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Vorwort v. Gerd Friedt  Seite - 3 -

zwischen Köln und Aachen) einfloss, Auch die vorliegende Studie basiert auf Schultes Fundament, wobei in einigen Punkten Korrekturen und wesentliche Erweiterungen vorgenommen werden konnten. Immer wieder beklagte man für den Zeitraum vor der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts das Fehlen direkten Quellenmaterials in Bedburg. Es muss offen bleiben, warum im nahen und weiteren Umfeld nicht systematisch recherchiert wurde. Zudem ist sehr unverständlich, weshalb für die von Kirchhoff und Braschoß vorgelegte "Geschichte der Stadt Bedburg" (1992) nicht mehr grundsätzliche Quellenforschung betrieben wurde und Nachweise des vorhandenen, leider bis heute nicht vollständig gesichteten Archivmaterials kaum Berücksichtigung fanden, denn dadurch hätte diese Arbeit einen langfristigen Wert erhalten.

Zur Geschichte der Bedburger Judenschaft sammelte ich bereits seit 1975 sporadisch alle Materialien, deren ich habhaft werden konnte. Die weitere Spurensuche erwies sich aufgrund der Quellenlage als sehr schwierig, denn den Kriegshandlungen der Jahre 1642 und 1673 sowie einem Brand im Jahre 1753 sind mit großer Sicherheit wichtige Akten zum Opfer gefallen. Leider wurden auch die Bestände "Kreis Bergheim inklusive Bedburg" des Hauptstaatsarchivs Düsseldorf (HSTAD) im Zweiten Weltkrieg zum Teil vernichtet. (Sie waren auf Rheinschiffen ausgelagert, die bombardiert und versenkt wurden). Darüber hinaus erschwert der Totalverlust des Graf-Salmschen Archivs um 1758 die Geschichtsschreibung über eine jüdische Gemeinde Bedburg für das 17. und 18. Jahrhundert enorm. Für die Zeit ab ca. 1640 liegt uns verwendbares Quellenmaterial in größerem Umfang vor. Allerdings müssen

hier auch die Akten und Unterlagen angesprochen werden, die auf recht zweifelhafte Weise in private Hand gelangten und dem Historiker heute nicht (oder nur erschwert) ugänglich sind. Die erhaltenen Akten der Hotkammer zu Bonn (HSTAD), die Gerichtsakten Bedburg 1640-1759 (KK Gerichte XIII, HSTAD) sowie die Protokoll- und Korrespondenzbücher 1800-1817 der Mairie Bedburg (die beiden letztgenannten Quellen fanden aus unerklärlichen Gründen noch keine Berücksichtigung in der bis dato vorliegenden Literatur, ihre fehlende Auswertung stellt ein erhebliches Manko dar), Gerichtsakten aus Kaster und Paffendorf (HSTAD),Materialien des Bedburger Pfarrarchivs, die Standesregister Bedburg, einschlägige Notarsakten im Hauptstaatsarchiv Düsseldorf (HSTAD) sowie spärliche Hinweise in einigen Publikationen ermöglichen es jedoch, die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Bedburg zu erhellen.

Eine Beantwortung der Frage, wie sich die antisemitischen Ausschreitungen in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts und die Buschoff-Affäre nach 1880 für die wirtschaftliche Lage der Bedburger Judenschaft auswirkten, kann allerdings augenblicklich nicht beantwortet werden. Eine Durchsicht der Amtsblätter der Königlich Preußischen Regierung Köln 1824 bis 1895 hat hierauf keine Antwort zugelassen. Auch die Lektüre alter jüdischer Zeitungen (etwa "Der Israelit", "Allgemeine Zeitung des Judentums") erbrachte im Hinblick auf Bedburg keine verwertbaren Ergebnisse. Für den Zeitraum nach 1880 könnte Bernd Fleckes Annahme zutreffen, die wirtschaftliche Präsenz Adolf Silverbergs sowie seine Persönlichkeit habe Schaden von der Bedburger Judenschaft abgewendet. Verwunderlich erscheint, daß in den deutschen Städtebüchern, so z. B. im ausführlichen Werk