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Rede von Gerd Friedt im Rahmen der Gedenkfeier 70 Jahre Kristallnacht am 9. Nov. 2008 und Buchpräsentation der "Carpena Judaica" in Kerpen

 

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Über die Medizin gelangte er zur Chemie. Mit seinem Namen ist der „Karl Meyer Preis" verbunden, welcher jährlich für hervorragende Leistungen der Glycogen-forschung vergeben wird. Dass der Enkel des Hirsch Löwenwarter aus Kerpen, einer der Überlebenden der Titanic war darf hier angemerkt werden. Erinnert sei auch an die Malerin Helga Leiser, Hamburg - Stockholm und deren Tochter Winni Fejne, Schwedens Generalkonsulin in Guangzhou, Guangdong Province, Süd-China.

So war es nicht nur um Einige zu nennen, der Gesellenvater Kolping, der Komponist Karlheinz Stockhausen und die Schumacher Brüder, welche den Namen Kerpens in die Welt trugen. Nein, auch einige der Kerpener Juden legten für ihre Geburtsstadt Ehre ein. Auf Ihren Grabsteinen in Victoria und San Franzisko steht explizit geschrieben: born in Kerpen, geboren in Kerpen.

Kerpens Juden nahmen selbstverständlich als Soldaten am Krieg 1870/71 und am 1. Weltkrieg teil und die jüdische Gemeinschaft verlor 1914 bis 1918 zwei ihrer Mitglieder. In den Nachkriegswirren und den folgenden Hungerjahren waren es u. a. jüdische Kerpener Viehhändler, welche mit Billigung der Besatzungsmacht, 1920 die Bevölkerung mit Fleisch versorgten, welches sie in den unbesetzten Gebieten besorgen konnten.

Anno 1933 Beginn einer neuen Zeit, die tausend Jahre halten sollte. Ein Maler, ein einfacher Gefreiter, Adolf Hitler, ein charismatischer Redner aus Österreich schaffte den Sprung zum deutschen Reichskanzler.

 

 

Eine in allem Ernst unvorstellbare Karriere. Ohne diesen Mann wäre die Weltgeschichte anders verlaufen. Unglaublich und lachhaft, wenn wir heute seine Reden, Mimik und Gestik z. B., auf den Reichsparteitagen in Nürnberg, im Fernsehen sehen und anhören. Vielen, im Gegensatz zur Mehrheit des deutschen Volkes, verging aber sehr schnell das Lachen. Denen schnell das Lachen verging, meine Damen und Herren, dazu gehörte der jüdische Bevölkerungsteil, dem neben den deutschen Kommunisten und Sozialdemokraten seine folgenschwere Aufmerksamkeit galt. Für die judenfeindlichen Ereignisse der nächsten Jahre brauchte man nur in die Requisitenkammer abendländisch christlicher Geschichte zu greifen. Den Juden verächtlich machen, als komische Figur darstellen, ihn diskriminieren, als Volksschädling bezeichnen, ihn auf die Stufe des Ungeziefer stellen ( siehe dazu die Zeitung "Der Stürmer"). Was macht man mit Ungeziefer? Man vernichtet es. Man wollte das Judentum als Rasse, Volk und Religion vollständig vernichten.

Dies im Lande der Dichter und Denker, des Humanismus und der Aufklärung.

Ich frage mich immer wieder, was war so schlecht an den Juden, was haben sie Ihren Eltern meinen Damen und Herren und Ihren Großeltern getan, dass sie so behandelt wurden. Warum duldete man und beteiligte sich an der Schändung ihrer Gotteshäuser. Sie die Juden waren mit ihren Eltern und Grosseltern im Sportverein, in der Schützenbruderschaft,

 

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