Güter, Bauernhöfe und Kleinsthöfe in Oberaußem
Eine Zusammenstellung von Ulrich Reimann
Vorwort des Verfassers
Diese Ausarbeitung soll ein wenig dazu beitragen, die Erinnerung an den ländlichen Ursprung, die Struktur des Ortsbildes und dessen Entwicklung, sowie die zeitbedingte Wandlung unseres Heimatortes Oberaußem und der hiesigen Ortsbevölkerung zu bewaren und dieses Thema den daran Interessierten etwas näher zu bringen.
Heute gibt es in Oberaußem nur noch einige wenige, aktive landwirtschaftliche Betriebe. Somit ist auch der einst erhebliche Einfluß der Bauernschaft auf die Ortsverwaltung, die Kirchengemeinde und die allgemeine Entwicklung des Ortes heute eher als gering zu bezeichnen. Oberaußem hat sich über den Zeitraum der letzten 200 Jahre von einem kleinen Bauerndorf zu einem modernen Stadtteil von Bergheim gewandelt.
Vieles zur Oberaußemer Ortsgeschichte findet man in den beiden Büchern: „Heimatkunde von Oberaußem“, von Hauptlehrer Josef Dürbaum[i] und „100 Jahre Pfarrkirche St. Vinzentius“, von Christian Kemmerling[ii], sowie in den Anfang der 1950ger Jahre in der Kölnischen Rundschau zu diesem Thema veröffentlichten Ausarbeitungen von Hans Lipp[iii].
Der Geschichte Oberaußems im Mittelalter, widmete sich auch Prof. Dr. Hans Georg Kirchhoff[iv]. Im Jahrbuch von 2007, Band 16, des Bergheimer Geschichtsvereins, veröffentlichte er einen diesbezüglichen Artikel, mit neuen Daten sowie Auslegungen und Verknüpfung belegter Daten zur Oberaußemer Geschichte.
Um nachfolgend eine möglichst umfangreiche, zusammenfassende Darstellung der Oberaußemer Landwirtschaftstradition zu erstellen, wurden in der Ausarbeitung ganz bewußt komplette Textpassagen aus den, teils nicht mehr erhältlichen Publikationen hier mit eingearbeitet und wörtlich übernommen. Hinweise dazu jeweils zugeordnet im Text. Weitere Details zeigt das abschließende Literatur und Quellenverzeichnis.
Ein großer Teil der nachfolgenden Informationen, wurden vom Verfasser selbst recherchiert bzw. aus den eigenen Erlebnissen und Erinnerung zusammengestellt. Seriöse Korrektur- und Verbesserungsvorschläge sowie Ergänzungen zu dieser Ausarbeitung, werden vom Verfasser begrüßt, gerne entgegengenommen und auch eingearbeitet.
Für verwendete Zitate gilt: übernommenen mit allen Schreibfehlern in der jeweiligen Form.
Abschließend hier noch einige persönliche Worte des Verfassers. Ein besonderes Dankeschön an alle, die mir bei der Erstellung dieser Ausarbeitung zum Thema „Alte Güter und Höfe von Oberaußem“, oft mit persönlichem Rat und Tat sowie mit Informationsmaterial und etlichen diesbezüglichen Fotos weitergeholfen haben.
Oberaußem, im Februar 2017
Ulrich Reimann
[i] Josef Dürbaum, von 1897 – 1928 Lehrer und Hauptlehrer an der kath. Volksschule in Oberaußem
[ii] Christian Kemmerling, geb. in Oberaußem
[iii] Hans Lipp, Lehrer in Grevenbroich-Orken, geb. 1922 in Oberaußem
[iv] Prof. Dr. Hans Georg Kirchhoff, Dortmund, geb.1930 in Rommerskirchen
Allgemeines zur landwirtschaftlich geprägten Oberaußemer Geschichte, der Entwicklung des Ortsbildes und der hiesigen Bevölkerung
Der Ort Oberaußem ist an einem Hang gelegen, der zu den Ausläufern des Villerückens zählt und von landwirtschaftlich gesehenen, fruchtbaren Ackerböden umgeben ist.
Die Siedlung Oberaußem findet bereits frühurkundliche Erwähnungen.
Aufgrund des im Erft- und Gilbachgebietes, also auch um Oberaußem, vorhandenen, sehr guten Ackerbodens, siedelten sich in unserer Gegend bereits Menschen der jüngeren Steinzeit an. Man versuchte also schon früh, dem Boden unserer Heimat, durch eine gezielte, landwirtschaftliche Bearbeitung Nahrungsmittel abzuringen.
Im Laufe der Jahrhunderte war unsere Gegend mit ihren guten ertragreichen Böden, das Ziel vieler Volksgruppierungen.
Nachweislich, durch entsprechende Funde belegt, siedelten hier die Kelten, die Germanen und auch die Römer.
Durch sie alle wurde die Landwirtschaft mit Ackerbau und Viehzucht in unserer Heimatgegend immer mehr vervollkommnet.
Die etwas später, nach den Römern hier sesshaften, ackerbaukundigen Franken, verhalfen der hiesigen Landwirtschaft nachweislich zu einem gewaltigen Aufschwung.
Durch die bei den Römern und Franken praktizierte Vergabe von größeren Landdistrikten an ihre Führer und Hochgestellten, meist nach der Eroberung von Ländereien, entstanden auch in unserer Gegend bereits zu frühen Zeiten größere Besitztümer. Schon zur Römerzeit bestanden in der Rheinprovinz und vielleicht auch in unserer Nähe Einzelhöfe inmitten eines geschlossenen Landkomplexes.
Bei den Germanen begründeten in unserer Gegend vielfach eine Anzahl unter sich verwandter Familien ein Dorf und erweiterten die Feldmark durch Rodungen. In den verschiedenen Abteilungen der Feldmark, den sogen. Gewannen (d. h. Gewinn = dem Boden abgewonnen), die durch die Reihenfolge der Urbarmachung entstanden, oder auch nach Lage und Naturverhältnissen abgegrenzt waren, erhielt jede vollberechtigte Dorffamilie einen Anteil, dessen Flächeninhalt sich nach der Möglichkeit der Bearbeitung an einem Arbeitstage, Tagewerk oder Arbeitsmorgen richtete. Jedes dieser Stücke bildete also einen Morgen, die Maßeinheit, die bei uns noch heute als Flächenmaß bei Ländereien gebräuchlich ist.
Die größeren Besitztümer in unserem Ort fand man im Mittelalter. Einige der alten Großhöfe und Rittergüter existieren gebäudemäßig noch heute, werden aber überwiegend nicht mehr landwirtschaftlich genutzt.
Erstmals etwa ab dem Jahr 1300 wird in vorhandenen Urkunden zwischen Ober- und Niederaußem unterschieden. Aus älteren Dokumenten geht nicht eindeutig hervor, welcher dieser heute eigenständigen beiden Orte jeweils angesprochen wurde.
In einer Urkunde von 962 betreffend einer Schenkung von Erzbischof Bruno I. an das Kölner Damenstift St. Cäcilia, werden u.a. anderthalb Hufen in Uluesheim[i] genannt. Viele gehen davon aus, dass es sich dabei um Niederaußem handelte, was aber nicht als sicher zu sehen ist.[ii]
Die heutige Namensform von Oberaußem ist wohl aus den urkundlich ebenfalls erwähnten Namenswandlungen Olsheim (1187) und Ausheim (ca. 1300) entstanden.
Vermutlich ist der Ortsname aus einem fränkischen Personennamen + - heim abgeleitet und entspricht einem weit verbreiteten Namenstyp der fränkischen Zeit.[iii]
1285 taucht in den alten Dokumenten erstmalig der Ortsname Nederhoweshem[iv] auf, was die Annahme zulässt, daß es damals auch Overhoweshem gab, was dann auch nur wenig später, um 1306, als solches Nennung findet.[v]
Die späte Unterscheidung in Ober- und Niederaußem zeigt, dass die beiden Orte vorher lange als Einheit gesehen wurden, was auch die kirchliche Geschichte belegt. Welcher der beiden Orte der ältere ist, kann teilweise aus der französischen Tranchotkarte von 1809 hergeleitet werden.
Bei Niederaußem handelt es sich hiernach um ein typisches altes Bauerndorf an der ehemaligen Römerstraße Neuss-Bergheim.
Oberaußem zeigt sich dagegen mit planmäßiger Ortslage und zugehöriger Ackerflur als typische Rodungssiedlung.
Daraus könnte man für Niederaußem auf ein höheres Alter schließen. Zweifel zu dieser Vermutung sind aber aufgrund der einstigen alten Oberaußemer Pfarrkirche St. Vincentius, die sich hoch auf dem Oberaußemer Tonnenberg, heute Friedhof, befand zulässig.
Es stellt sich hier die Frage: Warum befand sich die alte Kirche Oberaußems auf dem Tonnenberg und nicht im Ort? Die Antwort lautet: Sie war älter als das Dorf.
Als Kirche eines fränkischen Herrenhofes - wie St. Laurentius in Büsdorf - lässt sie sich in dieser einsamen Höhenlage kaum vorstellen, wohl aber als Burgkapelle.
Diese Annahme erklärt auch das Verhältnis der beiden Außem-Orte, die bis um 1300 nicht unterschieden wurden und folglich damals als Einheit verstanden wurden. Die Burg auf dem Tonnenberg war sozusagen die Akropolis (wörtlich: Oberstadt) von Außem. Nach Auflassung der Burg blieb ihr Turm erhalten und diente wahrscheinlich fortan als Kirchturm für die capella Oberaußem, und es wird nun auch verständlich, warum Niederaußem 1550 als Mutterkirche für Oberaußem galt.
Die direkte Anbindung der Oberaußemer Gemeinde an St. Remigius Bergheim, wie sie zehn Jahre später dokumentiert ist, war wohl eine kirchenrechtliche Neuerung zur Abwehr der reformatorischen Bestrebungen des Oberaußemer Adels. Der Reformation Calvins hatten sich auch die in Oberaußem einflussreichen Familien v. Gahlen, v. Isselstein zu Leck, v. Ketzgen zu Geretzhoven und v. Quadt zu Wickrath angeschlossen. Noch bis ins 18. Jahrhundert hielten sich reformierte „Hausgemeinden“ in Oberaußem.[vi] Der Abt von Kornelimünster muss von dem Ergebnis einer 1550 in Oberaußem durchgeführten Visitation aufgeschreckt worden sein. Um seine Rechte zu wahren, gestand er der capella in Oberaußem die sakramentalen Befugnisse zu. Dadurch löste er sie aus der faktischen Abhängigkeit von Niederaußem. St. Vincentius Oberaußem erscheint 1672 erstmals als Pfarrkirche.
Die Erklärung des Namens „Tonnenberg“ ist noch heute nicht eindeutig bekannt. Es könnte sich um die Benennung der in einer Tonnenform zum alten Ortskern hin steil abfallenden Höhe, einem Ausläufer des Villerückens, handeln oder um eine alte im Volksmund entstandene Flurbezeichnung. Vielleicht diente der Oberaußemer Tonnenberg, mit einem dort stehenden wehrhaften Gebäude, (Burganlage mit Turm?) schon in frühgeschichtlicher Zeit als leicht zu verteidigender Zufluchtsort den Bewohnern der Siedlung.
Prof. Dr. H. G. Kirchhoff entwickelt hierzu eine neue Theorie und schreibt dazu wie folgt:
>>Von einer Burg in Oberaußem gibt es zwar keine bekannten Überreste, aber eine mündliche Überlieferung, nach der sie in die Nähe des Abtshofes gelegen haben soll[vii]. Die hieraus resultierende Lage am Fuß des Tonnenberges ergäbe, dass es sich bei dieser Burg aber um eine wasserumwehrte Anlage des Hoch- oder Spätmittelalters gehandelt haben müsste.
Die Überlieferung kann ernst genommen werden, wenn man den Standort der Burg auf dem oben genannten Tonnenberg annimmt. Hier befand sich nachgewiesenermaßen die alte, 1884 abgebrochene Kirche St. Vincentius mit ihrem Kirchhof. Dieser Platz lag für eine Verteidigung, strategisch gesehen außerordentlich günstig[viii].
Durch eine Senke zwischen Tonnenberg und Oberaußemer Busch führte ein alter römischer Fernweg (heute Reutergasse)[ix]. Jacob Schneider schildert 1878 die dortige topographische Situation „als Hohlweg, neben welchem der Straßendamm, mit Gebüsch bewachsen, liegt.[x] Der Tonnenberg zeigt als „kegelförmig vorspringender Hügel, auf welchem die alte Kirche (nach der Volkssage der „Heidentempel“) steht, eine völlig geebnete obere Fläche mit ringsum regelmäßig abgeflachten Böschungen“.
Diese „obere Fläche“ ist der heutige Oberaußemer Friedhof; an seiner westlichen Spitze stand die „alte Kirche“, deren Abbruch 1878 begann, in ihrem Kirchhof. Diese Situation ist typisch für eine frühgeschichtliche Fliehburg, und es ist bemerkenswert, dass J. Schneider die „völlig geebnete Fläche“ schon 1878 vorfand, als der heutige Friedhof noch nicht angelegt war.
Dass sich an eine derartige Örtlichkeit alte Sagen knüpfen, ist eine vielerorts zu beobachtende Erscheinung. 1878 war es die außergewöhnliche Lage einer „Kirche auf dem Berg“, die sich nicht in das gewohnte Schema der „Kirche im Dorf“ einordnen und deshalb einen „Heidentempel“ als Vorgänger vermuten ließ — übrigens keine absurde Idee, weil die christliche Heidenmission derartige Umwidmungen geradezu anstrebte.
Bei Josef Dürbaum gut dreißig Jahre später ist dann aus dem „Heidentempel ebenfalls der Sage nach, ein „römischer Wachturm“ geworden. Dazu hat offenbar der Augenschein beim Abbruch des Kirchturms 1884 den Anlass geliefert: Nach einer von Dürbaum zitierten Notiz in der Pfarrchronik wies der Turm in seinem unteren Teil ein Mauerwerk von 4 Fuß und 6 Zoll = 1,40 m Stärke auf.[xi] Vielleicht hat Schneiders Erkundung der römischen Fernstraßen den Blick der Oberaußemer auf diese Erklärungsmöglichkeit gelenkt.
In den teilweise chaotischen Zeiten des 3. und 4. Jahrhunderts, die durch häufig wiederkehrende germanische Überfälle und Plünderungszüge gekennzeichnet waren, erscheint eine Reaktivierung der Fliehburg auf dem Tonnenberg plausibel.
Vielleicht hat es einen römischen Wachtturm auf dem Tonnenberg gegeben. Aber die Bauweise des „kolossalen“ Turms[xii] deutet auf eine jüngere Entstehung. Denn vor dem Abbruch von Alt - St. Vincentius fertigte der Kommunal-Baumeister Müller aus Köln-Deutz 1868 eine Expertise über den schlechten Zustand des Kirchleins an, der er auch einen Grundriss beifügte[xiii]. Daraus geht die erstaunliche Diskrepanz zwischen dem kleinen einschiffigen frühgotischen[xiv] Kirchraum (ganze 67 m² für die Gläubigen) und dem mächtigen Turm hervor.
Der Befund Müllers enthält ein bemerkenswertes Detail. Er schreibt nämlich: „Die Umfassungen des Turmes bestehen aus Ziegel, Tuffstein und Basalt“. Leider gibt er keine genauere Beschreibung dieses Mauerwerks, aber die Verwendung von Basalt lässt aufhorchen. Denn die - in der Regel fünfeckigen - extrem harten Basaltsäulen widersetzen sich der Bearbeitung durch den Steinmetz und müssen deshalb kopfseitig in einen Mauerverband eingefügt werden. Daraus erklärt sich die enorme Dicke der Turmmauern; sie waren doppelt so stark wie die der eigentlichen Kirche.
Ein bekanntes Beispiel für die frühe Verwendung eines Verbundmauerwerks aus Basalt, Trachyt, Tuff und Backstein bietet am Niederrhein die Barbarossapfalz in Düsseldorf-Kaiserswerth, die ab 1174 errichtet wurde.[xv] Dies lässt die Annahme zu, dass der Abt von Kornelimünster, der ja ein königsnaher Reichsfürst war, diese neuartige Befestigungstechnik für einen Burgturm auf dem Tonnenberg übernahm und damit ein deutliches Zeichen seiner Bergheimer Herrschaft setzte. Damit ist eine Bauzeit im letzten Viertel des 12. Jahrhunderts anzunehmen.
Zur Burg gehörte mit Sicherheit eine Burgkapelle, die auch die Funktion einer Gemeindekirche für die Siedlung am Fuße des Tonnenberges übernehmen konnte.
Ob es für Burg und Kapelle Vorgängerbauten aus pfalzgräflicher Zeit gab, ist ungewiss.
Der Ort Oberaußem zeigt zwei auffällige Siedlungsformen: einen Halbkreis von wasser-umwehrten Adelshöfen und ein zwischen diesen und dem Tonnenberg offensichtlich planmäßig angelegtes Dorf, das sich in einem regelmäßigen Straßenraster den Berg hinauf erstreckt.
Beides entspricht dem Typ suburbium, einer Burgsiedlung.
Der Mangel an alter urkundlicher Überlieferung erlaubt es leider nicht, diesen Befund zeitlich genau einzuordnen; immerhin erscheint er seit dem 14. Jahrhundert deutlich.
Das Dorf Oberaußem weist auch eine durchaus kleinteilige Struktur auf. Hier wohnten nur kleine Bauern, Handwerker und Tagelöhner, deren Existenz großenteils von den Großhöfen am Ortsrand abhing.
Genaueren Einblick in die Sozialstruktur des Ortes vermittelt eine Jülicher Steuer-Enquete von 1669[xvi].
Name | Besitzer | Qualität | Steuer | Größe | Lehnsherr |
Abtshof | Abt von Kornelimünster | Freiadlig | Halb | 204 M | --- |
Gahlenhof | v. Gahlen | Rittergut | Frei | o. A. | Kornelimünster |
Krebsenhof | in bürgerl. Hand | Freiadlig | Halb | 175 M | Kornelimünster |
Clarenhof | Kloster St. Clara, Köln | geistlich-adlig | Frei | 232 M | Kornelimünster |
Ketzgenshof | v. Ketzgen (Geretzhoven) | Rittergut | Frei | o. A. | Kornelimünster |
Haus Asperschlag | Landschreiber Schönebeck | Rittergut | Frei | 180 M | Kornelimünster |
Hof Asperschlag | Halfe v. Klein- Mönchhof | Freiadlig | Halb | 140 M | o. A. |
(o. Hofstatt) | v. Isselstein | Freiadlig | Halb | 120 M | o. A. |
Quadengut | v. Zoppenbroich | Freiadlig | Halb | 60 M | o. A. |
Kundtshof | Dom-Kommende Köln | verpachtet, ohne Sohlstatt | Voll | 86 M | o. A. |
In dieser Liste sind 5 Großhöfe ausdrücklich als Lehen von Kornelimünster bezeichnet. Bei den übrigen vier fehlen entsprechende Angaben. Zumindest beim Hof Asperschlag ist aber die Lehnsherrschaft von Kornelimünster zu erschließen, da er aus einer Teilung des Hauses entstand. Dem Besitz der Herren von Isselstein fehlt 1669 die Hofstatt ebenso wie dem Kundtsgut des Deutschen Ordens (der Name ist wohl aus Kommendshof entstanden). Das Quadengut trägt seinen Namen nach den Herren von Quadt zu Wickrath, die auch über einen großen Teil des Oberaußemer Zehnten verfügten; daher trug der Hof später den Namen Zehnthof. Nach Dürbaum[xvii] und Hinz[xviii] gehörte auch er zur Oberaußemer Mannkammer von Kornelimünster.
Drei Höfe sind nicht nur als freiadlig, sondern ausdrücklich als landtagsfähige Rittergüter bezeichnet: Gahlenhof, Ketzgenshof und Haus Asperschlag, offensichtlich ein Ausfluss der Jülichschen Landeshoheit, d. h. der Vogtei über Kornelimünster. Diese Klosterlehen waren drei der insgesamt 227 Rittersitze, deren Inhaber zur Ritterschaftskurie des Jülicher Landtags zählten.
Im Kirchspiel Oberaußem, (geographischen Einzugsbereich einer Kirchengemeinde) zu dem auch die beiden Höfe („Haus“ und „Hof“) Asperschlag gehörten, gab es 73 Hausstätten, von denen einige aber unbebaut oder unbewohnt waren.
Zieht man diese und die Großhöfe ab, bleiben rund 60 Wohnhäuser, was auf 250-300 Einwohner schließen lässt. Diese bewirtschafteten rund 390 Morgen Ackerland (diese Zahl ergibt sich aus den 452 Morgen des Textes, weil die Hausstätten für die Steuer doppelt angeschlagen wurden). Damit entfielen auf jeden Haushalt im Durchschnitt 6,5 Morgen. Da der kölnische Morgen ca. 3.000 m2 umfasste, betrug die Gesamtfläche der von den „kleinen Leuten“ bewirtschafteten Fläche rund 20 ha, also einen winzigen Bruchteil der gesamten landwirtschaftlich genutzten Gemarkung, denn die Großhöfe bewirtschafteten, etwa 1.400-1.600 Morgen = 420 - 480 ha. Diese Summe ergibt sich aus den Einzelangaben der Erhebung zuzüglich je 200 angenommene Morgen für den Gahlen- und den Katzenhof. Selbst wenn man für die beiden Rittergüter nur je 150 Morgen — das entspricht der Durchschnittsgröße der bezifferten Ländereien — ansetzt, ergibt sich noch die Summe von 1.400 Morgen = 420 ha.
Die Großhöfe bewirtschafteten also 70-80-mal so viel Land wie die Dorfbewohner, oder anders ausgedrückt: Auf diese entfielen nur 4-5 % der Ackerfläche.
Es liegt auf der Hand, dass die Pächter (Halfen) der Großhöfe eine Oberschicht darstellten, von der die meisten Dorfbewohner abhängig waren. Die adligen und geistlichen Eigentümer wohnten im 17. Jahrhundert allenfalls noch sporadisch auf den Oberaußemer Höfen.
Eine Erklärung für die bemerkenswerte Reihung von Großhöfen im Halbkreis um den Tonnenberg bietet ein Quellhorizont am Fuß dieses Villeausläufers. Es handelt sich wohl kaum um „Senkungsgebiete“, wie Dürbaum 1912 meint. Er nennt als zu seiner Zeit noch mit Wasser gefüllt: Dorfweiher, Fleursweiher, Seelweiher, Baumannsweiher und Achmaar. „Auch in der Nähe des Gehöftes Berens und des ehemaligen Katzenhofes in Bodelschwinghs Wiese waren vor nicht langer Zeit wasserreiche Weiher, die jetzt mit Erde gefüllt sind.“ Mit Wassergräben gesicherte Adelssitze erscheinen im Rheinland seit dem 10. Jahrhundert.
Wahrscheinlich ist das Ensemble erst nach 1028 entstanden, denn der Abt von Kornelimünster musste als Reichsfürst dem König ein Kontingent von Panzerreitern zum Reichsheer stellen. Aus der Burg auf dem Berg wurde der wasserumwehrte Abtshof im Tal, an dessen Areal der Name „Burg“ fortan haftete.[xix] St. Vincentius wurde von einer Burg- zur Dorfkapelle, die erst 1878 -1881 als Pfarrkirche in den Ort an den heutigen Platz verlegt wurde. Der vom Burg- zum Kirchturm gewandelte Turm auf dem Tonnenberg wurde mit der alten kleinen Pfarrkirche zusammen abgebrochen.<< soweit Kirchhoff.
Ein großer Teil des Oberaußemer Grundeigentums war noch bis zum Ende des 18. Jahrhunderts im Besitz von Klöstern und Kirchen, die es oft durch Schenkungen erhalten hatten. Oberaußem gehörte früher zum jülischen Amt Bergheim mit der Gerichtsbarkeit Bergheimerdorf. Diesen Bezirk besaß das Stift Kornelimünster. Im Jahre 1234 gehörte unser Ort als Lehen zur Vogtei der Grafen von Jülich. Um 1306 wurde der kleinen kirchlichen Gemeinde von Oberaußem, „Capellae Ouverousheim genannt“, vom Kölner Archidiakon verschiedene pfarramtliche Rechte verliehen. Dadurch wurde Oberaußem selbständige Pfarre. Diese feierte demzufolge 2006 das 700-jährige Bestehen. Das Verleihungsrecht in Oberaußem besaß zu dieser Zeit das Kloster Kornelimünster, welches auch das Recht des Zehnten hier besaß.
Jeden Freund unserer Heimat dürften auch die Wirtschaftsverhältnisse des Erftgebietes im Mittelalter interessieren.
Hans Lipp schreibt dazu: Ein Oberaußemer Pachtvertrag aus dem Jahre 1481 spiegelt in so anschaulicher Weise das Pachtsystem und die damaligen Wirtschaftsverhältnisse wieder, daß es angebracht erscheint, die Vertragsurkunde wiederzugeben.
In dieser Urkunde heißt es u. a.: Wilhelm von Guire, Abt von Cornelimünster, übergibt dem Ehepaar Gerlach und Elisabeth Runtzen seinen halben Hof zu Oberaußem mit dem dort fälligen Zehnten für 6 Jahre zu Halbscheid (halfscheyt) Der Vertrag gilt von Petristuhltag 1481 bis zum gleichen Tag des Jahres 1486 (?) und kann mit halbjähriger Kündigungsfrist nach drei Jahren gelöst werden. Der Halfe (Pächter) soll mit vier Gespannen rechtzeitig den Acker bebauen. Er soll den Zehnten für die zehntpflichtigen Felder und Wiesen (benden) auf den Hof in die Zehntscheuer schaffen, um ihn mit dem Abt auf der Tenne zu teilen. Er soll dem Abt zusätzlich von seinem Teil 20 Malter Weizen und 20 Malter Roggen geben. Dem Halfen werden vier Morgen Wiesen zu Bergheimer Dorf (Berchemerdorp) übergeben, von denen dem Abt ein guter Wagen Heu für seine Pferde gebühren. Der Halfe soll das Heu auf eigene Kosten vom besten Wiesenstück (gewahs) holen. Als Futter für die Pferde sollen jährlich sechs Morgen Wicken in die Hafersaat, zwei Morgen Roggen und ein Morgen Weizen in die Hartkornsaat eingesät werden. Die Pferde sollen jährlich die Hälfte der Weißbüsche (weysbüschen) aus beiden Scheunen bekommen. Mehr als sechs Pferde dürfen nicht auf dem Hofe gehalten werden. Schafe und Schweine sollen soviel wie möglich auf dem Hofe gehalten werden. Die Schafe werden nach dem Wunsche des Abtes gezeichnet. Alles Weizen-, Roggen- und Spelzenstroh soll an sie verfüttert werden, auch das im Winternebel eingebrachte Futter. Die geschorene Wolle wird zu gleichen Teilen geteilt. Das Salz stellt der Abt. Die Kerzen muß der Halfe liefern.
Der Abt hält einen Bullen und einen Eber auf dem Hof, die der Halfe pflegen und bei seinem Weggang zurücklassen soll. Die Kühe auf dem Hof soll der Halfe allein halten und auch die gesamte Schafsmilch für sich verwenden. Dafür soll er dem Abt jährlich zwei Malter zu je 30 Käsen, 40 Pfund Butter und 500 Eier abliefern. Der Halfe ist verpflichtet, dem Abt jährlich ein bis zwei Wagen Heu auf Bestellung nach Köln (Coelen) in sein Haus zu liefern. Dorthin soll er auch jährlich am Sonntag nach St. Martinstag eine Fuhre Frucht bringen.
Wenn der Abt es wünscht, muß der Halfe den Ernte- und Zehntanteil des Abtes nach Köln bringen. Jede Fuhre soll 10 Malter Hartkorn und 18 Malter Hafer enthalten. Zu gleichen Teilen geteilt wird das Saatgut (sayen), Brache (braich), die in die Brache gesäte Zwischenfrucht und die Disteln. Jeder Morgen Korn, den der Halfe von des Abtes Teil umpflügt, soll vom Abt bezahlt werden. Handelt es sich um „voersten lant“ auf dem „Driech“ oder auf der „Heide“, so hat der Abt ein Malter Hafer oder dessen Wert zu zahlen. Der Halfe soll kein Stroh verbrennen; dafür stehen ihm jährlich aus dem Walde des Abtes eineinhalb Morgen Busch oder Holz zu.
Sollte einer der Vertragspartner des anderen Feind werden, so soll er unverzüglich davon Mitteilung machen. Wird trotzdem der einen Partei von der anderen nachweislich Schaden zugefügt, so sollen Vermittler gewählt werden. Wenn einer der Vertragspunkte verletzt wird, ist der ganze Vertrag hinfällig. Der Vertrag wird in zwei Exemplaren (tzedelen) ausgefertigt.
Aus diesem Pachtvertrag ersehen wir, mit welch peinlicher Genauigkeit die Vorschriften für den Pächter verfaßt waren. Erstaunlich ist, welche Unmengen von Futter für das Vieh bereitstanden. Die Halfen waren aber auch nicht schlecht bedacht. Bei Missernten konnte der Pächter auf Verminderung der Abgaben oder auf Stundung Anspruch erheben. Wurde die Pachtsumme säumig oder überhaupt nicht bezahlt, so wurde der Vertrag gelöst. Die Güter bei Bergheimer Dorf mußten alle Abgaben in den Abtshof zu Oberaußem liefern. In seltenen Fällen wurde von Bergheim aus direkt nach Köln geliefert.
Ende des 18. Jahrhunderts, als das Rheinland zum französischen Kaiserreich gehörte, wurden die Besitzungen vieler Klöster von Napoleon I. säkularisiert und verkauft. Meist Privatleute, überwiegend aber die sogenannten, ehemaligen Halbwinner (Pächter), ersteigerten diese Besitztümer. Dadurch zerfielen viele der einstigen Großgüter in kleinere Parzellen, auf denen dann mittlere und kleine landwirtschaftlichen Betriebe entstanden.
Detailinformationen hierzu siehe auch: Buch Heimatkunde des Kreises Bergheim von F. W. Noll.[xx]
Oberaußem wurde also nachweislich, über Jahrhunderte hinweg überwiegend von der Landwirtschaft bestimmt und geprägt.
Bereits in den frühesten bekannten, geschichtlichen Dokumenten über unseren Ort, sind unter anderen Hinweisen auch immer wieder die Namen der o.g. größeren Güter und landwirtschaftlichen Gehöfte zu finden. So wurde zum Beispiel der Oberaußemer Abtshof schon 1264 als Besitz der Abtei Kornelimünster im Ort „Oweshen“, urkundlich erwähnt. Auch 1396 findet der Hof als Aussemerhof, der Abtei Kornelimünster zugehörig, Erwähnung.
Die wahrscheinlich ältesten, für die Geschichte und die Entwicklung von Oberaußem bedeutendsten Anwesen unseres Ortes, werden u.a. auch in einem erhaltenen Gräberplan des alten Friedhofes von 1776, namentlich aufgeführt.
Sie werden auch als solche, 1912 vom einstigen Hauptlehrer Josef Dürbaum in seinem Buch, „Heimatkunde von Oberaußem“ einzeln erwähnt. So schreibt Josef Dürbaum u.a.: Die Abtei Cornelimünster hatte um das Jahr 1750 in Oberaußem eine Reihe von Gütern in ihrem Besitz. Im Oberaußemer Abtshof tagte jährlich die Cornelienmünsterische Mann-Kammer
Prof. Kirchhoff schreibt dazu: >>Unter einer Mannkammer verstand man die Gesamtheit der adligen Herren, die Lehen eines gemeinsamen Lehnsherrn besaßen. Das war in Oberaußem der Abt von Kornelimünster. Die Lehnsträger versammelten sich von Fall zu Fall in der „Kammer“ des Abts, etwa um ihre Lehen von einem neuen Abt bestätigt zu erhalten oder um Erbschaftsfragen zu klären. Sie bildeten auch das Aufgebot an Panzerreitern samt Hilfspersonal, das der Abt als Reichsfürst auf Anforderung des Königs zu stellen hatte.
Die Mannkammer der abteilichen Vasallen im Bergheimer Raum tagte im Oberaußemer Abtshof, nicht - wie man erwarten sollte - im Bergheimer Abtshof.[xxi] Grund dafür war anscheinend eine besondere rechtliche Qualität des Platzes Oberaußem, d.h. ein Herrschaftszentrum - eine Burg.<<
Gemäß Hauptlehrer Dürbaum werden die folgenden Mann- und Kurmutgüter der Cornelienmünsterischen Mann-Kammer zu Oberaußem urkundlich genannt:
· Der Neuenahr-Hof,
· Der Abtshof
· Der Haller- oder Unterster-Hof,
· Der Katzenhof
· Rittergut Asperschlag.
Außer den vorgenannten, gab es laut Dürbaum im Ort noch folgende Gehöfte bzw. Güter, die zeitweilig auch zu der o.g. Abtei gehörten:
· Der Fleurs-Hof,
· Der Krülls-Hof,
· Der Zehnt-Hof mit dem Zehnt-Pütz (Brunnen),
· Der Claren-Hof,
Nach dem Hauptbuch und Verzeichnis der im Jülich-Aachener Bezirk befindlichen geistlichen Ländereien, Zehnten ec. vom Jahre 1795 hatten folgende Klöster Besitzungen oder Zehntrechte innerhalb der Gemeinde Oberaußem:
Kloster der Antoniter-Köln, besaß 24 Mrg. Wald
Kloster Bottenbroich-Bottenbroich, besaß 107 Mrg. Wald
Kloster Cäcilia-Köln, besaß 16 Mrg. Wald
Kloster St. Clara, besaß 93 Mrg. Wald
Abtei Kamp besaß 47 Mrg. Wald
Abtei Corneliemünster, besaß Zehntrecht von 510 Mrg. Land
Gemäß einem im Besitze des Rentners J. Baumann in Büsdorf befindlichen genau geführten Kataster vom Jahre 1687 besaßen in Oberaußem:
das Kloster St. Klara in Köln 118 Mrg. Land
das Kloster der Machabäer in Köln 102 Mrg. Land
das Kloster in Königsdorf 22 Mrg. Land
Außer den genannten Klöstern hatten auch die Kirchen zu Büsdorf, Bergheim, Quadrath und Auenheim in unserer Gemeinde kleinere Besitzungen.
Ein altes, im Bergheimer Stadtarchiv vorliegendes Kataster aus dem Jahre 1687 weist für das landwirtschaftlich bestimmte Oberaußem dieser Zeit insgesamt nur 64 Wohnhäuser nach. Hieraus kann man ablesen, daß der Ort an sich, trotz der größeren Gehöfte und Güter, zu dieser Zeit noch recht klein war.
Aus den Aufzeichnungen von Josef Dürbaum ist gut erkennbar, wie stark die örtliche Bauernschaft stets mit der katholischen Kirche verwurzelt war und somit das Leben des Ortes über Jahrhunderte hinweg wesentlich beeinflusst und mitbestimmt hat.
Nachfolgend einige Beispiele und Belege hierzu.
Der Oberaußemer Kirchenvorstand setzte sich meistens überwiegend aus ortsansässigen Bauern zusammen. Von 1821 bis 1837 war Edmund Muedder, hiesiger Landwirt und Bierbrauer, der Kirchenpräsident der Oberaußemer Pfarrkirche. Laut Hauptlehrer Dürbaum wurde eine für unsere neue Pfarrkirche 1882 herausgegebene Kirchenordnung neben dem Pfarrer Theodor Richartz, von den damaligen Landwirten Baumann als Vorsitzender, Berens, Rüntz, Schmitz, J. Hintzen und A. Hintzen unterschrieben. Besonders In dem Heimatbuch von Dürbaum und in einer Chronik von Christian Kämmerling findet man noch viele Hinweise dazu und auch zahlreiche Angaben zu den oft recht erheblichen Stiftungen von Bauern für die Oberaußemer Pfarrkirchen.
Hierzu nachfolgend einige Beispiele:
- Der Gutsbesitzer Wilhelm Baumann vom Krüllshof schenkte der neuen Pfarrkirche drei Glocken, welche von dem Glockengießer Christian Rodenkirchen in Köln-Deutz im Jahre 1880 gegossen wurden.
- Von dem Oberaußemer Gutsbesitzerehepaar Wilhelm Schmitz und Odilia geb. Berens stammen die beiden schönen Seitenaltäre der Kirche, zum Preise von 3000 Mark.
- Eine sehr schöne gothische Holzkanzel, heute leider nicht mehr in der Kirche eingebaut, welche der Bildhauer Jägers aus Cöln zum Preise von 2160 Mark lieferte, ist ein Geschenk der Wwe. Katharina Nikolin.
- Zu den beiden Chorstühlen steuerten Ludwig Schönen und die Geschwister Hintzen je 300 Mark bei, während Gottfried Hintzen die gleichfalls von Jägers angefertigte Kommunionbank im Werte von 600 Mark stiftete.
- Der Taufstein der Kirche ist ein Geschenk des Herrn Johann Berens vom Hallerhof und kostete 300 Mark.
Es soll aber hier nicht unerwähnt bleiben, das es neben diesen aufgezählten Stiftungen noch viele andere von unserer Bauernschaft geschenkte Gegenstände gibt, die zum Schmuck und Nutzen der Oberaußemer Pfarrkirchen beitrugen und dies teilweise heute noch tun. Leider sind in der Kirche nicht mehr alle Stücke vorhanden.
Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts lebten in unserem Ort überwiegend Bauern, Ackersleute, Tagelöhner und wenige Handwerker. Es gab einige große Güter, kleinere Bauernhöfe und kleinere Häuser die das Ortsbild ausmachten. Das Leben der Bevölkerung wurde noch von der Landwirtschaft dominiert.
Bei der Bauart der Gebäude bestimmten aufgrund der überwiegend ländlichen Verhältnisse, einige größere, zum Teil aus selbst erzeugten Feldbrandziegeln errichtete Gehöfte sowie kleinere Lehmbauwerke das hiesige Ortsbild. Die meisten Gehöfte im Ort entsprachen der fränkischen Hofbauart. Zu den meist viereckigen, in sich geschlossenen Hofanlagen gehörten folgende Gebäude und Einrichtungen. Ein an der Straße liegendes Wohnhaus, eine oft überbaute Toreinfahrt mit kleinem Nebentor für die Leute, rechts und links anschließende Nebengebäude, Stallungen und Schuppen. Eine Scheune schloß dann den Gesamthof nach hinten ab. Auf dem Hof befand sich auch vielfach der sogenannte Misthaufen. Hinter den Gebäuden lag bei vielen Höfen ein schöner Nutzgarten.
Aufgrund der Bauart der Gehöfte und Häuser und den damals überwiegend verwendeten Baumaterialien wie Holz, Lehm und Stroh, bestand eine erhebliche Brandgefahr. So ist aus vergangenen Jahrhunderten einiges über zahlreiche und große Brände bekannt. Trotz der bereits schon früh bestehenden Vorschriften über die „Verwahrung von Feuer und Licht“ und den Umgang mit Raucherutensilien, ist es immer wieder zu Brandkatastrophen gekommen, die ganze Straßenzüge und manchmal auch ganze Dörfer vernichtet haben.
Gemäß den Aufzeichnungen in der Rheinischen Dorfchronik von Joan Peter Delhoven[xxii] aus Dormagen, erging hierzu am 25.3.1791 folgende Verordnung: „Das Tabak-Rauchen auf offener Gasse, in Schreiner-, Schneider- und allen feuerfangenden Werkstuben wird schärfest verbothen und die Edicte gegen das Strohdecken scharf erneuert. Wenn ein nach dem Verboth mit Stroh gedecktes Haus abbrennt, so hat der Eigenthümer keinen Nachlas zu gewarnten.“
Delhoven berichtet auch über das 1791 in unserer Heimat stark grassierende Fleckenfieber, dem sehr viele Menschen zum Opfer fielen.
Über ein schreckliches Gewitter, das Oberaußem am 21. Mai 1792 heimsuchte, schreibt er wie folgt:
„Am 21. zohe ein Gewitter vorbey, welches uns warmen Regen hinterliesse. Dieses hat zu Oberaussem, Pulheim, Stommel. Roggendorf, das Worringer Espel, Fühlingen, Hittorf und hoch im Gebirg schrecklichen Schaden getan, es fielen Hagelsteine von 18 Loth.“
Recherchen des Chronisten Gerd Friedt[xxiii], brachten eine Einwohnerliste von Oberaußem aus der Franzosenzeit von 1799 zutage. Friedt schreibt dazu: Die Liste von 1799 zeigt neben den Familiennamen auch noch die Berufe der Haushaltungsvorstände an. Zudem ergibt sich aus dieser Liste die Dauer der Ortsansässigkeit.
1799 lebten in Oberaussem einschließlich Asperschlag 347 Seelen in ca. neunzig Häusern, kleineren Höfen und einigen größeren bäuerlichen Hofanlagen.
An Berufen der Einwohner werden aufgelistet: 44 Tagelöhner, 28 Ackerer, 2 Schmiede/Hufschmiede, 1 Förster, 4 Schuster / Schumacher, 1 Kaufmann/Händler, 4 Leinweber, 5 Landwirtschaftspächter, 3 Lumpensammler, 1 Zimmermann, 2 Schneider, 1 Tischler / Schreiner, 1 Böttcher / Fassmacher, 1 Waagemeister, 1 Pfarrer, 1 Haushaltsvorstand und zwar Georg Langen ist blind und übt keinen Beruf aus.
Von den 14 wichtigsten Berufen, die für die Autarkie einer Pfarrei definiert wurden, waren in der Pfarrei Oberaussem 9 Berufe vorhanden: Böttcher, Kaufmann, Leinweber, Pfarrer, Schneider, Schuhmacher, Schmied, Schreiner und Zimmermann.
Es gab in der Pfarrei Oberaußem keinen Bäcker, Fleischer / Metzger, Gastwirt, Müller und Stellmacher. Die Pfarre Oberaußem konnte aus diesem Grund nicht als autark bezeichnet werden.
Die Oberaußemer Berufsstruktur auf Berufsgruppen bezogen war 1799 wie folgt:
1. 42,3 % Arbeiter
2. 32,7 % Landwirtschaft
3. 20,2 % Handwerk / Gewerbe
4. 1,9 % Gemeinde / Staat
5. 1,0 % Arme
6. 1,0 % Dienstleistung
7. 1,0 % Kirche
Die nachfolgende Tabelle enthält die von Gerd Friedt ermittelten Oberaußemer Familiennamen Anno 1799, die in Klammer stehenden Jahreszahlen bedeuten im Ort ansässig seit.
Abels | Gymnich (1796) | Lemper | Roggendorf (1789) |
Beck | Hausmann | Lipp (1794) | Rolshoven ( 1753) |
Berens | Hecker | Lüngen (1778) | Rasquin (1754) |
Buntenbroch | Hilger | Lamertz (1765) | Schauff |
Braun | Hüntgen (1794) | Mondag | Schmitz |
Breuer | Hoffmann (1795) | Mödder | Schneider |
Brücken | Hintzen (1796) | Massen (1796) | Schreyer |
Brusterbach | Hahn (1795) | Muck (1777) | Schumacher |
Canes | Jungbluth | Mentzer (1798) | Schwelm |
Conraths | Jungverdorben | Meusch (1786) | Steinheuer |
Krantz | Jau (1786) | Nohr (1778) | Strack (1792) |
Cremer | Jabergel (1761) | Klein | Schwab (1792) |
Dünwald | Kemmerling | Kuntz (1743) | Strautz (1749) |
Dusterwald | Kerbusch | Kolping (1796) | Schweren (1773) |
Dick (1786) | Klein | Odenelle | Torff (1763) |
Düren (1749) | Kuntz (1743) | Pool | Uhles |
Esser | Kolping (1796) | Peltzer (1781) | Vaasen (1785) |
Essenmacher (1761) | Knoff (1789) | Pfeiffer (1782) | Wyland (1795) |
Feiten (1775) | Kahn (1790) | Pütz (1736) | Wolff |
Fuchs (1779) | Kraus (1770) | Roubsteck | Wolter |
Faßbender (1792) | Langen | Robertz | Weitz (1743) |
Viele dieser alten Namen und Erwähnung der bäuerlichen Hofanlagen findet man auch auf einem handgeschriebenen Grabplan des alten Oberaußemer Friedhofes wieder. Der Plan stammt laut Recherchen von Christian Kämmerling, aus dem Ende des 18. Jahrhunderts. Er wurde wahrscheinlich vom damaligen Pfarrer Neuen (1762 – 1795 in Oberaußem) angefertigt
Der eine oder andere alte Oberaußemer findet in der obigen Namensliste sicherlich seinen eigenen Namen oder den seiner Vorfahren wieder. Viele der alten Nahmen sind aber heute in unserem Ort nicht mehr vertreten. Vergleicht man die heutigen Oberaußemer Familiennamen mit denen der Liste von 1799, kann man schnell feststellen, dass der überwiegende Teil unserer Ortsbewohner keine alten Wurzeln im Dorf hat sondern zugezogen ist und hier heimisch wurde.
[i] So das Original. Eine Abschrift des 15. Jahrhunderts hat Oluesheim (-u- steht für -v-): Rheinisches Urkundenbuch. Altere Urkunden bis 1100 (Publikationen der Gesellschaft für rheinische Geschichtskunde LVII), Düsseldorf 1994, Bd. 2 Nr. 250
[ii] Erich Wisplinghoff nimmt ebd. ohne Angabe von Gründen Oberaußem an.
[iii] Heinrich Dittmaier: Die linksrheinischen Ortsnamen auf —dorf und —heim (Rheinisches Archiv Bd. 108), Bonn 1979 S. 62.
[iv] Kurt Schmitz, Niederaußem. Chronik einer Gemeinde o. 0. 1974, S. 112
[v] Dürbaum S. 27 nach einer Urkunde im Pfarrarchiv Oberaußem
[vi] Walter J. Zielniok, Geschichtliche Entwicklungen im Erftland, in: Heimat im Erftraum. Beiträge zur Landschaftskunde des Landkreises Bergheim, Bergheim 1968 S. 78; Horst Grodde: Die evangelische Kirchengemeinde Bedburg-Niederaußem, in: 400 Jahre Bedburger Synode, Bedburg-Niederaußem 1971, S. 127 f.; Heinz Braschoß: Sieben Jahrhunderte Pfarre Hüchelhoven, Hüchelhoven 1980 S. 31. Zur Familie v. Ketzgen zu Geretzhoven vgl. Heinz Andermahr, Die Burg Geretzhoven und ihre ersten Besitzer, in: Geschichte in Bergheim. Jahrbuch des Bergheimer Geschichtsvereins, Band 6, 1997, S. 44-64 und Carsten Mayer, Geretzhoven unter der Familie v. Bodelschwingh, ebd. S. 65-75:
[vii] Dürbaum S. 12
[viii] Hinz S.310
[ix] Prof. Dr. H. G. Kirchhoff, Bergheim im römischen Straßennetz.
[x] J. Schneider, Römische Heerstraßen zwischen Maas und Rhein, Jahrbücher des Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinlande 64, 1878 S. 18-24, S. 2. Der Hohlweg ist die heutige Reutergasse.
[xi] Dürbaum S. 10 und Kämmerling S. 24
[xii] Paul Clemen in Kunstdenkmäler des Rheinlandes a.a.O.
[xiii] Kämmerling S. 25
[xiv] Paul Clemen a.a.O.
[xv] Irmingard Achter: Düsseldorf-Kaiserswerth (Rheinische Kunststätten Heft 252, 1980), S. 15ff.
[xvi] HStA Düsseldorf, Bestand Jülich-Berg III R Nr. 211. Den Hinweis auf diese wichtige Quelle gab Dr. Heinz Braschoß, Büsdorf.
[xvii] Dürbaum S. 19
[xviii] Hinz S. 310
[xix] Hinz S. 310 Nr.7
[xx] F. W. Noll, Schulrektor, Elsdorf 1928
[xxi] beste Darstellung dazu bietet Kastner
[xxii] Die Rheinische Dorfchronik des Johan Peter Delhoven aus Dormagen, geb. 1766, gest. 1824
[xxiii] Heinz Gerd Friedt, München ehemals wohnhaft in Oberaußem
Franzosenzeit
Am 4. Oktober 1794 erreichten französische Revolutionstruppen unser Gebiet. Diese Soldaten kannten kein Erbarmen. Sie plünderten, brandschatzten und vergewaltigten. Die Kunstschätze vieler Kirchen und Klöster wurden geraubt und nach Paris gebracht. In Kirchen wurden Pferde und Vieh untergebracht. Klöster wurden verwüstet oder als stinkende, schmutzige Lazarette missbraucht.
Auch Oberaußem blieb von den Horden nicht verschont. Die Bauern wurden total ausgeraubt, Gutshöfe wurden geplündert, sogar die Feldfrüchte wurden gestohlen. Es gab aber vielerorts auch Widerstand der Bevölkerung. Vereinzelt waren sogar französische Soldaten die beim „Konfiszieren“ von Pferden, Kühen, Rindern, Schweinen oder Schafen gefasst wurden, mit Mistgabeln erstochen worden oder man hatte sie einfach totgeschlagen.
Mit dem Einmarsch der Franzosen begann für das gesamte linke Rheinland aber auch ein bedeutsamer Strukturwandel. Es wurde eine neue Verwaltung eingeführt. Durch die Einführung des neuen französischen Rechts kam es zu einer Trennung von Staat und Kirche. Privilegien und Sonderrechte für einzelne Stände entfielen. Ab 1799 wurden auf Anordnung der Franzosen erste allgemeine Volkszählungen in unserem Heimatgebiet durchgeführt. In der Zeit der französischen Besatzung gehörte unser Ort zum französischen Departement Roer und damit zum Kaiserreich Frankreich.
Unter Napoleon I. wurden die Klöster aufgehoben, deren Besitz und Güter wurden eingezogen und verfielen in Staatsbesitz. Neben dem benachbarten Kloster Bethlehem waren das in Oberaußem selbst der Clarenhof und der Abtshof.
Auch im Jahre 1812 hatten die Truppen Napoleons I. auf ihrem Feldzug nach Rußland in unserer Gegend Quartier bezogen. Dabei wurde die hiesige Bevölkerung von den Besatzern oft mit roher Willkür behandelt.
In Oberaußem, im Fleurshof hatte die französische Armee ein Lazarett für ihre verwundeten Offiziere eingerichtet. Es ist anzunehmen, dass auch Napoleon selbst, nachdem er wie nachgewiesen in Bergheim war, auch den Fleurshof in dieser Zeit besucht hat.
Aufgrund der verlorenen Völkerschlacht bei Leipzig (16. - 19. Oktober 1813) und der endgültigen Niederlage des Korsen am 18. Juni 1815 bei Waterloo, zerbrach das französische Kaiserreich.
Nach der Niederlage Frankreichs, wurde auf dem folgenden Wiener Kongress eine Neuordnung Europas festgelegt. Das Rheinland wurde dementsprechend im Jahre 1815, nach harten Jahren französischer Besatzungszeit, mit Preußen vereinigt.
Preußenzeit
Über die Preußenzeit veröffentlichte Dr. Heinz Braschoß[i] im Jahrbuch des Bergheimer Geschichtsvereins, Band 16, 2007 eine Ausarbeitung zum Thema: „Revisionen der Verwaltungen im 19. Jahrhundert.“
Nachfolgend einige Inhaltspassagen aus dieser Arbeit. Nach der Übernahme des Rheinlandes, durch den König von Preußen im Jahre 1815, wurde hier eine zweistufige Staatsverwaltung aufgebaut. Der Oberpräsident war der Repräsentant des Königs mit Aufgaben, die sich auf die gesamte Provinz erstreckte. Für die eigentliche Verwaltung waren die einzelnen Regierungspräsidenten der Provinz zuständig.
Von Zeit zu Zeit ließen sich die Regierungspräsidenten durch Revisionen vor Ort, über die Lebensverhältnisse und die kommunalen Verwaltungen in Stadt und Land informieren. Die erste Revision im damaligen Kreise Bergheim und damit auch in Oberaußem, führte im Frühjahr 1838 der Regierungs- und Departementsrat von Münch-Bellinghausen durch. Oberaußem war zu diesem Zeitpunkt noch keine eigenständige Gemeinde und gehörte wie Niederaußem, Glesch und Paffendorf zur Bürgermeisterei Paffendorf. Der Bürgermeister, der als vermögend galt und beliebt war hieß Bernhards. Nach Abschluß seiner Revision verfasste Münch-Bellinghausen mit Datum 11. Juni 1838 einen Bericht. Zur wirtschaftlichen Situation schrieb er u.a.: „Haupterwerbszweig der Bewohner ist der Ackerbau. Der gute Ackerboden in der Gilbachgegend bringe bei fleißiger Bewirtschaftung Gewinne ein.“ In seinem Bericht erwähnte er auch, daß es auf dem Villerücken kleinere Kohlegruben gab, was auch für das Umfeld von Oberaußem galt.
Bei den Schulen im Kreisgebiet handelte es sich ausschließlich um Elementarschulen, in denen Jungen und Mädchen bis zum 12. Lebensjahr in Religion (Katechismus und Bibelkunde), in Lesen, Schreiben und Rechnen unterrichtet wurden. Zusätzlich wurden den Schülern dort gemeinnützliche Kenntnisse in Geschichte, Erdkunde und Naturkunde vermittelt. Im Revisionsbericht wurden die Schulen allgemein als gut bewertet.
In Oberaußem gab es zu dieser Zeit ein kleines, einklassiges Schulgebäude in Lehmbauweise, das auf der sogen. Kalfheck (die einstige Grünanlage, wo heute der Gemeindekindergarten steht) stand.
Der Bericht enthält auch Angaben zu den vorgefundenen „Sittlichen Zuständen“ in unserem Kreisgebiet. In dieser Hinsicht war allerdings nur Rühmliches vermerkt. „Die Bewohner seien durchgehend fleißige Ackerbauern, friedliebend und weder zu Exzessen und Schwelgereien geneigt, noch prozesssüchtig oder einer ungeeigneten Opposition gegen die Maßregeln der Verwaltung sich hingebend.“
Ab 1845 entstanden dann in den Bürgermeistereien die einzelnen Gemeinden, die aber nur eingeschränkte Befugnisse besaßen.
Eine weitere Revision erfolgte zum Ende des 19. Jahrhunderts durch den Regierungsrat Schotte. Er revidierte am 5. Juni 1896 die damals in einer Personalunion geführten Bürgermeistereien Bergheim und Paffendorf mit der Gemeinde Oberaußem.
Der Bürgermeister der Personalunion war seit 1877 Josef Commer aus Bergheim.
In Oberaußem gab es nun bereits eine kath. Volksschule.
Die Kasse der Bürgermeisterei Paffendorf verwaltete der Gemeindeempfänger Klein.
Es gab in allen Gemeinden eine Gemeindeversicherungskasse.
Für Sicherheit und Ordnung in der Bürgermeisterei Paffendorf war der Gemeindediener Over zuständig.
Ein Nachtwächter sorgte in Oberaußem für Ruhe und Sicherheit und ein Feldhüter schützte unsere Felder vor Felddiebstählen.
Haupterwerbsquelle der Bevölkerung war laut Schottebericht immer noch die Landwirtschaft.
Angebaut wurden überwiegend Weizen, Zuckerrüben und Klee. Die Verschuldung der Grundbesitzer wurde als gering beschrieben.
Es hieß sogar: „Im Ganzen herrsche Wohlstand“. Das dürfte aber nicht so gewesen sein.
Die Rinderzucht wurde als blühend bezeichnet. Pferdezucht und Obstbau waren dagegen als bedeutungslos vermerkt.
Die Jagd war in unserer Gegend ertragreich. Es gab damals viele Rehe und Fasanen in unseren Revieren. Der in Oberaußem zuständige Förster hieß Rauwald.
Pfarrer im Ort war Theodor Richartz, unter dem 1878 die neue Pfarrkirche erbaut wurde.
Hauptlehrer des Ortes, war Anton Horst.
Es gab bereits Zeitungen zu kaufen und zwar das „Intelligenzblatt für den Kreis Bergheim, die Köln-Bergheimer-Zeitung und den Erft-Boten.
Laut dem Revisionsbericht von Regierungsrat Schotte waren die Straßen in den Gemeinden in einem guten Zustand.
Dem Bürgermeister Commer stellte er ein gutes Zeugnis aus, er nannte ihn „einen liebevollen Fürsorger für seine Bürgermeisterei.“
Landrat war zum Ende des 19. Jahrhunderts Otto Graf Beissel von Gymnich. Bei der 1893 stattgefundenen Wahl zum neuen Reichstag, wollte er unbedingt einen ihm genehmen Kandidaten, den Reichsgrafen von Hoensbroech, durchdrücken. Das dies aber nicht gelang, lag auch zu einem großen Teil an den Oberaußemer Wählern. Hier hatte man wohl auch unter dem Einfluß der Großgrundbesitzer und der katholischen Kirche stehend, dem Kandidaten der Zentrumspartei, Dr. Rudolphi, einem katholischen Theologen, den Vorzug gegeben. Er bekam hier 160 Stimmen, Reichsgraf von Hoensbroech dagegen erhielt nur 7 Oberaußemer Stimmen.
Dieses Wahlverhalten hatte Landrat Graf Beissel den Oberaußemern aber sehr übel genommen. Aus Verärgerung darüber, hatte er die Durchführung des damals alljährlich in Oberaußem stattfindenden Stiftungsfestes des hiesigen Kriegervereins, wegen angeblichen Unruhen währen einer Veranstaltung mit Graf Hoensbroech, nicht genehmigt.
Die Oberaußemer wollten sich aber mit der Absage dieses für ihren Ort bedeutenden Festes nicht abfinden. Sie riefen zum Zapfenstreich auf.
Den Ablauf des folgenden Geschehens beschreibt die KÖLN-BERGHEIMER ZEITUNG so: „Die Aufstellung zum Zapfenstreich sollte beginnen und die Musik stand fertig zum Aufmarsch, aber da sollten Sie was gesehen haben! Die ganze Polizeimacht (Gendarm, Polizeidiener, Feldhüter, Nachtwächter etc.) trat auf den Plan und drohte der Musik, sobald sie spielen würde, die Instrumente in Beschlag zu nehmen. Die Böller, die zum Schießen bereit standen, sah man durch den Feldhüter zum Ortsvorsteher wandern.“ Ohne weiteren Widerstand zu leisten, zog sich der Verein ins Vereinslokal zurück.
Heinrich Schläger, einstiger Kulturreferent des Altkreises Bergheim schreibt zu dieser Zeit des 19. Jahrhunderts: >>„Zu Beginn der preußischen Zeit war der bäuerliche Betrieb noch als außerordentlich arbeitsintensiv zu bezeichnen. So mußte mit den einfachsten Geräten all das geleistet werden, was die um 1870 stark einsetzende Technisierung des Landbaues den nachfolgenden bäuerlichen Generationen zunehmend erleichtert. Mit den wenigen Geräten, schlechtem Saatgut und geringem Naturdünger blieb den Bauern nur die Möglichkeit zu versuchen, durch intensive Bodenbearbeitung mit schwerer körperlicher Arbeit erträgliche Ernten zu erreichen.
Da es nur wenige technische Hilfsmittel gab, war der Betrieb entscheidend auf die menschliche Arbeitskraft angewiesen.
Von den wenigen altüberkommenen Arbeitsgeräten war das wichtigste, das geradezu universale Ackerbaugerät bis zum letzten Drittel des 19. Jahrhunderts für alle Betriebsgrößen, der Hundspflug. Er war ein hölzerner Glattpflug mit Vordergestell, dem sog. Gereit auf Rädern, und als wichtigsten Einzelteilen dem Gringel, dem Kolter und Wetzel, der Sohle, dem Sterz (zum ein- oder zweispännigen Pflügen), dem Reih, dem später verstellbaren Streichbrett und der Pflugschar. Um zur Saat zu pflügen, wurde ein besonders großer Reester, der sog. Kromp-Reester (Schottel) verwendet. Es gab zwei Pflugschare, zum Stülpen und zum Stürzen (bei kleineren Ackerfrüchten).
Dieser uralte Pflug wurde in den Holzteilen vom dörflichen Stellmacher hergestellt, die eisernen Pflugschare lieferte der Dorfschmied. Ebenso kamen auch die ersten eisernen Hundspflüge vom Dorfschmied. Aber damit war lediglich ein Wechsel im Material erreicht. An der alten Konstruktion änderte sich nur wenig. Erst um 1880 kommen bald allgemein benutzte sog. Balancepflüge als Kippflüge und Kippwendepflüge auf, die fabrikmäßig hergestellt wurden.
Die Pflugarbeit mit dem alten Hundspflug erforderte besondere Fertigkeit und war ausschließlich Sache des Bauern selber, der Söhne oder des Meisterknechtes.
Die gesamte Getreideernte mußte von Hand mit dem Sicht, zu dem der Mathaken gehörte, gemäht und von Hand gebunden werden. Getreidesensen waren unbekannt. Lediglich Gras und Klee wurden mit der Sense gemäht. Man rechnete bei den Mäharbeiten auf 2 Mäher eine Binderin.
Noch bis zur Einführung der ersten Göppeldreschmaschinen um 1860, mußte das gesamte Getreide mit dem Dreschflegel gedroschen werden. Da hierzu die mittleren und kleineren Betriebe, denen nicht wie den Großhöfen Knechte und Tagelöhner zur Verfügung standen, zusätzliche Arbeitskräfte benötigten, verhalfen sie manchem Kleinstbesitzer in den Wintermonaten zu Kost und Lohn.
An Nutzfahrzeugen kannte das vergangene Jahrhundert lediglich die Karre und den zweispännigen Wagen. Dabei wurde immer wieder darüber geklagt, daß die Wege in solchem Zustande waren, daß man bei Schlechtwetter ohne Vorspann nicht auskam.“
Der nach der Vereinigung des Rheinlandes mit Preußen aber allgemein zu beobachtende Aufschwung in der Landwirtschaft, ist auch an unserer Gegend nicht spurlos vorübergegangen.
In Preußen bestanden für die Entwicklung der Landwirtschaft recht günstige Verhältnisse. So war dort bereits die Erbuntertänigkeit aufgehoben und der Landerwerb erleichtert worden.
Bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts waren in Preußen die Bauern noch erbuntertänig, d. h. sie waren ihrem Gutsherrn, von denen es nur wenige gab, ergeben. Sie konnten weder Land erwerben noch sonst wie ihr Besitztum vergrößern. Ihre Söhne durften noch nicht einmal ohne Einwilligung des Gutsherrn heiraten.
Erst durch den preußischen Minister von Stein waren der Landwirtschaft diese doch beengenden Fesseln genommen worden.
Die Aufhebung der Erbuntertänigkeit und das Edikt, betreffend den erleichterten Besitz und den Gebrauch des Grundeigentums, waren es hauptsächlich, die den Grundstein zu einer Entwicklung des landwirtschaftlichen Gewerbes legten, die vorher unmöglich gewesen wäre. So wurde es vielen, bis dahin abhängigen ländlichen Bürgern ermöglicht, eigene kleine Landwirtschaftsbetriebe zu gründen oder die vorhandenen Kleinstbetriebe, zur Erzielung von mehr Erträgen zu vergrößern.
Durch die Vereinigung mit Preußen profitierten auch die Menschen des Rheinlandes von dieser sinnvollen Gesetzgebung. So entstanden in dieser Zeit auch in Oberaußem mehrere kleine eigenständige Höfe, die meistens ausschließlich familiär betrieben wurden. Einige davon dienten den Familien als Nebenerwerb, um den eigenen Lebensstandart ein wenig zu verbessern.
Größere Höfe und Güter, die nach der Franzosenzeit als einstiger enteigneter kirchlicher Besitz an den preußischen Staat übergegangen waren, wurden in den Jahren von 1818 - 1830 von der preußischen Regierung öffentlich, meistbietend verkauft. In Oberaußem waren das wie bereits erwähnt der Clarenhof und der Abtshof.
>>Die Bauern wurden durch die damalige Bodenreform zu Eigentümern des von ihnen bisher nur bewirtschafteten Landes, mußten jedoch an die ehemaligen Eigner eine Abfindung zahlen. Diese Zahlungen und eine nicht ausreichende Erfahrung in der Führung eines landwirtschaftlichen Betriebes, Missernten und Hungersnöte verschlechterten die Lage der Bauern in den Jahren 1846/47 zusehends.
Die Einführung der Gewerbefreiheit brachte für das damalige Handwerk und Kleingewerbe in ihren althergebrachten Strukturen große Gefahren durch die kapitalkräftigen industriellen Unternehmen, die sich in den Städten bildeten.
Die Bauern, Handwerker und Kleingewerbetreibenden hatten in der damaligen Zeit keinen Zugang zu Bankdienstleistungen und waren auf private Geldverleiher angewiesen. Die von den Geldverleihern erhobenen Zinsen waren so hoch, daß von Wucher die Rede war. Dies hatte zur Folge, daß die kleinen selbständigen Betriebe sich immer mehr verschuldeten und die wirtschaftliche Existenz verloren.
Um hier Abhilfe zu schaffen wurden durch die Initiative zweier Persönlichkeiten im 19. Jahrhundert in Deutschland allerorts Genossenschaften gegründet. Es waren Friedrich Wilhelm Raiffeisen, Bürgermeister zu Flammersfeld, und der Amtsrichter Hermann Schulze aus Delitzsch.
Auch in Oberaußem reifte zwischenzeitlich der Entschluss zur Bildung einer Selbsthilfeorganisation für die Bevölkerung und die Landwirtschaft. Am 10. März 1895 war es soweit. Unter diesem Datum gründeten fünf Mitglieder unsere Genossenschaft, die den Namen »Oberaussemer Spar- und Darlehnskassenverein eGmuH Oberaussem« erhielt.
Als Gegenstand des Unternehmens wurde festgelegt: Betrieb eines Spar- und Darlehensgeschäftes zum Zwecke:
1. der Erleichterung der Geldanlage und Förderung des Sparsinnes
2. der Gewährung von Darlehen an die Genossen für ihren Wirtschaftsbetrieb.
Wie sehr die Bevölkerung des Ortes sich für die Institution Genossenschaft interessierte, zeigte der schnelle Zuwachs der Mitglieder, deren Zahl im ersten Generalversammlungs-Protokoll vom 26. Mai 1895 mit 52 Mitgliedern angegeben ist.
Aus dem Genossenschafts-Register ist zu entnehmen, daß der erste Vorstand aus folgenden Herren bestand:
Johann Schmitz (Vorsteher), Michael Esser, Wilhelm Berens, Peter Wintz und Ferdinand Schumacher.
Dem ersten Aufsichtsrat gehörten folgende Herren an:
Gottfried Schönen (Vorsteher), Gerhard Wintz, Adam Düren, Reiner Hamacher, Peter Weitz und Wilhelm Hintzen.
An diesen Namen ist leicht erkennbar, dass die Genossenschaft von den größeren Landwirten unseres Ortes geprägt und getragen wurde.
In der ersten Aufsichtsratssitzung wurde beschlossen, die regelmäßigen Sitzungen werden auf den ersten Sonntag jeden Vierteljahres, und zwar auf den Vormittag anberaumt.
Der erste Rendant des »Oberaussemer Spar- und Darlehnskassenvereins eGmuH Oberaussem« war der Hauptlehrer des Ortes, Anton Horst. Der mit Anton Horst am 31.März 1895 abgeschlossene Rendantenvertrag liegt im Original bei der Bank vor.
In der Generalversammlung am 25. 6.1975, erfolgte der Beschluss zur Änderung des Firmennamens. Die über alle Jahre ihres Bestehens recht erfolgreiche Institution trug nun den Namen „Reifeisenbank Oberaußem“.
Seit 1976 liegt die Führung der modernen Bank in den Händen von hauptamtlichen Vorständen.<< (Auszüge aus der Festschrift: 100 Jahre Raiffeisenbank Oberaußem eG)
Seit einigen Jahren gehört die Oberaußem Bank als Zweigstelle, zum Verbund der Volksbank Erft EG.
Die Volksbank Erft eG ist eine Genossenschaftsbank und damit ihren Kunden und Mitgliedern verpflichtet.
Die Mitgliedschaft hebt sie von anderen Banken ab. Ihre Mitglieder sind zugleich Teilhaber der Bank und besitzen ein aktives Mitspracherecht.
Als Genossenschaftsbank hat sie einen klaren Auftrag: Sie dient der individuellen Förderung ihrer Mitglieder und ihrer wirtschaftlichen Interessen.
Industrialisierung, Modernisierung und Bevölkerungsstruktur
Mit der ab Mitte des 19. Jahrhunderts überall im Lande stark aufkommenden Industrialisierung und mit der sich in unserer Gegend rasch entwickelnden Gewinnung und Verwertung der hiesigen Braunkohle, änderten sich auch in Oberaußem sehr schnell das Ortsbild und die Struktur der Ortsbevölkerung.
Manches unansehnliche, schon zerfallene Lehmbauwerk, von denen damals noch das eine oder andere die Straßen des noch kleinen Ortes verunzierte, wurde niedergelegt. Die dafür neu errichteten Steinbauten zeigten einen ansehnlichen modernen Stil.
Ab 1850 mußten alle öffentlichen Gebäude mit Ziegelsteinen errichtet werden. Für die beim Bau von Gebäuden verwendbaren Ziegel stellte der Kölner Kommunalbaumeister Schildgen folgende Vorschriften auf.
Es durften nur gutgebrannte, gutgeformte Ziegelsteine verwendet werden, drei harte auf einen bleichen oder Schmolzen. Damals kosteten 1.000 Steine fünf Thaler. Beim Mauern waren je 1.000 Steine, 1 m³ Kalk und 2,5 m³ Sand erforderlich und auch zu verwenden.
Die Ziegelsteinbauweise löste den altüberlieferten Fachwerkbau völlig ab. Ziegelbrennerei im Feldbrandverfahren entwickelte sich in manch einem bäuerlichen Betrieb zum Nebengewerbe, so auch in unserem Ort.
Viele Gebäude aus dieser Zeit, wie z.B. die neue Pfarrkirche, die Scheune des ehemaligen Baumannshofes u.a., wurden mit Feldbrandsteinen aus Oberaußemer Produktion erstellt.
Der ehemals im Ort herrschenden Willkür, bei der Einhaltung von Baufluchtlinien wurde ab dieser Zeit durch die amtlichen Vorgaben in Bebauungsplänen endgültig Einhalt geboten.
Durch die rasch zunehmende Industrialisierung, vor allem aber durch die aufstrebende Braunkohlenindustrie, entwickelte sich unser Ort vom Agrardorf zu einem von der Industrie geprägten Arbeiterdorf.
So betrug der Anteil der in der Landwirtschaft Beschäftigten im Jahre 1882 noch über 60 % der Ortbevölkerung. 1961 waren es nur noch ca. 6 %.
Die Zahl der Wohnhäuser und der Einwohner in der Gemeinde stiegen schnell an. So zählte man in Oberaußem um das Jahr 1900 bereits ca. 240, in Fortuna etwa 60 Wohnhäuser.
1871 hatte Oberaußem 940 Einwohner.
Ein amtliches Einwohnerverzeichnis der Bürgermeisterei Paffendorf, zum Dorf Oberaußem von 1911, listet schon 283 eigene Haushalte auf. Es nennt auch die Namen, und die Berufe der Haushaltungsvorstände sowie die Hausnummern der Wohnungen. Aus der Liste ist erkennbar, dass die Gruben- und Fabrikarbeiter zusammen mit den Tagelöhnern bereits die Mehrheit der Dorfbewohner stellte.
Das Verzeichnis gibt für die Haushaltsvorstände die nachfolgend aufgeführten Berufsbezeichnungen wieder:
1 Anstreicher
3 Bäcker und Kleinhändler
1 Blumenhändler
1 Barbier
1 Brennereibesitzer
1 Dachdecker
1 Dreher
1 Feldhüter
1 Förster und Posthalter
3 Fuhrleute
1 Desinfektor
1 Fahrradhändler
1 Hausiererin
1 Kesselwerter
1 Küster
3 Lehrer
5 Lokomotivführer
2 Maschinisten
5 Maurer
2 Metzger
1 Müller
1 Nachtwächter
1 Näherin
1 Pfarrer
1 Polizei-Sergeant
1 Rangierer
2 Sattler
1 Schäfer
1 Schachtmeister
4 Schmiede
4 Schneider
3 Schreiner
7 Schuhmacher
1 Stellmacher
1 Trichinenbeschauer
1 Viehwärter
1 Wegewärter
3 Wirte
3 Ziegeleiarbeiter
2 Zimmerer
3 Wirte
32 Ackerer und Landwirte
8 Ackerer u. Kleinhändler
2 Pferdeknechte
17 Tagelöhner
12 Abraumarbeiter
14 Fabrikarbeiter
58 Grubenarbeiter
Außerdem werden noch Invaliden, Witwen und Leute ohne Stand aufgeführt.
Zu dieser Zeit war es üblich, dass alle Häuser des Dorfes durchnummeriert waren. Es fehlte bei der Adressangabe der Straßennahme.
Eine am 1. Dezember 1910 durchgeführte Volkszählung ergab für die Gesamtgemeinde Oberaußem 1759 Einwohner.
Davon entfielen auf Oberaußem 1279, auf Fortuna 465 und auf das Rittergut Asperschlag 15 Personen.
Die positive Entwicklung unseres Ortes setzte sich nach dem ersten Weltkrieg rasant fort. 1925 hatte die Gemeinde Oberaußem schon 3.142 Einwohner.
Auch nach dem zweiten Weltkrieg gingen die Einwohnerzahlen in der Gemeinde weiter nach oben.
Der Gemeinderat beschloss nach dem Krieg die Umbenennung der Gemeinde. Sie hieß danach Gemeinde Oberaußem-Fortuna.
Aufgrund der hier nach 1945 zugezogenen Heimatvertriebenen, Flüchtlingen und nicht zu vergessen der in den 60ger Jahren zugewanderten Gastarbeiterfamilien, entwickelte und vergrößerte sich der Ort Oberaußem rasch.
Fortuna behielt bis zur Aufgabe des Ortes in etwa konstant eine Einwohnerzahl von ca. 1450.
Auch die Abwanderung der Braunkohlengruben vom Süd-Revier um Brühl, nach Westen und Norden (Auskohlung der Tagebaue um Brühl – Neuaufschlüsse Tagebau Fortuna-Garsdorf usw.) brachte in den 50ger Jahren eine große Anzahl von Umsiedlern nach Oberaußem.
Natürlich muß auch der für viele Menschen recht schmerzhafte Verlust des einstigen, zur Gemeinde Oberaußem gehörenden Bergarbeiterortes Fortuna hier erwähnt werden. Dieser schöne, kleine, Ende des 19. Jahrhunderts gegründete Ort, mußte Mitte der 1980iger Jahre dem „Braunkohlentagebau Bergheim“ weichen.
Viele „Fortunesen“ fanden daraufhin in Oberaußem eine neue Heimat.
Der nach dem Krieg wahrnehmbare Drang vieler Leute, anstatt in den Großstätten, lieber auf dem Land in Stadtnähe zu wohnen, trug auch dazu bei, daß Oberaußem sich schnell zu einem der größten Stadtteile der heutigen Stadt Bergheim entwickelt hat.
Der überwiegende Teil der Oberaußemer Bevölkerung besteht heute aus Angestellten und Arbeitern die nicht mehr direkt im Ort beschäftigt sind.
Ein großer Teil der Menschen aus Oberaußem ist aber auch heute noch bei den im nahen Umfeld befindlichen Betrieben der Braunkohlengewinnung und deren Verwertung beschäftigt.
Heute gibt es in Oberaußem nur noch einige wenige, aktive landwirtschaftliche Betriebe. Somit ist der einst erhebliche Einfluss der Bauernschaft auf die Ortsverwaltung, die Kirchengemeinde und die allgemeine Entwicklung des Ortes heute eher als gering zu bezeichnen.
Neben den bereits abgebrochenen oder nur stillgelegten Großgehöften, sind mittlerweile auch fast alle einstigen Kleinbetriebe aus Rentabilitätsgründen aufgelöst worden und überwiegend aus dem heutigen Ortsbild verschwunden.
Details zu den einstigen Gütern und Gehöften
Eine detaillierte Zusammenstellung und eine Einzel-Betrachtung der Oberaußemer Landwirtschaftlichen Groß- und Kleinbetriebe von einst und heute sowie zu deren ehemaligen und heutigen Besitzern und Bewohnern finden Sie auf eigenen Seiten.
In einem Oberaußemer Dorfplan von 1912 (aus Dürbaums Heimatkunde von Oberaußem), sind die Standorte, der ehemaligen und heute noch vorhandenen Güter, Bauernhöfe und Kleingehöfte grob mittels roten Zahlen markiert und angedeutet.
In blauer Farbe wurden heutige und ehemalige Standorte einiger öffentlichen Einrichtungen unseres Ortes in der Karte markiert.
Lageplan der Höfe Klick hier:
Hier noch einige persönliche Worte des Verfassers dieser Ausarbeitung.
Ein besonderes Dankeschön an alle, die mir bei der Erstellung dieser Ausarbeitung zum Thema „Alte Güter und Höfe von Oberaußem“, oft mit persönlichem Rat und Tat sowie mit Informationsmaterial und etlichen diesbezüglichen Fotos weitergeholfen haben.
Auch wenn ich diese Ausarbeitung ausschließlich auf amtlichen Dokumenten, Informationen von Eigentümern und deren Nachkommen sowie eigenen Erlebnissen und Erfahrungen aufgebaut habe, kann ich keine Garantie dafür übernehmen, daß sich alles genau so zugetragen hat, wie es von mir hier aufgeschrieben wurde.
Alle vorkommenden Personen bitte ich um Nachsicht, wenn die Aufschreibungen ev. nicht ihrem eigenen Wissensstand zu den Ereignissen entsprechen sollten.
Oberaussem im November 2018
Ulrich Reimann
Quellenverzeichnis:
· Heimatkunde des Kreises Bergheim, von Rektor F. W. Noll, Elsdorf
· Heimatkunde der Gemeinde Oberaußem, von Hauptlehrer Josef Dürbaum, sowie die Neuauflage Oktober 2000 von Hans-Josef Weck, Hans-Joachim Mörs, Carsten Meyer
· Chronik 100 Jahre Pfarrkirche St. Vinzentius, von Christian Kämmerling
· Chronik 100 Jahre Freiwillige Feuerwehr Oberaußem
· Veröffentlichung von Dr. Habrich, Bergheim über das „Pein- und Halsgericht vor 300 Jahren“
· Persönliche Chronik zu Oberaußem, von Martin Schneider
· Daten zur Familiengeschichte Brücken/Brüggen, von Gaby Brüggen
· Persönliche Aufzeichnungen von Johann Büchen, von Gertrud Surmann
· Artikel aus Revier und Werk, Heft 239, Juni 1993
· Manuskript; Aufzeichnungen über den 1. Weltkrieg in der Gemeinde Oberaußem, Hrsg. Helmut Schrön
· Kölnische Rundschau
· Festschrift 100 Jahre Raiffeisenbank Oberaußem
· Rheinische Dorfchronik des Joan Peter Delhoven
· 150 Jahre Landkreis Bergheim
· Die Familiennamen zu Oberaussem im Wandel der Zeit, Gerd Friedt 2007
· Jahrbuch des Bergheimer Geschichtsvereins e.V. Band 16, 2007
· Prof. Dr. Hans Georg Kirchhoff, Oberaußem im Mittelalter
· Dr. Heinz Braschoß, Revision der Verwaltung im 19. Jahrhundert.
· Ausarbeitung von Willi Weiß, Kleinsthof Weiß mit Nebengebäuden
· Webseite: Schloß Bodelschwingh
· Verkartung Oberaußemer Kirchenbücher, von Dieter Germund
· Urkunden, Schriftstücke aus dem Privatbesitz Oberaußemer Bürger
· Layout, Recherchen und neue Texte, Ulrich Reimann
· Webseite: Oberfelder Hof, Anna-Lena Schreier