsfördernden Einrichtungen etwas Wohltuendes für Körper und Seele zu tun.
Allgemein gesehen, wäre es sicherlich ein Schritt in eine gute Richtung gewesen. Damit hätte gewährleistet werden können, dieses geschichtsträchtige, alte Anwesen, wenn auch modernisiert und umgebaut, als historisches Denkmal und auch als bedeutender Wirtschaftsfaktor weiter zu erhalten und zu nutzten. Inzwischen wurde dieses angedachte Zukunftsprojekt aus Mangel an Interesse finanzkräftiger Investoren leider wieder verworfen, so daß Asperschlag nach wie vor einer ungewissen Zukunft entgegendümpelte und bedauerlicher Weise vom an der Bausubstanz nagenden Zahn der Zeit nicht verschont blieb.
Da es aber immer wieder Liebhaber für derartige, geschichtsträchtige Zeugnisse unserer Vergangenheit gibt, die das Alte bewahren und zu neuem Leben erwecken wollen, hat auch das Gut Asperschlag seit 2008 neue, in diesem Sinne denkende und handelnde Besitzer gefunden. Edmund Radmacher und seine Frau haben das Gut gekauft und leben gemeinsam mit ihrer Tochter bereits seit Ende 2008 in den ehrwürdigen Gemäuern. Zur Zeit sind sie dabei, mit gewaltigem persönlichem und auch finanziellem Aufwand, die Gebäude nach historischem Vorbild zu restaurieren und dem heutigen Wohnungsstandart etwas anzupassen. Herr Radmacher ist davon überzeugt, daß Gut Asperschlag in absehbarer Zukunft in neuem Glanz erstrahlen wird und auch wieder einen bemerkenswerten Platz innerhalb der heutigen Stadt Bergheim einnehmen wird.
Unter den Akten im Hause Zillikens befindet sich ferner eine am 10. 10. 1819 von Adolph Schloemer, Geometer in Bergheim, angelegte Buchkarte der „Mohrenhofländerey zu Asperschlag“. Auffällig erscheint, daß diese Karte, in der der Umfang der sich 13 Parzellen verteilenden Aecker und Wiesen mit 50 Morgen, 2 Viertel und 7 Ruthen angegeben wird, bereits keinerlei Angaben mehr über die Hofgebäude enthält. Sicherlich sind sie schon damals verschwunden gewesen. Mit Bestimmtheit wissen wir davon jedoch erst durch ein drittes und letztes auf Haus Asperschlag gehütetes Aktenstück, das vom Verkauf des früher zum Mohrenhof gehörigen Grund und Bodens handelt. Es ist ein am 3.8. 1829, also zehn Jahre nach der Aufzeichnung der „Mohrenhofländerey“, zwischen dem Kölner Kaufmann Josef Schubach und dem damaligen Pächter auf Burg Asperschlag, Conrad Zillikens, abgeschlossener Vertrag. In diesem heißt es: „Der Herr Josef Schubach, Kaufmann in Cöln, verkauft hiermit dem Herrn Conrad Zillikens, Halbwinner auf dem Asperschlager Gut, jene 49 Morgen Ackerland, so die Ackersleuth Meisenberg, Doll und Strauß von Büsdorf gepachtet haben, dazu die 41/2 Morgen Ackerland, welche Meisenberg von Büsdorf besonders gepachtet hat, also 531/2 Morgen, dem Schall nach herkommend vom Mohrenhof bei Asperschlag, für die Summe von 5.000 Reichthalern Cöllnisch oder 3.846 Thaler Preuß. Courant, welche Summe bis zu 14. dieses Monaths baar in Cöln in der behausung des Herrn Notar Hahn in die Hände des Verkäufers Herrn Schubach gezahlt werden muß.“ Die Hofgebäude existierten demnach im Jahre 1829 nicht mehr, das ehemalige Hofesland wurde von drei Büsdorfer Bauern bewirtschaftet, bis es 1829 mit den Ländereien des Velthausgutes, d. h. des Rittergutes zu Asperschlag, vereint wurde.
Woher kam der Name Mohrenhof?
Er war diesem Gut erst seit dem Ausgang des 17. Jahrhunderts eigen. Vorher trug es die Bezeichnung Stommelshof. Sein Besitzer war im 14. Jahrhundert (1340 – 77) der Ritter Gottschalk v. Stommel. Seine Tochter Sveinoldis verkaufte am 14.5.1377 dem Stift St. Gereon in Köln 12 Morgen allodiales Ackerland, von denen 4 Morgen bei dem Hofe des Vaters in „Aspelsloh“ (= Asperschlag) lagen. Außer dem dortigen Besitz verfügte die Familie v. Stommel über eine der Fliesteder Burgen, die es von St. Ursula in Köln zu Lehen hatte, seit 1435 auch über den Neuhof bei Glessen. Vom Jahre 1468 ab galt das Asperschlager Stommelsgut als Anhängsel des letzteren. Als solches gelangte es auf Grund eines am 8.11.1607 abgeschlossenen Vergleichs zusammen mit dem Neuhof für die Summe von 7.500 Reichstalern von Magdalena, einer Tochter Arnolds v. Stommel, an Kaspar v. Elverfeld. Mit diesem erhob aber auch Wilhelm von Ketteler als Sohn einer zweiten Tochter dieses Arnold Anspruch auf den Stommelshof. Kaspar v. Elverfeld wandte sich deshalb 1618 an das Reichskammergericht. Noch bevor dort eine Entscheidung fiel, verfügte am 24. 9. 1619 der Herzog von Jülich, als Lehns- und Landesherr, daß der Kläger nur im Besitz der Nebengüter des Neuhofes, darunter des Stommelshofes zu Asperschlag, verbleiben sollte. 1633 wurde damit der Sohn Kaspars, Arnold v. Elverfeld, von Herzog Wolfgang Wilhelm von Jülich belehnt. Auch die Deskription des Erzstifts Köln erwähnt den im Amte Bergheim gelegenen Besitz und nennt als Inhaber des 581/2 Morgen umfassenden Stommelshof die Erben Arnolds v. Stommel, d. h. wohl die v. Elverfeld.
Erst vom Ausgang des 16. Jahrhunderts ab werden auch Namen einzelner Pächter genannt, die auf dem Stommelshof zu Asperschlag wirtschafteten, so 1591 Martin von Asperschlag und 1631 Hubert von Asperschlag, der der Kirche zu Büsdorf 10 Taler vermachte. Wenige Jahre später muß Georg Mohr, Halfe auf dem nahegelegenen Kleinen Mönchhof, den Stommelshof in seinen Besitz gebracht haben. Sicher dort nachzuweisen ist er, als der erste bürgerliche Herr des Gutes und dessen späterer Namengeber, in den Jahren 1645 – 76. Eine Tochter von ihm, Ursula Mohr, heiratete den Gräflich-Manderscheidischen Schultheiß in Erp (Krs. Euskirchen), Everhard Horrichem; noch heute nennt in diesem Dorf eine in Stein gehauene Inschrift über dem Tor des Bottenbroicher Hofes „Everhardus Horrichem et Ursula Mohn coniuges“ als Erbauer der Hofgebäude. Die Eigentumsverhältnisse im 18. Jahrhundert bleiben unklar, so daß sich leider nicht feststellen läßt, auf welche Weise der Hof von der Familie Mohr an den erwähnten Kölner Kaufmann Josef Schubach gelangt ist. Jedenfalls sind die in den Büsdorfer Kirchenbücher enthaltenen, in Verbindung mit dem Mohrhof genannten Namen nicht die der Besitzer, sondern der Pächter. So bewohnten und bewirtschafteten 1744 – 54 Reiner Müdder und Maria Nießen, 1755 – 97 Adam Breuer und Elisabeth Bachler das Gut. 1798 übernahm es der Sohn der letztgenannten Eheleute, Jakob Breuer, verheiratet mit Gertrud Tümmeler. Unter dieser letzten Pächterfamilie sollen die Hofgebäude abgebrannt sein, so daß es Anfang des 19. Jahrhunderts zu der bereits erwähnten Verpachtung der „Mohrenhofländerey“ an die drei Büsdorfer Bauern kam.
Damit endet die Geschichte des Mohrenhofes!
Das Hellengut
Dürftiger sind die erhaltenen Aufzeichnungen über das Hellengut. Der Auenheimer Pfarrherr hatte es wie oben bereits erwähnt, als einen „spliß“, d. h. einen abgetrennten Teil des Mohrenhofes bezeichnete. Danach muß es jünger sein als dieser Hof. Die wenigen derzeit bekannten Notizen dazu, entstammen einem Protokollbuch des Ursulastifts in Köln, das als Besitzer des Büsdorfer Fronhofes, das Obereigentum über ein Dutzend größerer Höfe im Umkreis des Dorfes Büsdorf beanspruchte. Erstmals erscheint das Hellengut in einem Gerichtsprotokoll von 1681. Hier wird berichtet, daß im genannten Jahre eine „prima citatio“, eine erste Vorladung, an eine Eva Zettgens, als Inhaberin des Hellengutes, ergangen sei. Unter 1695 steht im gleichen Protokollbuch: „Wegen des Hellenguths comparuit (= ist vor Gericht erschienen) Wilhelm Zehnpfennig, dem ahnbefohlen worden, sich inner zeith von 14 tagen zu qualifizieren (= seinen Lehnsverpflichtungen nachzukommen), auch spezifikation dießes lenguthes (= Uebersicht über den zugehörigen Grund und Boden) beyzubringen.“ Diesem Befehl des Büsdorfer Hofgerichts kam der Genannte nicht nach, wie aus dem Protokoll des übernächsten Jahres zu ersehen ist: „Weilen Wilhelm Zehnpfennig als Erbfolger Eva Zettgens und Inhaber des Hellenguths trotz declaration und erbiethen, den schuldigen lehnsverpflichtungen nachzukommen, auch bey heutigem gericht contumaciter (= trotzig, halsstarrig) außgeplieben, ist das lehen anheimb gefallen“, d. h. vom Ursulastift eingezogen worden.
Ob dieser Gerichtsbeschluß tatsächlich durchgeführt worden ist, darf bezweifelt werden. Die damaligen Inhaber des Hellengutes hielten sich an das Beispiel der benachbarten Herrn auf Haus Asperschlag, die ebenfalls die Einladungen zum Hofgericht von St. Ursula ignorierten. Als Grund für ihr Nichterscheinen wiesen sie darauf hin, daß ihr Besitz nicht dem Frauenstift in Köln, sondern dem Abt von Cornelimünster lehnsrührig sei. Weitere Nachrichten über das Hellengut, als das dritte im Weiler Asperschlager gelegene Gut, fehlen z. Zt. vollkommen. In der Tranchotkarte von 1807 ist das Hellengut noch angedeutet und eingezeichnet. Wahrscheinlich ist es aber schon vor dem Untergang des Mohrenhofes, vor 1829 wüst geworden, da es in den späteren Karten nicht mehr erscheint und auch in Urkunden und Akten keinerlei Erwähnung mehr findet.
Fluchtstollen Asperschlag - Meulsgut Niederaußem
Quellen:
- Josef Dürbaum, Heimatkunde von Oberaußem von 1912, sowie die Neuauflage Oktober 2000 von Hans-Josef Weck, Hans-Joachim Mörs, Carsten Meyer
- F. W. Noll, Heimatkunde des Kreises Bergheim von 1928
- Rheinischer Städteatlas, Heinz Andermahr 2001
- Christian Kämmerling, 100 Jahre Pfarrkirche St. Vinzentius in Oberaußem
- Artikel aus Revier und Werk, Heft 239, Juni 1993, mit Zeichnung von Willi Müller
- Chronik der St. Vinzentiusbruderschaft zu Oberaußem
- Unterlagen der Pfarrei Auenheim
- Internet: Freenet Lexikon
- Kölnische Rundschau, Sonderdrucke 1949 – 1957, betitelt: „An Erft und Gillbach“ – Heimatblätter für den Kreis Bergheim -. Verfasser: Dr. Hans Welters
- Kölner Stadt-Anzeiger, 29.11.2011
- Foto Meulsgut, Heimatfreunde Niederaußem
- Eigene Recherchen, neue Texte und Textergänzungen, Fotos, Ulrich Reimann