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Der Oberaußemer Heimatforscher Hans Lipp

Ausarbeitung von Ulrich Reimann, Oktober 2007

Vorwort

 

Im Gesamtrahmen ihrer Nachforschungen zur Geschichte von Oberaußem, stießen Hans Griese und Ulrich Reimann auf Ausarbeitungen und Veröffentlichungen des einstigen Oberaußemers Hans Lipp.

 

Man war sich schnell darüber einig, daß diese Arbeiten von Hans Lipp, wesentliche Beiträge zur Aufklärung und Bewahrung der Oberaußemer Heimatgeschichte darstellen. Nachfolgend einige persönliche Daten zu Hans Lipp, seiner Familie und zu seinen Ausarbeitungen.

 

 

Geboren wurde Hans Lipp im Jahre 1922 in Oberaußem.

Es war die wirre Zeit nach dem verlorenen 1. Weltkrieg. In Deutschland gab es seit 1919 nach der Keiserzeit die Weimarer Republik. Das Land war wirtschaftlich am Boden, es mußte die ganze Last des verlorenen Krieges tragen. Vor allem aber die durch den grausamen Friedensvertrag auferlegten, unerhört hohen Wiedergutmachungsbeträge sorgten für zunehmende Teuerung, Verarmung und Arbeitslosigkeit. Es herrschte die große Inflation, die erst 1923 zu Ende ging.

 

Die Eltern von Hans Lipp waren Michael Lipp, er kam aus Elsdorf und Caroline Lipp, die aus Bad Homburg stammte. Michael Lipp hatte glücklicherweise eine kaufmännische Anstellung in der Telefonzentrale des Kraftwerkes Fortuna. Die Familie Lipp konnte aufgrund der Anstellung des Vaters, in einem der so genannten Beamtenhäuser des Kraftwerkes, in Oberaußem in der Fortunastraße wohnen.

Hier, im Umfeld der Braunkohlenbetriebe wuchs Hans Lipp heran. Er besuchte den Oberaußemer Kindergarten auf der Kirchstraße. Von 1928 bis 1932 ging er hier in die katholische Volksschule an der Bergheimer Straße. Danach besuchte er trotz der schlechten wirtschaftlichen Zeiten das Gymnasium in Bergheim. 1941 machte er dann  in Bergheim sein Abitur. Nach der Erlangung der Hochschulreife begann er dann an der Universität zu Köln mit einem Lehrerstudium. Leider hatte sich die Lage Deutschlands im 2. Weltkrieg zunehmend verschlechtert, so dass auch Hans Lipp 1942 zum Militärdienst eingezogen wurde. Vor dem Kriegsende geriet er in Gefangenschaft. Nach der Entlassung aus der Gefangenschaft kam er Mitte 1945 nach Oberaußem zurück, wo er dann wieder bei seinen Eltern in der Fortunastraße wohnte. Als sich dann ab 1948 für ihn die Möglichkeit ergab das unterbrochene Studium fortzusetzen, tat er das auch. Er studierte wieder in Köln. Dort machte er dann auch Anfang der 50ger Jahre sein Lehrerexamen. Hans Lipp beschäftigte sich in dieser Zeit auch recht intensiv mit der Geschichte unseres Heimatortes „Oberaußem“.

 

Hierzu veröffentlichte er seit 1949, bis in den Anfang der fünfziger Jahre, etliche interessante Artikel, in einer damals als Sonderauflage von der Kölnischen Rundschau herausgegebenen Schriftenreihe mit der Bezeichnung:

„An Erft und Gillbach“ – Heimatblätter für den Kreis Bergheim.

Anfangs, nach erfolgreichem Abschluß des Lehrerstudiums, arbeitete er gelegentlich als Referendar (Aushilfslehrer) an einigen kleinen Schulen im Kreis Bergheim.

 

Im Jahre 1953 heiratete Hans Lipp dann in der Oberaußemer Pfarrkirche bei Pfarrer Johannes Öhm, die 1923 in Oberaußem geborene Sybille Schneider. Sie kam von der Bahnstraße und wurde im Volksmund auch „Maie Sibill“ genannt. Sybille hatte jahrelang als Stenotypistin in der Verwaltung der Rheinischen Aktiengesellschaft in Fortuna-Nord gearbeitet. Ihr Bruder ist der Maurermeister Wilhelm Schneider (in Oberaußem auch als „Maie Will“ bekannt), der noch heute mit seiner Familie in der einstigen Bahnstraße, heute Zur Ville, lebt.

 

Gemeinsam mit seiner Frau zog Hans Lipp nach Grevenbroich-Orken. Er hatte an der dortigen Volksschule eine feste Anstellung als Lehrer gefunden.

1955 wurde dann die Tochter Annemarie Lipp in Oberaußem geboren. Frau Lipp war für die Geburt ihres Kindes extra wieder nach Oberaußem zu ihren Eltern gekommen.

Hans Lipp blieb währen seiner gesamten Berufszeit Lehrer in Grevenbroich-Orken, wo er auch mit seiner Familie bis zum Tode gewohnt hat. Als Konrektor ging er Mitte der 80ger Jahre auch dort in den Ruhestand. Seine Frau Sybille verstarb dort bereits im Herbst 1989 im Alter von nur 66 Jahren. Hans Lipp selbst wurde auch nur 71 Jahre alt. Er starb im Jahre 1993. Das Ehepaar Lipp fand auf dem Friedhof in Grevenbroich-Orken seine letzte Ruhestätte. Die Tochter Annemarie Lipp lebt heute in Neuss.

 

 

Nachfolgend nun die Abschriften der von Hans Lipp in der Kölnischen Rundschau veröffentlichten Artikel zur Heimatgeschichte von Oberaußem.

 

 

  1. Die Besiedelung des Erftlandes durch die Franken
  2. Aus der Siedlungsgeschichte Oberaußems
  3. Wirtschaftliche Beziehungen Oberaußems zu Cornelimünster
  4. Ein Pachtvertrag von 1481
  5. Der Ortsname „Oberaußem“
  6. Flurnamen und Ortsgeschichte
  7. Aus Oberaußems kirchlicher Geschichte
  8. Der Catalogus pastorum im Pfarrarchiv von Oberaußem

 

1. Die Besiedelung des Erftlandes durch die Franken

Auszug aus: „An Erft und Gilbach“, Kölnische Rundschau 11. März 1950

Von Hans Lipp (Oberaußem)

 

 

Um das Jahr 38 v. Chr. Verpflanzte der römische Feldherr M. Vipsanius Agrippa die rechtsrheinischen Ubier in das entvölkerte Erft- und Kölner Gebiet. Sie zerstreuten sich in dem fruchtbaren Lande, in welchem noch Reste der eburonisch-keltischen Bevölkerung wohnten; sie gründeten Ansiedlungen, sowohl einzeln liegende Höfe als auch kleine, zu Dorfschaften vereinigte Lehmhäuser. Bei dem engen Anschluß der Ubier an die Römer, fand mit der Zeit eine Verschmelzung der ubischen mit der römischen Kultur statt. Unter größten Opfern hatten sich Römer bemüht, auch das rechtsrheinische Gebiet zu erobern. Aber die meisten Kämpfe um dieses Ziel missglückten und vereitelten die Pläne. Schon Tiberius sah sich genötigt, sich auf die Sicherung des linksrheinischen Gebietes zu beschränken.

 

In das durch die Verpflanzung der Ubier leer gewordene Gebiet rechts des Rheines waren von Osten her andere germanische Stämme eingerückt. Sie bildeten mit den Resten der früheren Bevölkerung eine große, einheitliche Völkerschaft, die im 3. Jh. n. Chr. Mit dem Namen Franken bezeichnet wird. Das Ackerland reichte bald nicht mehr aus die Bevölkerung zu ernähren; deshalb drängten sie ihren Stammesbrüdern nach über die Rheingrenze in das linksrheinische Gebiet. Im Jahre 355 n. Chr., nach dem Tode des römischen Stadthalters Silvianus von Köln, eroberten sie in einem gewaltigen Ansturm über 40. Stätte am Rhein. Aber erst um die Wende des 4. Jh. gelang es den Franken, die Römer endgültig vom Rhein abzudrängen. Sie eroberten das ganze linksrheinische Gebiet bis Andernach hinauf. Nach dieser Eroberung ließ sich der größte Teil des Frankenvolkes in diesem Gebiet nieder.

 

Die Franken waren Ackerbauer, die das fruchtbare Kulturland sofort in Gebrauch nahmen. Jedem fränkischen Krieger wurde ein Gebiet angewiesen, in welchem er sein Gehöft erbaute; Wirtschaftsgebäude, Ställe, Speicher, Scheune, Bienenhaus rings um das Hauptwohnhaus, alles in Holz, Fachwerkbau mit feinen Holzarbeiten und Schnitzereien geziert. Besser gelegene und größere Ländereien nahmen die einzelnen Stammeshäupter in Besitz. Was aber an Wald, Heide, Wiesen und Bruch übrig blieb, fiel später den Dorfgemeinschaften als Gemeingut zu, als Viehweide oder Holznutzung. Die Ackerlose wurden später persönliches Eigentum. Einzelne freie Franken vergrößerten es mit der Zeit. Daraus erwuchsen größere fränkische Besitzungen, die wir später als Haupthöfe und Fronhöfe finden. Manche von diesen Höfen bestehen noch heute im Erftland.

 

Was wurde nun aus der romanischen Schicht der Bevölkerung in dem von den Franken eroberten Gebiet? In den Stätten blieb das geringe Volk in ziemlicher Stärke zurück. Die Höherstehenden, abgesehen von der Geistlichkeit, verließen das Land; zum Teil wurden sie auch niedergemacht. Darüber sagt Schumacher in seiner Siedlungs- und Kulturgeschichte: „Auf dem Lande wurde, soweit die fruchtbare Ebene in Betracht kommt, die alte Bevölkerung vielfach völlig ausgelöscht, wie besonders die –ingen- und -heim- Orte zusammen mit den frühfränkischen Grabfunden beweisen.“

 

Das Erftland lag im Gebiet der Uferfranken (Ripuarien). Der östliche Teil gehörte ursprünglich dem Kölngau, der nördliche dem Nivenheimer- und der westliche und südliche Teil dem Jülichgau an. Später entstand der Kutziggau, zu dem fast das ganze heutige Kreisgebiet links der Erft gehörte. Dieser Gau war benannt nach dem Ort Kutzde, dem Sitz des Gauvorstehers, der zwischen den Dörfern Grouven, Berrendorf und Widdendorf lag. Dieser Ort ist verschwunden und seine Stelle nur mehr an einer Vertiefung im Gelände zu erkennen.

 

Urkundliche Nachrichten über das Erftland aus den ersten Jahrhunderten der Frankenzeit sind nicht vorhanden. Aber die vielen fränkischen Ortsnamen und die Grabfunde sind redende Zeugnisse von der Anwesenheit der Franken im Erftland. Wo die Franken bei ihren Niederlassungen an die vorhandenen alten keltisch-germanischen anknüpften setzte man bei der Benennung der Orte die Silben heim (gotisch: haims, altfränkisch: ham, hem), dorf (von trupp, trop, torp, dorp) oder hausen mit der ursprünglichen Benennung zusammen. So entstanden die auch im Erftland stark vertretenen Ortsnamen mit jenen Endsilben. So zieht sich eine ununterbrochene Reihe von fränkischen Ortsnamen mit der Endsilbe „dorf“ von Sindorf über Widdendorf nach Elsdorf, von Elsdorf nach Kierdorf und Troisdorf durch die Ebene links der Erft, an der einstigen Waldgrenze entlang. Auf dem Vorgebirge rechts der Erft, liegen nur Büsdorf und Ichendorf. Auch die Ortschaften, deren Namen die Endsilbe „heim“ haben, liegen meist in der Ebene (wie Oberaußem, Auenheim, Horrem und Brüggen). Hieraus ersehen wir, dass die Franken schon früh in der Erftebene angesiedelt waren, auf den Ausläufern des Vorgebirges dagegen wenig. Erst nach der letzten großen Waldrodung im hohen Mittelalter, begann man auch hier größere Landflächen dem Ackerbau zu erschließen. Aus dieser Zeit stammen die Ortsnamen Mödrath, Habbelrath, Quadrath u. a.

 

Mehr aber und sicherer zeugen die fränkischen Grabfunde im Erftgebiet von fränkischen Siedlungen. Der bedeutendste Fundort ist Elsdorf, wo schon in den siebziger Jahren des 19. Jh. fränkische Gräber entdeckt und ausgegraben wurden. Nach anderen Funden zu urteilen (Lanzen, Schwerter, Messer, Töpfe) stammen die Gräber aus dem 5. Jh. der ersten fränkischen Ansiedlungszeit im Erftland. Auch in anderen Orten des Erftlandes machte man fränkische Funde, wie bei Niederembt, Quadrath, Oberaußem, Niederaußem u. a.

 

Urkundlich sind von Orten des Erftlandes schon früh genannt: Horoheim = Horrem (864), Kerpinia = Kerpen (865), Langendorpth = Langenich (893), Bedbure = Bedburg (893), Mannuhem = Manheim (898), Kirichdorp = Kierdorf und Paphindorp = Paffendorf.

 

 

2. Aus der Siedlungsgeschichte Oberaußems

Auszug aus: „An Erft und Gilbach“, Kölnische Rundschau 1950

Von Hans Lipp (Oberaußem)

 

 

Die Ausdehnung der fränkischen Siedlung Oberaußem schritt nach der ersten Ansiedlung planmäßig weiter. Um das Jahr 1300 war ein Teil des Geländes unterhalb des Tonnenberges bereits besiedelt. Die Grenzen dieses Siedlungsraumes bildeten im Norden die Stelle, wo heute die Kirche sich erhebt, im Westen der ehemalige Abtshof (heute Wintzhof).

 

Im 16. Jh. war das ganze Gebiet unterhalb des Tonnenberges (in westlicher, nördlicher und nordöstlicher Richtung) besiedelt. Die Grenzen waren die heutige Fortunastraße, vom Abtshof an bis zum Hallerhof (heute Berens); vom Hallerhof verlief die Grenze die heutige Niederaußemer Straße entlang, am Katzenhof vorbei (stand in Bodelschwinghs Wiese) bis zum Krüllshof, der damals den Herren von Iselstein gehörte (heute Baumannshof). Der Krüllshof bildete den nördlichsten Punkt der Siedlung. Das mittelalterliche Oberaußem war ein lockeres Haufendorf. Es bestand aus unregelmäßig verteilten Häusern und Häusergruppen, zwischen denen die Wege und Pfade kreuz und quer von Haus zu Haus zogen oder in die Feldflur hinausliefen, so wie sie sich dem aus dem unmittelbaren Bedarf seit der ersten Ansiedlung entwickelt hatten. Die Gemarkungen des Dorfes waren im Verhältnis zur Kleinheit des Dorfes sehr groß. Das Bauernhaus zeigte die fränkische Hausform. Wohnungs- und Wirtschaftsgebäude waren getrennt. Sie umschlossen in immer gleicher Anordnung einen viereckigen Hofraum mit der

Dungstätte. Ein Tor trennte den Hofraum von der Straße. Das Wohnhaus lag seitlich des Hofplatzes, mit dem Giebel zur Straße. Oft waren im Wohngebäude noch Pferde- und Kuhstall untergebracht.

 

Der Verkehr des mittelalterlichen Oberaußems war vornehmlich auf Köln und Bergheim (Berchem) beschränkt. Der älteste Verkehrsweg nach Köln scheint die Cölner Höhle gewesen zu sein. Die Verkehrsverbindung nach Bergheim stellte die Abtshöhle her, ein Hohlweg, der am Abtshof seinen Ausgang nahm. Genaue Angaben über die Bevölkerungszahl des Dorfes im Mittelalter sind nicht zu finden. Wenn aber schon 1306 eine „capella“ in Oberaußem erwähnt wird, so kann man daraus schließen, daß die damalige Bevölkerungszahl etwa zwischen 200 bis 400 Seelen lag. Im Zeitalter der Reformation lag die Bevölkerungszahl zwischen 500 und 700 Seelen.

 

Nach dem dreißigjährigen Krieg erweiterte sich die Siedlung zusehends. Aus der lockeren Form des Haufendorfes entwickelte sich bis zum Ende des 19. Jh. Ein Großdorf. Die steigende Volkszahl brachte diese allmähliche Umgestaltung mit sich. Die Volkszahl stieg in der Mitte des 19. Jh. Durch die Entdeckung der Braunkohlenlager erheblich. War im Jahre 1811 die Volkszahl bereits auf 900 Seelen gestiegen, so betrug sie im Jahre 1910, einige Jahre nach der Entstehung der Braunkohlenindustrie, schon 1279 Seelen. Aus der letzten Bevölkerungszahl ist zu ersehen, daß die Braunkohlenindustrie neue Siedler anlockte. Und mit diesen neuen Siedlern erweiterte sich auch naturgemäß der Siedlungsraum. Neue Wohnhäuser und neue Straßen entstanden. Die Abtshöhle verschwand. An ihrer Stelle baute man die Fortunastraße, die in ungefähr südlicher Richtung ihren Weg nach der um die Jahrhundertwende entstandenen Arbeitersiedlung Fortuna nimmt. Die Neubauten, die im Zuge der neuen Ansiedlung in Oberaußem entstanden, wurden alle in Stein errichtet, im Gegensatz zu den früheren Jahrhunderten, wo man auf den Dörfern fast nur Fachwerkbauten kannte. Auch die Bergheimer Straße wurde im Zuge der Erweiterung des Dorfes gebaut. 1879 wurde der  heutige Verbindungsweg nach Kenten - Bergheim ausgebaut.

 

Auch der Neubau der heutigen Kirche in den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts zeigt, wie stark die Zahl der Bevölkerung angestiegen war. Die kleine

„capella“ von 1306 konnte die große Menge des Volkes nicht mehr fassen. So mußte das Kirchlein auf dem Tonnenberg verschwinden, von wo es viele Jahrhunderte lang in die fruchtbaren Gefilde der Erft und des Gilbaches geschaut hatte. Ein wenig unterhalb des Friedhofes, nordwestlich desselben, wurde die neue Kirche erbaut.

 

Auch nach 1900 stand die Siedlung nicht still, mit der intensiveren Ausbeutung der Kohlenlager kamen immer mehr Siedler ins Land, die hier Arbeit und Brot fanden.

 

3. Wirtschaftliche Beziehungen Oberaußems zu Cornelimünster

Auszug aus: „An Erft und Gilbach“, Kölnische Rundschau 1949

Von Hans Lipp (Oberaußem)

 

Zum ersten Male hören wir von näheren Beziehun­gen Oberaußems zu Cornelimünster in einer Urkunde von 1263. In dieser heißt es: „Abt Johann verkauft 1263 die Villa Waldaffen im Rheingau, verpfändet schuldenhalber Zinsen und Einkünfte eines Hofes (curia) zu Oweshen (d. i. Oberaußem) und muß aus den Opfergeldern Zinsen zahlen“.

Einige Jahre später, im Jahre 1280 mußte die Abtei unter Abt Reinaldus die abteilichen Güter zu Ronakum, Wondeke, St. Corneli-Bracle, Acrinia uni Elsele mit allem Zubehör für 4050 flandrische Pfund dem Grafen Guido von Flandern überlassen, um die verpfändeten Besitzun­gen zu Berchem (Bergheim), Außem, Castenholz u. a. wieder einlösen zu können.

Wie wurde nun der Besitz der Abtei in Ober­außem verwaltet? In den ersten Jahrzehnten werden die Mönche der Abtei ihren Grund und Boden selbst bewirtschaftet haben. Bald aber mußten sie dazu über­gehen, Hilfskräfte für die Bewirtschaftung der Län­dereien heranzuziehen. So errichteten sie Höfe an verschiedenen Stellen ihrer Güter. Das Fronhofsystem mit abhängigen Pertinenzen wird wohl als Basis für die grundherrschaftliche Verwaltung anzusehen sein. Auch für Oberaußem wird ein Fronhof erwähnt.

Ein bestimmter Teil des Landes, das sogenannte Sal- oder Herrenland (dominica cultura) wurde von dem Fronhofgesinde (mancipia) bewirtschaftet.

Die Einkünfte aus dem Fronhof zu Oberaußem schieden sich in Naturallieferungen und hin und wie­der in Geldlieferungen. Die Naturprodukte waren ver­schiedenster Art: Hafer, Korn, fertiges Brot, Eier, Geflügel u. a. m. Auch Pferdefuhrwerke, hochbeladen mit Heu und Stroh, zogen oft durch die Cölner Höhle nach Köln, wo die Abtei ein Haus besaß. Aber auch Erträge an Geld brachten die Güter zu Oberaußem ein. Mit dem 14. Jahrhundert ging man dazu über, abteiliche Güter in Pacht zu geben. So erhielt ein „Werner ant der Dutze“ von Oberaußem, vom Abt Johann von Levendael (1353-1381) daselbst 40 Morgen Ackerland (artlans) mit einer Hofstatt in Erbpacht gegen einen Pachtzins von zehn Malter Weizen, der einmal im Jahre ins Haus der Abtei (Abtshof) zu Oberaußem zu liefern war. Am 2. Februar 1481 wurde die Hälfte des Hofes zu Oberaußem samt dem Zehnten daselbst auf 6 Jahre verpachtet. Der Pachtvertrag schildert in anschaulicher Weise das Pachtsystem und die damaligen Wirtschaftsverhältnisse.

 

4. Ein Pachtvertrag von 1481

Aus: „An Erft und Gilbach“, Beilage Kölnische Rundschau vom 29.10.1949

Von Hans Lipp (Oberaußem)

 

 

Jeden Freund unserer Heimat dürften auch die Wirtschaftsverhältnisse des Erftgebietes im Mittelalter interessieren. Ein Oberaußemer Pachtvertrag aus dem Jahre 1481 spiegelt in so anschaulicher Weise das Pachtsystem und die damaligen Wirtschaftsverhält­nisse wieder, daß es angebracht erscheint, die Ver­tragsurkunde wiederzugeben. In dieser Urkunde heißt es u. a.: Wilhelm von Guire,  Abt von Cornelimünster,übergibt dem Ehepaar Gerlach und Elisabeth Runtzen seinen halben Hof zu Oberaußem mit dem dort fälligen Zehnten für 6 Jahre zu Halbscheid (halfscheyt) Der Vertrag gilt von Petristuhltag 1481 bis zum gleichen Tag des Jahres 1486 (?) und kann mit halbjähriger Kündigungsfrist nach drei Jahren gelöst werden. Der Halfe (Pächter) soll mit vier Gespannen rechtzeitig den Acker bebauen. Er soll den Zehnten für die zehntpflichtigen Felder und Wiesen (benden) auf den Hof in die Zehntscheuer schaffen, um ihn mit dem Abt auf der Tenne zu teilen. Er soll dem Abt zusätzlich von seinem Teil 20 Malter Weizen und 20 Malter Roggen geben. Dem Halfen werden vier Morgen Wiesen zu Bergheimer Dorf (Berchemerdorp) übergeben, von denen dem Abt ein guter Wagen Heu für seine Pferde gebühren. Der Halfe soll das Heu auf eigene Kosten vom besten Wiesenstück (gewahs) holen. Als Futter für die Pferde sollen jährlich sechs Morgen Wicken in die Hafersaat, zwei Morgen Roggen und ein Morgen Weizen in die Hartkornsaat eingesät werden. Die Pferde sollen jährlich die Hälfte der Weißbüsche (weysbüschen) aus beiden Scheunen be­kommen. Mehr als sechs Pferde dürfen nicht auf dem Hofe gehalten werden. Schafe und Schweine sollen soviel wie möglich auf dem Hofe gehalten werden. Die Schafe werden nach dem Wunsche des Abtes gezeichnet. Alles Weizen-, Roggen- und Spelzenstroh soll an sie verfüttert werden, auch das im Winternebel eingebrachte Futter. Die geschorene Wolle wird zu gleichen Teilen geteilt. Das Salz stellt der Abt. Die Kerzen muß der Halfe liefern. Der Abt hält einen Bullen und einen Eber auf dem Hof, die der Halfe pflegen und bei seinem Weggang zurücklassen soll. Die Kühe auf dem Hof soll der Halfe allein halten und auch die gesamte Schafsmilch für sich verwenden. Dafür soll er dem Abt jährlich zwei Malter zu je 30 Käsen, 40 Pfund Butter und 500 Eier abliefern. Der Halfe ist verpflichtet, dem Abt jährlich ein bis zwei Wagen Heu auf Bestellung nach Köln (Coelen) in sein Haus zu liefern. Dorthin soll er auch jährlich am Sonntag nach St. Martinstag eine Fuhre Frucht bringen. Wenn der Abt es wünscht, muß der Halfe den Ernte- und Zehntanteil des Abtes nach Köln bringen. Jede Fuhre soll 10 Malter Hartkorn und 18 Malter Hafer enthalten. Zu gleichen Teilen geteilt wird das Saatgut (sayen), Brache (braich), die in die Brache gesäte Zwischenfrucht und die Disteln. Jeder Morgen Korn, den der Halfe von des Abtes Teil umpflügt, soll vom Abt bezahlt werden. Handelt es sich um „voersten lant“ auf dem „Driech“ oder auf der „Heide“, so hat der Abt ein Malter Hafer oder dessen Wert zu zahlen. Der Halfe soll kein Stroh verbrennen; dafür stehen ihm jährlich aus dem Walde des Abtes eineinhalb Morgen Busch oder Holz zu. Sollte einer der Vertragspartner des anderen Feind werden, so soll er unverzüglich davon Mitteilung machen. Wird trotzdem der einen Partei von der anderen nachweislich Schaden zugefügt, so sollen Ver­mittler gewählt werden. Wenn einer der Vertragspunkte verletzt wird, ist der ganze Vertrag hinfällig. Der Vertrag wird in zwei Exemplaren (tzedelen) ausgefertigt.

Aus diesem Pachtvertrag ersehen wir, mit welch peinlicher Genauigkeit die Vorschriften für den Päch­ter verfaßt waren. Erstaunlich ist, welche Unmengen von Futter für das Vieh bereitstanden. Die Halfen waren aber auch nicht schlecht bedacht. Bei Mißernten konnte der Pächter auf Verminderung der Abgaben oder auf Stundung Anspruch erheben. Wurde die Pachtsumme säumig oder überhaupt nicht bezahlt, so wurde der Vertrag gelöst. Die Güter bei Bergheimer Dorf mußten alle Abgaben in den Abtshof zu Oberaußem liefern. In seltenen Fällen wurde von Bergheim aus direkt nach Köln geliefert.

 

 

5. Der Ortsname „Oberaußem“

Auszug aus: „An Erft und Gilbach“, Kölnische Rundschau 1949

Von Hans Lipp (Oberaußem)

 

Woher stammt der Ortsname „Oberaußem“? Dürbaum sagt drüber in seiner „Heimatkunde Von Oberaußem“: „ Woher der Name Oberaußem stammt, ist nicht mit Sicherheit  nachzuweisen. Würde man ihn in „Oberauheim“ umschreiben, was nicht unstatthaft wäre, so bedeutet er soviel wie eine Niederlassung am Wasser. Aue oder Au ist nach dem gewöhnlichen Sprachgebrauch ein fruchtbarer, durch sanfte Anhöhen eingeschlossener Acker- oder Wiesengrund an kleinen und mittleren Flüssen im Innern eines Landes. Wenn sich in unserem Gelände nun auch keine voll entwickelten Flüsse zeigen, so bestehen doch in Oberaußem und der nächsten Umgebung neben dem kleinen Bohnenbach verschiedene Senkungsgebiete, die zur Bildung von Weihern Veranlassung gegeben haben und zum Teil heute noch mit Wasser gefüllt sind.

Was die Lage des Ortes angeht, so klingt die Um­schreibung des Ortes in „Oberauheim“ sehr treffend. Doch ist diese Umschreibung nach meiner Ansicht eine sehr willkürliche.

Bei den meisten „heim“ – Dörfern unserer Gegend sind die Namen nicht etwa durch die Lage des Ortes bestimmt worden, die Siedlungen wurden vielmehr nach Personen benannt.

Es ist zu natür­lich, daß die Sippe, die sich zuerst an einer zu besiedelnden Stelle niederließ, ihr neues Heim nach dem Führer der Sippe benannte. So wird auch die fränkische Sippe, die sich auf dem Tonnenberg oder am Bohnenbach zuerst niederließ, der neuen Siedlung den Namen ihres Führers gegeben haben. Welcher Per­sonennamen nun in Oberaußem steckt, ist nicht fest­zustellen und wird wohl auch niemals gelingen. Es soll noch vermerkt werden, daß nur die „weiler“ - Dörfer vielfach auf Personennamen zurückgehen, z. B. Brauweiler = Brunvillare, d. i. Sitz des Bruno.

 

Ich glaube also, daß die erste These, den Namen „Oberaußem“ einfach nach der Lage der Siedlung zu bestimmen, falsch ist. Oberaußem ist eine fränkische Siedlung, wie die Endung „em“ von „hen“ = „heim“ beweist. Im Ortsnamen versteckt sich ein Personenname.

 

Die ersten urkundlichen Nachrichten über Ober­außem beginnen im 13. Jh. Die älteste bekannte Schreibweise für Oberaußem ist Oweshem. So finden wir sie in einer Urkunde von 1263. Um 1300 schrieb man Ouschem oder Oyschem, wie man in der Chronik der Abtei Brauweiler feststellen kann.

Eine Urkunde im Pfarrarchiv aus dem Jahre 1303 zeigt die Schreibweise Overousheim. Aus dem Jahre 1373 begegnet uns die Schreibweise Ausheym.

Eine Stiftungsurkunde im Pfarrarchiv von 13881 weist wieder eine andere Schreibweise auf: Oessem. Im 16. Jh. schrieb man Overaussheim, wie Lacomblet in einer Urkunde mitteilt.

Dies ist ungefähr die Schreibung, die wir heute haben. Das v in Over ist mittelhochdeutsch und im Neuhochdeutschen in b übergegangen, während es sich mundartlich bis heute erhalten hat. Die Silbe heim hat sich in em abgeschwächt, eine Umwandlung, die bei vielen „heim“ - Namen zu verzeichnen ist.

 

 

6. Flurnamen und Ortsgeschichte

 Auszug aus: „An Erft und Gilbach“, Kölnische Rundschau 12.11.1949

 Von Hans Lipp (Oberaußem)

 

 

Die Flurnamen spielen bei der Betrachtung der Besiedlung eines Dorfes eine große Rolle. Die Lage, Größe und Gestalt der Flurnamen verrät bei genauem Zusehen viel von der ältesten Geschichte eines Ortes.

 

Die ältesten Siedler haben sich be­stimmt das beste Land angeeignet, das ihren wirtschaftlichen Zwecken am dienlichsten war. Die Jäger und Viehzüchter legten auf Wald, Matten und Wie­sen mehr Gewicht. die Ackerbauer auf leicht zu bewirtschaftendes ergiebiges Ackerland. Die Fluren Oberaußems, im fruchtbaren Lande des Gillbaches gelegen, sind schon in spätfränkischer Zeit gerodet. Die Flur „Asperschlager Acker“ weist auf das in der Nähe gelegene Gut Asperschlag hin. Zuerst finden wir in alten Urkunden statt der Bezeichnung Asperschlag, Asmundsloh, Asmenslo und Aspelsloe. Der Name ist offenbar aus einem Personennamen und dem althochdeutschen Ioh, loo = Wald gebildet und bedeutet, daß hier eine Ansiedlung im Walde gegründet wurde. Als später der die Siedlung umgebende Wald gerodet wurde, fiel die Wortendung „loh und man setzte „schlag an seine Stelle. Das war vermutlich am Ausgang der zweiten Rodeperiode, wo statt „rott“ oder „rath“ für gerodete Waldstriche der Name „schlag“ aufkam.

 

Im Westen von Asperschlag liegt die Flur „Alte Maar“. Sie deutet auf ein Sumpf- oder Wasserge­lände hin, in neuer Zeit hat man durch Abflussgräben eine gewisse Austrocknung dieses Geländes erreicht. Ein anderer aller Flurname ist „Im Schlundweg“, „Schlund“ hat hier die Bedeutung einer von Wasser ausgespülten oder auch einer natürlichen Rinne. Der Schlundweg in Oberaußem bildet eine tiefe Rinne, die im Nordosten vom Tonnenberg und im Südwesten von der heutigen Fortunastraße begrenzt wird. Im Osten endet der Schlundweg am Ober­außemer Wald. Es ist anzunehmen, daß der Schlundweg ein sehr alter Verkehrsweg ist, der schon früh von den Bewohnern des Ortes benutzt wurde, um die Schweine zur Eichelmast zu treiben; auch werden die Holzfuhren aus dem Walde diesen Weg benutzt haben.

 

Die Flur „Auf dem Driech bedeutet ein ungepflügtes Land, das als Weideplatz dient. Diese Bezeichnung findet sich häufig in rheinischen Flurnamen. Auch für den Oberaußemer Driech trifft diese Deutung zu.  Noch bis zum Ende des letzten Krieges war der Driech unbebaut und mit einer Grasnarbe bedeckt. Heute ist aus ihm auch Siedlerland geworden.

 

Die Flur „ In den Benden“, im Rheinland stark verbreitet, zieht sich in Oberaußem an der heutigen Bahnlinie Oberaußem - Niederaußem entlang. Benden bedeutet Wiesen. Hier lagen die Hauptweide­plätze der Besitzungen der Abtei Cornelimünster, die in Oberaußem sehr begütert war.

 

Ein anderer Oberaußemer Flurname, an der Süd­grenze der Gemarkung, ist die Flur „Auf der Heide“. „Heide“ hat hier die Bedeutung einer ebnen, waldlosen, unbebauten Landstrecke. Auf der Oberaußemer Heide graste das Vieh des Abtshofes, dass durch die Abtshöhle dorthin getrieben wurde. Heute erhebt sich auf einem Teil dieser Flur der Bahnhof Fortunagrube.

 

Östlich des Feldweges Niederaußem - Glessen liegt die Flur „ An der Kesselskaul“.

„Kau“ von „Kaul“ bedeutet eine Vertiefung, ein loch eine kesselförmige Grube. In Urkunden ist die­se r Flurname nicht zu finden. In der Nähe der Kesselskaul liegt die Flur „Im Lapperat“. Die Endung „rat zeigt wiederum, das hier eine Stelle ist, die während der letzten Rodeperiode gerodet wurde.

 

Diese wenigen Flurnamen genügen, um zu zeigen, daß die Siedlung Oberaußem schon lange vor der ersten urkundlichen Erwähnung bestanden hat.

Die Flurnamen „Asperschlager Acker“, „Rott“ und „Im Lapperatbeweisen dies eindeutig. Aber auch die anderen Flurnamen wie „Kesselskaul“, „Benden“, „Schlundweg“, Heide und Driech sind sehr, alte Bezeichnungen was man besonders aus Vergleichen mit anderen rheinischen Flurnamen, die oft ähnliche und gleiche Namen aufweisen, ersehen kann.

 

 

7. Aus Oberaußems kirchlicher Geschichte

Auszug aus: An Erft und Gilbach, Beilage Kölnische Rundschau  Juli1949

Von Hans Lipp (Oberaußem)

 

Das erste Gotteshaus in Oberaußem lag auf dem Vorsprung des Tonnenberges, auf dem sich heute noch der Kirchhof befindet. Paul Clemens sagt von dieser Kirche, daß sie noch einen romanischen Turm von kolossaler Mauerstärke gehabt habe Dieser Turm war älter als das übrige Bauwerk, man hielt ihn für einen römischen Wachturm. Ein einschiffiges Langhaus schloß sich dem Turme an, es bestand aus Backsteinen mit Tuffstein ans dem Anfang 14. Jahrhunderts.  Die Kirche war 10 m lang und 6,70 m breit.

 

Die 1. urkundliche Nachricht  über eine Kirche in Oberaußem ist vom 8. Februar 1306. Die Urkunde berichtet, dass der Kölner Dompropst Heinrich von Virneburg als Archidiakon der Kapelle in Ober­außem (Capellae in Overousheim, Filiale der Mutterkirche in Bergheim (appendicium ecclesiae parcchi­alis in Bergheym), verschiedene pfarramtliche Rechte verleiht und ihr Verhältnis als Filiale zur Mutterkirche regelt. Die Rechte waren aber nicht so weit­gehend wie die für die Kirche von Niederaußem, die laut Urkunde vom 2. April 1304 Pfarrechte erhielt. So blieben die Oberaußemer Pfarrangehörigen verpflichtet, auf dem Send der Mutterkirche zu erschei­nen. Trotzdem der Geistliche der Oberaußemer Ka­pelle durch die erwähnte Urkunde das Recht des Be­gräbnisses erhält, heißt es im geistlichen Erkundigungsbuch noch im Jahre 1550 über die Kirche von

Oberaußem: „hait gheine sakramente allein das begreffnis alldair. Nach dem Erkundigungsbuch von 1582 hat die Filiale zu Oberaußem alle Sakramente mit Ausnahme der Taufe, welche zu Bergheim ge­spendet werden mußte.

 

Das Patronat der Kirche besaß die Abtei Corneli­münster bis zur Säkularisation. Im Jahre 1730 wurde die Kirche restauriert. Zur Wiederherstellung der Kirche trugen bei der Freiherr von Loyson, Besitzer des Neuenhofes, der Abt von Cornelimünster und der Freiherr von Ansteln, der in Oberaußem den Zehnten hatte.

 

1676 wird Oberaußem zum ersten Male  als Kirspel, d. i. Pfarre, bezeichnet. In einem Bericht über die Christianität Bergheim heißt es über Oberaußem: „Oberaußem, ein Pfarre mit dem Titel des hl. Vinzentius, gehört zum Herzogtum Jülich und zur Herrlichkeit Bergheim. Der Abt von Corneli­münster ist der Patron der Kirche. Es sind in der Kirche drei Altäre, vom hl. Vinzentius, der Mutter Gottes und der hl. Anna. In der Pfarre sind 310 Kom­munikanten (Katholiken) und 2 Protestanten. Der zeitige Pastor heißt Michael Schiffer (J.- P. Holthausen.)

 

Eine genaue Altersbestimmung der ersten Kirche von Oberaußem ist nicht möglich. Füssenich sagt, daß die alte Kirche von Oberaußem zweifellos bis ins 12. Jh. zurückreiche, dafür spreche besonders die romanische Bauart. Die alte Kirche wurde im vorigen Jahrhundert abgebrochen, nachdem an an­derer Stelle ein neues Gotteshaus erbaut worden war.

 

 

8. Der Catalogus pastorum im Pfarrarchiv von Oberaußem

 Auszug aus: „An Erft und Gilbach“, Kölnische Rundschau 1949

 Von Hans Lipp (Oberaußem)

 

Der Catalogus pastorum im Pfarrarchiv von Oberaußem ist eine Aufzeichnung der Geistlichen, die seit 1370 an der Kirche zu Oberaußem wirkten. Doch fehlen jegliche Angaben aus dem 13. und 16. Jahrhundert. Diejenigen Geistlichen, die im Catalogus pastorum aufgeführt sind, sollen nachstehend in chronologischer Ordnung aufgeführt werden:

 

1370 Christian von Sechtem, Rektor der Kapelle von Oberaußem. Am 2. November 1373 verzichtete er zu Händen des Patrons der Kapelle, des Abtes von Cornelimünster auf die Stelle.

1600 Heinrich Satorius. Er ging 1600 nach Rödingen.

1610 Johann Esser.

1622 Gottfried Fabricius. Über ihn berichtet der Dechant Crays Unrühmliches. Er wird mit 1 Malter Korn und 5 Goldgulden bestraft.

1638 -1649 Heinrich Wiedenfeld. Er vermacht der Pfarrstelle den heutigen Pfarrgarten. Dafür sollen nach seinem Tode zwei Gedächtnisse gehalten werden.

1649 – 1670 Jodokus Wandlohe.

1671 – 1686 Theodor Frioll.

1690 N. (?) Gohr und Weisweiler.

1719 Reiner Kister.

1720 – 1743 Peter Blümeling aus Frechen. Er starb am Schlagfuß und wurde in Bergheimerdorf beerdigt. Er hatte die revidierten Statuten der Vinzentius-Bruderschaft unterzeichnet.

1743 – 1751 Johann Froitzheim.

1755 – 1764 Heinrich Michael Schiffer aus Esch bei Elsdorf.

1764 – 1795 Joh. Neuen. Er starb am 13. Februar 1795.

1795 – 1806 Jakob Maintz. Er wurde an die Kapelle von Allerheiligen in Köln versetzt, wo er starb.

1806 – 1811 Everhard Otten. Erkam aus dem Franziskanerorden, wo er Pater Symmachus genannt wurde. Er liegt auf dem Oberaußemer Friedhof an der Stelle begraben, wo früher das alte Missionskreuz stand.

1811 - 1813 Franz Arnold Linden, er war zuerst Professor in Bergheim, kam schwindsüchtig nach Oberaußem.

1813 - 1829 Anton Hoffschlag, am 5. Oktober 1760 in Köln geboren, wurde er 1811 Pfarrer in Thorr. 1825 mußte er dort die Pfarrstelle wegen eines Beinbruches aufgeben und wurde Primissar, (Frühmeßpriester) in Oberaußem, wo er am 16. Juni 1839 starb. Er machte eine Armenstiftung und eine Stiftung für eine Andacht in der Fronleichnamsoktav. Sein Bruder Theodor erhöhte später das Stiftungskapital um 300 Mark.

1825 - 1832 Anton Hoch. Im Jahre 1832 wurde er nach Wissersheim bei Düren versetzt.

1832 - 1844  Martin Schröder. Er kam von Münstereifel nach Oberaußem und starb hier am 9. Mai 1844. Man erzählt von ihm, dass er mit großem Eifer gegen die Betrügereien des „hl. Schäfers“ von Niederembt aufgetreten sei. (über den kl. Schäfer erzählt Noll ausführlich in seiner „Heimatkunde des Kreises Bergheim“. Er geriet in den Ruf eines Wunderdoktors, weit über die Grenzen Deutschlands hinaus)

1844 - 1863 Franz Peter Berg. Unter ihm wurde das heutige Pfarrhaus erbaut.

1863 - 1900 Theodor Richartz. Unter ihm wurde die neue Kirche erbaut. Er stiftete derselben reiche Geschenke und machte bedeutende Meßstiftungen. Auch schenkte er der Kirche testamentarisch ein größeres Kapital und ließ auf seine Kosten eine Küsterwohnung erbauen.

1900 - 1907 Heinrich Paffenholz. Zuerst war er Rektor an der höheren Knabenschule in Bergheim. 1900 kam er nach Oberaußem und 1907 wurde er wieder versetzt. Er ließ am Pfarrhaus umfangreiche Arbeiten vornehmen und einen Gesellschaftssaal errichten, der hauptsächlich den Zwecken des von ihm gegründeten Jünglingsvereins diente und heute noch der Pfarrjugend dient.

1907 - 1923 Werner Leuchter. Er wurde 1869 in Würselen geboren. Er gründete in Oberaußem eine Männer-, Jünglings- und Jungfrauenkongregation.

Die nach Pfarrer Leuchter folgenden Geistlichen sind: Dr. Viktor Landen (bis 1932); Hermann Mülfarth (1933 – 1938) und Johannes Oehm (seit 1939).

 

Viele der Geistlichen, die der Catalogus pastorum aufweist, starben auch in Oberaußem. Sie wurden auf dem Friedhof beerdigt, wie alte Grabsteine uns bezeugen.

 

 

 

 

 

 

 

Quellen:

  • Kölnische Rundschau
  • Recherchen von U. Reimann