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Die Oberaussemer Familie Hintzen


Der denkmalgeschützte Fleurshof, die Wiege der Familie Hintzen in Oberaußem
Der Grabstein von Hermann Hintzen und Anna Maria Maaßen vom Fleurshof

Ausarbeitung von Ulrich Reimann, April 2010

 

Der Familienname Hintzen ist in Oberaußem bereits seit vielen Generationen vertreten. Aufgrund der früher üblichen großen Kinderzahlen in den Familien hat sich der Name Hintzen im Ort selbst und auch darüber hinaus stark verbreitet.

Hier soll die Familie Hintzen, ausgehend vom geschichtsträchtigen Oberaußemer Fleurshof, einmal etwas detaillierter betrachtet und beschrieben werden. Den Kern der nachfolgenden Aufzeichnung bildet dabei der Familienzweig von Hermann Hintzen, aus der einstigen Bahnstraße (heute Zur Ville), im Zusammenhang mit der Familiengeschichte von Martin Schneider. Martin Schneider hatte am 20. Mai 1923 die am 1.9.1896 in Oberaußem geborene Anna Maria Hintzen geheiratet. Anna Maria Hintzen stammte väterlicherseits aus der über viele Jahre hinweg bekannten, einflußreichen Oberaußemer Familie Hintzen.

Mitte des 18. Jahrhunderts hatte der aus Fliesteden stammende Jakob Hintzen (geb. in Fliesteden, gest. in Oberaußem) die aus Oberaußem kommende Magdalena Esser (geb. in Oberaußem, gest. in Oberaußem) geheiratet. Eines ihrer Kinder war der Ackerer Hermann Hintzen (geb. 17.01.1797 in Oberaußem, gest. 06.11.1878 in Oberaußem, an Lungenentzündung). Dieser hatte am 22.02.1820 in Oberaußem Anna Maria Maaßen (geb. 29.05.1799 in Oberaußem, gest. 02.02.1879 in Oberaußem, an Altersschwäche) geheiratet. Die beiden waren nachweislich Besitzer des Oberaußemer Fleurshofes. Mehr Informationen zum Fleurshof siehe separate Ausarbeitung „Landwirtschaftliche Güter in Oberaußem“

Zeugnis hierzu gibt noch heute der alte Grabstein der Familiengrabstätte des Fleurshofes, der Familien Hintzen und Hamacher, auf dem alten Oberaußemer Friedhof, direkt neben dem steinernen Hochkreuz. Hermann Hintzen war damals Ortsvorsteher, Gemeinderat und Kirchenvorstand. Er leitete u.a. den Bau des alten, 1980 abgerissen Oberaußemer Pfarrhauses, das 1847 nach dem Plan eines Baumeisters Schopen, von dem ortsansässigen Maurermeister Wilhelm Wichterich und dem Zimmerermeister Wilhelm Beuth, in der Amtszeit des Pfarrers Franz Peter Berg, errichtet wurde.

 

Die Grabsteinplatte vom Heimatdichter Heinrich Hintzen und seiner Frau

Einer der Söhne von Hermann Hintzen und Anna Maria Maaßen, war Heinrich Hintzen (*1841 – † 1915), er war Küster. Von ihm abgeleitet stammt wohl der im Volksmund manchmal heute noch gebrauchte weitere Hofname des Fleurshofes, „Bei Kösters“. Seine Frau hieß Elisabeth Hintzen geb. Hilgers (*1841 – † 1917). „Heinrich Hintzen“, war auch als Dorfdichter von Oberaußem bekannt. Er hat einige Anekdoten unseres Ortes in alter Oberaußemer Mundart beschrieben und somit für die Nachwelt festgehalten. Als Beispiel sei hier die Geschichte vom „Strühmann“ genannt, in der etwas spöttisch, die Erlebnisse eines Oberaußemer Förster geschildert werden. Dieser hatte um das Jahr 1900 einmal eine Strohpuppe (Vogelscheuche) an der alten Windmühle, in der Dunkelheit, für einen jahrelang, von ihm verfolgten Wilddieb gehalten. Über die Geschichte hatte sogar die damalige Lokalpresse berichtet und man hatte sich in unserem Ort jahrelang darüber amüsiert. Der alte Totengedenkinschrift von Heinrich Hintzen und seiner Frau Elisabeth Hintzen geb. Hilgers befindet sich ebenfalls noch auf dem Grabstein der Familiengrabstätte des Fleurshofes, der Familien Hintzen und Hamacher, auf dem alten Oberaußemer Friedhof. Ein Gottfried Hintzen, geb. am 29. Januar 1830 auf dem Fleurshof zu Oberaußem, ging nach dem Studium 1862 als Rektor nach Eiserfey bei Mechernich und verstarb später als Pfarrer von Keienberg.

 

Die einstige Kapelle "Am Steinchen", Erbauer war der Landwirt Peter Hintzen

Ein Bruder des Küsters, der Landwirt Peter Hintzen (*1843 – †1926), übernahm von seinen Eltern den landwirtschaftlichen Betrieb des Fleurshofes. Er war es, der in der Nähe des Schnittpunktes der ehemaligen Verbindungseisenbahn (Kraftwerke Fortuna - Brikettfabrik Fortuna-Nord), mit der verlängerten Bahnstraße, die alte Flurbezeichnung lautet „Am Steinchen“, eine kleine Kapelle aus Feldbrandziegeln errichten ließ. Diese wurde gemäß Zeitzeugen, leider Anfang 1945 aus strategischen Gründen, durch deutsches Militär niedergerissen. Heute gibt es ein Projekt des Stadtteilforums Oberaußem, eine neue Kapelle, an diesem alten Standort zu errichten, die zukünftig als Station in die Fronleichnamsprozession integriert werden soll. Nach Peter Hintzen, er hatte keine leiblichen Nachkommen, übernahmen Martin Hamacher (*1887 – † 1964)  und seine Frau Gertrud Hintzen (*1884 – † 1969), eine Verwandte von Peter Hintzen, den Fleurshof.

 

Ein weiterer Sohn von Hermann Hintzen und Anna Maria Maaßen war Ferdinand Hintzen (geb. 10.01.1832 in Oberaußem, gest. 22.10.1871 in Oberaußem, an Schlaganfall). Er hatte am 29.01.1853 die aus Oberaußem stammende Margaretha Wintz (geb. 10.01.1829 in Oberaußem, gest. 08.01.1895 in Oberaußem, an Kopfgrippe)  geheiratet und war vom Fleurshof aus mit seiner Frau in einen kleinen Hof an der Kirchstraße gezogen. Das Wohnhaus dieses Kleinhofes Hintzen besteht noch heute in der Vinzentiusstraße. Es grenzt an den Saal der einstigen Gaststätte „Landgasthof Oberaußem“, ehemals Braun und wird seit über 70 Jahren von der Familie Lott bewohnt.

 

Das Ehepaar Ferdinand und Margaretha Hintzen bekam insgesamt sieben Kinder:

 

  • Wilhelm Hintzen, er wanderte um 1890 nach Amerika aus
  • Josef Hintzen wanderte am 27.Sept.1883 nach Amerika aus
  • Anna Maria Hintzen, später verheiratete Herzog in Bedburg
  • Gottfried Hintzen, verheiratet mit Maria Rixen in Oberaußem, sie wohnten in der Niederaußemer Straße.
  • Klara Hintzen, später verheiratete mit Johann Hoven in Oberaußem, sie wohnten in der Büsdorfer Straße.
  • Elisabeth Hintzen, später verheiratete Maus in Bedburg
  • Hermann Hintzen (geb. 01.09.1858 in Oberaußem, gest. 04.04.1942 in Oberaußem, Herzversagen). Er war mit war mit Margaretha Simons (geb. 06.08.1860 in Oberaußem, gest. 07.06.1919 in Oberaußem, an einem Karfunkel mit Blutvergiftung) verheiratet. Hermann Hintzen  war einer der Gründer des Männergesangvereins „Erholung“. Er war auch aktives Mitglied der Schützengilde gewesen

 

 

Das nebenstehende Foto zeigt Wilhelm Hintzen und seine deutschstämmige Ehefrau Margaretha geb. Schulgen.

Er und sein Bruder Josef, zwei Söhne von Ferdinand Hintzen und Margaretha Wintz, sind um das Jahr 1880 nach Amerika ausgewandert.

 

Detailinformationen zur Auswanderung der Brüder Hintzen klick hier:


 

Das Ehepaar Hermann und Margaretha Hintzen geb. Simons wohnte in der einstigen Bahnstraße. Das kleine Haus gibt es noch heute.

 

Hermann Hintzen und seine Frau Margaretha Simons
Hermann Hintzen mit Langpfeife
Hermann Hintzen in seinem Garten
Die Brüder Hermann und Gottfried Hintzen mit Hund Hektor
Hermann Hintzen als Ehrenpräsident des Gesangvereins Erholung, er war Mitbegründer
Das Wohnhaus von Hermann Hintzen heute, Straße Zur Ville

 

Hermann und Margaretha Hintzen geb. Simons hatten zusammen zwölf Kinder.

 

  • Johann Hintzen (geb. am 27.06.1880 in Oberaußem, gest. am 26.11.1963 in Großkönigsdorf). Er war verheiratet mit Katharina Brüggen (ill. Brücken, geb. am 13.12.1882 in Oberaußem, gest. am 22.03.1964 in Großkönigsdorf). Gewohnt hatte das Ehepaar Hintzen mit ihren drei Kindern anfangs im Elternhaus Brüggen, an der Friedhofstraße in Oberaußem. Später hatten sie sich aus der Mitgift von Katharina Brüggen in Fortuna ein Haus erstanden, in dem sie viele Jahre gelebt haben. Johann Hintzen war wie drei seiner Brüder Soldat im ersten Weltkrieg, wo er als Kraftfahrer eingesetzt war. Nach dem Krieg war er als Chauffeur der Betriebsleitung bei den Fortunawerken angestellt. Das älteste der drei Kinder von Johann und Katharina Hintzen war  die 1908 geb. Maria Hintzen. Sie war mit Fritz Tillmann, dem Gründer des gleichnamigen Reisebusunternehmens, in Großkönigsdorf verheiratet. Im Februar 2010 ist sie im hohen Alter von 102 Jahren dort verstorben.
  • Margaretha Hintzen (geb. 17.04.1882 in Oberaußem, gest. 1958 in Köln), später verheiratete mit Sebastian Hochkirchen in Köln-Lindenthal.
  • Peter Hintzen, (geb. 09.01.1884 in Oberaußem, gest. 01.04.1884 in Oberaußem)
  • Elisabeth Hintzen, (geb. 18.03.1885 in Oberaußem, gest. 07.07.1885 in Oberaußem)
  • Ursula Hintzen, (geb. 05.06.1886 in Oberaußem, gest. 1943 in Berrendorf), später verheiratete mit Johann Wasel aus Berrendorf
  • Martin Hintzen, (geb. 30.05.1888 in Oberaußem, gest. 196? in Niederaußem). Auch er war Soldat der Kaiserlichen Armee im 1. WK. in Frankreich. Verheiratet war er mit Sibilla Jordans aus Niederaußem. Sie war eine Schwester von Adelheid Schmitz, Kaufleute Schmitz Bergstraße.
  • Wilhelm Hintzen, (geb. 25.07.1890 in Oberaußem, gest. 19??). Ebenfalls Soldat im 1. Weltkrieg. Er war mit Elli Thelen aus Krefeld verheiratet.
  • Anna Hintzen, (geb. 29.10.1892 in Oberaußem, gest. 26.12.1892 in Oberaußem)
  • Hubert Hintzen, (geb. 20.06.1894 in Oberaußem, gest. 22.05.1915 in Frankreich). Er ist als Soldat des 1. WK. in Frankreich gefallen.
  • Anna Maria Hintzen, (geb. 01.09.1896 in Oberaußem, gest. 1968 in Oberaußem), verheiratet mit Martin Schneider (geb. 04.10.1894 in Oberaußem, gest. 1986 in Oberaußem) aus der Büsdorfer Straße.
  • Theodor Hintzen, (geb. 1898 in Oberaußem, gest. 1899 in Oberaußem)
  • Klara Hintzen, (geb. 03.09.1900 in Oberaußem, gest. 31.01.1982 in Oberaußem). Verheiratet war sie mit Franz Moll (geb. 13.07.1901 in Oberaußem, gest. 16.11.1950 in Oberaußem) aus der Niederaußemer Straße.

 

Hubert Hintzen war einer der Oberaußemer Gefallenen des 1. Weltkrieges.

Als Musketier in der 9. Kompagnie des Infanterieregiments 161, ist er bereits am 22.05.1915 bei Arras in Frankreich gefallen.

Die Exequien für ihn wurden am 14. Juni 1915, in der Oberaußemer Pfarrkirche St. Vinzentius abgehalten.

 

Die Brüder Hubert li. und Johann Hintzen auf Heimaturlaub 1915
Der Totenzettel von Hubert Hintzen

 

Anna Maria Hintzen, (geb. 01.09.1896 in Oberaußem, gest. 1968 in Oberaußem), hatte am 20.05.1923 in Oberaußem Martin Schneider (geb. 04.10.1894 in Oberaußem, gest. 1986 in Oberaußem) aus der Büsdorfer Straße geheiratet. Martin Schneider war ein viel geachteter Bürger unseres Ortes. Er hat einiges zur Heimatgeschichte von Oberaußem aufgeschrieben, u.a. eine Familienchronik, ein Wörterbuch der Oberaußemer Mundart, den Urtext des Oberaußemliedes. Umfangreiche Details dazu, siehe sep. Ausarbeitung „Die Familie Schneider“. Die beiden hatten zwei Kinder. Sibilla Schneider (geb. am 12.05.1924 in Oberaußem, gest. 28.11.1989 in Grevenbroich) und Wilhelm Schneider, (geb. 12.08.11927 in Oberaußem, gest. 28.02.2008 in Oberaußem) in Oberaußem besser unter dem Spitznamen „Maije Will“ bekannt.

 

Anna Maria Hintzen als junge Frau
Das Ehepaar Martin Schneider und Anna Maria Hintzen
Familie Hintzen-Schneider 1924 bei der Tauffeier von Sibilla Schneider
Ehepaar Schneider 1927 mit ihren Kindern auf Spazierfahrt mit Hundegespann
Die komplette Familie Schneider 1947; v. li. Sohn Wilhelm, Anna Maria Schneider, Martin Schneider und Tochter Sibilla


Noch heute gibt es in Oberaußem Familien mit dem Namen Hintzen. Es sind z. T. direkte Nachkommen der einstigen Fleurshofbesitzer "Hermann Hintzen und Anna Maria Maaßen".

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Quellenverzeichnis:

  • Familienchronik von Martin Schneider, Oberaußem
  • Mitgliederverzeichnis der Schützengilde Oberaußem, von Martin Schneider
  • Totengedenkbuch der Schützengilde Oberaußem, von Martin Schneider
  • Informationen von Wilhelm Schneider, Oberaußem
  • Informationen von Katharina Überschär geb. Schneider, Oberaußem
  • Informationen von Elisabeth Tillmann geb. Hintzen, Großkönigsdorf
  • Informationen von Familie Peter Brüggen, Oberaußem
  • Chronik 100 Jahre St, Vinzentius, von Christian Kemmerling
  • Fotos: Wilhelm Schneider, Katharina Überschär, Familie Tillmann, Familie Peter Brüggen, Privatfotos von Oberaußemer Bürger, U. Reimann
  • Recherchen U. Reimann
  • Neue Texte, Textergänzungen und Seitenlayout U. Reimann