Schmiedebetriebe in Oberaußem
Ausarbeitung von Ulrich Reimann
Allgemeines
Bis Ende des 19. Jahrhunderts war Oberaußem noch ein überwiegend von der Landwirtschaft geprägtes Dorf, wobei einige Großgehöfte das Ortgefüge maßgeblich dominierten. Das bedeutete aber auch, es gab eine Existenzbasis für Handwerksbetriebe wie Schmiede, Stellmacher, Zimmerleute, Sattler.
Die gegen 1820, nach der Vereinigung des Rheinlandes mit Preußen einsetzenden allgemeinen Reformen erbrachten auch in der Landwirtschaft einen Aufschwung.
Heinrich Schläger, einstiger Kulturreferent des Altkreises Bergheim schreibt zu dieser Zeit des 19. Jahrhunderts: „Zu Beginn der preußischen Zeit war der bäuerliche Betrieb noch als außerordentlich arbeitsintensiv zu bezeichnen. So mußte mit den einfachsten Geräten all das geleistet werden, was die um 1870 stark einsetzende Technisierung des Landbaues den nachfolgenden bäuerlichen Generationen zunehmend erleichtert. Da es nur wenige technische Hilfsmittel gab, war der Betrieb entscheidend auf die menschliche Arbeitskraft angewiesen. Von den wenigen altüberkommenen Arbeitsgeräten war das wichtigste, das geradezu universale Ackerbaugerät bis zum letzten Drittel des 19. Jahrhunderts für alle Betriebsgrößen, der Hundspflug. Dieser uralte Pflug wurde in den Holzteilen vom dörflichen Stellmacher hergestellt, die eisernen Pflugschare lieferte der Dorfschmied. Ebenso kamen auch die ersten eisernen Hundspflüge vom Dorfschmied. Um 1880 kommen sog. Balancepflüge als Kippflüge und Kippwendepflüge auf, die fabrikmäßig hergestellt wurden.“
Der damals allgemein zu beobachtende Aufschwung in der Landwirtschaft, ist auch an unserer Gegend nicht spurlos vorübergegangen.
In Preußen bestanden für die Entwicklung der Landwirtschaft recht günstige Verhältnisse. So wurde es vielen, bis dahin abhängigen ländlichen Bürgern ermöglicht, eigene kleine Landwirtschaftsbetriebe zu gründen oder die vorhandenen Kleinstbetriebe, zur Erzielung von mehr Erträgen zu vergrößern. Durch die Vereinigung mit Preußen profitierten auch die Menschen des Rheinlandes von der sinnvollen Gesetzgebung. In dieser Zeit entstanden auch in Oberaußem mehrere kleine eigenständige Höfe, die fast ausschließlich familiär betrieben wurden.
Mit der ab etwa 1860 rasch zunehmenden Gewinnung und Verarbeitung der im direkten Umfeld von Oberaußem vorhandenen Braunkohle, verbunden mit einem starkem Anstieg der Ortsbevölkerung, verbesserten sich die Erfolgsaussichten für einheimische Handwerker zusätzlich.
Neben der schon über lange Jahre vorhandenen Dorfschmiede Rauwald, siedelten sich zum Anfang des 20ten Jahrhunderts zwei weitere eigenständige Schmiedebetriebe in Oberaußem an.
Detailinformationen zu den drei Betrieben erhalten sie durch Anklicken der nachfolgenden, entsprechenden Textzeile.
Anfang des 20. Jahrhunderts gab es nur eine Schmiede in unserem Ort. Die Dorfschmiede des Schmiedemeisters Johann Rauwald
Gute Bedingungen in Oberaußem und seine Handwerkerausbildung beim Militär, mögen wohl mit den Ausschlag für die Entscheidung des Hufschmiedes Jakob Oßdorf gegeben haben, um das Jahr 1902 nach Oberaußem zu ziehen und hier einen eigenen Schmiedebetrieb zu gründen.
Der Wunsch nach Selbstverwirklichung, hat wohl den um die Jahrhundertwende, in der Schmiede Rauwald beschäftigten Wandergesellen Peter Decker, dazu veranlaßt, im Jahre 1903, an der Bahnstraße in Oberaußem, einen eigenen Schmiedebetrieb aufzubauen...