Geschichte der Familie Nicolin
Ausarbeitung von U. Reimann
Bei der Betrachtung der Oberaussemer Geschichte über die letzten 150 Jahre, stößt man immer wieder auf den Namen Nicolin.
Die Vorfahren der Familie Nicolin hießen ursprünglich de Nicolina und stammten aus der Gegend von Bormio, dem heutigen Wintersportort in den italienischen Alpen. Heute gibt es im rheinischen Raum zahlreiche Familienzweige dieser Familie.
Mitglieder der Oberaussemer Familien Nicolin waren häufig in allgemeinen, kirchlichen und politischen verantwortungsvollen Positionen unseres Ortes vertreten.
Es erscheint dem Verfasser dieser Ausarbeitung daher als geboten, im Rahmen der Aufarbeitung der Ortsgeschichte von Oberaussem, die Geschichte der Familie Nicolin mit einer etwas größeren Aufmerksamkeit zu betrachten und schriftlich festzuhalten.
Im Wesentlichen konzentriert sich die Ausarbeitung demzufolge auf die Oberaussemer Zweige der Familie Nikolin.
Inzwischen gibt es in Oberaussem mehrere weitere Generationen in den Zweigen des Ingenieurs Albert Nicolin und des Gärtners Johann Nicolin, die aber nicht mehr den traditionsreichen Namen tragen. Man kann demzufolge davon ausgehen, daß er demnächst nicht mehr im Namensverzeichnis unseres Ortes zu finden sein wird.
Als Basis der folgenden Betrachtung und Ausarbeitung dienen u.a. die Veröffentlichung „300 Jahre Familiengeschichte …“, von Walter Nicolini, persönliche Nachforschungen und Informationen heutiger Familienmitglieder, wie Hermann Josef Nikolin (Butzbach), Willi Nikolin (Oberaussem). Aus diesen Werken und Veröffentlichungen wurden teilweise wörtlich Textpassagen, nach persönlichen Genehmigungen der Autoren, hier übernommen. Des weiteren sind eigene Erfahrungen, Erinnerungen und Recherchen des Verfassers hier niedergeschrieben.
Beispielhaft für das Engagement der Nicolins in Oberaussem seien hier nachfolgend kurz angeführt:
- Katharina Nicolin geb. Huich (geb. 14.12.1833 – gest. 19.02.1907), verheiratet mit Hermann-Josef Nicolin (geb. 14.(23.)11.1800 – gest. 23.07.1875) aus Oekoven, hatte nach dem Tod ihres Mannes, 1881 der neu erbauten Oberaussemer Pfarrkirche eine kostbare gothische Kanzel gestiftet. Die Holzkanzel, die heute leider nicht mehr in der Kirche eingebaut ist, lieferte der Bildhauer Jägers aus Cöln zum Preise von 2160 Mark. Der Schalldeckel der Kanzel war Anfang März 1945 durch einen amerikanischen Artillerietreffer ins Kirchenschiff, stark beschädigt worden. Die unbeschädigten Reste der Kanzel wurden nach dem 2. Vatikanischen Konzil abgebaut. Teile davon wurden später in die Seitenaltäre der Kirche integriert.
- Ein Sohn der beiden, der Landwirt Johann Nicolin (geb. 24.02.1860 – gest. 13.05.1941), verheiratet seit dem 04.05.1894 mit Maria-Gertrud Vasen (geb. 05.02.1871 – gest. 15.02.1946), sie hatten zusammen 12 Kinder, bekleidete von 1898 – 1918 das Amt des Gemeindevorstehers in Oberaussem und Fortuna. Er war auch eine Zeit lang Kirchenrendant der kath. Pfarrgemeinde gewesen. Am 4. Sept. 1900, hatte er auf Anweisung des Bürgermeisters Commer, die konstituierende Sitzung zur Gründung der freiwilligen Feuerwehr unseres Ortes einberufen. Seit Generationen gehörten die Männer der Familie Nikolin zu den Oberaußemer Jagdherren. So betreute der Ortsvorsteher Nicolin um 1900, gemeinsam mit dem damaligen Oberaußemer Förster, Johann Rauwald und dem Hauptlehrer Dürbaum die hiesigen Jagdreviere.
- Sein Sohn, Johann Nicolin (geb. 26.01.1910 – gest. 20.01.2005) ist den älteren unseres Ortes wohl noch in guter Erinnerung. Er war Gartenbauer und hatte den elterlichen Hof übernommen. Neben dem kleinen Landwirtschaftsbetrieb, betrieb er mit seiner Frau eine eigene Gärtnerei und einen Gemüseladen. Im Ort war er sehr bekannt und wurde bewundert, da er trotz seiner Kriegsverwundung, er hatte einen Arm verloren, seinen stattlichen Betrieb lange selbst geführt und sich wie sein Vater, als Jagdherr und Feldschütz einen Namen gemacht hatte.
- Albert Nicolin, ein Oberaussemer Neffe von Johann Nicolin, engagiert sich heute stark im Vereinsleben unseres Ortes, vor allem bei der Restaurierung der ehemaligen Windmühle auf dem Tonnenberg. Zusammen mit den Mitgliedern des Stadtteil-Forums Oberaussem und dem 2008 gegründeten Mühlenverein, arbeitet er intensiv an der Restaurierung der alten Windmühle auf dem Tonnenberg. Er hat das alte, vom Verfall gezeichnete Mühlengebäude von der Stadt gepachtet. Nach dem Abschluß der Restaurierungsarbeiten, möchte er durch verschiedenartige Veranstaltungen in und an der Mühle, dieses Stück Heimatgeschichte, fest ins Oberaußemer Kulturleben einbeziehen.
Allgemeines zur Familie Nicolin / Nicolini:
Zur Herkunft der Familie ist festzuhalten, daß ihre Wurzeln mit großer Wahrscheinlichkeit im Raum Como und Mailand, also im heutigen Italien lagen. Die genaue, ursprüngliche Herkunft der Nicolins wird aber trotz intensiver Recherchen einiger Familienangehöriger, wohl für immer im Dunkeln verborgen bleiben. Der Name Nicolini leitet sich wahrscheinlich vom Namen des Bischofs von Lyrien ab, den wir heute als den heiligen Nikolaus verehren.
Trotz aller Schwierigkeiten bei den Bemühungen Licht und Klarheit in die Familiengeschichte zu bringen, erbrachten die Nachforschungen von Dr. Mathias Hubert Nicolini, Rechtsanwalt in Köln, und Walter Nicolini, dennoch ein bemerkenswertes Ergebnis.
Dr. Mathias Hubert Nicolini (* 30.12.1895 in Köln) erstellte aus seinen Nachforschungsergebnissen Anfang der 1950-ger Jahre eine Chronik, die er „Nicolini“ nannte. Walter Nicolini aus Miesbach in Oberbayern, entwickelte daraus unter Hinzufügung persönlicher Recherchen und eigenen Illustrationen, eine Familiengeschichte, die er in Form einer spannenden Erzählung niederschrieb und als Buch veröffentlichte. Die in der Erzählung von Walter Nicolini, außerhalb der Familie genannten Namen und Personen, sind laut seiner Angabe, frei erfunden und haben keinen Bezug zur Wirklichkeit.
Seiner Erzählung gab er getreu seinen familiären Wurzeln einen Titel in italienischer Sprache:
“La Storia della Famiglia de Nicolina”
Die Erzählung stützt sich auf Dokumente und eigene Recherchen, die den Leser bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts zurückführen. Es wird dabei hauptsächlich die Geschichte der Familienzweige Nicolini aufgezeigt, die sich nach dem Aufbruch von Giacomo de Nicolina, seiner Frau Maria und seinem Bruder Giovanni-Battista im Jahr 1676 in Bormio, nördlich der Alpen gebildet und entwickelt haben.
Mit ungeheurem Aufwand und persönlichem Fleiß schafften es Dr. Mathias Hubert Nicolini und Walter Nicolini, einen fast kompletten Stammbaum der Familie Nicolini, für den heutigen Bereich nördlich der Alpen zu erstellen.
Mit persönlicher Genehmigung von Walter Nicolini, nachfolgend nun eine gekürzte Zusammenfassung, mit Verwendung von Originaltextpassagen, dieser Familiengeschichte.
Der letzte Nicolini in Bormio war Pietro Antonio Nicolini, der 1833 verstarb. Auch er war Podesta der Gemeinde Bormio. Er war mit der Francesca Contessa de Lecchi verheiratet. Dieser verdankt Bormio, daß es 1799 von einer Bombardierung durch französische Truppen verschont blieb.
Die Familie de Nicolina genoß zur damaligen Zeit in der Gegend von Bormio wohl ein hohes Ansehen, man zählte zur Aristocrazia der Contea.
Der Vater der beiden Emigranten von 1676, Giacomo und Giovanni-Battista, war der 1612 in Torripiano geborene Giovanni de Nicolina. Er war als der Podesta von Torripiano und Mitglied im Conciglio der Contea di Bormio ein einflussreicher Mann.
Ein Podesta war damals im Veltlin der gewählte Administrator (Gemeindepräsident, Bürgermeister), der eine Gebiet oder eine Gemeinde für einen bestimmten Zeitraum führte.
Die Pazeller-Vorfahren
Warum genau die Vorfahren der hiesigen Familien Nicolin im Jahre 1676 ihre Heimat in Richtung Euskirchen und Niederrhein verlassen haben, bleibt wohl unbekannt, so dass es hierzu auch nur bei Vermutungen bleiben wird. Allerdings hat Dr. Nicolini dazu eine Theorie entwickelt, die sich größtenteils auf gültige Dokumente stützt, glaubhaft erscheint und auch nachvollziehbar ist. Er geht davon aus, dass Giacomo de Nicolina, seine Frau Maria und sein Bruder Giovanni – Battista de Nicolina, hauptsächlich aus Gründen der Überbevölkerung, der Arbeitslosigkeit und der damals herrschenden politischen Wirren ihr Elternhaus verlassen haben, um in der Fremde ein neues Leben zu beginnen. Ein weiterer Grund kam wohl noch hinzu, der ihren Entschluß letztendlich bekräftigt haben dürfte. So hatten sie wahrscheinlich durch Berichte von Durchreisenden, eines Herrn von Brempt und dessen Gattin, der Contessa de Rossi, Informationen darüber, daß zur damaligen Zeit in der Gegend von Euskirchen Fachleute wie sie es waren gesucht wurden. Mit ihnen versuchte man die dortige, niederliegende Webindustrie, nach den jahrelangen Kriegswirren wieder in Gang zu bringen. Dem entsprechend hofften die Ausreisewilligen wohl, mit ihren Fähigkeiten und ihren Kenntnissen, am Niederrhein gute Arbeit und dadurch auch bessere Lebensbedingungen zu finden.
Damals stand in Bormio und den umliegenden Ortschaften sicherlich in fast jedem Haus ein Webstuhl, Leinenweber war ein anerkannter Handwerksberuf und die Menschen aus den Tälern waren bekannt für die hohe Qualität ihrer Leinenprodukte.
Euskirchen war noch bis ins neunzehnte Jahrhundert ein bedeutender Leinenmarkt und eines der Textilzentren am Niederrhein. Im Sommer, wenn der Flachs blühte, war die Gegend um Euskirchen und das Land am Niederrhein ein einziges blaues Meer. “Wir machen eine Fahrt ins Blaue“, ist eine heute noch geläufige Redensart. Die meisten kennen diesen Spruch, aber wer weiß noch, daß damit eine Fahrt oder ein Gang in die blühenden Flachsfelder gemeint war.
Flachs und die damit verbundene Hoffnung auf gute Arbeit und ein besseres Leben, das könnte also einer der wesentlichen Gründe gewesen sein, warum die drei Nicolinis Bormio verlassen haben und die lange beschwerliche Reise nach Euskirchen auf sich genommen haben.
Laut Walter Nicolini hatten sich die drei der Familie von Brempt, die aus der Euskirchener Gegend kam und dort unternehmerisch in der Textilindustrie tätig war, als Mitreisende angeschlossen.
Die Reise nach Euskirchen
Die Reise führte damals wohl von Bormio aus über die Alp La Schera nach Zernez, dort überquerte man den Inn um weiter über den Fluelpass nach Davos zu gelangen. Über den Strelapass erreichte man Chur. Von Chur aus ging’s per Schiff den Rhein abwärts, über den Walensee, Ober- und Untersee nach Zürich. Die Weiterreise ab Zürich erfolgte dann wahrscheinlich mit stabilen Holzschiffen, so genannten „Seenauen“, die neben den Rudern ein Segel besaßen. Die Schiffsreise ging vorbei an den Felsen und Stromschnellen von Laufenau nach Basel, dann weiter den rheinabwärts. Man passierte Straßburg, Worms, Speyer und Koblenz bevor man wahrscheinlich in der kleinen Ortschaft Kripp, an der Ahrmündung in den Rhein, die Schiffsreise beendete.
Das diese lange Reise nicht nur große allgemeine Strapazen für die Reisenden mit sich brachte sei hier noch kurz angemerkt. So brachte die damalige politische Konstellation es mit sich, dass man es alleine auf der Strecke bis zur Ahrmündung, mit mindestens zwanzig verschiedenen Herrschaftsbereichen zu tun hatte, wobei sicherlich jeder einzelne den Reisenden gültige Legimationsdokumente und auch Zollgebühren abverlangt haben dürfte.
Von Kripp aus sind die Nicolinas dann wahrscheinlich die letzten ca. 20 km der Strecke nach Euskirchen übers Land gereist.
Als man dann im Jahre 1676 Euskirchen erreicht hatte, mußten die Nicolinis rasch erfahren, dass dort nicht alles so war wie man es ihnen geschildert hatte und sie es sich erträumt und erhofft hatten.
Im ganzen Lande waren die Franzosen. Die Bevölkerung hatte kaum zu essen und litt stark unter den Besatzern.
Wie enttäuscht müssen die Nicolinis gewesen sein, waren sie doch in ein für sie fremdes Land aufgebrochen, um dort, so hofften sie, mit ihren handwerklichen Fähigkeiten und Kenntnissen des Tuchwebens, am Aufbau einer Textilindustrie mitzuwirken und resultierend draus, bessere Lebensbedingungen zu erreichen. Stattdessen wurden sie von Not und Chaos empfangen.
Nach Euskirchen ließ man sie als Fremde überhaupt nicht hinein. Man hatte dort Angst vor Seuchen und der gerade wieder ausgebrochenen Pest. Mehr noch befürchtete man aber, daß die ohnehin schon knappe Ernährung immer noch knapper würde.
Der mit Giacomo und Maria gereiste Giovanni-Battista de Nicolina fand seine neue Heimat im Bergischen Land. Er hatte dort Zugang zu den begüterten Kreisen gefunden und dadurch insgesamt gesehen wohl bessere Karten gezogen als sein Bruder Giacomo.
Um das Jahr 1710 muß dann noch der Gian-Maria de Nicolina mit dreien seiner Söhne am Rhein angekommen sein, sie nannten sich noch einige Zeit “de Nicolina“.
Um 1700 kam noch Girolamo de Nicolina nach Mainz. Vielleicht ist er derjenige der mit Tuchen aus Bormio in Mainz gehandelt hat.
Die Oberaussemer Familie Nicolin.
Eine Zurückverfolgung des Stammbaumes der hiesigen Familien Nicolin, führt zum jüngsten der Söhne von Giacomo und Maria de Nicolini. Es war der 1710 in Groß-Vernich geborene Heinrich Nicolin. Wahrscheinlich war er seit 1740 mit Helene Grün aus Franckhoven verheiratet. Heinrich Nicolini ist mit ihr nach Delen / Oekhoven gegangen, wo er in der Landwirtschaft arbeitete und am 11.03.1769 verstarb.
Ihr erster Sohn war Johann Nicolin (geb. am 27.01.1741 in Oekhoven, gest. am 30.07.1808 ebenda). Von Beruf Ackerer. Er war zweimal verheiratet. Aus der 2. Ehe mit Christa Schiffer (geb. am 05.09.1765 in Hönningen, gest. 25.04.1823 in Oekhoven), stammt der Sohn Hermann Josef Nicolin (geb. am 14. oder 23.11.1800 in Oekhoven, gest. am 23.07.1875 in Oberaußem). Anfangs hatte dieser als Knecht auf dem Hof von Heinrich Klein in Glessen gearbeitet. Nach dem Tod des Bauern, heiratete er am 08.12.1824 in Paffendorf, dessen Witwe Agnes Klein geb. Hamacher (geb. am 10.02.1767 in Glessen, gest. am 10.12.1854 in Oberaussem), Tochter von Reiner Hamacher und Anna Maria Roelshoven. Sie war 33 Jahre älter als Hermann Josef Nicolin und war die Schwester der Frau seines Bruders Johannes. Mit ihr zusammen erwarb er das Anwesen mit Gebäudebestand in Oberaussem und baute es zu einem ansehnlichen Landwirtschaftsbetrieb aus. 18 Jahre nach dem Tod seiner 1. Frau, heiratete er Katharina Huich aus Kenten. Sie hatten zusammen ein Kind.
Herman Josef Nikolin und Katharina Huich wurden die Stammeltern der Oberaussemer Linie Nikolin.
Tiefergehende Informationen zu dem nach Oberaussem führenden Familienzweig Nr. 3, sind aus den grafischen Darstellungen, der Stammbaum Blätter 0, 1, 2, 3a und 3b, ersichtlich.
Nachfolgend nun einige detailliertere Informationen zum Leben und Wirken der Nicolins in Oberaussem. Kern dieses Abschnittes bildet die Geschichte des einstigen Landwirtschafts- und Gärtnereibetriebes Nicolin in unserem Ort.
Der Hof Nicolin und seine Bewohner in Oberaussem
Den Oberaussemer Landwirtschaftsbetrieb von Johann und Gertrud Nikolin, hatte etwa um 1935, deren jüngster Sohn, der Gärtner Johann Nicolin übernommen. Johann Nicolin (*1910 – † 2005) hatte als junger Mann, nach Vermittlung seiner Tante Marie-Louise, in Holland den Gärtnerberuf erlernt. Als er nach Oberaußem zurückkehrte, errichtete er etwa um 1935, neben der Landwirtschaft, noch einen Gartenbaubetrieb mit einem Gemüsegeschäft im Wohnhaus des Hofes, an der damaligen Hauptstraße. Seine ersten Gewächshäuser hatte Johann Nicolin an der Verlängerung der Inselstraße betrieben. Später vergrößerte er den Betrieb und baute eine neue Gärtnerei auf. Dieser zum Bauernhof gehörende Gärtnereibetrieb, mit mehreren verglasten, beheizbaren Gewächshäusern, befand sich etwas außerhalb unseres Ortes. Der Standort war rechts hinter der Unterführung der ehemaligen Verbindungsbahnlinie, Kraftwerke Fortuna – Brikettfabrik Fortuna-Nord, etwa gegenüber der heutigen Zufahrt zum einstigen Braunkohlentagebau Bergheim.
Im II. WK. war er als Soldat in der 7. Kompanie des SS-Flak Ausbildungs- und Ersatz Regiments in München. In den letzten Kriegstagen, war er als Sanitäter bei den Abwehrkämpfen an der belgischen Grenze, bei Maldingen-St. Vith eingesetzt. Am 16.01.1945, hat er dort bei einer Verwundetenbergung, durch eine Mine seinen rechten Arm verloren. Am 19.07.1946 war er als amerikanischer Kriegsgefangener registriert.
Verheiratet war Johann Nikolin seit dem 10.05.1946 mit Maria Stein (geb. 07.11.1916, in Niederaussem). Seine Frau hatte er in Niederaussem, beim Landproduktenhändler Schreiber kennengelernt, sie arbeitete 15 Jahre dort. Ihre Mutter, Brunislawa Zarnecki, stammte aus dem berühmten Wallfahrtsort „Heiligenlinde“ in Ostpreußen, heute „Swieta Lipka“ in Polen. Mit seiner Frau Maria führte Johann Nikolin dann etliche Jahre den Gartenbaubetrieb mit Landwirtschaft und Gemüsegeschäft in Oberaussem.
Die Gärtnerei hatte in den letzten Kriegsmonaten stark gelitten. Nach 1945 wurde der Betrieb wieder aufgebaut. Ab 1952 wurden die eigenen Produkten im Laden auch wieder an Privatkunden verkauft. Maria Nicolin oblag die gesamte Arbeit im Laden.
Das Geschäft wurde 1960 vergrößert. Dazu wurde das halbe Erdgeschoss gebraucht. Außerdem entstand nach dem Abriß alter Hofgebäude, ein Anbau bestehend aus: Veranda, Küche, Badezimmer Waschküche. Dazu wurden noch sieben Autogaragen gebaut. Auf dem einstigen Hofgelände entstanden anstelle der in den 60ger Jahren niedergerissenen Stallungen und der Scheune eine Tankstelle, mit Garagen und Werkstatträumlichkeiten, die im August 1963 als Shell Tankstelle in Betrieb ging. 1965 schrieb Ursula Nikolin, dass der Umsatz sich auf derzeit 33.000 Ltr. monatlich belaufe.
Ende der 1960ger Jahre wurde der Gartenbaubetrieb aus wirtschaftlichen Gründen von Johann Nicolin eingestellt. Das Gärtnereigebäude und die Gewächshäuser wurden abgerissen.
An dieser Stelle dieser Aufschreibung wäre noch erwähnenswert, dass nach den Zerstörungen in Oberaussem, am Ende des zweiten Weltkrieges, einige Dorfbewohner die defekten Fensterscheiben ihrer Wohnhäuser, durch selbst ausgebaute, heil gebliebene Scheiben, der damals auch stark beschädigten Gewächshäuser von Johann Nicolin, ersetzen durften.
Johann Nicolin war auch im Oberaussemer Vereinsleben aktiv. Er spielte vor dem Krieg Fußball in der Mannschaft des SC Oberaußem.
Als Kegler machte er sich, trotz seiner Behinderung, im Kegelclub Puddel von 1928 auch einen Namen. Gekegelt wurde auf der Kegelbahn der ehemaligen Gaststätte Wintz (Hündgen) auf der Bergheimer Straße und später auf der Bahn der Gaststätte Braun. Der 1928 gegründete Kegelclub "Puddel", feierte 1953 sein 25jähriges Bestehen. In den 70er Jahren löste sich der Club auf.
Einige Gebäudeteile der einstigen, in sich geschlossenen Hofanlage Nicolin, sind noch heute erhalten. Das Wohn- und Geschäftshaus ist z. T. vermietet und wird als solches noch genutzt. Der Tankstellenbetrieb ist inzwischen eingestellt worden. Die Tanksäulen und das Schutzdach wurden erst vor kurzem abgebaut. In den ehemaligen Tankstellengebäuden betreibt zurzeit der Kfz-Meister Günter Beyer eine kleine Werkstatt.
Johann Nikolin, gehörte bis zu seinem Lebensende zu den passionierten Oberaußemer Jägern und Hegern. Bereits im Alter von acht Jahren hatte er zusammen mit seinem Vater und dem Förster Rauwald erste Jagderfahrungen gesammelt.
Er hatte nach dem Verlust des rechten Armes eine Armprothese bekommen und sich danach auf dieses Handikap so gut eingestellt, dass es ihn bei seiner Arbeit und bei der Jagdausübung eigentlich wenig behinderte. Er war sogar als recht guter Schütze bekannt. Es wird sogar erzählt, dass er einmal zwei Wildschweine, die zufällig hintereinander standen, mit einem Schuss erlegte. Manch ein Oberaußemer lernte Johann Nicolin auch als strengen Ordnungshüter der Jagd-, Forst- und Landwirtschaft kennen. Bis ins hohe Alter fuhr er mit dem Auto durch die Oberaußemer Wald- und Feldgebiete und achtete dabei stets darauf, dass die aktuell geltenden Verordnungen und Gesetze von Jedermann eingehalten wurden.
Johann Nikolin und Maria Stein haben zusammen drei Kinder. Gertrud, Marie-Luise und Franz-Josef Nicolin.
Nach seinem Tod 2005, wurde er im Grab seiner Eltern, auf dem alten Friedhof, direkt an der Friedhofsmauer, im Schatten der mächtigen Kastanie beigesetzt.
Seine Frau lebt noch heute in dem gemeinsam erbauten Wohnhaus im Oberaussemer Clarenweg.
Kinder, Enkel usw. von Albert Nicolin und Luzie Thol
Margrit Nicolin, geb. 1935 Bergheim, geh. 1. Ehe, 1955 in Köln, Heinz Reißdorf, geb. 1934 in Oberaußem, gest. 1970 in Oberaußem.
Peter Norbert Reißdorf, geb. 1956 in Bergheim, geh. 1983 in Kerpen, Brigitte Warias, geb. 1960 in Dortmund.
Manfred Reißdorf, geb.1965 in Bergheim, heiratete 1992 Andrea Reimann aus Oberaussem, geb. 1968 in Köln.
Jessica Reißdorf, geb. 1993 in Frechen.
Ab 1997 in 2. Ehe verh. mit Bettina Krüll, geb. 1968 in Bergheim.
Marvin Reißdorf, geb. 1997 in Grevenbroich.
Mona Reißdorf, geb. 2001 Grevenbroich.
Wilhelm Nicolin, geb. 1937 in Bergheim, geh. 1960 in Bergheim, Margarete (Marga) Brings, geb.1940 in Blerichen (Bedburg).
Albert Nicolin, geb. 1961 in Bergheim, geh. 1983 in Bergheim, Ingrun Raabe, geb. 1960.
Katja Nicolin, geb. 1985 in Frechen.
Keven Nicolin, geb.1993 in Frechen.
Heike Nicolin, geb. 1966 in Bergheim, geh. 1988 in Bergheim, Heiner Könen, geb. 1962 in Hüchelhoven.
Marcel Könen, geb. 1990 in Frechen.
Larissa Könen, geb. 1993 in Frechen.
Susanne Nicolin, geb. 1968 in Bergheim, geh. 1996 in Kerpen, Christoph Weiden, geb. 1967 in Köln-Lindenthal.
Elena Weiden, geb. 1997 in Frechen.
Jana Weiden, geb. 1999 in Frechen.
Christel Nicolin, geb. 1939 in Bergheim, gest. 1983 in Lauterbach, geh. 1959 in Oberaußem, Franz Häckl, geb. 1931 in Totzau Kreis Kaaden CSR.
Gabriele (Gaby) Häckl, geb. 1961 in Lauterbach, geh. 1987 in Stockstadt a. Rhein, Harald Siebecker, geb. 1960 in Stockstadt.
Laura Siebecker, geb. 21. 12. 1992 in Heppenheim.
2. Ehe von Gabriele mit Reinhard Schäg, geb. 1957 Grebenhain, geh. 2002 in Lauterbach.
Birgitte Hackl, geb. 1964 in Lauterbach geh. 1989 Lauterbach, Guido Bloch, geb. 1963 in Lauterbach.
Saskia Bloch, geb. 1990 in Lauterbach.
Sinja Bloch, geb. 1992 in Lauterbach.
Erika Nicolin, geb. 1945 in Rochau Altmark, gestorben 2005 in Oberaußem. geheiratet 1963 in Bergheim, Franz Böhle, geb. 1940 in Sinnersdorf.
Astrid Böhle, geb. 1963 in Bergheim
Ralf Böhle, geb. 1968 in Bergheim, geheiratet 1999 in Bergheim, Nadine Pütz, geb. 1978 in Köln.
Lars Böhle, geb. 2001 in Hackenbroich bei Dormagen
Kinder, Enkel usw. von Johann Nicolin und Maria Stein
Gertrud Nicolin, geb. 1948 in Bergheim, verheiratet (1965 in Bergheim) 1967 in Oberaußem, mit Hans Heinen, geb. 1941 in Schleiden
Patrik Heinen, geb. 1968 in Köln, geh. am 2001 in St. John, Virgin Island, Taucherhochzeit (unter Wasser), Daniela Hahn, geb. 1972 in Mechernich
Nicole Heinen, geb. 1971 in Köln.
Marie-Louise Nicolin, geb. 1950 in Bergheim
Franz-Josef Nicolin, geb.1951 in Bergheim
Quellenverzeichnis:
- Familienchronik „NICOLINI“, von Dr. Mathias Nicolini, Köln
- Die Familie NICOLIN, 300 Jahre Familiengeschichte von Walter Nicolini, Miesbach
- Chronik „100 Jahre St. Vinzentius“ von Christian Kemmerling
- Recherchen von Willi Nicolin, Oberaussem
- Ausarbeitungen von Hermann Josef Nicolin, Butzbach
- Recherchen von U. Reimann
- Federzeichnungen von Walter Nicolini, Miesbach
- Fotos: Willi Nicolin, U. Reimann
- Grafiken zum Stammbaum, U. Reimann
- Layout, Text U. Reimann
- Schreiben von Hermann Josef Nikolin, 30.10.2009 an Ulrich Reimann