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Rede von Gerd Friedt im Rahmen der Gedenkfeier 70 Jahre Kristallnacht am 9. Nov. 2008 und Buchpräsentation der "Carpena Judaica" in Kerpen

 

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Beschneidungsbuch hinterlassen. Infolge der antisemitischen Ausschreitungen 1847 in Blatzheim verließ er Blatzheim sowie Kerpen und wirkte in Köln noch 10 segensreiche Jahre als Vorsteher der dortigen jüdischen Gemeinde.

Jetzt retour in die Zeit Preussens nach 1815. Mag auch partiell die Situation der Juden befriedigend gewesen sein, so waren sie unter Preußens Verwaltung noch immer Bürger mit stark eingeschränkten Rechten. Durch die Interventionen von Abraham Oppenheim, Gustav von Mevissen und anderen Persönlichkeiten, nahm sich der preußische Landtag der Judenfrage in den neuen rheinischen Gebieten an. Seit 1812 waren die preußischen Juden gleichberechtigte Bürger, aber für die rheinischen Juden galten nach 1815 noch die Dekrete und Gesetze Napoleons. Unter Friedrich Wilhelm IV, gegen die Stimmen der meisten Minister und des Prinzen von Preußen, wurde am 5.8.1847 das "Gesetz über die Verhältnisse der Juden" verabschiedet. Auch dies war wieder ein Stück Fortschritt. Preussen genoss, wie es Adolf Silverberg bemerkte, grosse Verehrung unter den Juden. Es gab ihnen einklagbare Rechte und befreite sie vom Joch der rabbinischen Gerichtsbarkeit. Aber erst 1870/71 waren die Juden de jure und de facto wirklich gleichberechtigte Bürger.

 

 

Kerpen war nun Teil der Kreissynagogen- gemeinde Bergheim geworden. Die Gemeinde entwickelte sich mit den üblichen jüdischen Querelen dieser Zeit wie dies in allen Gemeinden der Umgebung zu beobachten war. Nur in Kerpen nahm die Anzahl der Gemeindemitglieder zu und nicht ab, wie dies in Bergheim, Bedburg und Elsdorf um 1900 zu beobachten war.

Kerpens Juden und ihre Nachkommen haben Spuren hinterlassen. Was haben die Kerpener Juden mit dem Goldrausch und Jack London, dem Untergang der Titanic, mit der Glykose Forschung, mit der Malerei und mit dem schwedischen auswärtigen Dienst zu tun ? Sie haben. So ist die Entwicklung von Victoria in Vancouver Island, Kanada, im 19. Jahrhundert, untrennbar mit den Namen Jacob Lenz und Simon Leiser aus Kerpen verbunden. Sie waren die Provider, die Lieferanten der Goldgräber, von denen Jack London in seinen Erzählungen berichtet. In der Glycose Forschung der 1930 Jahre war Prof. Karl Meyer aus Kerpen einer der weltweit führenden Köpfe. Er, der etliche Nobelpreisträger zu seinen Lehrern zählte verließ Deutschland 1930 und wandte sich 1933 via der Schweiz an die Columbia Universität in den USA. Der Stoff Hyaluron,

 

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