Die alteingesessenen Oberaußemer Familien Eßer, Braun und Schmitz.
Ausarbeitung von U. Reimann, Febr. 2009
Am Beispiel der Familiengeschichte von Fritz Eßer „Eßers Fibbes“, Niederaußemer Straße, soll nachfolgend ein wenig die Herkunft und Struktur einer Oberaußemer Familie und deren Verknüpfungen mit den ebenfalls alteingesessenen Familien Braun und Schmitz beleuchtet und dargestellt werden.
Anhand von alten Dokumenten und persönlichen Angaben, kann die Geschichte der Familie Eßer, im Ort auch als die „Schickas“ bekannt, bis ins 18. Jahrhundert zurückverfolgt werden. Im Besitz von Fritz Eßer befindliche Urkunden geben u.a. auch interessante Einblicke in die Zeit, als Oberaußem zum französischen Departement Roer und danach zu Preußen gehörte.
Wer in unserem Ort kennt ihn nicht, den noch heute sehr aktiv am Oberaußemer Orts- und vor allem Vereinsleben teilnehmenden „Eßers Fibbes“. Jahrelang hat er den Männergesangverein unseres Ortes durch sein sehr engagiertes Mitwirken als Sänger und Vorstandsmitglied mitgeprägt. Jahrzehntelang sorgte er mit dem inzwischen zur Ortshymne gewordenen Lied „Lev Overoßem, wat bes de schön, …“, als Solist und Vorsänger, für den Abschluß des jährlich stattfindenden Bunten Abends des MGV-Erhohlung. Auch im Oberaußemer Karneval war Fibbes lange Jahre stets aktiv und verantwortungsvoll präsent. Man kann sagen, wenn es im Ort was zu feiern gibt, ist er stets mit Rat und Tat zur Stelle. Also glauben viele, Fibbes sei ein typisches Oberaußemer Urgestein, was man auch durchaus so sehen kann. Vorliegenden alten Dokumenten und Zeitzeugenberichten zufolge, kamen seine Vorfahren ursprünglich aber nicht aus Oberaußem. Erst durch Einheirat in eine Oberaußemer Familie Bock, wurde Ende des 18. Jahrhunderts einer seiner Urahnen, der Johannes Sika, in Oberaußem sesshaft. Der Name Eßer kam etwas später durch die Einheirat eines Peter Eßer aus Stommeln nach Oberaußem in die Familie.
Das Originaldokument hat folgenden Wortlaut:
Nr. 210 GEBURTS – AKT.
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MAIRIE von Paffendorf
GEMEINDE-BEZIRK von Köllen
Vom neunzehnten Tag des Monats Ventöse im neunten Jahr der frankischen Republik
GEBURTS-AKT von Peter Sika, geboren den ein und zwanzigsten Plaviose um vier Uhr des Nachmittags, Sohn von Johannes Schika aus Oberneyer in Böhmen und Maria Bock wohnhaft zu Oberaußem.
Das Geschlecht des Kindes ist für Männlich erkannt worden.
Erster Zeuge, Peter Roberts vierzig sechs Jahre alt, Taglöhner aus Oberaußem.
Zweiter Zeuge, Heinrich Strack vierzig ein Jahre alt, Taglöhner aus Oberaußem.
Auf die Aufforderung, die an uns gemacht worden von Johannes Schika
Und haben beyd erkläret Schreibens unerfahren zu sein.
Beurkundet dem Gesez gemäs von mir Emanuel Uhles aus Oberaußem Maire von Paffendorff - das Amt eines öffentlichen Beamten des Civilstandes, versehend.
P. Uhles, Maire
Die Franzosen hatten 1792 mit der Gründung der 1. Republik, eine neue Zeitrechnung eingeführt, das Jahr begann demnach am 22. September, die Woche (Dekade) hatte 10 Tage und die Monate bekamen neue Namen. Die Jahreszahl zeigte die Jahre des Bestehens der Republik, also ab 1792.
Eine Umrechnung der in der Geburtsurkunde von Peter Sika aufgeführten französischen Zeitangaben auf die heutige Zeitrechnung, die nach der Niederlage Napoleons wieder bei uns eingeführt wurde, ergibt folgende Daten für das Dokument:
„Vom neunzehnten Tag des Monats Ventöse im neunten Jahr der frankischen Republik, ergibt das Datum 10. März 1801“
„geboren den ein und zwanzigsten Plaviose, bedeutet geboren am 10. Februar 1801“
Die Caecilia Schicka heiratete dann am 5. September 1857 einen Peter Eßer, der aus Stommeln kam. Ab diesem Zeitpunkt verliert sich der Name Schicka in Oberaußem. Bis heute werden aber teilweise Nachkommen des einst aus dem Böhmischen nach Oberaußem eingewanderten Johannes Schicka, obwohl sie offiziell Eßer heißen, von den älteren Oberaußemern „Schicka“ genannt.
Das Ehepaar Peter und Caecilia Eßer hatte vier Kinder, und zwar:
- Peter Josef Eßer, * 03.11.1858, er war der Großvater von Fritz („Fibbes“) Eßer.
- Gertrud Eßer, * 22.02. 1862
- Jakob Eßer, * 03.04. 1865
- Gerhard Eßer, * 24.05.1870, er war der Großvater von Gerhard („Schicka“) Eßer. Oberaußem, An der Bahn.
Peter Josef Esser und seine Frau hatten sieben Kinder, fünf Söhne und zwei Töchter.
Einer ihrer Söhne war der am 16.05.1898 in Oberaußem geborene Gerhard Eßer, der Vater von Fritz („Fibbes“) Eßer.
Gerhard Eßer hatte am 31. Oktober 1920 in Cöln, in der Kirche St. Severin, die Margarete Ürtz aus Köln geheiratet. Gewohnt haben sie danach in Oberaußem, in der Niederaußemer Straße Nr. 34, in einem Haus, das einem Bruder des damaligen Oberaußemer Feuerwehr-Brandmeisters Wolf gehörte. Sie bekamen insgesamt sieben Kinder.
- Anna Katharina Eßer, * am 07.02.1922 in Oberaußem, getauft am 12.02.1922 in der Pfarrkirche St. Vinzentius vom Pfarrer Dr. Viktor Landen, gestorben am 30. August 1925
- Gertrud Eßer, * am 07.03.1923 in Oberaußem, getauft am 11.03.1922 in der Pfarrkirche St. Vinzentius vom Pfarrer Dr. Viktor Landen. Sie lebt in Neumünster.
- Peter Josef Eßer, * am 05.05.1927 in Oberaußem, getauft am 15.05.1927 in der Pfarrkirche St. Vinzentius vom Pfarrer Dr. Viktor Landen. Er lebte bis zu seinem Tod in Bergheim.
- Fritz („Fibbes“) Eßer, * am 02.01.1930 in Oberaußem, getauft am 12.01.1930 in der Pfarrkirche St. Vinzentius vom Pfarrer Dr. Viktor Landen. Lebt in Oberaußem, Niederaußemer Straße.
- Anna Maria Eßer, * am 17.05.1931 in Bergheim, getauft am 19.05.1931 im Krankenhaus in Bergheim. Sie lebt in Köln.
- Anna Katharina Eßer, * am 27.01.1933 in Oberaußem, getauft am 12.01.1930 in der Pfarrkirche St. Vinzentius vom Pfarrer Mülfarth. Sie lebt in Düsseldorf
- Gerhard Eßer (Spitzname Spron), * am 06.08.1938 in Oberaußem, getauft am 10.08.1938 in der Pfarrkirche St. Vinzentius vom Kaplan Eduard Hegel. Er lebt in Thorr.
Die beiden nachfolgenden Fotos zeigen: Foto links, sitzend v. li.
Gerhard Eßer, seine Frau Margarethe Ürtz, daneben ihre Stiefmutter,
hinten Mitte sein Schwiegervater Matthias Ürtz.
Foto rechts:
Fünf der insgesamt sieben Kinder von Gerhard und Margarethe Esser.
sitzend v. re. Katharina Eßer, Anna-Maria Eßer
stehend v. re. Peter Eßer, Gertrud Eßer und Fibbes Eßer
Das Foto entstand 1936 in der Niederaußemer Straße.
Die Verknüpfung der Familie Schicka – Eßer mit den Familien Braun und Schmitz
Die Frau von Fritz Eßer, die am 24.10.1926 in Oberaußem geborene Maria Braun, war die Tochter von Martin Braun und Katharina Braun geb. Schmitz. Martin Braun kam aus Quadrath, seine Eltern waren Johann und Maria Braun geb. Kurth –Bestattungshaus Kurth, „Kurth`s Dreckes“-. Katharina Braun war die Tochter von Peter und Katharina Schmitz geb. Dick. Das Ehepaar Braun-Schmitz zog zu den Eltern, in das bereits erwähnte kleine Haus an der Niederaußemer Straße, das Peter und Katharina Schmitz 1907 öffentlich ersteigert hatten. Nach dem Tode des Ehepaares Schmitz gehörte das Haus dann den Eheleuten Martin Braun und Katharina Braun. Die wohnten jahrelang zusammen mit ihren beiden Töchtern Katharina Bornschein und Maria Eßer und deren Familien in dem kleinen Anwesen. Als die Eheleute Braun verstorben waren, fiel das kleine Anwesen an Maria und Fritz Esser. Die kleinen Gebäude wurden dann Ende der 1970ger Jahre abgerissen. Es entstand dort wie bereits erwähnt das große, heutige Wohnhaus der Familien Eßer-Nef-Braun.
Einzelheiten zur Familie Braun klick hier:
Einzelheiten zur Familie Schmitz klick hier:
Quellen:
- Informationen, Dokumente, Fotos von Fritz Eßer
- Recherchen, Texte, Fotos, Layout U. Reimann