Gerhard Hubert Friedt und seine Frau Katharina geb. Orth
Persönl.Dokumente v. Gerhard Friedt
„Die vermeintlich gute alte Zeit“
Mein Großvater Gerhard Friedt war gelernter Maurer und hatte bis zum ersten Weltkrieg ein gutes Auskommen und es ging der Familie gut. Er zeichnete im ersten Weltkrieg 1500 Mark Kriegsanleihe die verloren ging und ihn in Armut stürzte. Seine noch vorhandenen Briefe konnte ich erst jetzt übersetzen und dem Geschichtsforum Oberaussem zur Verfügung stellen.
Gerd Friedt München
Ein Brief an die Wohlfahrtskommission zu Oberaußem
Oberaußem 7. 12. 1931
An die Wohlfahrtskommission Oberaussem!
Da meinem einzigen Sohn, welcher bereits zwei Jahre arbeitslos ist, die ihm zustehende Wohlfahrtsunterstützung entzogen worden ist mit dem Bemerken, daß der Vater ihn unterhalten könne, so kann ich aber nur erwidern, daß mir dies unmöglich ist. Es ist tief bedauerlich, daß ich heute meine drei großen Töchter mit unterhalten müsse trotzdem sie sich kürzlich um eine Stellung bemühen aber keine ausfindig machen können. Keine von den Mädchen erhält Unterstützung und die Älteste ist noch erkrankt. Dem vierten Mädchen hat man zum ersten gekündigt da die heute die Arbeit selber verrichten wollen. Sie wohnt bei Hamacher hier. Also erhalte ich nun diese Mädchen auch noch nach Hause und da frage ich die Herren wie ich 61 jähriger Mann mit meinem Lohn von 35 Mark wöchentlich meine 4 großen Töchter und auch noch meinen großen Sohn unterhalten soll da man ihm wie bereits versichert, trotz Einspruch die Unterstützung entzogen hat. Meine Frau hinzu gerechnet ergibt dies 5 Mark pro Kopf wöchentlich und ein Wohlfahrtsempfänger erhält doch 6 Mark wöchentlich. Also habe ich noch weniger zum Leben als die Unterstützungsbedürftigen. Diese ist doch eine große Hürde für mich alten Mann. Mein Sohn hat tatsächlich keinen ganzen Anzug mehr, seine Unterwäsche ist alle verbraucht und er klagt schon lange über nasse Füße, da die Schuhe auch verschließen sind. Mir stehen aber von dem geringen Lohn keine Mittel zur Verfügung ihm das Allernotwendigste anzuschaffen. Ich bitte daher die Herren ihm doch wenigstens eine Unterstützung zu kommen zu lassen in Höhe von 50 Mark, damit er sich doch wenigstens das Allernotwendigste an Kleidern, Unterwäsche und Schuhen kaufen kann. Achtungsvoll
Gerhard Friedt
Oberaußem
Fortunastraße 16
Der Sohn, Peter Friedt, heiratete schon im Jahr darauf und war Vater einer großen Familie die heute noch in Oberaussem beheimatet ist.