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Geschichte der Familie Nicolin

Ausarbeitung von U. Reimann

 

 

Bei der Betrachtung der Oberaussemer Geschichte über die letzten 150 Jahre, stößt man immer wieder auf den Namen Nicolin.

Die Vorfahren der Familie Nicolin hießen ursprünglich de Nicolina und stammten aus der Gegend von Bormio, dem heutigen Wintersportort in den italienischen Alpen. Heute gibt es im rheinischen Raum zahlreiche  Familienzweige dieser Familie.

Mitglieder der Oberaussemer Familien Nicolin waren häufig in allgemeinen, kirchlichen und politischen verantwortungsvollen Positionen unseres Ortes vertreten.

Es erscheint dem Verfasser dieser Ausarbeitung daher als geboten, im Rahmen der Aufarbeitung der Ortsgeschichte von Oberaussem, die Geschichte der Familie Nicolin mit einer etwas größeren Aufmerksamkeit zu betrachten und schriftlich festzuhalten.

Im Wesentlichen konzentriert sich die Ausarbeitung demzufolge auf die Oberaussemer Zweige der Familie Nikolin.

Inzwischen gibt es in Oberaussem mehrere weitere Generationen in den Zweigen des Ingenieurs Albert Nicolin und des Gärtners Johann Nicolin, die aber nicht mehr den traditionsreichen Namen tragen. Man kann demzufolge davon ausgehen, daß er demnächst nicht mehr im Namensverzeichnis unseres Ortes zu finden sein wird.

 

Als Basis der folgenden Betrachtung und Ausarbeitung dienen u.a. die Veröffentlichung „300 Jahre Familiengeschichte …“, von Walter Nicolini, persönliche Nachforschungen und Informationen heutiger Familienmitglieder, wie Hermann Josef Nikolin (Butzbach), Willi Nikolin (Oberaussem). Aus diesen Werken und Veröffentlichungen wurden teilweise wörtlich Textpassagen, nach persönlichen Genehmigungen der Autoren, hier übernommen. Des weiteren sind eigene Erfahrungen, Erinnerungen und Recherchen des Verfassers hier niedergeschrieben. 

Beispielhaft für das Engagement der Nicolins in Oberaussem seien hier nachfolgend kurz angeführt:

 

  • Katharina Nicolin geb. Huich (geb. 14.12.1833 – gest. 19.02.1907), verheiratet mit Hermann-Josef Nicolin (geb. 14.(23.)11.1800 – gest. 23.07.1875) aus Oekoven, hatte nach dem Tod ihres Mannes, 1881 der neu erbauten Oberaussemer Pfarrkirche eine kostbare gothische Kanzel gestiftet. Die Holzkanzel, die heute leider nicht mehr in der Kirche eingebaut ist, lieferte der Bildhauer Jägers aus Cöln zum Preise von 2160 Mark. Der Schalldeckel der Kanzel war Anfang März 1945 durch einen amerikanischen Artillerietreffer ins Kirchenschiff, stark beschädigt worden. Die unbeschädigten Reste der Kanzel wurden nach dem 2. Vatikanischen Konzil abgebaut. Teile davon wurden später in die Seitenaltäre der Kirche integriert.
  • Ein Sohn der beiden, der Landwirt Johann Nicolin (geb. 24.02.1860 – gest. 13.05.1941), verheiratet seit dem 04.05.1894 mit Maria-Gertrud Vasen (geb. 05.02.1871 – gest. 15.02.1946), sie hatten zusammen 12 Kinder, bekleidete von 1898 – 1918 das Amt des Gemeindevorstehers in Oberaussem und Fortuna. Er war auch eine Zeit lang Kirchenrendant der kath. Pfarrgemeinde gewesen. Am 4. Sept. 1900, hatte er auf Anweisung des Bürgermeisters Commer, die konstituierende Sitzung zur Gründung der freiwilligen Feuerwehr unseres Ortes einberufen. Seit Generationen gehörten die Männer der Familie Nikolin zu den Oberaußemer Jagdherren. So betreute der Ortsvorsteher Nicolin um 1900, gemeinsam mit dem damaligen Oberaußemer Förster, Johann Rauwald und dem Hauptlehrer Dürbaum die hiesigen Jagdreviere.
  • Sein Sohn, Johann Nicolin (geb. 26.01.1910 – gest. 20.01.2005) ist den älteren unseres Ortes wohl noch in guter Erinnerung. Er war Gartenbauer und hatte den elterlichen Hof übernommen. Neben dem kleinen Landwirtschaftsbetrieb, betrieb er mit seiner Frau eine eigene Gärtnerei und einen Gemüseladen. Im Ort war er sehr bekannt und wurde bewundert, da er trotz seiner Kriegsverwundung, er hatte einen Arm verloren, seinen stattlichen Betrieb lange selbst geführt und sich wie sein Vater, als Jagdherr und Feldschütz einen Namen gemacht hatte.
  • Albert Nicolin, ein Oberaussemer Neffe von Johann Nicolin, engagiert sich heute stark im Vereinsleben unseres Ortes, vor allem bei der Restaurierung der ehemaligen Windmühle auf dem Tonnenberg. Zusammen mit den Mitgliedern des Stadtteil-Forums Oberaussem und dem 2008 gegründeten Mühlenverein, arbeitet er intensiv an der Restaurierung der alten Windmühle auf dem Tonnenberg. Er hat das alte, vom Verfall gezeichnete Mühlengebäude von der Stadt gepachtet. Nach dem Abschluß der Restaurierungsarbeiten, möchte er durch verschiedenartige Veranstaltungen in und an der Mühle, dieses Stück Heimatgeschichte, fest ins Oberaußemer Kulturleben einbeziehen.

 

 

Allgemeines zur Familie Nicolin / Nicolini:

 

Zur Herkunft der Familie ist festzuhalten, daß ihre Wurzeln mit großer Wahrscheinlichkeit im Raum Como und Mailand, also im heutigen Italien lagen. Die genaue, ursprüngliche Herkunft der Nicolins wird aber trotz intensiver Recherchen einiger Familienangehöriger, wohl für immer im Dunkeln verborgen bleiben. Der Name Nicolini leitet sich wahrscheinlich vom Namen des Bischofs von Lyrien ab, den wir heute als den heiligen Nikolaus verehren.

 

Trotz aller Schwierigkeiten bei den Bemühungen Licht und Klarheit in die Familiengeschichte zu bringen, erbrachten die Nachforschungen von Dr. Mathias Hubert Nicolini, Rechtsanwalt in Köln, und Walter Nicolini, dennoch ein bemerkenswertes Ergebnis.

Dr. Mathias Hubert Nicolini (* 30.12.1895 in Köln) erstellte aus seinen Nachforschungsergebnissen Anfang der 1950-ger Jahre eine Chronik, die er „Nicolini“ nannte. Walter Nicolini aus Miesbach in Oberbayern, entwickelte daraus unter Hinzufügung persönlicher Recherchen und eigenen Illustrationen, eine Familiengeschichte, die er in Form einer spannenden Erzählung niederschrieb und als Buch veröffentlichte. Die in der Erzählung von Walter Nicolini, außerhalb der Familie genannten Namen und Personen, sind laut seiner Angabe, frei erfunden und haben keinen Bezug zur Wirklichkeit.

 

Seiner Erzählung gab er getreu seinen familiären Wurzeln einen Titel in italienischer Sprache:

 

 

“La Storia della Famiglia de Nicolina”

 

Die Erzählung stützt sich auf Dokumente und eigene Recherchen, die den Leser bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts zurückführen. Es wird dabei hauptsächlich die Geschichte der Familienzweige Nicolini aufgezeigt, die sich nach dem Aufbruch von Giacomo de Nicolina, seiner Frau Maria und seinem Bruder Giovanni-Battista im Jahr 1676 in Bormio, nördlich der Alpen gebildet und entwickelt haben.

 

Mit ungeheurem Aufwand und persönlichem Fleiß schafften es Dr. Mathias Hubert Nicolini und Walter Nicolini, einen fast kompletten Stammbaum der Familie Nicolini, für den heutigen Bereich nördlich der Alpen zu erstellen.

 

Mit persönlicher Genehmigung von Walter Nicolini, nachfolgend nun eine gekürzte Zusammenfassung, mit Verwendung von Originaltextpassagen, dieser Familiengeschichte.

 

Es erscheint als sicher, dass die Vorfahren der hiesigen Familien Nicolini / Nicolin auf der Alpensüdseite im Umfeld von Bormio, der „La Contea di Bormio“, mit den Tälern Valfurva, Valdisotto, Valdidentro, das Valle del Braulio und das Valle di Frae`le, gelebt haben. 1676 zogen von dort aus der Giacomo de Nicolina, seine Frau Maria, eine geborene Roner und Giovanni-Battista de Nicolina über die Alpen nach Norden, in die Gegend von Euskirchen. Aus ihrer Nachkommenschaft entwickelte sich dann u.a. der Zweig der Oberaussemer Familie Nicolin.

 

Das Stammhaus der Familie de Nicolina war in Torripiano, in der Nähe von Bormio. Dort steht es laut Walter Nicolini noch heute so da, wie es war, als die drei Emigranten einst ihre Heimat verlassen haben. Noch heute nennt man das Haus im Ort Torripiano „Casa Nicolini“, obwohl es die Familie schon lange nicht mehr im Contado von Bormio gibt.

 

Bormio und sein Umland. Von hier aus kamen die Vorfahren der Nicolins in unsere Gegend.
La Casa Nicolini in Torripiano

Der letzte Nicolini in Bormio war Pietro Antonio Nicolini, der 1833 verstarb. Auch er war Podesta der Gemeinde Bormio. Er war mit der Fran­cesca Contessa de Lecchi verheiratet. Dieser verdankt Bormio, daß es 1799 von einer Bombardierung durch französische Truppen verschont blieb.

 

Die Familie de Nicolina genoß zur damaligen Zeit in der Gegend von Bormio wohl ein hohes Ansehen, man zählte zur Aristocrazia der Contea.

 

Der Vater der beiden Emigranten von 1676, Giacomo und Giovanni-Battista, war der 1612 in Torripiano geborene Giovanni de Nicolina. Er war als der Podesta von Torripiano und Mitglied im Conciglio der Contea di Bormio ein einflussreicher Mann.

Ein Podesta war damals im Veltlin der gewählte Administrator (Gemeindepräsident, Bürgermeister), der eine Gebiet oder eine Gemeinde für einen bestimmten Zeitraum führte. 

 

Die Pazeller-Vorfahren

Das Pazeller Haus in Tarasp

Die Mutter der beiden war Maria de Nicolina geb. Pazeller. Sie stammte aus Tarasp im Engadin, damals eine Enklave Tirols in Graubünden. Auch sie kam aus einer einflußreichen Familie. Ihr Urgroßvater, ein Paul Ruosch, war ein illegitimer Sohn von Ulrich dem IX. von Tarasp. Man nannte ihn Pazeller. Der Mann, der ihn an Kindesstatt in seine Familie aufgenommen hatte, hieß Caspar Ruosch und kam aus Appenzell, daher der Name Pazeller.

 

Warum genau die Vorfahren der hiesigen Familien Nicolin im Jahre 1676 ihre Heimat in Richtung Euskirchen und Niederrhein verlassen haben, bleibt wohl unbekannt, so dass es hierzu auch nur bei Vermutungen bleiben wird. Allerdings hat Dr. Nicolini dazu eine Theorie entwickelt, die sich größtenteils auf gültige Dokumente stützt, glaubhaft erscheint und auch nachvollziehbar ist. Er geht davon aus, dass Giacomo de Nicolina, seine Frau Maria und sein Bruder Giovanni – Battista de Nicolina, hauptsächlich aus Gründen der Überbevölkerung, der Arbeitslosigkeit und der damals herrschenden politischen Wirren ihr Elternhaus verlassen haben, um in der Fremde ein neues Leben zu beginnen. Ein weiterer Grund  kam wohl noch hinzu, der ihren Entschluß letztendlich bekräftigt haben dürfte. So hatten sie wahrscheinlich durch Berichte von Durchreisenden, eines Herrn von Brempt und dessen Gattin, der Contessa de Rossi, Informationen darüber, daß zur damaligen Zeit in der Gegend von Euskirchen Fachleute wie sie es waren gesucht wurden. Mit ihnen versuchte man die dortige, niederliegende We­bindustrie, nach den jahrelangen Kriegswirren wieder in Gang zu bringen. Dem entsprechend hofften die Ausreisewilligen wohl, mit ihren Fähigkeiten und ihren Kenntnissen, am Niederrhein gute Arbeit und dadurch auch bessere Lebensbedingungen zu finden.

Damals stand in Bormio und den umliegenden Ortschaften sicherlich in fast jedem Haus ein Webstuhl, Leinenweber war ein anerkannter Handwerksberuf und die Menschen aus den Tälern waren bekannt für die hohe Qualität ihrer Leinenprodukte.

Euskirchen war noch bis ins neunzehnte Jahrhundert ein bedeutender Leinenmarkt und eines der Textilzentren am Niederrhein. Im Sommer, wenn der Flachs blühte, war die Gegend um Euskirchen und das Land am Niederrhein ein einziges blaues Meer. “Wir machen eine Fahrt ins Blaue“, ist eine heute noch geläufige Redensart. Die meisten kennen diesen Spruch, aber wer weiß noch, daß damit eine Fahrt oder ein Gang in die blühenden Flachsfelder gemeint war.

Flachs und die damit verbundene Hoffnung auf gute Arbeit und ein besseres Leben, das könnte also einer der wesentlichen Gründe gewesen sein, wa­rum die drei Nicolinis Bormio verlassen haben und die lange beschwerliche Reise nach Euskirchen auf sich genommen haben.

Laut Walter Nicolini hatten sich die drei der Familie von Brempt, die aus der Euskirchener Gegend kam und dort unternehmerisch in der Textilindustrie tätig war, als Mitreisende angeschlossen.

 

Die Reise nach Euskirchen

 

Die Reise führte damals wohl von Bormio aus über die Alp La Schera nach Zernez, dort überquerte man den Inn um weiter über den Fluelpass nach Davos zu gelangen. Über den Strelapass erreichte man Chur. Von Chur aus ging’s per Schiff den Rhein abwärts, über den Walensee, Ober- und Untersee nach Zürich. Die Weiterreise ab Zürich erfolgte dann wahrscheinlich mit stabilen Holzschiffen, so genannten „Seenauen“, die neben den Rudern ein Segel besaßen. Die Schiffsreise ging vorbei an den Felsen und Stromschnellen von Laufenau nach Basel, dann weiter den rheinabwärts. Man passierte Straßburg, Worms, Speyer und Koblenz bevor man wahrscheinlich in der kleinen Ortschaft Kripp, an der Ahrmündung in den Rhein, die Schiffsreise beendete.

Das diese lange Reise nicht nur große allgemeine Strapazen für die Reisenden mit sich brachte sei hier noch kurz angemerkt. So brachte die damalige politische Konstellation es mit sich, dass man es alleine auf der Strecke bis zur Ahrmündung, mit mindestens zwanzig verschiedenen Herrschaftsbereichen zu tun hatte, wobei sicherlich jeder einzelne den Reisenden gültige Legimationsdokumente und auch Zollgebühren abverlangt haben dürfte.

Von Kripp aus sind die Nicolinas dann wahrscheinlich die letzten ca. 20 km der Strecke nach Euskirchen übers Land gereist.

Als man dann im Jahre 1676 Euskirchen erreicht hatte, mußten die Nicolinis rasch erfahren, dass dort nicht alles so war wie man es ihnen geschildert hatte und sie es sich erträumt und erhofft hatten.

Im ganzen Lande waren die Franzosen. Die Bevölkerung hatte kaum zu essen und litt stark unter den Besatzern.

Wie enttäuscht müssen die Nicolinis gewesen sein, waren sie doch in ein für sie fremdes Land aufgebrochen, um dort, so hofften sie, mit ihren handwerklichen Fähigkeiten und Kenntnissen des Tuchwebens, am Aufbau einer Textilindustrie mitzuwirken und resultierend draus, bessere Lebensbedingungen zu erreichen. Stattdessen wurden sie von Not und Chaos empfangen.

Nach Euskirchen ließ man sie als Fremde überhaupt nicht hinein. Man hatte dort Angst vor Seuchen und der gerade wieder ausgebrochenen Pest. Mehr noch befürchtete man aber, daß die ohnehin schon knappe Ernährung immer noch knapper würde.

 

 

Groß-Vernich heute

Letztlich fanden Giacomo und Maria de Nicolina wohl eine Bleibe in Groß-Vernich, nicht weit von der Stadt Euskirchen, am Lauf der Erft. Wir werden wohl nie­mals genau erfahren, wie sie sich ihren Lebensunterhalt erarbeitet haben, ob wie gehofft als Weber oder nur als Tagelöhner in der Landwirtschaft.

Anfangs müssen sie aber große Not gelitten haben. Das erklärt, warum ihr zweiter Sohn Giorgio erst 1685 zur Welt kam, während das erste Kind, der Sohn Rudolphus, bereits kurz nach ihrer Ankunft in der neuen Heimat geboren wurde. Daß weder die Geburt noch die Taufe dieses erstgeborenen Sohnes Rudolphus in keinem Kirchenbuch auftaucht, ist ver­ständlich.

Dr. Nicolini hat aber die Existenz dieses Rudolphuses spä­ter anhand anderer Eintragungen der Kirchenbücher nachweisen können. Das war deshalb wichtig, weil dieser Rudolphus die Brücke zu den meisten Nachkommen der Nicolini nördlich der Alpen bildet. Die Ge­burtsgeschichte des Rudolphus bleibt aber wohl für immer ungewiss.

 

Giacomo und Maria de Nicolini waren also wie bereits erwähnt, die Stammeltern der meisten Nicolini / Nicolin nördlich der Alpen und somit auch der Familien Nicolin in unserem Heimatort Oberaussem.

Insgesamt hatten Giacomo und Maria wohl mindestens sechs Söhne als Nachkommen:

  • Rudolphus, er wurde 1676 geboren
  • Giorgio, 1685
  • Johann-Battista, um 1690
  • Godefredus, 1700
  • Johannes, 1706
  • Heinrich, 1710, er war der Stammvater der Oberaussemer Linie Nicolin

 

Der mit Giacomo und Maria gereiste Giovanni-Battista de Nicolina fand seine neue Heimat im Bergischen Land. Er hatte dort Zugang zu den begüterten Kreisen gefunden und dadurch insgesamt gesehen wohl bessere Karten gezogen als sein Bruder Giacomo.

 

Um das Jahr 1710 muß dann noch der Gian-Maria de Nicolina mit dreien seiner Söhne am Rhein angekommen sein, sie nannten sich noch einige Zeit “de Nicolina“.

 

Um 1700 kam noch Girolamo de Nicolina nach Mainz. Vielleicht ist er derjenige der mit Tuchen aus Bormio in Mainz gehandelt hat.

 

 

Die Oberaussemer Familie Nicolin.

 

Eine Zurückverfolgung des Stammbaumes der hiesigen Familien Nicolin, führt zum jüngsten der Söhne von Giacomo und Maria de Nicolini. Es war der 1710 in Groß-Vernich geborene Heinrich Nicolin. Wahrscheinlich war er seit 1740 mit Helene Grün aus Franckhoven verheiratet. Heinrich Nicolini ist mit ihr nach Delen / Oekhoven gegangen, wo er in der Landwirtschaft arbeitete und am 11.03.1769 verstarb.

 

Ihr erster Sohn war Johann Nicolin (geb. am 27.01.1741 in Oekhoven, gest. am 30.07.1808 ebenda). Von Beruf Ackerer. Er war zweimal verheiratet. Aus der 2. Ehe mit Christa Schiffer (geb. am 05.09.1765 in Hönningen, gest. 25.04.1823 in Oekhoven), stammt der Sohn Hermann Josef Nicolin (geb. am 14. oder 23.11.1800 in Oekhoven, gest. am 23.07.1875 in Oberaußem). Anfangs hatte dieser als Knecht auf dem Hof von Heinrich Klein in Glessen gearbeitet. Nach dem Tod des Bauern, heiratete er am 08.12.1824 in Paffendorf, dessen Witwe Agnes Klein geb. Hamacher (geb. am 10.02.1767 in Glessen, gest. am 10.12.1854 in Oberaussem), Tochter von Reiner Hamacher und Anna Maria Roelshoven. Sie war 33 Jahre älter als Hermann Josef Nicolin und war die Schwester der Frau seines Bruders Johannes. Mit ihr zusammen erwarb er das Anwesen mit Gebäudebestand in Oberaussem und baute es zu einem ansehnlichen Landwirtschaftsbetrieb aus. 18 Jahre nach dem Tod seiner 1. Frau, heiratete er Katharina Huich aus Kenten. Sie hatten zusammen ein Kind.

 

Herman Josef Nikolin und Katharina Huich wurden die Stammeltern der Oberaussemer Linie Nikolin.

 

Tiefergehende Informationen zu dem nach Oberaussem führenden Familienzweig Nr. 3, sind aus den grafischen Darstellungen, der Stammbaum Blätter 0, 1, 2, 3a und 3b, ersichtlich.

 

 

Nachfolgend nun einige detailliertere Informationen zum Leben und Wirken der Nicolins in Oberaussem. Kern dieses Abschnittes bildet die Geschichte des einstigen Landwirtschafts- und Gärtnereibetriebes Nicolin in unserem Ort.

 

 

 

Der Hof Nicolin und seine Bewohner in Oberaussem

Das Wohn-und Geschäftshaus der einstigen Hofanlage Nicolin heute.

 

Bei diesem ehemaligen Landwirtschaftsbetrieb handelte es sich um einen Hof mittlerer Größe, aus der Mitte des 19. Jahrhundert. Das Anwesen befindet sich noch heute an der Ecke Bergheimerstraße – Richartzstraße, direkt neben dem Blumenhaus Wintz. Erbaut wurden die ersten Gebäude des Anwesens bereits im frühen 17. Jahrhundert, also lange bevor der aus Oekhoven gebürtige Hermann-Josef Nicolin es gegen 1850 kaufte und danach zu einem ansehnlichen Landwirtschaftsbetrieb ausbaute. Das dafür erforderliche Kapital kam wohl großteils aus einer Glessener Erbschaft seiner 1. Frau. Zum stattlichen Betrieb Nikolin gehörten einst 148 Morgen, die sie aber nicht alle selber unter dem Pflug hatten.

Es darf angenommen werden, dass Hermann-Josef Nicolin, der erste dieses Namens in Oberaussem war und somit der Stammvater der Oberaussemer Linien Nikolin ist. Nach dem Tode seiner 1. Frau 1854, blieb er 18 Jahre unverheiratet. In 2. Ehe, heiratete Hermann Josef Nicolin, am 20.12.1872 in Paffendorf, die Haushälterin Maria Katharina Huich (geb. am 14.12.1833 in Kenten, gest. am 19.02.1907 in Oberaussem), Tochter von Johann Huich und Cäcilia Schallenberg.

Katharina Huich war 33 Jahre jünger als Hermann Josef Nicolin. Sie stammte aus einem Händlerhaushalt. Der Vater handelte mit allem, auch mit Vieh. In der Familie Nikolin hat man später gesagt: "Das waren Zigeuner". Sie hatte zwei Schwestern. Alle drei Mädchen waren von hoher Gestalt und werden als außergewöhnlich schön beschrieben. Sie haben sich alle drei in „Stellung" bei wohlhabenden Bauern gebracht.

Von Hermann Josef Nicolin, ist neben den oben genannten reinen Daten, bekannt, dass er gut wirtschaftete. Als er das Wohnhaus des Hofes aufstocken wollte kam es zu einer für ihn folgenreichen kriminellen Tat. Zur damaligen Zeit hatte man Geld zu Hause, wenn man bauen wollte. Dieses Geld war bei Nikolins in einer Truhe versteckt. Das dürften aber wohl auch ihnen nicht Wohlgesonnene gewusst haben. Hermann Josef Nicolin wurde in seinem Haus überfallen, im Bett von den Verbrechern bedroht und dabei mit einem Messer schwer verletzt. Er musste das Versteck der Truhe preisgeben. Die Truhe wurde von den Übeltätern weggeschleppt und aufgebrochen. Das gesamte Ersparte wurde geraubt. Die leere Truhe wurde später in einem Nachbargarten wiedergefunden. Diese Truhe, mit der Fertigungsinschrift 1763, steht heute bei Maria Nikolin in Oberaussem, Clarenweg, in der Diele.

Als Konsequenz aus dem Überfall, ließen die Nikolins in ihrem Schlafzimmer, einen diagonal über die ganze Tür verlaufenden, über 2 Meter langen Riegel aus Flacheisen montieren, der von innen bedient wurde und das Schlafzimmer vor ungebetenen Eindringlingen absicherte.

Der Raubüberfall muß im Jahr 1874 oder 1875 erfolgt sein, denn infolge der dabei erlittenen Verletzungen ist Hermann Josef Nicolin am 23.07.1875 verstorben.

 

Als Witwe eröffnete Katharina Nikolin danach ein Geschäft in ihrem Haus. Sie galt als aktiv, fleißig, beweglich, kurz  gesagt sie war tüchtig und sie konnte Geld zusammenhalten.

Da sie stets als aktive fortschrittliche Frau auftrat, war sie auch die erste Geschäftsfrau in Oberaussem, die ein Werbeschild an ihrem Haus anbringen ließ. Das erste Geschäft überhaupt in Oberaussem, mit einem Schild. Das war der Grund, warum die Familie Nicolin im Volksmund von da an den Hausnamen „Bei Schelds", oder kurz „Schelds" trug und diesen bei alten Oberaussemern noch heute trägt. Auf dem Schild sollen die Waren aufgeführt gewesen sein, mit denen sie handelte.

Katharina Nikolin lebte nach dem Tod ihres Mannes noch 32 Jahre bei ihrem Sohn auf dem Hof und erlebte noch die Geburt und das Heranwachsen von 10 ihrer Enkelkinder, auf deren Erziehung sie auch maßgeblichen Einfluß genommen hat. Sie wird geschildert als eine energische Matrone, die zusammen mit den Kindern in der Küche gegessen hat. Sie saß am Kopfende eines großen Tisches und hatte ein Stöckchen in der Hand. Damit konnte sie bei Tisch jedes Kind erreichen und für Ordnung sorgen.

 

Aus der Ehe von Hermann Josef Nicolin mit Katharina Huich stammt sein einziges Kind, der Sohn Johann Nicolin. Dieser war bereits vor der Eheschließung der beiden unehelich geboren und lebte unter dem Namen Johann Huich (geb. am 24.02.1860 in Oberaussem, gest. am 13.05.1940 in Oberaussem), bis zu seinem 12. Lebensjahr bei den Großeltern Huich in Kenten. Diesen Sohn hat Hermann-Josef Nicolin aber acht Jahre nach dessen Geburt, am 18.01.1868 legitimiert und ihm seinen Familiennamen Nicolin gegeben. Nach der Eheschließung seiner Eltern, lebte Johann Nikolin ab 1872 mit ihnen in Oberaussem auf dem neuen Hof.

Er galt als überdurchschnittlich intelligent, besuchte die Lateinschule in Bergheim und machte dort Abitur. Als er danach Jura studieren wollte, verweigerte ihm seine inzwischen verwitwete Mutter die finanzielle Unterstützung. Das muß so um 1877 bis 1879 gewesen sein. Er hat es ihr nie verziehen, auch weil sie dann 1881 genug Geld hatte, um der neuen Oberaussemer Pfarrkirche eine wertvolle Kanzel zu stiften.

So wurde Johann Nikolin eigentlich gegen seinen Willen Landwirt. Er hat dann gegen 1879 den Hof seiner Eltern in Oberaussem übernommen.

 

Wie bereits anfangs erwähnt, war Johann Nikolin in unserem Ort sehr engagiert tätig gewesen. Politisch hatte er seine Heimat in der damaligen Zentrumspartei. Er war der Chef der damaligen Gemeindearbeiter. Die Arbeitseinteilung erfolgte am Morgen bei ihm in der warmen Küche. Oft hieß es dann: „Steen lääje!" Hier die Erklärung von „Steen lääje" für die, die es nicht wissen. Steen sind Steine, lääje bedeutet legen. Also „Steine legen". Es war oft die Ganztagesbeschäftigung für die Gemeindearbeiter an vielen Wintertagen ohne Frost. Die allgemeinen Transportwege waren damals noch nicht richtig befestigt. Die meist benutzten einachsigen Schlagkarren hatten genormte Breiten und Radstände. Durch die Oberaussemer Gemarkung verliefen Fernkarrenwege. Bei schlechtem Wetter hinterließen die schweren Karren oft tiefe Spurrillen in den nassen Wegen. Mit auf den Wegen verlegten großen Steinen, zwang man die Fuhrknechte aus der Spurrille herauszufahren und eine neue Spur zu suchen. Wenn dann die neue Spur tiefer war als die alte, wurden die Steine umgelegt. Daher der Begriff: „Steen lääje".

Die Bewirtschaftung des Bauernhofes führte später manchmal zu ernsthaften Differenzen mit den erwachsen werdenden Kindern. Laut Überlieferung hat Johann Nikolin dabei des öfteren gedroht: „Dann verkoofen ich dr Hoff"! Dies war dann eine vielleicht manchmal auch ernst gemeinte Drohung, um sich letztendlich durchzusetzen.

Er hatte eine zeitlang das einzige Telefon in Oberaussem. Es wird erzählt, daß wenn das Telefon klingelte, er sogar kilometerweit ??? aus dem Feld geholt wurde.

Er war ein besonnener Mann, kaum etwas konnte ihn aufregen! Als ein Knecht einmal, mit einem durchgegangenem Pferd vor der Schlagkarre, mit der dicken Eisenachse des Wagens, den Torpfeiler des Hoftores beschädigte, sagte er nur „beim nächsten Mal, passt du etwas besser auf.

 

Mit 31 Jahren wurde Johann Nikolin 1891 zum Gemeindevorsteher von Oberaussem und Fortuna gewählt. Das Amt bekleidete er dann bis 1918. Er war also genau wie einige seiner Vorfahren in Bormio, der „Podesta“ unserer Heimatgemeinde. Sein Amtszimmer hatte er im Wohnzimmer seines Wohnhauses. Hierzu erzählte die Kinder von Johann Nikolin: In der angrenzenden Küche stand ein von hier zu befeuernder Ofen, der auch die Wohnstube hinter der Wand mit heizte. Im Sommer wurde der Ofen nicht gebraucht. Dann war die hohe Zeit der Lauschangriffe der Kinder auf die häufig im Wohnzimmer stattfindenden Gemeinderatssitzungen und andere Amtshandlungen des Vaters. Der Platz am Ofen in der Küche war dann sehr begehrt, denn wer dem Ofen am nächsten war, hatte die besten Lauschmöglichkeiten. Das galt natürlich nicht nur bei offiziellen Anlässen, sondern auch bei allen privaten Gesprächen, bei denen Kinder nichts zu suchen hatten.

Johann Nikolin übte auch jahrelang, das ehrenvolle Amt des Rendanten in der katholischen Kirchengemeinde aus.

Gemeinsam mit dem damaligen Oberaussemer Förster Johann Rauwald und dem Hauptlehrer Josef Dürbaum, war er einer der Jagdherren unserer Gemeinde. Johann Nicolin hatte in seiner Amtszeit so manche illustere Jagdveranstaltung organisiert, an der einflussreiche Leute aus Wirtschaft und Politik teilgenommen hatten, wie z. B. Dr. Paul Silverberg, Generaldirektor der Fortuna AG für Braunkohlebergbau und Brikettfabrikation und wobei man sicher auch so manche wichtige Entscheidung für Oberaussem-Fortuna eingeleitet oder getroffen hat. 

 

Da Johann Nicolin mit 33 Jahren noch nicht verheiratet war, wurde er von seiner Mutter gedrängt, auf Brautschau nach Frauweiler zu gehen. Wer damals als Brautwerber fungierte ist nicht bekannt. Nach einer Terminverabredung ist er mit einer Kutsche  bei der ausgewählten, wohlhabenden Familie Vasen in Frauweiler vorgefahren. Vasens hatten nach Erzählungen damals noch drei unverheiratete Töchter. Nach dem Besuch, es wurde Kaffee getrunken, ließ er die erwartete Zeit verstreichen und bekundete dann sein Interesse an der jüngsten Tochter, der Marie – Louise, weil sie so herzlich lachen könne. Marie-Louise lehnte aber schriftlich dankend ab, sie sei schon dem Herrgott versprochen. Sie gehe als Nonne in ein Kloster. Die von allen später Tante „Wisschen" genannte Marie-Louise Vasen ging dann inklusive 60 Morgen Land ins Kloster.

Marie – Louise erhielt vom Papst Pius XII. zu ihrem 50. Ordensjubiläum einen Brief als Dank für ihre aufopfernde Arbeit mit behinderten Kindern in Holland und auf Borneo. Sie hat aus eigenen Mitteln ein Kinderheim auf Borneo finanziert.

 

Ganz so wie erzählt, kann die Geschichte der Brautwerbung eigentlich aber nicht stimmen. Marie-Louise war nämlich damals erst 12 Jahre alt.

 

Geheiratet hat Johann Nicolin dann am 04.05.1894 deren Schwester Maria-Gertrud Vasen (geb. 05.02.1871, in Frauweiler – verst. 15.12.1946, in Oberaussem). Sie war das dritte von sieben Kindern der Eheleute Peter Wilhelm Vasen (geb. 20. 07.1828 in Frauweiler, gest. daselbst, am 08.04.1901) und Maria Franziska Gatzen (geb. 11.09.1841 in Kirchherten, gest. 05.08.1900 in Frauweiler), Brauereibesitzer und Landwirt in Frauweiler.

Nach dem Besuch der Volksschule, war Maria-Gertrud Vasen in Neuß in einem Klosterpensionat gewesen. Als sie heiratete, bestimmte der „Code Napoleon“ noch das Erbrecht, dadurch brachte sie erheblichen Landbesitz mit in die Ehe mit Johann Nikolin.

Das von ihr in Frauweiler geerbte Land, hat später ihr Sohn Peter Nicolin gekauft und an seinen Vater bezahlt. Der ihrem Bruder Wilhelm Vasen vererbte Hof in Frauweiler, ging wegen dessen Kinderlosigkeit, später an ihren Sohn Peter Joseph Nikolin über.

Ihre Rolle in der eigenen Familie in Oberaussem, war wohl die einer gläubig dienenden Ehefrau, die als einzige Erholung den täglichen Besuch der Frühmesse kannte.

Die hilfsbereite, ruhige Frau des Hauses Nikolin war nicht nur in Oberaussem bekannt für ihre soziale Einstellung. Keiner der am Hof vorbeiziehenden Landstreicher oder Bettler blieb ohne eine Stärkung. Durchziehende Zigeuner hatten damals in Oberaussem nur ein beschränktes Bleiberecht auf einem Gemeinde eigenen Standplatz. Aber es war für sie selbstverständlich, dass jeweils die ganze Zigeuner Sippe von Gertrud Nikolin zum Essen in die Küche eingeladen wurde.

Auf dem Totenbett hat sie später ihrer Tochter Ursula anvertraut, dass sie mit großem Stolz dahinscheide, denn keines ihrer Kinder hätte ihr Schande gemacht. Damit meinte sie, keines ihrer Kinder hätte heiraten müssen. Da kann man mal sehen, wie sich die Zeiten geändert haben!

 

 

Nach ihrem Tode fanden Johann Nicolin und seine Frau Maria-Gertrud Vasen auf dem alten Oberaussemer Friedhof, nahe der alten Kastanie, an der Friedhofsmauer die letzte Ruhe. Der Grabstein wurde damals von einem über die Frauweiler Linie verwandten Steinmetz, Julius Göbel aus Düsseldorf Benrath geliefert. Aufgestellt wurde der Stein in Oberaussem, von „Günter Grass“, dem späteren Literatur-Nobelpreisträger, der 1945/46 bei der Fa. Göbel gearbeitet hat.

 

Johann Nicolin und Maria-Gertrud Vasen hatten zusammen 12 Kinder, von denen zwei im Kindesalter verstarben.

  1. Maria Katharina Nicolin, (geb. 08.02.1895 in Oberaussem, gest. 20.02.1939 in Köln-Lindenthal). Verheiratet seit 12.07.1921 mit Jakob Genick, (geb. 17.11.1881 in Groß-Vernich, gest. 08.11.1963 in Kircherten). Großhandelskaufmann in Horrem.
  2. Anna-Franziska Nicolin, (geb. 04.02.1896 in Oberaussem, gest. 17.06.1980 in Geilenkirchen). Verheiratet seit 18.11.1919 mit Anton Kolf (geb. 20.04.1892 in Ramersdorf, Ldkrs. Bonn, gest. 28.04.1976 in Bergheim). Rektor der Volksschule in Fortuna.
  3. Anna-Ursula Nicolin, (geb.  21.02.1897 in Oberaussem, gest. 12.02.1971 in Fortuna). Nach einer unglücklich verlaufenen Liebe (es soll der Freund ihres Bruders Albert gewesen sein), blieb sie unverheiratet. Sie fühlte sich immer als Nachfolgerin ihrer Mutter im Haus, auch noch als ihr jüngster Bruder Johann geheiratet hatte und den elterlichen Betrieb übernommen hatte. Gestorben ist sie an einem Schlaganfall. Beerdigt wurde sie neben ihrem Bruder Joseph, der auch unverheiratet geblieben war, auf dem alten Friedhof in Oberaussem.
  4. Peter-Josef Nicolin, (geb. 04.05.1898 in Oberaussem, gest. 21.12.1966 in Bergheim). Landwirt in Frauweiler. Er blieb ledig. Beerdigt ist er neben seiner Schwester Anna-Ursula, auf dem alten Friedhof in Oberaussem.
  5. Peter Nicolin, geb. am 27.08.1897 in Oberaussem, gest. 06.04.1981 in Butzbach), verheiratet seit 29.04.1930 mit Margarethe (Gretchen) Bosch (geb. 26.09.1901 in Veert bei Geldern, gest. 28.07.1988 in Butzbach), Besitzer der Baumschule Nicolin in Frauweiler.
  6. Philipp Nicolin, (geb. 14.05.1901 in Oberaussem, gest. 01.03.1911 in Oberaussem). Er starb als Kind an Diphtherie.
  7. Albert Nicolin, (geb. 10.10.1902, in Oberaussem, gest. 31.05.1954 in Oberaussem). Verheiratet seit 29.01.1935 mit Luzie Thol (geb.  24.12.1910 in Essen, gest. 27.07.1997 in Bedburg) aus Essen. Es gab eine Doppelhochzeit mit seiner Schwester Berta, in der Kölner Pfarrkirche St. Maria in der Kupfergasse. Maschinenbauingenieur im Kraftwerk Fortuna. Das Ingenieurstudium hatte er in Köln absolviert. Er war der Vater von Margit Reißdorf, Willi Nicolin, Christel Häckl und Erika Böhle. Großvater von Albert Nicolin, dem Pächter der alten Oberaußemer Windmühle.
  8. Anna Maria (Mariechen) Nicolin, (geb. 15.06.1904 in Oberaussem, gest. 23.06.1905 in Oberaussem).
  9. Maria Nicolin, (geb. 25.10.1906 in Oberaussem, gest. 09.03.1997 in Bergheim). Verheiratet 21.11.1933 mit Ludwig Klein (geb. 02.07.1907 in Pliessmühle-Bergheim, gest. 31.01.1992 in Bergheim). Metzgermeister in Horrem.
  10. Wilhelm (Willi) (geb. 14. 07. 1908 in Oberaußem gest. 02. 11. 1985 in Heidenheim an der Brenz. Verheiratet seit  24. 03. 1941 mit Christel Zimmermann (geb. 18. 03.1920 in Elsdorf) Oberpostdirektor in Stuttgart, Braunschweig, Kempen. Er fand auf dem Friedhof in Oberaussem, nahe seinem Bruder Albert, die letzte Ruhestätte.
  11. Johann Nicolin, (geb. am 26.01.1910 in Oberaussem, gest. 20.01.2005 in Hürth). Verheiratet seit dem 10.05.1946 mit Maria Stein (geb. 07.11.1916 in Niederaussem). Er übernahm 1935 den Landwirtschaftsbetrieb von seinen Eltern. Später Gärtnerei- und Tankstellenbetreiber in Oberaussem. Er war der Vater von Gertrud, Marie-Luise und Franz-Josef Nicolin. Seine Frau lebt noch heute in dem gemeinsam erbauten Wohnhaus im Oberaussemer.
  12. Maria Hubertine (Berta), Nicolin (geb. 12. 5. 1912 in Oberaussem, gest. 21. 01. 1995 in Neuß) Verheiratet seit dem 29.01.1935 in 1. Ehe, mit Hermann Joseph Krüll (geb. 05.10.1910 in Büsdorf, gefallen am 24.07.1943 bei Orel an der oberen Oka in Rußland). In der Pfarrkirche ST. Maria in der Kupfergasse in Köln, gab es eine Doppelhochzeit mit ihrem Bruder Albert. 2. Eheschließung am 7. 9. 1946 in Neuß, mit Ernst Otto Schramm (geb. 28.04.1911 in Mellrichstadt, gest. 18.11.1982 in Mellrichstadt - Münnerstadt in der Rhön) Sie betrieben zusammen eine Zeit lang das Werkskasino in Fortuna. Ihr 3. Partner war ab 06.12.1985 Horst Widar Edgar Wenck in Neuß (geb. 28. 04.1900 in Köln, gest. 11.10.1986, in Neuß). 

 

Johann Nikolin hatte aber noch ein dreizehntes Kind, einen unehelichen Sohn, der von der Mutter nach Belgien zur Adoption an eine Stahlwerksbesitzerfamilie freigegeben worden war. Dieser Sohn ist in Belgien kinderlos verstorben. Sein beträchtliches Vermögen ist nach Oberaussem an die Nachkommen der Mutter geflossen.

 

 

Johann und Maria-Gertrud Nicolin mit allen zehn, erwachsenen Nachkommen, stehend v. li.: Johann, Peter-Joseph, Maria-Katharina, Anna-Franziska, Wilhelm, Hubertine (Berta), Albert, Maria, Peter und Anna-Ursula.

 

Den Oberaussemer Landwirtschaftsbetrieb von Johann und Gertrud Nikolin, hatte etwa um 1935, deren jüngster Sohn, der Gärtner Johann Nicolin übernommen. Johann Nicolin (*1910 – † 2005) hatte als junger Mann, nach Vermittlung seiner Tante Marie-Louise, in Holland den Gärtnerberuf erlernt. Als er nach Oberaußem zurückkehrte, errichtete er etwa um 1935, neben der Landwirtschaft, noch einen Gartenbaubetrieb mit einem Gemüsegeschäft im Wohnhaus des Hofes, an der damaligen Hauptstraße. Seine ersten Gewächshäuser hatte Johann Nicolin an der Verlängerung der Inselstraße betrieben. Später vergrößerte er den Betrieb und baute eine neue Gärtnerei auf. Dieser zum Bauernhof gehörende Gärtnereibetrieb, mit mehreren verglasten, beheizbaren Gewächshäusern, befand sich etwas außerhalb unseres Ortes. Der Standort war rechts hinter der Unterführung der ehemaligen Verbindungsbahnlinie, Kraftwerke Fortuna – Brikettfabrik Fortuna-Nord, etwa gegenüber der heutigen Zufahrt zum einstigen Braunkohlentagebau Bergheim.

 

Im II. WK. war er als Soldat in der 7. Kompanie des SS-Flak Ausbildungs- und Ersatz Regiments in München.  In den letzten Kriegstagen, war er als Sanitäter bei den Abwehrkämpfen an der belgischen Grenze, bei Maldingen-St. Vith eingesetzt. Am 16.01.1945, hat er dort bei einer Verwundetenbergung, durch eine Mine seinen rechten Arm verloren. Am 19.07.1946 war er als amerikanischer Kriegsgefangener registriert.

 

 

Verheiratet war Johann Nikolin seit dem 10.05.1946 mit Maria Stein (geb. 07.11.1916, in Niederaussem). Seine Frau hatte er in Niederaussem, beim Landproduktenhändler Schreiber kennengelernt, sie arbeitete 15 Jahre dort. Ihre Mutter, Brunislawa Zarnecki, stammte aus dem berühmten Wallfahrtsort „Heiligenlinde“ in Ostpreußen, heute „Swieta Lipka“ in Polen. Mit seiner Frau Maria führte Johann Nikolin dann etliche Jahre den Gartenbaubetrieb mit Landwirtschaft und Gemüsegeschäft in Oberaussem.

Die Gärtnerei hatte in den letzten Kriegsmonaten stark gelitten. Nach 1945 wurde der Betrieb wieder aufgebaut. Ab 1952 wurden die eigenen Produkten im Laden auch wieder an Privatkunden verkauft. Maria Nicolin oblag die gesamte Arbeit im Laden.

Das Geschäft wurde 1960 vergrößert. Dazu wurde das halbe Erdgeschoss gebraucht. Außerdem entstand nach dem Abriß alter Hofgebäude, ein Anbau bestehend aus: Veranda, Küche, Badezimmer Waschküche. Dazu wurden noch sieben Autogaragen gebaut. Auf dem einstigen Hofgelände entstanden anstelle der in den 60ger Jahren niedergerissenen Stallungen und der Scheune eine Tankstelle, mit Garagen und Werkstatträumlichkeiten, die im August 1963 als Shell Tankstelle in Betrieb ging. 1965 schrieb Ursula Nikolin, dass der Umsatz sich auf derzeit 33.000 Ltr. monatlich belaufe.

Ende der 1960ger Jahre wurde der Gartenbaubetrieb aus wirtschaftlichen Gründen von Johann Nicolin eingestellt. Das Gärtnereigebäude und die Gewächshäuser wurden abgerissen.

 

 

An dieser Stelle dieser Aufschreibung wäre noch erwähnenswert, dass nach den Zerstörungen in Oberaussem, am Ende des zweiten Weltkrieges, einige Dorfbewohner die defekten Fensterscheiben ihrer Wohnhäuser, durch selbst ausgebaute, heil gebliebene Scheiben, der damals auch stark beschädigten Gewächshäuser von Johann Nicolin, ersetzen durften.

 

 

Johann Nicolin war auch im Oberaussemer Vereinsleben aktiv. Er spielte vor dem Krieg Fußball in der Mannschaft des SC Oberaußem.

Als Kegler machte er sich, trotz seiner Behinderung, im Kegelclub  Puddel von 1928 auch einen Namen. Gekegelt wurde auf der Kegelbahn der ehemaligen Gaststätte Wintz (Hündgen) auf der Bergheimer Straße und später auf der Bahn der Gaststätte Braun. Der 1928 gegründete Kegelclub "Puddel", feierte 1953 sein 25jähriges Bestehen. In den 70er Jahren löste sich der Club auf.

 

 

Einige Gebäudeteile der einstigen, in sich geschlossenen Hofanlage Nicolin, sind noch heute erhalten. Das Wohn- und Geschäftshaus ist z. T. vermietet und wird als solches noch genutzt. Der Tankstellenbetrieb ist inzwischen eingestellt worden. Die Tanksäulen und das Schutzdach wurden erst vor kurzem abgebaut. In den ehemaligen Tankstellengebäuden betreibt zurzeit der Kfz-Meister Günter Beyer eine kleine Werkstatt.

 

Johann Nikolin, gehörte bis zu seinem Lebensende zu den passionierten Oberaußemer Jägern und Hegern. Bereits im Alter von acht Jahren hatte er zusammen mit seinem Vater und dem Förster Rauwald erste Jagderfahrungen gesammelt.

Er hatte nach dem Verlust des rechten Armes eine Armprothese bekommen und sich danach auf dieses Handikap so gut eingestellt, dass es ihn bei seiner Arbeit und bei der Jagdausübung eigentlich wenig behinderte. Er war sogar als recht guter Schütze bekannt. Es wird sogar erzählt, dass er einmal zwei Wildschweine, die zufällig hintereinander standen, mit einem Schuss erlegte. Manch ein Oberaußemer lernte Johann Nicolin auch als strengen Ordnungshüter der Jagd-, Forst- und Landwirtschaft kennen. Bis ins hohe Alter fuhr er mit dem Auto durch die Oberaußemer Wald- und Feldgebiete und achtete dabei stets darauf, dass die aktuell geltenden Verordnungen und Gesetze von Jedermann eingehalten wurden.

 

 

Johann Nikolin und Maria Stein haben zusammen drei Kinder. Gertrud, Marie-Luise und Franz-Josef Nicolin.

Nach seinem Tod 2005, wurde er im Grab seiner Eltern, auf dem alten Friedhof, direkt an der Friedhofsmauer, im Schatten der mächtigen Kastanie beigesetzt.

Seine Frau lebt noch heute in dem gemeinsam erbauten Wohnhaus im Oberaussemer  Clarenweg. 

 

Kinder, Enkel usw. von Albert Nicolin und Luzie Thol

 

Margrit Nicolin, geb. 1935 Bergheim, geh. 1. Ehe, 1955 in Köln, Heinz Reißdorf, geb. 1934 in Oberaußem, gest. 1970 in Oberaußem.

Peter Norbert Reißdorf, geb. 1956 in Bergheim, geh. 1983 in Kerpen, Brigitte Warias, geb. 1960 in Dortmund.

Manfred Reißdorf, geb.1965 in Bergheim, heiratete 1992 Andrea Reimann aus Oberaussem, geb. 1968 in Köln.

Jessica Reißdorf, geb. 1993 in Frechen.

Ab 1997 in 2. Ehe verh. mit Bettina Krüll, geb. 1968 in Bergheim.

Marvin Reißdorf, geb. 1997 in Grevenbroich.

Mona Reißdorf, geb. 2001 Grevenbroich.

 

Wilhelm Nicolin, geb. 1937 in Bergheim, geh. 1960 in Bergheim, Margarete (Marga) Brings, geb.1940 in Blerichen (Bedburg).

Albert Nicolin, geb. 1961 in Bergheim, geh. 1983 in Bergheim, Ingrun Raabe, geb. 1960.

Katja Nicolin, geb. 1985 in Frechen.

Keven Nicolin, geb.1993 in Frechen. 

Heike Nicolin, geb. 1966 in Bergheim, geh. 1988 in Bergheim, Heiner Könen, geb. 1962 in Hüchelhoven.

Marcel Könen, geb. 1990 in Frechen.

Larissa Könen, geb. 1993 in Frechen.

Susanne Nicolin, geb. 1968 in Bergheim, geh. 1996 in Kerpen, Christoph Weiden, geb. 1967 in Köln-Lindenthal.

Elena Weiden, geb. 1997 in Frechen.

Jana Weiden, geb. 1999 in Frechen.

 

Christel Nicolin, geb. 1939 in Bergheim, gest. 1983 in Lauterbach, geh. 1959 in Oberaußem, Franz Häckl, geb. 1931 in Totzau Kreis Kaaden CSR.

Gabriele (Gaby) Häckl, geb. 1961 in Lauterbach, geh. 1987 in Stockstadt­ a. Rhein, Harald Siebecker, geb. 1960 in Stockstadt.

Laura Siebecker, geb. 21. 12. 1992 in Heppenheim.

2. Ehe von Gabriele mit Reinhard Schäg, geb. 1957 Grebenhain, geh. 2002 in Lauterbach.

Birgitte Hackl, geb. 1964 in Lauterbach geh. 1989 Lauterbach, Guido Bloch, geb. 1963 in Lauterbach.

Saskia Bloch, geb. 1990 in Lauterbach.

Sinja Bloch, geb. 1992 in Lauterbach.

 

Erika Nicolin, geb. 1945 in Rochau Altmark, gestorben 2005 in Oberaußem. geheiratet 1963 in Bergheim, Franz Böhle, geb. 1940 in Sinnersdorf.

Astrid Böhle, geb. 1963 in Bergheim

Ralf Böhle, geb. 1968 in Bergheim, geheiratet 1999 in Bergheim, Nadine Pütz, geb. 1978 in Köln.

Lars Böhle, geb. 2001 in Hackenbroich bei Dormagen

Kinder, Enkel usw. von Johann Nicolin und Maria Stein

 

Gertrud Nicolin, geb. 1948 in Bergheim, verheiratet (1965 in Bergheim) 1967 in Oberaußem, mit Hans Heinen, geb. 1941 in Schleiden

Patrik Heinen, geb. 1968 in Köln, geh. am 2001 in St. John, Virgin Island, Taucherhochzeit (unter Wasser), Daniela Hahn, geb. 1972 in Mechernich

Nicole Heinen, geb. 1971 in Köln.

 

Marie-Louise Nicolin, geb. 1950 in Bergheim

 

Franz-Josef Nicolin, geb.1951 in Bergheim

 

 

 

 

Quellenverzeichnis:

  • Familienchronik „NICOLINI“, von Dr. Mathias Nicolini, Köln
  • Die Familie NICOLIN, 300 Jahre Familiengeschichte von Walter Nicolini, Miesbach
  • Chronik „100 Jahre St. Vinzentius“ von Christian Kemmerling
  • Recherchen von Willi Nicolin, Oberaussem
  • Ausarbeitungen von Hermann Josef Nicolin, Butzbach
  • Recherchen von U. Reimann
  • Federzeichnungen von Walter Nicolini, Miesbach
  • Fotos: Willi Nicolin, U. Reimann
  • Grafiken zum Stammbaum, U. Reimann
  • Layout, Text U. Reimann
  • Schreiben von Hermann Josef Nikolin, 30.10.2009 an Ulrich Reimann