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Rektor Heinrich Steinhauer

Ausarbeitung von Ulrich Reimann, 2019


Rektor Heinrich Steinhauer

Ein in Oberaußem erfolgreicher, von vielen Einwohnern und damaligen Schülern geachteter Lehrer in der alten Volksschule an der Bergheimer Straße, war Heinrich Steinhauer.

Geboren war Heinrich Steinhauer am 15.01.1895 in Krefeld-Oppum.

1915, während des ersten Weltkrieges, bestand er in Euskirchen seine erste Lehrerprüfung.

Danach unterrichtete er als junger Lehrer mehr als 12 Jahre an einer Schule in Mühlheim Wichterich.

Seit dem 7. August 1919 war Heinrich Steinhauer mit Maria Scheben verheiratet. Das Ehepaar Steinhauer bekam drei Kinder.

Als Ende 1927 der damalige Oberaußemer Schulleiter, Hauptlehrer Josef Dürbaum, die fünfklassige Schule in Oberaußem verließ, er wechselte als Hauptlehrer an die Volksschule in Königsdorf, übernahm der beliebte Lehrer Franz Pieck, bis zum 30.04.1929 die kommissarische Leitung der Volksschule Oberaussem.

Aber die zuständige Schulbehörde, wollte die in Oberaußem frei gewordene Hauptlehrerstelle mit einem anderen Lehrer besetzen.

So wurde dann zum 01.05.1929 Heinrich Steinhauer, als neuer Hauptlehrer und Schulleiter nach Oberaußem versetzt. Dieser war zuvor noch kurze Zeit, vom 01.04. bis 01.06.1928, als Lehrer und bis zum 30.04.1929 als Hauptlehrer in Fortuna tätig gewesen.

Heinrich Steinhauer bezog mit seiner Frau und den drei Kindern eine Wohnung, in einem, der von der Gemeinde neu errichteten Wohnhäuser, direkt neben der Schule an der Bergheimer Straße.

Zum Oberaußemer Lehrerkollegium von damals gehörten die Lehrer Franz Pick und Theodor Stemmler, sowie die Lehrerinnen Frau Clara Britz, Frau Wilhelmine Lorre` und nach deren Ausscheiden, ab 1.10.1937 Frau Paula Giebel.

Der seit dem 27.10.1927 an der Schule arbeitende, beliebte Lehrer Theodor Stemmler aus Zülpich, wurde 1939 nach Bad Godesberg versetzt.

Am 26.08.1939 wurden der Lehrer Pieck und Hauptlehrer Steinhauer gleichzeitig zum Militärdienst eingezogen. Als Ersatz für die beiden kam der Lehrer Herbert Kalinowski nach Oberaußem. Dieser blieb, bis er 1942 ebenfalls zum Kriegsdienst einberufen wurde.

Hauptlehrer Steinhauer kam aber bereits im Januar 1940 wieder zurück an die Schule in Oberaußem. Von 1942 bis zum Kriegsende im Mai 1945, waren dann nur noch drei Lehrpersonen an der Schule tätig, Heinrich Steinhauer, Frau Britz und Frau Giebel. Der Schulbetrieb wurde von den Kriegsereignissen stark beeinträchtigt. In den letzen Kriegsjahren war ein geordneter Schulbetrieb dann gar nicht mehr möglich.

Nach dem Krieg mußte die Schule, wegen der raschen Zunahme der Schüler, auf 7 Klassen erweitert werden, was auch die Einstellung weiterer Lehrpersonen mit sich brachte.

Zum Beginn des Schuljahres 1951, wurde Heinrich Steinhauer daraufhin zum Rektor befördert.  Er war der 1. Rektor an einer Schule in Oberaußem.

 

Zu diesem Anlaß erschien am Samstag, 24. März 1951 folgender Artikel in einer Lokalzeitung im Altkreis Bergheim.

(Abschrift: Artikel: U. Reimann 13.08.2019)

 

>>Menschen unter uns: Ein verdienter Lehrer

 

0 b e r a u ß e m. Dieser aufgeschlossene Herr wird von Schulkindern und Eltern in Oberaußem seit langer Zeit sehr, geschätzt. Herr Steinhauer, der bisher Hauptlehrer an der Volksschule war, ist jetzt Rektor geworden. Daß es gerade er war, dem damit die Betreuung einer großen Schule übertragen wurde, scheint von seiner besonderen Befähigung auf dem Gebiete des Schulwesens zu zeugen. Und in der Tat: Als er 1915 während des ersten Weltkrieges in Euskirchen seine erste Lehrerprüfung bestand und dann viele Jahre in Mühlheim Wichterich an einer Schule unterrichtete, wuchs er bereits mit Leib und Seele in seinen Beruf, der gerade in der heutigen Zeit besondere Anforderungen stellt Über 12 Jahre blieb der damalige Lehrer Steinhauer in Wichterich. Seit dem 1. Juni 1928 gehört er dem Lehrerkollegium der Schule in Oberaußem an. Damals bestand die Schule nur aus fünf Klassen. Im Zuge der industriellen Entwicklung des Ortes war die Schule bald zu klein. So gehen heute in die Schule in Oberaußem ungefähr 300 Kinder. Es war notwendig geworden; die Schule zu vergrößern und weitere zwei Klassen einzurichten; und damit kam für den verdienten Hauptlehrer die Beförderung zum Rektor. Als tüchtiger Erzieher und stets hilfsbereiter Lehrer kennen die Bewohner von Oberaußem den jetzigen Rektor Steinhauer. Er war es, der sich nach dem letzten Krieg tatkräftig für die Beseitigung der Kriegsschäden an der Schule einsetzte und es nicht scheute, selbst Hand anzulegen. Auch für die Volksbildung opferte er manche Stunde seiner Freizeit. Er legte besonderen Wert auf die Einrichtung einer Volksbücherei. Manche Einwohner fragen ihn um Rat, wenn sie in der Obstbaumpflege nicht zurecht kommen. So ist er nicht nur Lehrer und Erzieher, sondern auch den Einwohnern von 0beraußem Berater und Helfer. Wir gratulieren Rektor Steinhauer und wünschen, daß er noch lange in Oberaußem segensreich wirken darf.<<

 

Heinrich Steinhauer war sehr religiös, aber auch ein sehr strenger Lehrer. Viele Schüler haben einst auch mit seinem Rohrstock Bekanntschaft gemacht, den er häufig und eigentlich viel zu schnell als Erziehungsmittel einsetzte.

Hinter der Schule betrieb er einen Garten, in dem die älteren Schüler mitarbeiten mußten und dabei von ihm auch die Gartenarbeit erlernten. Sein Hobby war dabei die Veredlung von Gehölzen. Viele Oberaußemer und auch Auswärtige suchten und fanden Rat in Sachen Obst und Gartenbau bei ihm.

Die Kirchengemeinde von Oberaußem hatte mit ihm ein engagiertes, hoch angesehenes Mitglied. Mit den Ortspfarrern seiner Oberaußemer Zeit, Dr. phil. Viktor Joseph Corne­lius Landen, Hermann Mülfarth und Johannes Oehm, arbeitete er stets sehr eng zusammen. In der Pfarrkirche hatte er, meist gemeinsam mit der Lehrerin Frau Britz, stets ein wachsames Auge auf die Schulkinder. Heinrich Steinhauer hatte dort seinen festen Platz in der ersten Kirchenbank der Erwachsenen, direkt hinter den Kinderbänken. Schlechtes und störendes Benehmen in der Kirche, registrierten er und Frau Britz mit Argusaugen. Die Bestrafung der Sünder erfolgte anschließend in der Schule. Natürlich kontrollierte er auch akribisch die Teilnahme seiner Schüler an den kirchlichen Veranstaltungen.

Anfang der 1950ger Jahre, gab es auch in Oberaußem lästige Spatzenplagen. Die Bevölkerung war damals offiziell dazu aufgefordert worden, bei der Bekämpfung der Spatzenplagen aktiv mit zu arbeiten. Für jeden toten Spatzenvogel den man bei Rektor Steinhauer ablieferte gab es eine Geldprämie von fünf Pfennigen.

 

Mit dem am 01.05.1954 an die katholische Volksschule in der Bergheimer Straße gekommenen, 1910 geborenen Theodor Bondü, begann für Rektor Steinhauer eine schwierige Zeit. Bondü war zum Oberaußemer Konrektor befördert worden. Er kam von der Schule in Fortuna wo er seit 01.10.1948 als Lehrer gearbeitet hatte.

Nun, als Oberaußemer Konrektor, attackierte er seinen neuen Vorgesetzten Steinhauer wo er nur konnte, so daß diesem die Freude an seinem Rektorenamt sehr schnell verging und er über einen vorzeitigen Abschied nachdachte.

In der Ortsbevölkerung war man sich damals sicher, daß Theodor Bondü selbst nach der Stelle des Rektors an der Oberaußemer Schule strebte.

 

Der damals im Oberaußemer Vereinsleben aktive, beliebte Lokalkarnevalist J. G., beschäftigte sich Mitte der 1950ger Jahre in einer seiner Büttenreden mit dem Verhalten und den Zielen des Konrektors.

In einem belauschten Zwiegespräch zwischen „Jupp und dessen Ehefrau Marie“,  machte er in Oberaußemer Mundart, u.a. eindeutig seine Meinung und auch die vieler Oberaußemer, über Theodor Bondü öffentlich. Nachfolgend ein Auszug aus der damaligen Büttenrede von J.G.

Belauschtes Zwiegespräch.

[…]Marie: Hür op, dat genügt mir sag me jetzt, wer noch mieh op de Lis steht.

Jupp: Wenn du d‘r Nam hürst, dä ich dir jetzt saage, bes de platt.

Marie: Nu sach en schon un loß mich net esu lang waade.

Jupp: Dat es d‘r Konrektor Bondü. Siehste jetzt schläät et dich lang hin. Du häs richtig gehürt, d‘r Lihrer Bondü steht op d‘ FDP Lis. Ich han de jo am Anfang gesaat, dat op d‘r Lis och Pöstjensjäger stonn und d‘r schlemmste vun alle es d‘r Lihrer Bondü. D‘r hätt en Schwenkung vun 360 Grad gemaat. Me hätt doch bisher gemeent, dat wör d‘r katholischste Mann en d‘r ganze Gemeende, un dä geht nun bei de FDP. Un dobei es er och noch Vorsitzender vum kath. Lehrerverein, un bei d‘r Jungschütze un en d‘r kath. Jugend spillt er en jroße Roll. Dä hätt sich als Rennfahrer entpuppt, wie et keene zweiter mieh en d‘r Gemeende gitt. Dä hätt, seit dem er en Overoßem an dr Schull eß, dä ärmer Rektor Steinhauer schon su gepiesack, dat d‘r sich Ostern pansionieren losse well. Datt hätt d‘r nur gedonn, öm selver Rektor zo werde. Un dofür well d‘r och nur in d‘r Gemeenderot. En Fortuna hät er dat mit dem Rektor Kolf net fädig gebraaht. Ich ben nur ens gespannt, wat Pastur dozu säht, bei dem er sich doch su lev Köngk gemaat hätt.[…]<<

 

 

Von dem Verhalten seines Stellvertreters Bondü zermürbt und gesundheitlich etwas geschwächt, trat der beliebte Rektor Heinrich Steinhauer, gemeinsam mit seiner langjährigen Lehrerkollegin Clara Britz, 1957 in den Ruhestand. Er verzog danach nach Bad Godesberg.

Mehrfach wurde er dort noch von einigen seiner ehemaligen Oberaußemer Schüler besucht, die ihren beliebten Lehrer nicht vergessen hatten.

 

Nach der Pensionierung des Rektors Heinrich Steinhauer, übernahm ab dem neuen Schuljahr 1957, wohl sehr zum Ärger von Konrektor Bondü, der von einer Kerpener Schule gekommene Lehrer Jakob Zingsheim, als neuer Rektor, die Leitung der Katholischen Volksschule in Oberaußem.

 

 

Am 09.01.1962 verstarb Heinrich Steinhauer in Bad Godesberg. Begraben liegt er auf dem Friedhof in Plittersdorf.

 

 

 

 

 

 

 

Quellen:

- Buch 100 Jahre St. Vinzentis in Oberaußem, Christian Kämmerling

- Artikel in einer Lokalzeitung zum Rektor Steinhauer

- Aufschreibung Zwiegespräch von J. G.

- Privatfotos

- Recherchen, Text, Seitenlayout U. Reimann-2019