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Die Pfarrer von Oberaußem

Zusammenstellung von Ulrich Reimann

 

Die an der Kirche zu Oberaußem wirkenden Geistlichen sind nicht alle dem Namen nach bekannt. Aus dem 15. und 16. Jahrhundert fehlen jegliche Angaben. Diejenigen, von denen Aufzeichnungen vorhanden sind, werden nachstehend in der Reihenfolge der Zeit ihres Wirkens aufgeführt. Einige bei den Aufzeichnungen vorhandene Ungereimtheiten, konnten leider bisher nicht abgeklärt und berichtigt werden.


1306 Heinrich de Solre

Rektor der Kapelle in Ouverousheim, seine Einkünfte wurden verbessert und ihm dem Anscheine nach Pfarrrechte gegeben. Im Oberaußemer Neubauviertel wurde eine Straße nach ihm benannt.


1370 Christian von Sechtem

Rektor der Kapelle zu Oberaußem. Er verzichtet am 2. November 1373 zu Händen des Collators, des Abtes von Corneliemünster, auf die Stelle.


1600 Heinrich Sartorius

bis 1600 und ging dann nach Bödingen.


1610 Johann Esser

bis 1610.


1622 Gottfried Fabritius

über welchen Dechant Crays unrühmliches berichtet und der in einem Malter Korn zur Fabrik und 5 Goldgülden in Strafe genommen wurde.


1638 - 49 Heinrich Wiedenfeld

Er vermachte der Pfarrstelle den jetzigen Pfarrgarten, wofür der zeitige Pfarrer jährlich 2 Gedächnisse halten muß


1649 - 70 Jodokus Wandlohe

 

 

1671 - 86 Theodor Frioll

 

 

1690 R. Gohr

aus Weisweiler


1719 Reiner Kister

Er befand sich nachgewiesen bereits 1701 in Oberaußem

 

1720 - 43 Peter Blümeling

aus Frechen, starb an Schlagfluß und wurde nach Bergheimerdorf übergeführt. Er hat die revidierten Statuten der Vinzentius- Bruderschaft unterzeichnet


1743 - 51 Johann Froitzheim

 

 

1755 - 64 Heinr. Mich. Schiffer

aus Esch bei Elsdorf


1762 - 95 Johann Andreas Neuen

starb am 13. Februar 1795

Im Oberaußemer Pfarrarchiv gibt es noch das Original einer von ihm in lateinischer Sprache angefertigten Kirchenbucheintragung zu drei Eheschließungen in der alten kleinen Pfarrkiche auf dem Tonnenberg, aus dem Jahre 1770


1795 - 1806 Jakob Maintz

Er wurde an die Kapelle zu Allerheiligen in Köln versetzt, wo er starb. Auffallend ist, daß Pastor Neuen bis 3. Januar 1796 noch die Trauregister und bis Ende Januar 1798 die Sterberegister führte. Hier besteht die Ungereimtheit, daß Neuen laut Dürbaum 1795 verstarb, und somit es unmöglich wäre, daß er 1796 noch das Trauregister und 1798 noch das Sterberegister von Oberaußem geführt hat.


1806 - 11 Everhard Otten

kam aus dem Franziskaner-Orden, wo er Pater Symmachus genannt ward. Gestorben in Oberaußem. Er liegt an der Stelle begraben, wo früher an der alten Kirche das alte Missionskreuz war.


1811 - 13 Franz Arnold Linden

früher Professor in Bergheim, kam schwindsüchtig nach Oberaußem


1813 - 29 Anton Hoffschlag

geboren am 5. Oktober 1760 in Cöln, wurde 1811 Pfarrer in Thorr. Wegen eines Beinbruches legte er am 4. Mai 1825 die Pfarrstelle nieder und wurde Primissar, d. i. Frühmeßpriester in Oberaußem, wo er am 16. Juni 1839 starb. Er machte eine Armenstiftung und eine Stiftung für eine Andacht in der Fronleichnamsoktav, ferner eine Jahrmeßstiftung. Sein Bruder Theodor erhöhte später das Stiftungskapital um 300 Mark. Die Schriftplatte seines Grabsteines (82 cm x 52 cm), wurde beim Bau der Friedhofsmauer aus den Abbruchsteinen der kleinen Kirche, mitverwendet. Trotz starker Verwitterung ist der Text zum Teil heute noch erkennbar.

 

1825 - 32 Anton Hoch

wurde nach Wissersheim bei Düren versetzt

 

1832 - 44 Martin Schröder

war zu Mirfeld, Pfarre Ameln, als Sohn der Eheleute Wilhelm und Anna Maria Schröder geb. Joisten, im Jahre 1768 geboren. Er wirkte zuerst als Pfarrer in Effelsberg, Pfarrei Münstereifel, kam von dort nach Oberaußem und starb hier am 9. Mai 1844. Von ihm rührt die Stiftung zur Bekleidung armer Erstkommunikanten her. Man erzählt von ihm, daß er mit großem Eifer gegen die Betrügereien des sogenannten heiligen Schäfers von Niederembt aufgetreten sei. Beerdigt auf dem alten Oberaußemer Friedhof an der kleinen Kirche auf dem Tonnenenberg. Nach dem Abriß der Kirche mit Umgestaltung des Friedhofes, wurden seine Überreste wahrscheinlich in den auf Wunsch von Pfarrer Theodor Richartz, zur Priestergrabstätte umgestalteten, einstigen Gewölbekeller der Kirche umgebettet. Im Jahre 2022 erfolgte im Zuge einer Öffnung der Priestergruft, zwecks Platzschaffung für eine ev. weitere Berdigung, eine zweite Umbettung der Überreste von Pfarrer Schröder

 

1844 - 63 Franz Peter Berg

war am 21. Dezember 1799 zu Gereonsweiler geboren und wurde zuerst Pfarrer in Berg bei Nideggen. Er starb am 5. April 1863 in Oberaußem. Unter ihm wurde 1847 das einstige Pastorat erbaut. Beerdigt auf dem alten Oberaußemer Friedhof an der kleinen Kirche auf dem Tonnennenberg. Nach dem Abriß der Kirche mit Umgestaltung des Friedhofes, wurden wahrscheinlich auch seine Überreste in den auf Wunsch von Pfarrer Theodor Richartz, zur Priestergrabstätte umgestalteten, einstigen Gewölbekeller der Kirche umgebettet. Im Jahre 2022 erfolgte im Zuge einer Öffnung der Priestergruft, zwecks Platzschaffung für eine ev. weitere Berdigung, auch eine zweite Umbettung der Überreste von Pfarrer Berg


1863 - 1900 Theodor Richartz

geboren am 25. Juli 1819 zu Cöln, zuerst als Vikar in Neersen und Viersen, dann Pfarrer in Schwerfen und am 14. April 1863 Pfarrer in Oberaußem. Unter ihm wurde die neue Kirche erbaut, er stiftete derselben reiche Geschenke, machte bedeutende Meßstiftungen, schenkte der Kirche testamentarisch ein größeres Kapital und ließ auf seine Kosten eine Küsterwohnung erbauen. Auf seine Veranlassung entstand aus einem erhaltenen Kellergewölbe der 1878 niedergelegten, kleinen Kirche auf dem Tonnenberg, eine Gruft für Priester, die in der Gemeinde Oberaußem gewirkt haben. 1893 feierte er sein 50-jähriges Priesterjubiläum und wurde mit dem roten Adlerorden IV.Kl. ausgezeichnet. Er starb am 19. April 1900. Seine letzte Ruhe fand er in der auf seinen Wunsch geschaffenen Priestergruft auf dem alten Oberaußemer Friedhof. Im Jahre 2022 erfolgte im Zuge einer Öffnung der Priestergruft, zwecks Platzschaffung für eine ev. weitere Berdigung, auch eine Umbettung der Überreste von Pfarrer Richartz


Nachfolgend die Veröffentlichung der kath. Pfarrgemeinde St. Vinzentius Oberaußem, Ausgabe I, 2000

Eine Ausarbeitung von Dr. Heinz Braschoß


 

Roter Adlerorden IV. Klasse an Pfarrer Theodor Richartz.


Mehr Informationen durch Klick auf das Bild

 

 

 

 

Intelligenzblatt

Für den Kreis Bergheim und den Landkreis Köln

(Amtliches Kreisblatt)

Jahrgänge 1893 – 1900

 

Zeitungsartikel zum Oberaußemer Pfarrer Theodor Richartz

Abschrift: U. Reimann, 2023

 

]![ Oberaußem, 1. Sept. (1893).Unser Pfarrer, Herr Theodor Richartz feiert am 18. ds. Mts. sein 50jähriges Priesterjubiläum. Die Vorbereitungen dazu seitens der Gemeinde sind bereits im Gange, und wenn dieselben mit dem gleichen Wetteifer betrieben werden, den reich und arm bei der veranstalteten Sammlung bekundet hat, so wird sich die Feier dem seltenen Tage entsprechend gestalten. Da der Jubilar auf jegliches Geschenk verzichtet hat, so sind nur Geschenke für die Kirche in Aussicht genommen, darunter an erster Stelle eine Pieta, deren Beschaffung schon lange ein besonderer Wunsch des Jubilars gewesen ist. – Möchte es ihm beschieden sein, noch viele Jahre mit der bisherigen, bewundernswerten Rüstigkeit seines Amtes walten zu können – dem Allerhöchsten zur Ehre und der Pfarre zum Segen.

 

]![ Oberaußem, 20. Sept. (1893).Unser allverehrter Pfarrer, Herr Theodor Richartz feierte am vergangenen Montag sein goldenes Priesterjubiläum. Böllerschüsse kündeten am Vorabend das Fest an und eröffneten am Tage selbst in früher Morgenstunde die Festlichkeiten. Um 8 Uhr riefen die Glocken zur kirchlichen Feier. Der Jubilar wurde im Pfarrhaus abgeholt, wo ihm von der Schule das mit goldenem Kranze versehene Biret überreicht wurde. Unter den Klängen der Musik bewegte sich der festliche Zug durch die reich geschmückten Straßen zur Kirche. Für die nun folgende Jubelmesse, welcher außer zahlreichen Geistlichen auch der Herr Landrat und der Herr Bürgermeister beiwohnten, hatte der Herr Pfarrer Vosen von Hennef, ein Verwandter des Jubilars, die Festpredigt übernommen, in welcher er das Thema „Was ist der Pfarrer dem Volke?“ meisterhaft behandelte. Nachdem das „Tedeum“ verhallt war, wurde der Jubilar zum Pfarrhause begleitet. Hier verlas der Herr Dechant zunächst ein längeres Glückwunschschreiben des Herrn Kardinals, und darauf erfolgte die Überreichung zahlreicher und wertvoller Geschenke für die Kirche und die Beglückwünschung des Jubilars durch die Schule. Gegen 12 Uhr fand die Gratulation seitens des Herrn Landrats, des Kirchenvorstandes usw. statt. Zur Festtafel waren außer den zahlreichen Verwandten des Jubilars für heute nur die auswärtigen Herren und der Senior der Pfarre geladen. In den Nachmittagsstunden führte die Gesellschaft „Erholung“ das Drama „Die christlichen Helden“ auf, wobei der Verein sich des Besuches des Jubilars und seiner sämtlichen Gäste zu erfreuen hatte. Die Nettoeinnahme, ein hübsches Sümmchen, ist in die Kasse geflossen, welche die Aufschrift trägt: „zur Verschönerung des Festes!“ Beim Fackelzuge wechselten am Pfarrhause Liedervorträge der Schule und des Kirchenchores mit Einlagen der Musikkapelle ab, während auf dem nahe gelegenen Hügel die beiden Feuerwerker zur allgemeinen Zufriedenheit ihres Amtes walteten. Tiefbewebt erwiderte der Jubilar auf die an ihn gerichteten Ansprachen und dankte der ganzen Pfarre für alles, was sie zur Verschönerung des Jubelfestes aufgeboten hatte. Der Fackelzug machte sämtliche Straßen des Dorfes ab und um 11 Uhr war das schöne Fest beendet.

Für den folgenden Tag waren im Pfarrhause zahlreiche Gäste aus der Pfarre eingeladen. Noch sei erwähnt, daß der Jubilar an seinem Jubeltage nicht bloß der Armen gedacht, sondern auch alt und jung zu erfreuen sich bemüht hat. Wir aber rufen ihm nochmals freudig zu: Ad multos annos!

 

]![ Oberaußem, 23. Okt. (1893).Unserm Pfarrer, Herrn Richartz, ist aus Anlaß seines 50jährigen Priesterjubiläums, worüber wir seiner Zeit an dieser Stelle berichteten,  von seiner Majestät der Rote Adler-Orden 4. Kl. Verliehen worden. Die Überreichung dieser allerhöchsten Auszeichnung fand heute durch den Herrn Landrat statt. Zur Gratulation hatten sich der Herr Bürgermeister und auf dessen Einladung die Mitglieder des Gemeinderates und die Lehrpersonen eingefunden.

 

]![ Oberaußem,  Sept. (1893).Vor kurzer Zeit wurde unsere schöne, reichlich verzierte Pfarrkirche durch einen prachtvollen Kronleuchter bereichert. Der selbe wurde der Kirche von einem Pfarrgenossen geschenkt. Unser hochw. Herr Pfarrer Richartz kaufte denselben im Auftrag des Geschenkgebers im Bischöflichen Kunst-Museum in Köln, wo obiger Kronleuchter durch den Kunst-Kupferschmied Herrn Peter Stemmler aus Zülpich ausgestellt war. Schon die Aufnahme im Bischöfl. Kunst-Museum bezeugt, daß der Leuchter in streng kirchlichem Stile angefertigt ist. Obiger Leuchter macht der Kunst-Kupferschmiederei des Herrn Peter Stemmler alle Ehre und kann die Firma für Anfertigung kirchl. Geräte nur bestens empfohlen werden.

 

]![ - Die letzthin im Dome zu Köln geweihten Neupriester haben, wie aus dem kirchlichen Anzeiger hervorgeht, fast alle bereits Anstellung erhalten. Unter anderen wurde zum Hauskaplan des Herrn Pfarrers Richartz zu Oberaußem der Neopresbyter Flamm aus Aachen und zum Vikar in Berrendorf Neopresbyter Schulte-Pelkum aus Essen ernannt. Neopresbyter Heinr. Jos. Meuter aus Bedburg erhielt die 4. Kaplanstelle in Rheydt, Dekanat M.=Gladbach.

 

Danksagung.

Auch in diesem Jahre wurden die Armen der hiesigen Gemeinde von dem Freiherrn Ed. von Oppenheim hoch erfreut durch eine reiche Gabe von Braunkohlen, wofür im Namen derselben den herzlichsten Dank ausspricht.

Oberaußem, den 14. März 1893.

Der Pfarrer von Oberaußem,

Th. Richartz

 

]![ Oberaußem, 20. April (1900). Unser allbeliebter Pfarrer Herr Theodor Richartz, Ritter des Roten Adlerordens 4. Klasse und Jubilarpriester ist gestern Abend kurz nach 10 Uhr in Folge Altersschwäche sanft im Herrn entschlafen. 37 Jahre wirkte der nun Heimgegangene segensreich in unserer Gemeinde bis der Herr ihn im Alter von 81 Jahren zu sich berief. Möge seine Seele Gott wohlgefällig sein.


]![ Oberaußem, 21. April (1900). Gestern Abend kurz nach 10 Uhr verschied hierselbst unser allverehrter Pfarrer und Jubilarpriester Herr Theodor Richartz. Der Verstorbene erreichte das hohe Alter von 83 Jahren und wirkte länger als 35 Jahre segensreich in hiesiger Pfarre.


]![ Oberaußem, 24. April (1900). Die sterbliche Hülle, unseres allverehrten Pfarrers, Herrn Theodor Richartz, wurde gestern Morgen zu Grabe getragen. Die Teilnahme an dem Leichenbegängnisse war eine so allgemeine, daß die Kirche die Leidtragenden kaum fassen konnte; von nah und fern waren Freunde und Bekannte, unter diesen Herr Landrat Graf Beissel und Herr Bürgermeister Commer sowie viele Amtsbrüder des Verstorbenen nach hier gekommen, um dem sehr beliebten Pfarrer die letzte Ehre zu erweisen. Die Dorfbewohner selbst beteiligten sich in solch großer Zahl, daß kaum einer im Leichenzuge fehlte, die Schulkinder sowie sämtliche Vereine waren in demselben vertreten; sie bekundeten hierdurch aufs deutlichste, wie nahe ihnen ihr Pfarrer gestanden. Neben seinem überaus segenreichen Wirken verdanken wir ihm an erster Stelle die prachtvolle neue Pfarrkirche; sie ist sein Werk und bildet ein bleibendes Andenken seiner langjährigen Thätigkeit in hiesiger Pfarre. Wie sehr dem nun Verstorbenen stets die Herzen seiner Pfarrkinder entgegen schlugen, hat sich am besten gezeigt während seines goldenen Priesterjubiläums im Jahre 1893. Die Gemeinde gestaltete diesen Tag zu einem Ehrentage, welcher einzig in der Chronik der Pfarre Oberaußem dasteht. Gestern nun haben wir von ihm Abschied genommen hier auf Erden, sein Andenken aber wird fortleben bei uns und unseren Kindern und in Ehren gehalten werden bis ans Ende der Zeiten.

 

]![ Oberaußem, 24. April (1900). Die königliche Regierung zu Köln hat den Kaplan Herrn Jüsgen hierselbst mit der Erteilung des Religionsunterrichts an der hiesigen Schule betraut.

 

 

Mobilar = Versteigerung

zu Oberaußem

 

Auf Anstehen des Herrn Theodor Feuser zu Köln als Vollstrecker des Testamentes des zu Oberaußem verstorbenen Jubilarpfarrers Herrn Theodor Richartz, wird  der Unterzeichnete

am Mittwoch, den 30. Mai 1900,

vormittags 10 Uhr

im Sterbehause des vorgenannten Herrn Jubilarpfarrers

die zu dessen Nachlasse gehörigen Mobilargegenstände, worunter Hausmobilien aller Art als:

Tische, Stühle, Sessel,  Schränke, Betten mit Einlagen, Sophas, Kommoden, Büffet, Mantel- und Säulen-Oefen, Regulierfüllofen, Bücherschränke, Schreibpulte, Bücher verschiedenstem Inhalts, Teppiche, Fenstervorhänge, Bilder, Fahnen, Tischtücher, Servietten, Küchenherd, Küchengeräte, Porzellan- und Glassachen, Leinwandmangel, Wringmaschine,, Bütten, Eimer ec. ec.

ferner: Silbersachen verschiedener Art, zum größten Teil nicht gezeichnet,, als: Löffel, Gabeln, Messer, Kompottlöffel, Kaffeelöffel, Dessertmesser, Suppenlöffel, Bowlenlöffel, Zuckerzangen, Tortenschaufeln, Tranchirbesteck, Messerbänkchen, und Tafelaufsatz

öffentlich meistbietend, auf Kredit und gegen Bürgschaft versteigern.

Steigpreise bis 5 Mark einschließlich sind mit dem Aufgelde gleich beim Zuschlage bar zu bezahlen.

 

Bergheim, den 18. Mai 1900.

                                                            Boers, königl. Notar.

 

 

§ Oberaußem, 24. Mai (1900). Nachdem das Amt des Lokalschulinspektors über die Schule hierselbst durch den Tod des bisherigen Inhabers, Herrn Pfarrer Richartz zur Erledigung gelangt ist, hat die königliche Regierung zu Köln bis auf weiteres den Herrn Kreisschulinspektor in Bergheim mit der Wahrnehmung der Funktionen des Lokalschulinspektors über die Schule hierselbst betraut.

 

]:[ Oberaußem, 19. Juni (1900). Zum Nachfolger unsres jüngst verstorbenen Pfarrers Herrn Richartz ist seitens des erzbischöflichen Stuhles ernannt worden, Herr Heinrich Paffenholz, bisher Pfarrer in Lohn.

 


1900 - 07 Heinrich Paffenholz

geboren 1842 in Deutz, war früher Rektor an der höheren Knabenschule in Bergheim, dann Pfarrer in Lohn und wurde 1907 als Pfarrer nach Lommersum versetzt. Er ließ am Pastorat umfangreiche Arbeiten, größtenteils auf seine Kosten vornehmen und an Stelle der Scheune einen Gesellschaftssaal errichten, der hauptsächlich den Zwecken des von ihm gegründeten Jünglingsvereins diente

 

1907 - 24 Werner Leuchter

geboren 1869 in Würselen, war Kaplan in Merheim, Krefeld und Hilden, dann Pfarrer in Steckenborn, Kreis Monschau (Montjoie). Von November 1907 bis 1924 war er in Oberaußem tätig. Er gründete in der Pfarrgemeinde Oberaußem eine Männer-, Jünglings- und Jungfrauenkongregation, einen Verein christlicher Mütter und den Vinzentius-Sammelverein, welcher viel für die Ausschmückung des Gotteshauses getan hat.

Bis Februar 1923, war Pfarrer Leuchter auch für die Katholiken in der Bergarbeitersiedlung Fortuna zuständig.

Seit der Gründung der Siedlung hatte man dort den Wunsch nach einer eigenständigen Pfarrgemeinde mit eigener Pfarrkirche und dies auch bei der zuständigen Kirchenleitung in Oberaußem kundgetan.

Erst der ab 1907 in Oberaußem tätige Pfarrer Leuchter zeigte Verständnis für den Wunsch der Fortunesen und unterstützte die Pläne. Bereits kurz Zeit nach seinem Amtsantritt, gründete man 1908 unter seinem Vorsitz, einen Kirchenbauverein in Fortuna.

Am 19. Dezember 1909 fand dann die konstituierende Versammlung des Kirchenbauvereins im damaligen „Hotel Leopoldshöhe“ statt. Eine dabei durchgeführte 1. Sammlung erbrachte 45 Mark. Es wurde eine vorher ausgearbeitete Vereinssatzung verabschiedet. Laut Satzungsdokument wurde der damalige Direktor des Kraftwerkes Fortuna, Haug, Vorsitzender. Die Verwaltung des zum Zweck des Kirchenbaus gesammelten Geldes lag laut Satzung in der Verantwortung des Kirchenvorstandes von Oberaußem mit Pfarrer Leuchter an der Spitze.

Leider war es eine schlechte Zeit für solche Vorhaben. Der I. Weltkrieg und die darauf folgenden schwierigen Jahre brachten die großen Pläne immer wieder zum Erliegen.

Es dauerte dann noch bis zum 12. April 1921 ehe die Verwirklichung der Kirchenbaupläne konkrete Formen annahm. An diesem Tag traf sich der damalige Vorstandsdirektor der RAG, Dr. Paul Silverberg mit Vertretern des Kölner Erzbistums im Kloster Bethlehem, wobei man sich fest vornahm den Bau einer Kirche in Fortuna in die Tat umzusetzen.

Das öffentliche Leben in der Kolonie Fortuna drehte sich in den zwei folgenden Jahren fast ausschließlich um den Bau der Kirche St. Barbara.

Die Einrichtung eines „Pfarrrektorates“ und der Bau der St. Barbara Kirche in Fortuna, wurde von der RAG, insbesondere von Dr. Paul Silverberg, intensiv unterstützt. Als Dank für seinen Einsatz erhält der gebürtige Jude Silverberg, der zum evangelischen Glauben übergetreten war, ein Bild des damaligen Papstes Pius XI., versehen mit seiner Unterschrift und persönlicher Widmung sowie eine silberne Papst-Medaille.

Der Beginn des eigenständigen katholischen Kirchenlebens in Fortuna war dann die Errichtung eines seelsorgerischen Rektorates Fortuna in der Pfarrei Oberaußem. Initiator dazu war der Rektor des zur Bergheimer Pfarrei St. Remigius gehörenden Kloster Bethlehem, Heinrich Meurers.

Am 16. April 1921 erließ der Erzbischofs von Köln eine Dienstinstruktion für den zukünftigen Rektor des neuen Rektorates Fortuna, die diesem über den Oberaußemer Pfarrer Werner Leuchter zugestellt wurde. Diese Dienstanweisung beinhaltete im Wesentlichen die dem Rektor verliehenen kirchlichen Vollmachten und natürlich auch die auferlegten Pflichten. Sie trat am 24. April 1921 in Kraft.

Nach der Errichtung des Rektorates Fortuna verfügte das erzbischöfliche Generalvikariat mit Schreiben an Rektor Meurers vom 24. Juni 1921, daß mit der Errichtung des Rektorates Fortuna der Vorsitz des Kapellenbauvereines sinn und sachgemäß auf den Rektor von Fortuna übergeht. Die Satzung ist entsprechend zu ändern.

Durch diese Anordnung hatte die Pfarrgemeinde Oberaußem mit Pfarrer Leuchter, wohl auch zur Freude der Fortunesen, jegliches Mitspracherecht im Kirchenbauverein verloren. Dies führte dann wohl auch dazu, daß es fortan zu einem als sehr schwierig zu bezeichnenden Verhältnis zwischen dem Pfarrer Leuchter und dem Rektor Meurers kam.

Der 1919 neugegründete Kirchenbauverein, hatte noch 1921 den Düsseldorfer Regierungsbaumeister Brokker mit dem Entwurf eines Bauplanes für die Kirche beauftragt. Der später ausgeführte barocke Stil wurde aber von Paul Silverberg vorgeschlagen und letztendlich auch durchgesetzt.

Der erste Spatenstich für die neue Kirche erfolgte dann trotz erheblicher, überwiegend finanzieller Schwierigkeiten, am 15. September 1922 durch den Schreiner Peter Phiesel. Er hatte sich das Recht dazu, bei einer hierfür durchgeführten „Amerikanischen Versteigerung“, mit einer erreichten Endsumme von 7.800 Reichsmark, erworben. Die offizielle Grundssteinlegung erfolgte am 12. November 1922 unter Anwesenheit des Kölner Kardinals Schulte. Nach anfänglichen Problemen, die Bevölkerung hatte die zugesagte Hilfe am Bau nicht lange eingehalten, ging es nach dem Einsatz von Bauarbeitern im Tagelohn, doch recht zügig weiter.

Die Umwandlung des Rektorates Fortuna in eine selbständige Pfarrei erfolgte am 12. Februar 1923. Wie der leider nicht vollständig erhaltene Briefwechsel zwischen dem Rektor Meurers, dem Pfarrer Leuchter und dem Generalvikariat zeigt, gingen der Umwandlung schwierige Verhandlungen voraus, die wohl auch unter dem offensichtlich nicht problemlosen Verhältnis zwischen Pfarrer Leuchter und Rektor Meurers litten. Dieser hatte massiv versucht auf die künftige Abgrenzung der neuen Pfarrei Fortuna zur Pfarrei Oberaußem Einfluß zu nehmen, was in Oberaußem zu großem Unmut geführt hatte. Letztendlich entschied das Generalvikariat in der strittigen Sache dann aber im Sinne der Oberaußemer.

Die Grenzen der neuen Pfarrei entsprachen, bis auf die Abgrenzung zur Ortschaft Oberaußem hin, dann weitestgehend den politischen Grenzen, der Gemeinde Oberaußem zu den Nachbarn Hüchelhoven (Glessen), Quadrath und Bergheim (Kenten). Lediglich im Bereich des Klosters Bethlehem lag die neue Pfarrei auf dem Gebiet der Gemeinde Bergheim.

Auf Beschluß des Kirchenvorstandes Bergheim, war das Kloster Bethlehem bereits am 2. Juli 1922 an Fortuna abgetreten worden.

Rektor Heinrich Meurers wurde von Kardinal Schulte mit Urkunde vom 28. März 1923 zum ersten Pfarrer von Fortuna ernannt, später war er sogar zum Dechant ernannt worden.

Am 13. April 1923 wurde Rektor Heinrich Meurers, als erster Pfarrer der neuen Kirchengemeinde Fortuna, feierlich in sein Amt eingeführt.

Für die neue Kirche erhielt man zwei geschichtsträchtige Glocken. Eine stammte aus einer einstigen Kapelle der Grube Fortuna, die zweite kam aus einer Kapelle der Grube Klarenberg bei Frechen, die den Stempel 1612 trug und zu dem Zeitpunkt des Einbaus in den Glockenturm der Fortunakirche bereits über 300 Jahre alt war. Am 10. Juni erfolgte die feierliche Glockenweihe und am 7. Oktober 1923 ging der langgehegte Wunsch vieler Fortunesen in Erfüllung, die feierliche Konsekration (Einweihung) der neuen Kirche „St. Barbara“ durch den Kölner Kardinal Schulte. Die Kirche war beim Einweihungsfest bis auf den letzten Platz gefüllt gewesen und auch auf dem Kirchenvorplatz hatte sich noch eine große Menschenmenge versammelt. Den Kirchennamen St. Barbara hatte man bewußt ausgewählt weil die heilige Barbara die Schutzpatronin der Bergleute ist.

In seiner Festansprache dankte der Kardinal besonders der Bergbaugesellschaft RAG und Dr. Paul Silverberg, für die tatkräftige und finanzielle Unterstützung sowie den Schwestern des Klosters Bethlehem für deren jahrelange Gastfreundschaft, die sie den Bewohnern von Fortuna in ihrer Kapelle gewährt hatten.

Der bereits erwähnte Streit mit dem bisherigen Pfarrherrn in Oberaußem, es ging wohl über die Festlegung der Pfarreigrenzen, muß wohl doch recht intensiv gewesen sein, denn Pfarrer Leuchter hatte, nachdem er bereits in seiner Kirche bittere Worte gegen die neue Pfarre gepredigt hatte, auch nicht an der Einweihungsfeier in Fortuna teilgenommen.


Pfarrer Leuchter war 1924 nach Buir versetzt worden, wobei das angespannte Verhältnis zwischen ihm und Pfarrer Meurers sicherlich zur Versetzungsentscheidung maßgeblich beigetragen haben dürfte.


1924 – 31 Dr. phil. Viktor Joseph Cornelius Landen

Er war am 3. August 1833 in Brüggen, Kreis Kempen geboren. 1907 wurde er in Köln zum Priester geweiht. Er arbeitete anfangs, überwiegend im Ruhrgebiet, als Religionslehrer an Gymnasien, Knabenschulen und Lyceen. Danach als Kaplan in Aachen und Köln-Bickendorf. 1920 promovierte er in Bonn zum Dr. phil. 1924 übernahm Dr. Viktor Landen die Pfarrei Oberaussem.  Die Zeit des Pfarrers Dr. Viktor Landen war im kirchli­chen Verwaltungsbereich in Zusammenarbeit mit dem Kirchen­vorstand ausgefüllt mit Beratungen und Entscheidungen über immer wieder notwendig werdende Reparaturen an den kirchlichen Gebäuden und der Bearbeitung von Einsprüchen gegen die festgesetzte Kirchensteuer. Unter Pfarrer Dr. Landen erhielt der Orgelbauer Köpp aus Grevenbroich 1925 den Auftrag die Kirche mit einer neuen Orgel auszustatten. Zwecks Anschaffung neuer Glocken veranstaltete Dr. Landen zu Pfingsten 1925 ein Glockenfest. Bereits im Juni 1925 wurde der Glockengießerei F. Otto in Hemelingen bei Bre­men der Auftrag erteilt werden, drei neue Glocken zu gie­ßen. Die alte, aus dem ersten Geläut verbliebene Glocke mit dem Ton “gis“ wurde in Zahlung gegeben. Aufgebracht werden mußten aber noch knapp 6 000 Mark. Die neuen Glocken mit den Tönen “e — fis und gis“ hatten ein Ge­wicht von 1.185 kg, 832 kg und 582 kg. Am Montag den 21. Dezember 1925, sind die neuen Glocken in Oberaußem angekommen und am folgenden Tag, dem 22. Dezember, vom Herrn Domkapitular Prälat Cohen amtlich abgenommen und als “recht gelungen“ bezeichnet worden. Am Samstag den 26. Dezember war Glockenweihe. Sie wurde unter Beteiligung der ganzen Gemeinde vom Dechanten Pohlen gehalten. Abends um halb acht Uhr war eine Festversammlung im Saale Neukirchen (Braun­-Sieverding), in der der Domprediger die Festrede hielt. 1927 wurde die Orgelbühne bis zu den Seitenrnauern des Mittelschiffes und bis zu den ersten Säulen der Kirche erweitert. Der Plan wurde von Architekt Pörkert aus Fortuna angefertigt und Zimmerermeister Burtscheid von der Bahnstraße aus Oberaußem wurde mit der Ausführung beauftragt. Die Grube Fortuna schenkte die Eisen­träger für den Unterbau. Am 24. März 1928 erlitt Dr. Landen einen Gehirnschlag und konnte das Amt des Priesters nicht mehr ausführen. Während der Krankheit des Pfarrers in den Jahren 1931 und 1932 fanden die Beratungen des Kirchenvorstandes unter dem Vorsitz des Dechanten Giersberg statt. Im seelsorge­rischen Bereich war Kaplan Thomas tätig

 

Heinrich Meurers

Ende 1932 und im Januar 1933 war Pfarrer Heinrich Meurers aus Fortuna Pfarrverwalter in Oberaußem

 

1933 - 39 Hermann Mülfarth

Geboren am 8. Januar 1893 in Hasselsweiler, Kreis Jülich

Besuch Friedrich-Wilhelm-Gymnasium Köln

Studium der Theologie in Bonn und Köln

Priesterweihe 24. Juni 1815

Gestorben am 24. Dezember 1966

 

 

Am 29. Januar 1933 wurde Hermann Mülfarth als neuer Pfarrer in Oberaussem eingeführt. Er war vorher acht Jahre als Kaplan in der Pfarre St. Andreas in Köln tätig gewesen. Dort war er so beliebt, dass die Gemeinde zu seinen Ehren eine große Abschiedsfeier mit verschiedenen Musik- und Textvorträgen sowie einer Ansprache des Dechants Taepper abhielt. Ja man hatte sogar ein eigenes Loblied zur Melodie „Peters Rheinlied“ mit dem Titel: „Dem Herrn Kaplan Mülfarth zum Abschied“ ,in dem die Pfarre Oberaußem und die Grube Fortuna als Klüttenspender für kalte Winter erwähnt wurden, für ihn verfaßt und vorgetragen. Die Amtszeit des Pfarrers in der NS-Zeit war bestimmt recht schwierig. An dieser Stelle sei auf das zwischen dem Heiligen Stuhl in Rom und dem seit Januar 1933 in Deutschland herrschenden Nazireich abgeschlossenen Reichskonkordat hingewiesen, das der kath. Kirche bekanntlich große Einschränkungen brachte. In der Zeit des Pfarrers Mülfarth hatte die Kirchengemeinde erstmalig eine etwas günstige Finanzlage. Es wurde eine neue Kirchensteuererhebung eingeführt, die erst 1950 ersetzt wurde. Unter Pfarrer Mülfarth wurde das Pfarrhaus renoviert und modernisiert. U.a. wurde ein Badezimmer eingerichtet. Den mit Holz und Kohlen zu befeuernden Badeofen und die übrige Badezimmereinrichtung lieferte die Oberaußemer Firma Kux zum Preis von 158 Mark. Die Kirche erhielt in den Jahren 1934-35 eine neue unterkellerte Sakristei und die erste Heizungsanlage, die von der Fa. Kreiterling aus Horrem geliefert und montiert wurde. Die Marienkapelle hinter der Kirche wurde auf Vorschlag von Hermann Mülfarth gebaut und am Nachmittag des 25. Juli, bei der Feier des St. – Anna-Festes feierlich eingeweiht.

Im Juli 1939 wurde der auch in Oberaußem sehr beliebte Pfarrer, auf Anordnung des Bischofs zur größeren Pfarrei Opladen versetzt, die er am 30. Juli 1939 antrat. In der Vakanz verwaltete Dr. Eduard Hegel die Pfarre, spätere Versetzung

 

Neben seiner seelsorgerischen Tätigkeit beschäftigte Hermann Mülfart sich gerne mit der Theaterkunst. U. a. schrieb er ein Theaterstück zum damaligen Kloster Bethlehem.


Ein Heimatspiel für das Erftland in drei Aufzügen

von Hermann Mülfahrt


Oberaußem empfängt seinen neuen Pfarrer

Oberaußem, 29. Januar. (1933)

Artikel aus Bergheimer Zeitung

Abschrift Ulrich Reimann

 

Über die hartgefrorenen Landstraßen der Gilbach rasselte gestern das Postauto im Nachmittagssonnenschein des klaren Wintertages gen Oberaußem. Schon von Ferne grüßte der schlanke Turm der auf der Anhöhe liegenden Kirche uns entgegen und die mächtigen Schloten der benachbarten Kraftwerke Fortuna kündeten dem Fremden von der schweren und harten Arbeit der heimischen Bevölkerung. Das langhingestreckte Dorf am Fuße der Ville hatte sein Festtagskleid angelegt. Die große lange Straße glich einer „via triumphalis“. Hunderte von Guirlanden und Tuchfähnlein flatterten im Winde. Mehrere Triumphbogen waren aufgestellt, der schönste wohl an der Niederaußemer-Straße. Hier wurde der neue Seelsorger, Herr Hermann Mülfarth erwartet.

Schon lange vor Beginn der Einführung hatten wir Gelegenheit mit lieben Leuten aus dem früheren Wirkungskreis des neuen Pfarrers zu plaudern. Aus der Großstadtgemeinde St. Aposteln in Köln, wo der hochw. Herr ca. 8 Jahre überaus segensreich wirkte, hatten es die getreuen sich nicht nehmen lassen, ihren früheren Kaplan in Oberaußem einzuführen. Unter

Führung von Oberpfarrer Stadt=Dechant Täpper=Köln sahen wir viele Vertreter : des großen Pfarrvereins, vom Kirchenchor, der Jungfrauenkongregation und Jungschar, sowie des Polenvereins. – Auch weit über die Grenzen Kölns ist der neue Pfarrer bekannt geworden durch die Albertus-Magnus-Feierlichkeiten im verflossenen Jahre, deren Organisator er war. Selbst schriftstellerisch hat er sich betätigt. Aus seiner Feder stammt das kleine Werk „Sedes sapientiae“ (Sitz der Weisheit). – Es kann als besonderes Zeichen des Wohlwollens Sr. Eminenz gedeutet werden, daß er den bisherigen ersten Kaplan von St. Aposteln mit der Verwaltung der Pfarre Oberaußem betreute. Pfarrer Mülfarth hat nicht nur einen guten Tausch gemacht, sondern man darf feststellen, daß die Ernennung eine ehrende Beförderung für den verdienstvollen Priester ist. Schon die Größe der Pfarre und der Wohlstand der prächtigen Kirche dürften für diese Behauptung Beweis genug sein.

Kurz nach drei Uhr zog eine stattliche Prozession unter Glockengeläute von der Kirche aus zum Ausgang des Dorfes. Sämtliche Ortsvereine waren mit ihren Wimpeln und Bannern vertreten. Böllerschüsse kündeten bald das Nahen des Autos mit dem neuen Pfarrherrn, der in Begleitung von Dechant Giersberg vom Radfahrverein abgeholt wurde. Durch eine lange spalierbildende Reihe schreitet Pfarrer Mülfarth bis unter den grünen Triumphbogen. Einen Strauß duftender Maiglöckchen überreichte ein kleines Mädchen unter sinnigen Versen dem neuen Seelsorger. Der bisherige Pfarrverwalter, Pfarrer Meurers aus Fortuna sprach liebe Worte des Willkomms, desgleichen für die Zivilgemeinde der Ortsvorsteher Wintz. Nach einem passenden Liedervortrag des Kirchenchors ging es zurück zur Pfarrkirche, wo ein weißgekleidetes Mädchen ihm nach einem Gedichtvortrag den Schlüssel überreichte. Von der Kanzel aus verlas Herr Dechant Giersberg (Niederaußem) die Ernennungsurkunde, worauf die sinnreichen Zeremonien der Amtseinführung folgten. Dann bestieg der neue Seelenhirt die Kanzel, um das Evangelium vom guten Hirten zu verlesen und hierauf die erste Predigt an die neuen Pfarrkinder zu richten. Zum Abschluß erteilte er den priesterlichen Segen. Die Zeremonien nahmen nun ihren Fortgang. Ein feierliches Tedeum mit sakramentalem Segen schloß später die kirchliche Feier.

Von der öffentlichen Feier war auf Wunsch des neuen Seelsorgers, der Notzeit halber, Abstand genommen worden. Im Pfarrhause jedoch fand eine Begrüßung statt, zu der sich Vertreter des Kirchenvorstandes, der Vereine, auch aus dem bisherigen Wirkungskreise, seine zahlreichen priesterlichen Freunde und Gäste eingefunden hatten. Die Freude der Anwesenden kam auch in den Ansprachen und Reden hier zum Ausdruck. Mehrere Male dankte Pfarrer Mülfarth tief gerührt für den herrlichen Empfang, den er nicht für seine Person, aber wohl für das Priestertum gelten lasse.

Der Wunsch der Festteilnehmer war, daß all die lieben Worte, die in Reden und Ansprachen zum Ausdruck kamen, in Erfüllung gehen und von dem Freudentage reichster Segen über Oberaußem und seinen neuen Pfarrer ausströmen möge.

 


1939 - 70 Johannes Oehm

Am 10. September 1939 wurde Pfarrer Oehm durch den damaligen Dechant des Dekanates Bergheim, Dr. Hermanns, unter großer Beteiligung der Oberaußemer Bevölkerung, bei strahlendem Sonnenschein in sein Amt eingeführt. Zuvor war er als Kaplan in der Kölner Pfarre St. Agnes tätig gewesen. Dass er dort sehr beliebt war zeigt die große Abordnung aus Köln. Bürgermeister, Dechant, Kirchenvorstand und Jungmännerverband waren nach Oberaußem angereist, um bei der Einführung ihres früheren Kaplans, übrigens einem echten Kölschen Jungen, in sein neues Amt dabei zu sein. Bereits am nächsten Tag erhielt der neue Pfarrer eine militärische Einquartierung. Am 1. September 1939 hatte ja der unselige II. Weltkrieg mit dem Einmarsch deutscher Soldaten in Polen begonnen. Der Amtsantritt von Johannes Oehm stand also unter keinem guten Stern. Im November 1939 wurde auch der Pfarrsaal mit Militär belegt. Der Krieg brachte für den neuen Pfarrer und die Bevölkerung von Oberaußem  erhebliche Auflagen und Einschränkungen mit sich. Der Angriff im Westen begann am 10. Mai 1940. Die im Pfarrhaus und in Oberaußem einquartierten Soldaten rückten ab, so das Platz für den neuen Oberaußemer Kaplan Johannes Müller geschaffen wurde, der darauf zum Pfarrer Oehm ins Pfarrhaus zog. Das Fronleichnamsfest, Christi Himmelfahrt und der Allerheiligentag waren abgeschafft und galten als Werktage. Alle Prozessionen waren aus Kriegsgründen verboten. Es gab gewaltige Einschränkungen für die Abhaltung von Gottesdiensten. Für alle Gebäude, also auch für die Kirche galt die Verdunklungsvorschrift. Trotz aller Widrigkeiten gab Pfarrer Oehm aber niemals auf. Auf seinen Vorschlag hin, erhielt die Fa. Vortmann in Recklinghausen 1941 den Auftrag eine neue Turmuhr zu fertigen und im Kirchturm einzubauen. Rechtzeitig vor Weihnachten, im Dezember 1941, wurde sie installiert und erfreute den Pfarrer und die ganze Ortsbevölkerung mit ihrem schön klingenden Schlagwerk. Am 5. September 1941 beschloß der Kirchenvorstand auf Anregung des Pfarrers den Umbau der alten Kirchenorgel, der aber wegen des Krieges nicht durchgeführt werden konnte. Zu seinem Leidwesen mußte Johannes Oehm aber auch mit ansehen, wie die beiden großen Glocken unserer Kirche zwecks kriegswichtiger Verwendung ausgebaut und am 12. Februar 1942 abtransportiert wurden. Am 23. Juni 1943 mußten noch beschlagnahmte Metallgegenstände wie Leuchter, Altarschellen und Messkännchen abgegeben werden. Es war aber erstaunlich wie der kleine schmächtige Pfarrherr allen Umstände und Widrigkeiten der Kriegszeit trotzte und zum Wohle seiner Pfarrkinder vieles, eigentlich unmögliche auf die Beine gestellt hat. Er hatte es sogar geschafft, am 24. Oktober 1943 den neuen Kölner Erzbischof Josef Frings nach Oberaußem zu holen, der in hinreißender Weise zu den Jugendlichen und deren Eltern gesprochen hat. Pfarrer Oehm hielt während der letzten Kriegsmonate die Seelsorgestunden für die Kinder und die heilige Messe, wegen der ständigen Gefahr von Luftangriffen im Luftschutzbunker unter dem Friedhof ab. Dem Militär verweigerte er sogar die Herausgabe der Schlüssel zur Kirche und zum Kirchturm, die wie er befürchtete dort eine Funkstation einrichten wollte, was sicherlich für die Kirche und für ganz Oberaußem schlimme Folgen gehabt hätte. Johannes Oehm verdankt die Gemeinde auch die Rettung des kostbaren Pfarrarchivs und der Kirchenbücher. Er hatte diese unersetzlichen Dinge an einem sicheren Ort im Pfarrhaus versteckt. Leider mußte er tatenlos mit ansehen, wie die Kirche noch in den für Oberaußem letzten Kriegstagen Ende Februar 1945 durch amerikanisches Artilleriefeuer schwer beschädigt wurde. Am 2. März 1945 war für unseren Ort der Krieg nach dem Einmarsch der Amerikaner zu Ende. Gegenüber den Amerikanern setzte Pfarrer Oehm sich vehement als Fürsprecher für die Dorfbewohner ein. Er wurde dann von den amerikanischen Offizieren zum Ortsbürgermeister bestellt. Diese Funktion bekleidete er aber nur wenige Tage. Auf seinen Vorschlag hin ernannten die Amerikaner dann Peter Hoven aus der Mittelstraße zum Ortsbürgermeister. Am 23. April 1945 eröffnete Johannes Oehm  nach Erlaubnis des Ortskommandanten wieder den 1933 von den Nazis geschlossenen kath. Kindergarten im alten Schulgebäude an der Kirchstraße. Unter Pfarrer Oehm wurde ab Mai 1947 die Kirche wieder in Ordnung gebracht, vollständig renoviert und mit einer neuen Heizungsanlage ausgestattet. Der Kirchplatz erhielt ein neues Aussehen. 1952 ließ der Pfarrer das alte Jugendheim neben dem Pfarrhaus komplett renovieren und dort u.a. eine Leihbücherei einrichten. Auf Betreiben von Johannes Oehm wurde einer  seiner Herzenswünsche nach einem neuen Pfarrkindergartens erfüllt. Am 1. Mai 1956 wurde das neue Gebäude an der Jussenhöhle feierlich an die erste Leiterin, Schwester Agnella vom Kloster Bethlehem übergeben. Der lange Wunsch der Gemeinde nach einer neuen Orgel, wurde 1956 durch ihn verwirklicht. Unter Pfarrer Oehm wurde es ermöglicht, dass viele bauwillige Oberaußemer Bürger erschlossenes Kirchenland im Rahmen des Erbbaurechtes für 99 Jahre günstig pachten und bebauen konnten. 1959 sorgte Oehm für eine notwendige Ausbesserung und Neuverfugung des gesamten Kirchenmauerwerkes. Auch die Erneuerung und Ergänzung mit elektrischer Leutevorrichtung, des in den Kriegsjahren beschlagnahmten Kirchengeleutes, fand 1960 nach unermüdlichem Einsatz von Pfarrer Oehm einen erfolgreichen Abschluß. Ab 1963 ließ er farbige Kirchenfenster einsetzen. 1964 erfolgte der Neubau einer Kaplanei mit Gebäudeanbau zur Aufnahme einer Pfarrbücherei an der Kirchstraße. Für dieses Bauprojekt erfolgte der Abriß der vorher dort befindlichen alten Schulgebäude. 1964, nach dem Tode des alten Pfarrers Silvester Bacia aus dem Kloster Bethlehem und dessen Beisetzung in der Priestergruft auf dem alten Oberaußemer Friedhof, besuchte er mit dem Friedhofsbetreuer die Gruft und ordnete an, daß man durch Umsetzung der Särge dafür sorgen solle, daß er noch darin beigesetzt werden könne, was dann wohl auch erfolgt ist. Am 13. September 1964 feierte Johannes Oehm sein 25-jähriges Ortsjubiläum in Oberaußem. Es gab eine große kirchliche und eine weltliche Feier, wobei der Jubilar entsprechend beglückwünscht und geehrt wurde. Zahlreiche Festansprachen von geistlichen und zivilen Amtsträgern sowie musikalische Beiträge würdigten die verdienstvolle Arbeit des Jubilars. Die Festansprache hielt der damalige Konrektor der kath. Volksschule, Theodor Bondü. Er erinnerte dabei an einen Satz eines Kölners zum Wechsel des ehemaligen Kaplans Oehm von Köln nach Oberaußem: „Er ist zwar klein, aber wenn er den Mund auftut, ist es, als wenn ein Faß aufginge.“ 1965 sorgte der Pfarrer für einen neuen Turmhahn und ein neues Turmkreuz auf dem Kirchturm. Pfarrer Oehm war ein großer Musikfreund. Er hatte selbst eine kräftige, gut klingende Gesangstimme und setzte sich stets für seinen Kirchenchor ein. 1961 war er Mitbegründer eines erfolgreichen Oberaußemer Knabenchors. 1966 eröffnete er noch eine neue Pfarrbücherei. Johannes Oehm wurde noch zu Lebzeiten zum Ehrendechant ernannt. Ende der 1960ger Jahre ließ die Gesundheit des Pfarrers leider für jeden erkennbar, deutlich nach. So wurde am 24. Mai 1970, in feierlichem Rahmen, in der Pfarrgemeinde Oberaußem Abschied von dem äußerst beliebten Priester Johannes Oehm genommen. Am 2. Juni 1970 zog er in das Seniorenheim „Stahlsches Stift“ nach Fliessteden. Bereits nach wenigen Monaten starb er dort am 9. Januar 1971. Am 14. Januar 1971 wurde er seinem Wunsch entsprechend, noch in der alten Priestergruft auf dem Oberaußemer Friedhof, unter Teilnahme einer riesigen Menschenmenge zur letzten Ruhe beigesetzt

 

1970 - 73 Bruno Müller

Pfarrer Bruno Müller, wurde am 19. Juli 1970 feierlich in sein Amt in der Pfarrgemeinde Oberaußem eingeführt. Er wurde 1929 in Köln geboren. Abitur machte er am dortigen Dreikönigs-Gymnasium. Theologie studierte er in Bon und Bensberg. 1956 wurde er vom Kardinal Josef Frings im Kölner Dom zum Priester geweiht. Zuerst arbeitete er als Kaplan in Frechen und in Köln Buchforst. Ab 1962 wirkte er als Religionslehrer an der Liebfrauenschule in Köln und gleichzeitig als Subsidar in der St. Josefs-Pfarre. Unter Pfarrer Müller erfolgte der Neubau des Pfarrhauses. Während der Bauzeit wohnte er in der Kaplanei an der Kirchstraße. 1972 bezog er dann das gleich nebenan errichtete neue Pfarrhaus. Bruno Müller hat währen seiner doch kurzen Amtszeit (zweieinhalb Jahre) in der Pfarrgemeinde etliche Neuerungen eingeführt. (u.a. eine Bußfeier als Vorbereitung auf das Weihnachtsfest, die Feier der Christmette um 18 Uhr). Er leitete die Erneuerung der Innenausstattung der Kirche, die Restaurierung der Kirchenbänke, den Umbau der Sakristei und die Neugestaltung des Chorraumes in die Wege. Bereits im Januar 1973 erfolgte überraschend die Versetzung von Pfarrer Müller zur Pfarrstelle nach Köln-Junkersdorf

 

1973 – 80 Hendrik WeIlem Sistermans

Am 13. Mai 1973 wurde Pfarrer Sistermans in der Oberaußemer Gemeinde feierlich eingeführt. Er stammte aus Holland und war zuvor 18 Jahre als Missionar in Brasilien tätig gewesen. Vor seiner Oberaußemer Zeit arbeitete er noch eine Zeit lang als Seelsorger in der Gemeinde Kaarst bei Neuß. Unter Pfarrer Sistermans erfolgten umfangreiche Renovierungsarbeiten an der Kirche. So wurden Gewölbe und Mauerwerk isoliert. Neue Heizungsschächte wurden vom Chorraum bis unter die Orgelempore und zu den Seiteneingängen eingebracht. Der gesamte Chorraum wurde tiefergelegt. Es wurde ein neuer Fußboden aus belgischem Granit verlegt. Kurz vor Weihnachten 1974 wurde ein sehr schöner, alter Hochaltar aus dem ehemaligen Kloster „Maria Trost“ bei Koblenz in unserer Kirche aufgestellt. Die Sakristei erhielt neue Schränke und wurde komplett renoviert. Es erfolgten der Einbau einer neuen Heizung in der Kirche und die Neuplattierung des Kirchenfußbodens. 1976 erhielt die Kirche eine neue Krippe aus Oberammergau. Aus Teilen der einstigen Kanzel entstand ein neuer Opferaltar. Sistermans ließ auch die Kircheneingangstüren überarbeiten und instand setzen. Den steinernen Taufbrunnen ließ er im Vorraum des Fraueneingangs aufstellen. Die alten Kommunionbänke wurden ebenfalls aufgearbeitet und fanden als Abschlüsse der beiden Seitenkapellen eine neue Verwendung. Pfarrer Sistermans sorgte dafür, dass die Kirche mit einem neuen Kreuzweg ausgestattet wurde. Man hatte die 14 schönen und wertvollen Stationsbilder in Bürgelen erworben. Nach dem der Kunstschreiner Wirtz aus Bedburg sie renoviert und aufgearbeitet hatte wurden sie am 9. August 1978 in der Kirche montiert. Das alte Oberaußemer Pfarrhaus wurde im April 1980 abgerissen. Nach dem plötzlichen Tod des Pfarrers Georg Froni in Fortuna, wurde Pfarrer Sistermans vom Dechant Schlich im Oktober 1979 mit der Betreuung der dortigen Pfarrgemeinde „St. Barbara“ beauftragt. Er betreute die kleine Gemeinde bis zum letzten Gottesdienst am Sonntag den 27. April 1980. Danach war die 56-jährige Geschichte der Pfarre Fortuna zu Ende. Der in Oberaußem sehr beliebte und wegen seinem Verständnis zur Ökumene auch von den evangelischen Christen geachtete Pfarrer wurde im Juli 1980 vom Erzbischof zur Pfarre St. Cäcilia in Bonn-Oberkassel versetzt. Am 3. August wurde er feierlich aus Oberaußem verabschiedet, wobei neben dem Dank für sein treues priesterliches Wirken auch sein Sinn für das Wesentliche im Alltag und seine übergroße Toleranz hervorgehoben wurde. Pater Hendrik WeIlem Sistermans verstarb am 21.02 2010

 

1980 - 91 Günther-Johannes Bursy

Pfarrer Bursy war Oberschlesier und wurde am 21.4.1926 in Oppeln geboren. Bischof Golinski aus Czenstochau weihte ihn am 2o.6.1954 im Oppelner Dom zum Priester. Nach kurzer priesterlicher Tätigkeit im Ordina­riat in Oppeln und einer Tätigkeit als Kaplan in Hinden­burg übernahm er am 1.8.1956 als Pfarrer die Gemeinde Siemsdorf, dort betreute er den Bau einer neuen Kirche. Nach Fertigstellung der Kirche sandte ihn der Bischof in die Pfarre St. Florian nach Wolfsgrund bei Oppeln, die er bis zu seiner Ausreise in die Bundesrepublik 1977 betreute. Wegen einer schweren Krankheit kam er zunächst in eine Ludwigshafener Klinik. Nach seiner Genesung stellte er sich dem Kardinal zur Verfügung, der ihn darauf am 19.6.1980 zum Seel­sorger der Pfarrgemeinde “St. Vinzentius“ in Oberaußem ernannte. Im Einführungsgottesdienst in der vollbesetzten Kir­che, am Sonntag, dem 24. August 1980 wurde der neue Pfarrer vorgestellt und von den Pfarrangehörigen und den Geistlichen aus der Nachbarschaft herzlich begrüßt, auch Pfarrer Grodde von der evangeli­schen Kirchengemeinde Niederaussem fehlte nicht. Dechant Heinrich Schlich aus Quadrath rief ihm im Namen der gesamten Oberaußemer Pfarre zu: “Wir nehmen Sie mit bereitem Herzen auf“. In seiner Oberaußemer Zeit fällt der neue Innenanstrich der Kirche, der Bau des Pfarrzentrums und die Durchführung des 100- jährigen Bestehens der Pfarrkirche

 

1991 - Achim Brennecke

Geboren am 7. Juli 1955 in Köln-Lindenthal

Am 22. Juni 1984 wurde er im hohen Dom zu Köln, von Erzbischof Joseph Kardinal Höffner zum Priester geweiht.

 

Seiner künftigen Pfarre St. Vinzentius, stellte sich Achim Brennecke persönlich im Pfarrbrief wie folgt vor:

„Liebe 0beraußemer, nach meiner Ernennung durch den Erzbischof von Köln wird mich Herr Dechant Reinhard Pohlig am 13. 0ktober 1991 als Pfarrer an St. Vinzentius einführen.

"Wer ist der Neue?" - so wird sicherlich mancher fragen. Ähnlich geht es mir: "Wer sind die 0beraußemer?"

Hier nun einige Angaben zu meiner Person, denn vieles wird erst in persönlichen Begegnungen deutlich.

Ich heiße Achim Brennecke und bin 1955 in Köln-Lindenthal geboren. Aufgewachsen bin ich in Köln-Weiden, wo auch meine Eltern und Geschwister wohnen. In meiner Heimatgemeinde (St. Marien, Köln-Weiden) habe ich - vor allem in der Jugendarbeit - Kirche menschlich erfahren. Das hat mich geprägt. Nach Schule und Bundeswehrzeit studierte ich in Bonn und Freiburg Kath. Theologie. Erste pastorale Erfahrungen durfte ich während meiner Diakonatszeit in Zülpich (St. Peter und St. Margareta) sammeln. Nach meiner Priesterweihe im Kölner Dom (1984) folgte meine erste Stelle als Kaplan in den Bedburger Gemeinden St. Lambertus und St. Ursula (1984-1988). Anfang 1988 ging es zur zweiten Kaplanszeit nach Lechenich (St. Kilian), Herrig (St. Clemens) und Pingsheim (St. Martinus/ bis Januar 1990). Im Januar 1990 wurde ich als Kaplan von Pingsheim entpflichtet und zum Kaplan in Ahrem (St. Johannes der Täufer) ernannt. Gleichzeitig war ich von Anfang 1988 bis August 1991 Dekanatsjugendseelsorger der Erftstadt.

Ich bin dankbar für die Erfahrungen, Begegnungen und Herausforderungen der letzten Jahre, und so will ich die neuen Aufgaben mit Freude und Zuversicht annehmen. Ich freue mich auf die Begegnung mit jung und alt und lade alle zur Pfarreinführung am 13. 0ktober 1991 um 15.30 Uhr in St. Vinzentius ganz herzlich ein.

 

Es grüßt der neue Pastor

Achim Brennecke“

 

2006 wird der Oberaußemer Ortspfarrer Achim Brennecke vom Erzbischof Joachim Kardinal Meisner zum Kreisdechanten des Rhein-Erft-Kreises ernannt.

 

Am 22. Juni 2009 feiert er in Oberaußem das silberne Priesterjubiläum

Hierzu erschien in der Kölnischen Rundschau nachfolgender Artikel von Anja Musick :

 

„Geprägt von der gläubigen Großmutter“

 

Zahlreiche Gratulanten fanden sich im Pfarrgarten ein, um Achim Brennecke zu beglückwünschen

Bergheim-0beraußem - Die Festglocken läuten. Rund um die Kirche St. Vinzentius wehen Fähnchen im Wind. Die Menschen strömen aus der Kirche in den Pfarrgarten. Der ist schließlich so voll, dass Gäste sich nur im Gänsemarsch den Weg zum Jubilar bahnen können. In der Menge steht Kreisdechant und Pfarrer Achim Brennecke. So richtig angenehm scheint ihm der Trubel um seine Person nicht zu sein. Doch er geht gelassen und freundlich auf die Leute zu. Schließlich haben so viele das Bedürfnis, dem Geistlichen zu gratulieren. Brennecke ist seit 25 Jahren katholischer Priester. Das ist doch nun wirklich ein Grund zum Feiern. Brennecke, der 1955 in Köln-Lindenthal geboren wurde, mag keine langen Festreden. Er nutzt lieber die Zeit, um auf die Menschen zuzugehen. Das macht er auch im Pfarrgarten. Hände werden geschüttelt, ein paar Worte ausgetauscht. Der Mensch erfahre Gott durch den Umgang mit anderen Menschen, ist Brennecke überzeugt.

Er möchte den Menchen etwas geben, sie immer wieder einladen sich auf Gott einzulassen. Andererseits bekomme er von den Menschen viel zurück. Er sei sehr von seiner gläubigen Großmutter geprägt worden, erzählt Brennecke. In Köln-Weiden, wo er aufgewachsen ist, war er Messdiener und Jugendgruppenleiter. Schließlich folgte das Theologiestudium in Bonn und Freiburg. Im Badischen habe es ihm sehr gut gefallen, sagt Brennecke. Die Leute dort hätten viele Ahnlichkeiten mit den Rheinländern, seien aber noch gelassener und entspannter. ,,Wenn ihr mich hier nicht braucht, gehe ich nach Freiburg", sagt er lachend. Nach dem Studium wurde er Diakon in Zülpich, dann Kaplan in Bedburg. Seine zweite Kaplanstelle trat er in Lechenich an. Seit 17 Jahren ist er Pfarrer in Oberaußem steht nun auch dem Pfarrverband Bergheim Ost vor. Als Kreisdechant löste er im Jahr 2006 Gerhard Dane ab. Rückblickend sagt er: ,,Ich bin gerne Pfarrer. Und wenn ich es noch mal zu entscheiden hätte, würde ich es wieder werden." So gibt es für Achim Brennecke immer viel zu tun. Und wenn er mal nicht als Seelsorger unterwegs ist" guckt er sich die Sterne an. Die Astronomie interessiere ihn sehr, gesteht er. Er habe ein großes Spiegelteleskop, daß er immer mal wieder in den Himmel richte. Die Weite des Universums fasziniere ihn. Da offenbare sich die Größe Gottes, der in solchen Augenblicken aber auch gleichzeitig sehr nah sei.


Eine bessondere Ehre für Ortspfarrer Achim Brennecke ist die Ernennung zum „Monsignore“. Die zugehörige Urkunde, mit der er den päpstlichen Ehrentitel „Kaplan seiner Heiligkeit“ erhält, überreichte ihm der Kölner Weihbischof Manfred Melzer am 30. Januar 2010 in seiner Heimatpfarrei St. Vinzentius in Oberaußem.


Monsignore Achim Brennecke und das ostpreußische Ermland


Ein weiterer Meilenstein im priesterlichen Leben von Msgr. Achim Brennecke, ist seine am 13. Juni 2007 mit Zustimmung von Kardinal Meisner erfolgte Berufung in das Konsistorium Ermland. Nur zwei Jahre später - am 25. Mai 2009 – wird Achim Brennecke zum Dekan des Konsistoriums gewählt.

Seit 8. Mai 2017 steht er der Ermländischen Priesterbruderschaft St. Andreas als Dekan vor.

Enge Kontakte pflegt er zu seinem Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki, der seine ermländischen Aktivitäten gutheißt.

Gute Beziehungen sind ihm auch zum Erzbistum Ermland und Erzbischof Józef Górzyński wichtig.

Seit 2017 bekleidet Msgr. Achim Brennecke das Amt des Präses der Ermlandfamilie e.V. Sechs Jahre nach dem Ausscheiden von Domherr Msgr. Dr. Lothar Schlegel aus dem Amt als Visitator, ist Msgr. Achim Brennecke nach der Zustimmung durch die Deutsche Bischofskonferenz Ende Oktober 2017, bei einer außerordentlichen Sitzung von der Ermländervertretung in dieses Amt gewählt worden.

Die offizielle Amtseinführung von Msgr. Achim Brennecke durch den Beauftragten der Deutschen Bischofskonferenz für die Vertriebenen- und Aussiedlerseelsorge, Weihbischof Reinhard Hauke, erfolgte am Sonntag, 10. Dezember 2017, beim Ermländertreffen in Köln.

 


 

Die Primissare von Oberaußem

 

Vor der Aufhebung der Klöster durch Napoleon I. gingen die Pfarreingesessenen von Oberaußem nach dem Franziskanerkloster Bethlehem in die Frühmesse. Später stellte man in Oberaußem eigene Primissare oder Frühmesspriester an, und mancher ausgewiesene Ordensmann war froh, auf diese Weise ein Unterkommen zu finden. Zu ihrem Unterhalt diente der Ertrag von 8 Morgen Land, die „Frühmeßlöscher“ genannt, welche später verkauft wurden. Als Primissare werden genannt:

 

Philipp Kappes, früher Franziskanerpater, war von 1802 bis zum 6. Oktober 1805 in Oberaußem, wo er starb.

 

Gereon Lehmann, im Sterberegister mit professsor doctissimus benannt, war in der Pfarre zu St. Martinus in Cöln geboren und unterhielt in Oberaußem eine lateinische Schule. Eine Zeit lang war er Vikar an St. Aposteln in Cöln. Er starb in Oberaußem am 19. Dezember 1815.

 

Hoeken, war ein Klostergeistlicher und zu Niederembt geboren.

 

Schmitz, aus Grouven, war etwas im Geiste gestört.

 

Seger, ein Klostergeistlicher, unterhielt wie Lehmann eine lateinische Schule.

 

Anton Hoffschlag, der frühere Oberaußemer Pfarrer, wird als ein launiger und witziger Mann geschildert, von dem heute noch manche gute Witze erzählt werden, so z.B. auch folgender:

Eines Tages besuchte er einen Kranken, um ihm die Tröstungen der Kirche zu spenden. Es waren ärmliche Verhältnisse, unter denen der Kranke zu leben hatte, das sprach aus den ganzen Herrichtungen des Kämmerchens heraus. Unter anderem hatte man wie es früher bei armen Leuten Sitte war, eine Grube zur Aufbewahrung der Kartoffeln in einer Ecke der Kammer angebracht, ähnlich einem kleinen Keller, der dann durch ein breites Brett, das nicht immer vom besten paßte, überdeckt war. Der Herr Pfarrer nun, nachdem er die hl. Handlungen vollendet hatte, plauderte noch ein Weilchen gemütlich und tröstend mit den Leuten und ging dabei in dem Kämmerlein hin und her, bis er endlich auf das Brett auf der Kartoffelgrube trat. Ein Krach, und der Herr Pfarrer saß tief unten bei den Kartoffeln. Nur noch mit dem Kopf über den Lehmboden des Kämmerleins hinausragend, meinte er, sich zu den ihn erschrocken anschauenden und hilfsbereit herbei springenden Leuten wendend: Seht ihr, da habt ihr ja schon den Stich bei den Erdäpfeln.“

 


Außer den bis hierher aufgezählten Personen des geistlichen Standes, welche in Oberaußem in der Seelsorge tätig waren, sollen nachstehend noch die bekannten in Oberaußem gebürtigen Geistlichen angeführt werden.

 


Vinzentius Müller, ein kräftiger Mann, starb an einer entzündlichen Aderzerreißung im Jahre 1742 als Pastor von Kirdorf.

 

Anton Pütz, geboren 1720, trat in das Kloster in Gladbach ein.

 

Vinzentius Pütz, geboren 1735 auf dem Klarenhof, trat bei den Franziskanern ein und schenkte unserer Kirche den besten Kelch. Er starb als Exfranziskaner in Oberaußem, am 23. Mai 1813.

 

Gottfried Hintzen, geboren am 29. Januar 1830, auf dem Fleurshofe, kam 1862 als Rektor nach Eiserfey bei Mechernich und starb als Pfarrer von Keienberg.

 

Johann Schwartz, geboren am 2. Mai 1852, studierte in Löwen im Collegium Americanum und wurde am 2. Juli 1882 geweiht in Anna St. Fe Amerika. Er wirkte im Staat Neu-Mexico und ist 1909 als Rektor nach Etzweiler übergesiedelt.


Details zu Pfarrer Schwartz

 

Gebrüder Zensus

Auf die in Oberaußem geborenen Brüder Johannes und Tomas Zensus, ist man in der Pfarrgemeinde St. Vinzenzius noch heute, im Jahre 2023, besonders stolz...

Da die beiden Brüder aus einem sehr christlichen Oberaußemer Elternhaus (Zensus – Malzkorn) stammten, war es für viele damalige Oberaußemer Bürger keine allzu große Überraschung, daß beide sich bereits in ihrer Kindheit für den Beruf des Priesters entschieden hatten...


Details zu den Pfarrern Johannes und Thomas Zensus

 


Die Oberaußemer Kapläne, ab 1928:

 

1928 - 30                    Hermann Joisten

 

1930 - 33                    Joseph Thomas

 

1935 - 38                    Peter Schuster

 

1938 - 39                    Dr. Kurt Eduard Hegel

 

1939-41/45-47            Müller, Johannes Karl Anton Otto

 

1952 - 55                    Wiese, Walter

 

1955 - 57                    Brabeck, Karl Klemens Heinrich

 

1957 - 60                    Neumann, Gregor

 

1960 - 62                    Rademacher, Heinrich Friedhelm

 

1962 - 66                    Rixen, Peter

 

1966 - 70                    Steden, Heinz

 

 

Diakone, seit 1993

 

1993 -                    Saurbier, Werner

 

1997 -                    Wierling, Martin

 

 

Quellen:

  • Josef Dürbaum, Heimatkunde von Oberaußem von 1912, sowie die Neuauflage Oktober 2000 von Hans-Josef Weck, Hans-Joachim Mörs, Carsten Meyer
  • Chronik von Christian Kämmerling, 100 Jahre Pfarrkirche St. Vinzentius Oberaußem
  • Aufzeichnungen von Pfarrer Johannes Öehm
  • Kraftwerke Fortuna von Detlev Witt
  • In Gedanken durch Fortuna gehen von Hans Joachim Mörs
  • Privatunterlagen
  • Fotos: privat
  • Ermlandfamilie e.V.
  • Eigene Recherchen, neue Texte und Textergänzungen, Ulrich Reimann 2023