Startseite  Fortuna   Kohle  Oberaussem - Braunkohle  Die Beisselsgrube

Oberaußem - Fortuna und die Braunkohle


5. Die Beisselsgrube

 

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es zwischen Quadrath und Oberaußem bereits mehrere kleine Braunkohlengruben, welche die Braunkohle noch mittels unterschiedlicher Techniken förderten. Hierzu gehörte die Beisselsgrube des Freiherren von Frentz bei Quadrath. 1822/23 erhielt er die Konzession für die Beisselsgrube.

Im Jahre 1898 kaufte eine Gesellschaft unter Führung von Adolf Silverberg die Braunkohlegrube Fortuna und die Beisselsgrube auf. Ab 1899 erfolgte dann die Mehrheitsbeteiligung der Gewerkschaft Fortuna an der Beisselsgrube.

Die Beisselsgrube bedeckte bis 1910 eine Fläche von knapp 15 Hektar. Das gesamte Gelände dieser Grube war ein ehemaliges Waldgebiet. Die anfangs unbedeutenden Abraummengen wurden in der Nähe der zugehörigen Brikettfabrik und der Ortschaft Ichendorf aufgeschüttet.

Da sich in den 1880er Jahren die Steinkohle stark verteuerte, stellten viele Industriebetriebe auf Braunkohle als Energieträger um. Aus diesem Grund entwickelte sich auch die bis dahin unbedeutende „Beisselsgrube“ bei Quadrath außerordentlich.

Das Besondere an den Gruben unseres Raumes war ihre Flözmächtigkeit; bis zu hundert Meter mächtige Flöze lagerten in der Ville. Solche einheitlichen Flözpartien waren mit den damals üblichen, vielfach gleisgebundenen Abbaugeräten mit ihren langen Auslegern gut gewinnbar. Schrämbagger erreichten Abtragungshöhen um die 40 Meter; Eimerkettenbagger kamen während der dreißiger Jahre auf Gewinnungsleistungen von über 2.000 Kubikmeter pro Stunde. In der damals „typischen“ Gerätekombination, war die Technik bereits außerordentlich leistungsfähig.

In der Nachkriegszeit wurde der Eimerkettenbagger mehr und mehr durch die heute übliche Schaufelradbaggertechnik abgelöst.

Auch die Beißelsgrube fraß sich nach 1935 noch schneller in die Waldgebiet hinein. Der Tagebau Beisselsgrube war infolge eines Kippenrutsches im Vorjahre so eng geworden, daß die dort anfallenden Abraummassen darin nicht mehr untergebracht werden konnten. Zum Transport der Massen in den Tagebau Fortuna wurde deshalb durch den Oppenheimschen Wald eine Verbindungsbahn hergestellt. Der auf der Beisselsgrube in Betrieb gewesene Krupp-Absetzapparat, mit schwenkbarem Abwurf-Band, wurde in der Grube Fortuna aufgestellt und im September in Betrieb genommen. Im Oktober 1935 wurden erstmalig Abraummassen der Beisselsgrube über die schon erwähnte Verbindungsbahn gefahren und in den Tagebau Fortuna verstürzt.

Die Beisselsgrube erreichte 1938 die Köln-Aachener Landstraße. 1947 wurde die Beisselsgrube mit der Grube Fortuna vereinigt.

Mitte der fünfziger Jahre (1955) stellte die Beisselsgrube ihre Kohleförderung ein. Zug um Zug wurden die ehemaligen Grubenflächen bei Quadrath-Ichendorf verkippt. Die Rekultivierung des einstigen Grubengeländes erfolgte während der sechziger Jahre.

 

Quellen:

Werkszeitschrift Revier und Werk

Postkarte Privatbesitz

Bilder Archiv RWE