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Der Finkenhof in Blankenheim

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Fernreisen, Konzerte, Literatur, Theaterbesuch und viele der heutigen Selbstverständlichkeiten waren uns in der Mehrheit fremd. Kontakt zu Menschen ausserhalb unserer Gemeinden war eine Seltenheit. Besuche im benachbarten Ausland wurden wegen der dort herrschenden Deutschfeindlichkeit nicht unbedingt angestrebt. Das Trauma des verlorenen Krieges, Gefühle der Kollektivschuld, die ersten Kriegsverbrecherprozesse gaben uns kein unbedingt starkes nationales Selbstbewusstsein. Diskussionen über diese Zeit waren nur begrenzt möglich. Teilweise saßen die alten PG wieder oder noch immer in Amt und Würden. 15 Jahre nach dem Krieg waren wir der Meinung es sei genug der Anklagen gegen Deutschland es müsste Schluss sein. Andererseits war uns der Widerspruch, innerhalb der nun demokratischen Gesellschaft sehr klar bewußt, daß die sogenannten auch dörflich politischen Führungseliten von ehemaligen Nazianhängern durchsetzt war. Von Aufarbeitung war damals noch keine Rede obwohl es gärte. Wir lebten sehr einfach und homogen innerhalb unserer Gemeinden und Städtchen. Lehrer, Pfarrer, Arzt, der Dorfpolizist und auch der Bürgermeister oder Ortsvorsteher, waren ohne wenn und aber Respektspersonen die auf einem Sockel standen der für uns lange Zeit nicht angekratzt und hinterfragt wurde. Der Zeit entsprechend waren wir befangen in den Nachwehen der Nazidiktatur, unsicher an der Demokratie und noch stark von Autoritäten geprägt. Hier sei dem Verfasser gestattet auf diese Lücke der Jugendarbeit in der lokalen

Geschichtsschreibung hinzuweisen. Hier war es Bernhard Michalski, der heimatvertriebene Kriegsteilnehmer aus Ratibor in Oberschlesien, der das Dilemma der Jugend nach dem Kriege erkannte und dem an einem Ausgleich und Austausch mit unseren Nachbarn und einer selbstbewussten Jugend gelegen war. Bernhard war schon in Ratibor stark von der verklärenden und schwärmerischen Jugendbewegung der Vorkriegszeit katholischer Prägung in Schlesien beeinflusst worden. Natur, Berge, Wasser, Wanderungen, natürliches Leben. Gesang und Volkslieder prägten die Gefühle diese Bewegung, die andererseits von den Nazis missbraucht wurde um die Jugend einzubinden. Hier wäre es ratsam sich einmal mit dem Dichter Stefan George und dem Georgekreis zu befassen, der diese Zeit zwischen den Weltkriegen verständlicher macht. Seine jüdischen Schulkameraden die ich später kennenlernen durfte und von denen einer im Israelischen Erziehungsministerium in leitender Position arbeitet, waren wie Bernhard durch diese Jugendbewegung tief geprägt worden. Bernhards Kriegserlebnisse u. a. in Polen waren für diesen jungen Katholiken einschneidend. Eines seiner Maximen war, daß nie wieder Krieg sein dürfte und Frieden zwischen den Menschen herrschen solle. Auf diesem Gerüst baute er mit Gleichgesinnten die Jugendarbeit im Kreise Bergheim nach dem Kriege auf. Kontakte, bedingt durch seine Singkreise in Bergheim und Bedburg sowie die internationale Bewegung auf der Bettmeralp/Wallis  in der Schweiz, konnte er schnell knüpfen.

 

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