Die Friedhöfe von Oberaußem.
Ausarbeitung von Ulrich Reimann, 2005, 2008, 2009, mit teilweiser Einbindung von Texten und Informationen aus Veröffentlichungen, siehe Quellenverzeichnis unten.
Oberaußem, ein malerisch an den Ausläufern des Villerückens gelegener Ort, bietet von Westen aus gesehen einen eindruckvollen Anblick, der immer wieder in Zeichnungen, Gemälden und Fotografien von heimatverbundenen Ortsbewohnern gerne dokumentiert und festgehalten wurde und auch heute noch wird.
Dem Betrachter fällt neben der schönen Pfarrkirche mit ihrem hohen spitzen Turm, auch sofort der in den Ort hineinragende Ausläufer des Vorgebirges, der so genannte Tonnenberg, mit dem dort oben angelegten Friedhof und der mächtigen, traumhaft gewachsenen alten Kastanie ins Auge.
Als die schönsten Fleckchen von Oberaußem bezeichnen viele Leute im Ort selbst die alten Oberaußemer Friedhöfe. Es kommt nicht von ungefähr, wenn namhafte Leute bei Besichtigungen immer wieder erklären, daß sie zu den schönsten Punkten des Erftlandes zu zählen sind. Die alten Oberaussemer Friedhöfe wurden durch ihre Lage und den sehr schönen mächtigen alten Baumbestand, schon öfter als die Krone des Dorfes bezeichnet. Sie wirken zu allen Jahreszeiten durch die meist liebevolle Pflege der Grabstellen und ihren prächtigen Blumenschmuck wohltuend auf die Besucher.
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Ebenfalls befinden sich auf dem alten Friedhof noch einige andere erwähnenswerte Grabstellen. So wurde der erste, im ersten Weltkrieg am 22.8.1914 gefallene Oberaußemer, Hubert Odenthal, nach Hause geholt und auf unserem Friedhof unter großer Anteilnahme der Bevölkerung in einem so gen. Ehrengrab beigesetzt.
In weiteren Ehrengräbern, direkt neben der Priestergruft, ruhen die beim ersten Bombenangriff des 2. Weltkrieges, am 2. August 1940 in Oberaußem ums Leben gekommenen Frauen, Katharina Friedt und Barbara Friedt von der Fortunastraße. Sie waren von den damals in unserem Ort regierenden nationalsozialistischen Machthabern noch nach ihrem schrecklichen Tode, zu Propagandazwecken missbraucht und zu Kriegshelden erklärt worden. Nach einer großen, aufwendigen öffentlichen Aufbahrung, mit spektakulärer Trauerfeier auf der großen Treppe des damaligen Jugendheimes in der Büsdorferstraße, wurden sie hier auf dem Friedhof beerdigt. Direkt neben den beiden Frauen wurde später auch Adam Bock von der Bahnstraße bestattet. Er fand am zweiten Adventsonntag 1944, ebenfalls bei einem Bombenangriff auf Oberaußem, den Tod.
Die sterblichen Überreste, der beim Absturz eines schweren alliierten Halifax-Bombers, in der Nacht zum 21. Februar 1945, im Garten der Familie Brüggen an der Kirchstraße, ums Leben gekommenen drei alliierten Besatzungsmitglieder, wurden auf Bestreben des damaligen Pfarrers Johannes Oehm, auf unserem alten Friedhof an der Friedhofsmauer, rechts neben dem großen Haupttor ohne eine Zeremonie, in der einfachsten Form bestattet. Der Pfarrer selbst und andere Zivilpersonen durften an der Beerdigung aufgrund eines Verbotes der NS-Behörde nicht teilnehmen.
Die sterblichen Überreste der drei Männer, inzwischen weiß man das es zwei Kanadier und ein Engländer waren, wurden Ende der 40ger Jahre hier weggeholt und auf dem Soldatenfriedhof für Alliierte Luftwaffentote, in Reinberg beigesetzt.
Noch heute ruhen auf unserem alten Friedhof auch die Überreste von russischen Kriegsgefangenen, die in den Zeiten der beiden Weltkriege, in den damals in unserer Gemeinde befindlichen Gefangenenlagern untergebracht waren, hier gearbeitet haben und hier verstorben sind.
Die vorgenannten Ehrengräber und die Gräber der Russen, wurden nach einer längeren Zeit der Vergessenheit, aufgrund einer Initiative von angagierten Leuten des Stadtteil-Forums, Mitte 2005 durch Mitarbeiter unserer Stadt wieder in Ordnung gebracht, wobei insbesondere die Gräber der Russen von Privatleuten des Forums aufwendig gesäubert und neu gestaltet wurden. Die Inschriften auf den Grabsteinen der Russen, wurden auf Vermittlung von Gerd Friedt, ins Deutsche übersetzt.
Eine Inschrift wurde von Dr. Ljudmila Borrisenko, LM Universität München, übersetzt, sie lautet:
"Hier ruhen die zweifache Asche von unseren lieben Kameraden den russischen Kriegsgefangenen
Hatchadur Pogosov gest. Juli 1918
Timotei Karpuhin gest. Juli 1918
in der Grube Fortuna während des Weltkrieges 1914 - 1918
von ihren Kameraden
Die Inschrift des rechts außen stehenden Grabsteins wurde von Ashot Manutscharjan übersetzt und lautet:
"Hier ruht der Leichnam unseres lieben Genossend des russischen Kriegsgefangenen
Feodor Maschkowskij gest im Mai 1918
in der Grube Fortuna im
Weltkrieg 1914-1918.
Von seinen Freunden
An dieser Stelle möchte der Autor auch an die einstigen, hier auf unserem Friedhof beerdigten Lehrer erinnern, die in Oberaußem lange Zeiten an unserer Volksschule gearbeitet und somit auch zur positiven Entwicklung unseres Ortes beigetragen haben. So z.B. der Lehrer Franz Pieck, die Lehrerin Paula Giebel, Lehrer Gerhard Maybaum und der Rektor Theodor Bondü.
Ebenso fand der erste Rektor, der Ende der 1950ger Jahre gegründeten evangelischen Volsschule Oberaussem, der Pfarrer Hermann Stempel auf dem alten Teil des Friedhofes seine letzte Ruhestätte.
Aufgrund der im 19. Jahrhundert rasch größer werdenden Gemeinde und vor allem wegen der Baufälligkeit der kleinen Kirche, wurde in Oberaußem der Wunsch nach einer neuen Kirche immer größer.
Es gab ja nur das winzige Kirchlein, auf dem Tonnenberg. Aus einer Expertise des Kommunal-Baumeisters Müller aus Köln-Deutz vom 16. November 1868 wissen wir, daß das Kirchenschiff bei einer Höhe von 16 1/2 Fuß, vom Turm bis zum Chor nur 31 Fuß lang und 20 Fuß breit war. Der preußische wie auch der rheinische Fuß maß damals etwa 0,314 Meter. Die Umrechnung ergibt, daß bei einer Länge von 9,67 m und einer Breite von 6,49 m im Kirchenschiff nur ca. 63 qm Raum zur Verfügung stand. Dazu kam noch der Raum unter dem Turm mit etwa 17 qm. Für die damaligen 630 Kommunikanten, bei 950 Einwohnern jedoch reichlich wenig, womit sich die Kirchenbesucher zu begnügen hatten. Und in jener Zeit waren alle Kommunikanten Kirchenbesucher, abgesehen von den Kranken oder Gebrechlichen, die den Aufgang über die sogenannte “Kalfheck“ zur Kirche nicht mehr schafften.
Die hinter dem Chorraum angebaute Sakristei maß auch nur 8 mal 11 Fuß, das waren ca. 8,6 qm. Ein Vorbau vor dem Turm hatte die Funktion eines Windfanges und diente als Eingang für die Gläubigen. Alles in allem hatte das Gebäude eine Gesamtlänge von knapp 28 Metern.
Erwähnenswert ist die kolossale Mächtigkeit des Turmes mit Mauerstärken von mehr als 1,40 m. Die Raumnot in der Kirche war so groß, daß 1863 noch eine Erweiterung der „Oberkirche“ unter Aufsicht des Kirchenmeisters Gottfried Hintzen zur Gewinnung von vier zusätzlichen Kirchenplätzen durchgeführt wurde. Damalige Pläne, die kleine Kirche zu sanieren bzw. zu vergrößern wurden überprüft, aber aus Gründen der Unwirtschaftlichkeit verworfen. Der Beschluß zum Bau einer neuen Kirche wurde von den Oberaußemern dann 1869 gefaßt. Bis zur Umsetzung des Kirchenneubaues vergingen aber noch etliche Jahre.
Unter dem damaligen Pfarrer Theodor Richartz wurde dann aber endlich, nach der Beseitigung vieler Schwierigkeiten, am 1. September 1878 der Grundstein für die heutige neue Pfarrkirche St. Vinzentius von Oberaußem gelegt. Eingeweiht wurde diese dann am 26. Mai 1881 durch den Dechant Erner. Die feierliche Konsekration der neuen Kirche erfolgte am 13. Oktober 1889 durch Weihbischof Dr. Anton Fischer aus Köln.
Aus der alten Kirche wurden die Weihwasserkessel ausgebrochen und in der neuen Kirche wieder eingemauert. Ebenso hat man zu “zwei Maurertagewerken a 2,50 Mark“ den Taufstein in der alten Kirche ausgebrochen und diesen als Wasserbecken in der neuen Sakristei eingemauert. Auch die Kirchturmuhr wurde aus der alten Kirche entnommen und nach einer Reparatur, die Ferdinand Rüntz durchführen ließ, im Turm der neuen Kirche wieder eingebaut.
Zum Thema Abbruch der alten Kirche, kam am 9. März 1886 ein Brief vom für Oberaußem zuständigen Bürgermeister zu Paffendorf an den katholischen Kirchenvorstand zu Oberaußem, zu Händen des Herrn Vorsitzenden Baumann mit folgendem Wortlaut:
Der dortige Gemeinderat hat den Antrag gestellt, es möge vor Ausführung der projektierten neuen Mauer um den dortigen Kirchhof der alte Thurm niedergelegt werden da derselbe derart baufällig sei, daß er einzustürzen drohe, auch könne das alte Material noch theilweise an der neuen Mauer mit verwandt werden. Ich persönlich habe schon früher die Ansicht ausgesprochen, daß nicht allein aus Zweckmäßigkeitsgründen, sondern auch aus Schönheitsrücksichten der alte, jedes Monumentalen entbehrende Thurm am besten beseitigt werden sollte. Daß nun auch jetzt vom Gemeinderath dieses anerkannt wird, freut mich und erlaube ich mir an den Wohllöblichen Kirchenvorstand hiermit die ergebene Anfrage zu richten, ob die Kirchengemeinde der Civilgemeinde den qu. Thurm auf den Abbruch unentgeltlich überlassen will. Eventl. bitte ich um Beifügung einer Abschrift der Verfügung Königlicher Regierung, wonach der Abbruch der alten Kirche mit Thurm genehmigt worden ist. Da ich wünschen möchte, daß im Laufe dieses Sommers die Mauer noch fertig würde, wäre mir eine baldmögliche Antwort sehr wünschenswerth.
Der Bürgermeister von Paffendorf
Commer
Der alte mächtige Turm wurde dann um 1886/87 “niedergelegt“. Im Auftrage der Gemeinde wurde er im Stundenlohn abgebrochen. Von der alten Kirche hat man ein Teil des Kellergewölbes einer Krypta erhalten und als Gruft für verstorbene Geistliche, die in unserer Gemeinde gewirkt haben eingerichtet.
Die nach dem Abbruch der alten Kirche noch verwertbaren Materialien wie Fenster, Chorbelag aus Marmorplatten, brauchbares Holz und Brennholz wurden verkauft. Aus diesem Verkauf wurden etwas über 300 Mark erzielt.
Die verwertbaren Feldbrandsteine wurden für die Errichtung der Kirchhofsmauer wieder verwendet.
In dieser Zeit wurde in der Gemeinde auch mit der Planung zur Errichtung eines großen zentralen Kirchhofskreuzes begonnen. Es wurde aus Sandstein gefertigt und 1888, laut Überlieferung von damaligen Oberaußemern, ungefähr an der Stelle aufgestellt, an der früher der Hauptaltar des alten Kirchleins gestanden hatte. Die Kosten dafür betrugen 1.050 Mark.
Gemäß heutiger Erkentnisse (Stand April 2023), die auf den Arbeiten zur Standortbestimmung der einstigen kleinen Kirche mit heutiger Priestergruft beruhen (Projekt Reiner Mühle), kann das Hauptkreuz wohl nicht als Standort des Hauptaltares gesehen werden. Der tatsächliche Standort des Altars liegt gemäß den Vermessungen und Zeichnungen von Walter Weitz ca. 10 m nördlich in Richtung der Friedhofsmauer.
Zuvor war bereits ein neuer Aufgang zum Friedhof hergestellt worden. Dieser war zunächst nur ein mit etwas Kies befestigter Weg an der Stelle, wo sich auch heute noch der Treppen-Aufgang befindet. In den 1950ger Jahren, wurden die heutige Aufgangstreppe und die Umfassungsmauern der Böschung aus Bruchsteinen neu gestaltet. Die Lindenbäume, die an diesem Aufgang und an der Böschung vor der Friedhofsmauer stehen, sind Ende 1887 - Anfang 1888 dort gepflanzt worden. Nachdem der Abbruchschutt des alten Turmes vom Friedhofsgelände geräumt und das zentrale große Kirchhofskreuz aufgestellt waren, erfolgte die noch heute erhaltene Baumbepflanzung auf dem alten Friedhof selbst.
Gleichzeitig wurde der Friedhof zum ersten Mal erweitert, und zwar bis zu dem vorderen Rundweg. Bis hierhin war zunächst auch die Friedhofsmauer aus Steinen der alten Kirche errichtet worden. Im Bereich des Friedhofzuganges, unter der großen Kastanie, wurde ein alter Grabstein des ehemaligen Oberaußemer Pfarrers Anton Hofschlag in die neue Mauer eingefügt.
Für die 364 qm große Erweiterungs-Fläche zahlte die Gemeinde damals 28 Mark Grundstückskaufpreis. Die Neuanlage des Friedhofs, er wurde dabei durch einen Kreuzweg in vier Teile aufgegliedert, veranlaßte den Gemeinderat, künftig auch Privatbegräbnisstätten zu “verleihen“. Diese Verleihung war für die Dauer von fünfzig Jahren vorgesehen, konnte dann auch von den Angehörigen und den Rechtsnachfolgern gemäß Beschluß für eine weitere Zeit verlängert werden. Die Verleihung der Privatbegräbnisstätten erfolgte in der Reihenfolge der Beerdigungen. Der sofort bei der Gemeindekasse zu zahlende Preis von 25 Mark galt auch für eine zweite Stelle, die sofort mit übernommen werden konnte. Allerdings war vorgesehen, daß bei Ablauf der Zeit, ohne eine erneute Übernahme der Begräbnisstätten, die Monumente in das Eigentum der Gemeinde übergehen. Dazu übernahm jeder Erwerber die Verpflichtung, diese Stätten in einem würdigen Zustand zu halten und ihm war angedroht, daß im Falle einer “Fruchtlos erfolgten Aufforderung das Erforderliche auf seine Kosten bewirkt werden würde“.
In den 20ger Jahren, der Zeit der großen Arbeitslosigkeit, verstand es die Gemeinde Oberaußem, trotz des knappen Geldes immer wieder, durch Vergabe von Arbeiten, Teilen unserer Bevölkerung Beschäftigung zu bieten. So wurde unter anderem 1925 auf dem alten Friedhof, in der Nähe des großen schmiedeeisernen Haupttores, die erste, heute noch stehende Leichenhalle gebaut. Sie diente u.a. jahrelang zur Unterstellung des sehr schönen alten Oberaußemer Leichenwagens. Dieser schwarz lackierte, hochrädrige Wagen wurde von zwei, mit bestickten schwarzen Trauertüchern bedeckten Pferden gezogen. Der Wagen war im gesamten schön verziert. Links und rechts neben dem Kutscherbock befanden sich Leuchten aus Messing. Der Raum zur Aufnahme des Sarges war rundum mit großen Glasscheiben ausgestattet, die auch mit schönen, würdevollen, dem Traueranlaß angepassten, eingeschliffenen Ornamenten verziert waren. Früher wurden die Verstorbenen meist zu Hause unter Mithilfe der Nachbarschaft vor ihrem Haus würdevoll aufgebahrt. Nach einer heimischen Trauerfeier wurden sie dann in Begleitung einer Trauerprozession, oft auch mit einer Musikkapelle, mit dem prachtvollen Leichenwagen von zu Hause aus zum Friedhof gefahren. Bei Beerdigungen im Winter, als die Kirchstraße des Öfteren noch mit Eis und Schnee bedeckt war, gab es meist Schwierigkeiten. Die Pferde rutschten aus, so daß man das große Friedhofshaupttor nicht immer mit dem Wagen erreichen konnte. Gezwungenermaßen hielt man dann den Wagen bereits am Zugang zu der großen Treppe an und trug den Sarg mit dem Verstorbenen über die Treppe zum Friedhof hinauf. Erst Mitte der 50ger Jahre, mit der Fertigstellung einer zweiten, moderneren Leichenhalle, wurde der Leichentransport mit dem Pferdewagen eingestellt. Die Aufbahrung der Verstorbenen und die Trauerfeier erfolgten danach nicht mehr zu Hause sondern an der neuen Leichenhalle. Von dort aus wurde der Sarg mit einem speziellen Handwagen von den Sargträgern zur letzten Ruhestätte gefahren. So ist es auch noch heute.
Durch das stetige und schnelle Anwachsen der Bevölkerungszahl in der Gemeinde nach dem 2. Weltkrieg, hatte der Gemeinderat Mitte der 50ger Jahre große Mühe, mit der angemessenen Bereitstellung öffentlicher Einrichtungen. Es war abzusehen, daß der erst vor einigen Jahren erweiterte Friedhof rasch belegt sein würde. In dieser Zeit beschloß man auch den Neubau einer größeren Leichenhalle an der Friedhofstraße, neben der ehemaligen Transformatorenstation, gegenüber vom alten Sportplatz. Von der Kirchengemeinde wurde das an den alten Friedhof anschließende Weideland für die Friedhofserweiterung gekauft. Der Ankauf dieser Fläche, in der Größe von 75 ar, erfolgte zum Preise von 0,70 DM je qm. Für die Friedhofsgestaltung dieses abschüssigen Geländes lagen dem Rat mehrere Pläne vor. Man entschied sich für eine terrassenähnliche Anlage der Grabfelder, durchzogen von Baum- und Strauchgruppen und eine Abschlußmauer zur Friedhofstraße hin. Zwischen der dortigen alten Baumgruppe wurde das alte, seit langer Zeit dort oben stehende Wegekreuz in die Friedhofsmauer eingearbeitet. Es handelt sich dabei um ein Blausteinkreuz mit Corpus in Relief, 18. Jh., ein so genanntes Fischenicher Kreuz.
Auf dem neuen Sockel steht die Inschrift:
JESU DEM ERLÖSER ERRICHTET 1731, WIEDER ERRICHTET 1960.
Nach dem letzten Kriege waren nur noch beschädigte Bruchstücke des Wegekreuzes erhalten. Der Sockel trug ehemals eine lateinische Stifterinschrift (Petrus Schreyer und Magdalena Forster?) mit Chronogramm von 1731.
Kurz nach der Fertigstellung des Friedhofes fanden auf diesem, die beiden 1957 im alten Tagebau Fortuna, bei einer Böschungs-Rutschung tödlich verunglückten Bergleute, Meuter und Klütsch als erste die letzte Ruhe.
Bereits im Jahr 1970 mußte sich der Oberaußemer Rat wiederum mit einer notwendig gewordenen “Erweiterung des Friedhofes“ befassen. Es galt, ein geeignetes Gelände zu finden, da eine Erweiterung an der Friedhofstraße wegen der inzwischen dort erfolgten Errichtung des Schießstandes der St. Vinzentius-Schützenbruderschaft nicht mehr möglich war. Nach Prüfung aller Möglichkeiten entschied man sich für das Gelände auf der kleinen Osthalde am Abtsbusch, dem überkippten, ehemaligen Rott. Dieser Bereich erschien als der geeignetste für die Neuanlage eines Friedhofes. Nach seiner Fertigstellung erhielt er den Namen “Waldfriedhof“. 1975/76, wurde hier eine sehr schöne Friedhofshalle errichtet, die modern ausgestattet ist und allen Anforderungen der heutigen Zeit gerecht wird.
Ein seit vielen Jahren immer wieder in der Bevölkerung formulierter Wunsch nach einem großen Hauptkreuz auf dem Waldfriedhof, konnte inzwischen in die Tat umgesetzt werden. Von unserem Pastor Brennecke noch einmal angestoßen, setzten sich die Mitwirkenden des Stadtteilforums für die Verwirklichung dieses Wunsches ein. So erfolgte im Frühsommer 2005, nach relativ kurzer Zeit, die Errichtung, eines von Bernhard Walter gezimmerten, großen Holzkreuzes im Eingangsbereich des Friedhofes. Finanziert und ermöglicht wurde dieses Projekt durch Privatspenden und engagierte, fleißige Oberaußemer Bürger, wobei hier einmal die besonders große Spenden- und Arbeitsbereitschaft unsers ortsansässigen Unternehmers, Bernhard Walter, bei vielen Projekten des Stadtteilforums und deren Verwirklichung, erwähnt werden soll. Allen anderen Beteiligten gebühren natürlich ein ebenso großer Dank und die Anerkennung für die inzwischen erbrachten eindrucksvollen Verschönerungen im Bereich aller Oberaußemer Friedhöfe.
Die Wege des alten Friedhofes wurden ab 1980, sehr sauber und ordentlich, von Bediensteten der Stadt, in eigener Regie erneuert und mit Verbundpflaster belegt.
Ende der 90ger Jahre wurden auf dem gesamten Friedhof die Wasserzapfstellen modernisiert und ergänzt.
Im Bereich der Abfallentsorgung wurde die früher neben dem Haupttor des alten Friedhofes angeordnete, große gemauerte Abfallgrube entfernt. Heute stehen an mehreren Stellen verschiedene Abfallbehältnisse, die einer geforderten und auch notwendigen Abfalltrennung und Entsorgung gerecht werden.
Natürlich wurden auch die Friedhofseinrichtungen im Laufe der Jahre ständig erneuert und modernisiert. So benutzt man heute moderne Arbeitsgeräte für die Durchführung von Bestattungen und zur Friedhofspflege allgemein, wie z. B. kleine Bagger, aufständerbare Erdaufnahmebehälter, Sargablasseinrichtungen usw. Wenn man bedenkt, daß früher alles von Hand gemacht wurde, ausheben und verschließen der Grube mit Spitzhacke und Schaufel, der Sarg wurde noch mittels Hanfseilen von den Trägern herabgelassen usw., bringen die neueren Hilfsgeräte dem Friedhofspersonal doch erhebliche Erleichterung bei der Ausführung ihrer Tätigkeiten auf unseren Friedhöfen.
Dem Trend der heutigen Zeit, mit der Zunahme der Toteneinäscherung folgend, wurde 2002 an der Stelle des ehemaligen Kinderfriedhofes, unter den hohen Bäumen auf dem alten Friedhof, eine Mauer aus einzelnen Grabkammerblöcken zur Aufnahme von Urnen erstellt. Der Anblick dieser modernen Bestattungsstätte aus Beton, missfiel einigen, vorwiegend älteren Bürgern anfangs sehr, er war zugegebenermaßen auch sehr gewöhnungsbedürftig. Inzwischen ist diese wohl sinnvolle Einrichtung aber allgemein akzeptiert worden und es sind bereits so viele Urnenbeisetzungen dort erfolgt, dass eine Erweiterung der Urnenstätte erforderlich ist und auch erfolgen soll. Zusätzlich zu der Urnenmauer, sind sowohl auf dem alten Friedhof als auch auf dem Waldfriedhof besondere Gräberfelder, für die auch immer häufiger werdende Urnenbestattung in Kleinstgräbern angelegt worden.
Als neueste Errungenschaft der Friedhöfe unseres Ortes ist die 2006, vom Stadtteil-Forum an der Trauerhalle des Waldfriedhofes angebrachte Glocke zu nennen. Das Projekt „Glocke für den Waldfriedhof“ konnte Dank der großen Spendenfreudigkeit der Oberaussemer und Niederaussemer Bürger sowie RWE Power, Kraftwerk Niederaussem, in der sehr kurzen Zeit von 9 Monaten realisiert werden. Am Totensonntag, den 26. November 2006, um 11:30 Uhr, fand an der Trauerhalle auf dem Waldfriedhof die feierliche Übergabe und Einsegnung im Rahmen einer kleinen ökonomischen Feierstunde statt. Vor einer großen Menge von Bürgern aus Ober- und Niederaußem weihten Kreisdechant Achim Brenneke, Pfarrer Christoph Tebbe von der evangelischen Erlöserkirche, Vertreter des Stadtteilforums sowie die Bürgermeisterin Maria Pfordt die neue Glocke auf dem Waldfriedhof ein. Die Glocke besitzt ein elektrisches Antriebssystem, das überwiegend von Heinz Füser realisiert wurde. "Die Beschaffungskosten der Glocke betrugen rund 3.000 Euro. Die Glocke ist 54 Kilogramm schwer und hat einen Durchmesser von 447 Millimetern. Auf ihr sind die Jahreszahlen 1306 und 2006 eingraviert, die an die 700-jährige Tradition christlichen Glaubens in unserer Gemeinde erinnern sollen. Weiterhin ist sie mit der Inschrift "Im Kreuz ist Heil" und einem eingravierten Kreuz versehen. "Somit ist sie keine Toten- sondern eine Lebensglocke", betonte der Pfarrer Tebbe, "Sie ruft Hoffnung und Vertrauen auf die göttliche Ewigkeit in uns wach." "Diese Glocke ist für einen traurigen Anlass gedacht", so Horst Letsch von der Firma Mark in Brockscheid, wo die Glocke Anfang September gegossen wurde. Denn jedes Mal, wenn nun ein Bürger einer der beiden Orte stirbt, wird der Glockenschlag des Verstorbenen gedenken. "Sie soll von nun an den angehörigen Trost spenden und den Verstorbenen gut auf seiner letzten Reise begleiten."
Ebenfalls noch in 2006 erhielt der Haupteingang des alten Friedhofes eine beachtenswerte Verschönerung. Eine kostbare, aus Bronze gegossene Muttergottesfigur, konnte als besondere Attraktion und zur Verschönerung des Friedhofes, in einer zuvor restaurierten Fensternische neben dem großen Torbogen platziert werden. Bei der ca. 70 cm hohen Figur handelt es sich um eine Stiftung von Josef und Elisabeth Raths aus Oberaußem, Am Berg. Damit die Besucher des Friedhofes sich auch lange an der schönen Statue erfreuen können, wurden besondere Vorkehrungen zur Sicherung der Bronzefigur getroffen. Notorische Langfinger dürften somit kaum eine Chance auf eine Entwendung der Statue haben. Die Restaurierungsmaßnahmen an der Fensternische und dem Schutzgitter sowie der Einbau der Figur mit Sicherungsvorrichtung, wurden zum überwiegenden Teil von Peter Brüggen ausgeführt. Tatkräftige Unterstützung erhielt er dabei von seinen Nachbarn Uwe Klee und Thomas Winkler.
Peter Brüggen hatte aber noch eine große Sorge. Er befürchtete, dass mit den Jahren die schönen schmiedeeisernen Eingangstore des alten Oberaussemer Friedhofes dem Rost zum Opfer fallen würden. Also machte er dem Stadtteil-Forum im Sommer 2005 den Vorschlag, die Tore zu restaurieren. Die Stadt Bergheim sowie der Landeskonservator genehmigten das Vorhaben. Als erstes überarbeitete man das Tor im Bereich der Kastanie. Es war komplett demontiert worden und zur Restaurierung in eine Werkstatt gebracht worden. Nach aufwendigen Arbeiten, wie das Entfernen der alten Farbe, gründliche Entrostung, Aufbringen neuer Grundierung und neuem Schutzanstrich, montierten am Freitagnachmittag den 3.3.2006 Peter Brüggen, Uli Eich und Uwe Klee das Friedhofstor. Mit Hand angelegt haben Heinz und Jens Füser.
Die Spitzen des Tores haben eine goldene Farbe erhalten und verleihen dem Tor einen besonderen Glanz.
Die erforderlichen Farben stellte der Oberaußemer Malerbetrieb von Hans Peter Weiß zur Verfügung. Der Stadt Bergheim, entstanden keine Kosten. Diese wurden von den Akteuren wie Peter Brüggen teilweise selbst getragen.
Das große Eisentor des Haupteinganges soll in der gleichen Weise restauriert und damit vor dem Verfall geschützt werden, wobei bei diesem Projekt aber ein erheblich größerer Arbeits- und Kostenaufwand erforderlich sein wird.
Maßnahmen auf den Friedhöfen 2009
Im Jahr 2009 wurden im Bereich der Oberaussemer Friedhöfe einige Projekte erfolgreich abgeschlossen:
Die grundlegende Renovierung der ersten Oberaussemer Leichenhalle, Baujahr 1925, auf dem alten Friedhofsteil, ist komplett abgeschlossen. Inzwischen hat man das alte Gebäude unter Denkmalschutz gestellt. Ab Herbst 2008, ließ die Stadt das alte Bauwerk sanieren. Ein neuer Dachstuhl wurde eingebaut und das Dach wurde komplett mit Dachziegeln, die der alten, ursprünglichen Form angepaßt sind erneuert. Das komplette Außenmauerwerk wurde gereinigt und neu ausgefugt. Erneuerungen im Bereich Fenster und Türen. Auch die direkte Umgebung der Halle wurde verbessert (Gehweg, Rampe für Rollstuhlfahrer zur Erreichung der WC-Anlage). Durch diese aufwendigen Maßnahmen, hat man einen sinnvollen Beitrag zur Erhaltung von geschichtsträchtigen Einrichtungen unserer Gemeinde geleistet.
Die Renovierungsarbeiten an der Hauptzugangstreppe und die Erneuerung der unteren Stützmauer des alten Friedhofes, im Bereich der Friedhofstraße sind abgeschlossen.
Aufgrund der Bestattungssituation auf dem Waldfriedhof, es dürfen keine Erdbestattungen mehr in neuen Gräbern stattfinden, hat man dort, dem heutigen Trend folgend, zusätzliche Möglichkeiten für Urnenbestattungen eingerichtet. Es gibt nun auch eine Urnenwand, ein Areal für anonyme Urnenbestattungen und ein Feld zur Durchführung von Baumbestattungen. Im Lauf der nächsten Zeit soll noch im Bereich der Urnenwand, ein Urnenfeld für nicht pflegebedürftige Urnengräber eingerichtet werden.
Quellen:
- Josef Dürbaum, Heimatkunde von Oberaußem von 1912, sowie die Neuauflage Oktober 2000 von Hans-Josef Weck, Hans-Joachim Mörs, Carsten Meyer
- F. W. Noll, Heimatkunde des Kreises Bergheim von 1928
- Christian Kämmerling, 100 Jahre Pfarrkirche St. Vinzentius in Oberaußem
- Jahrbuch des Bergheimer Geschichtsvereins e.V. Band 16, 2007
- Prof. Dr. Hans Georg Kirchhoff, Oberaußem im Mittelalter
- Fotos, U. Reimann, Reiner Mühle
- Layout, neue Texte und Textergänzungen, Ulrich Reimann